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In Antwort auf #94412]
Hallo,
ich hoffe, dass ich mit meiner Vermutung nicht völlig daneben liege und auch die Frage richtig verstanden habe:
Ich denke, die Antwort liegt darin, dass bei flachem Sägen-Winkel eher die naturgemäß gerade Längsrichtung der Säge für die Präzision des Schnittes verantwortlich ist, bei 90 Grad fehlt diese Längsführung und die Säge macht das, was wir ihr mit mehr oder weniger guter Handfühung vorgeben (und auch, was die Gleichmässigkeit des Schliffs und der Schränkung macht!)
Ich denke, folgendes (fiktive) Beispiel veranschaulicht das, was ich gerade sagen wollte. Nehmen wir an, wir wollen ein dünnes Brettchen (z.B. Breite 10 cm, Dicke 0,5 cm) mit der Laubsäge ablängen. Laubsäge deshalb, weil sie ein extremes Verhältnis von Blatthöhe zu Blattlänge aufweist.
Wenn wir mit der Laubsäge im 90° Winkel zur Schmalseite ansetzen, also so, wie man typisch Laubsägearbeiten macht, dann muss man die Säge immer sehr genau nachführen, um einen geraden Schnitt hinzubekommen (Das ist ja eigentlich auch das Geheimnis der Laubsäge, dass man eben sehr enge Kurven sägen kann). Dass uns dabei die Säge nicht wirklicht verläuft, liegt natürlich an dieser guten Korrekturmöglichkeit der Laubsäge.
Jetzt machen wir den gleichen Ablängschnitt nochmal, setzen das Sägeblatt aber auf der Breitseite unseres Brettchens an (Wirklich nur in Gedanken, nicht dass uns jemand dabei zuschaut, wie wir mit der Laubsäge ein Brett ablängen...). Das heisst, das Sägeblatt schneidet jetzt über die ganze Breite des Brettchens. Wie soll dieser Schnitt (über die Breite) noch verlaufen können? Geht eigentlich nicht.
Und im Prinzip ist es doch mit jeder Säge genau so: je flacher der Winkel, desto positiver wirkt sich die natürliche Geradlinigkeit des Sägeblatts aus, besonders natürlich bei der gezogenen Japansäge.
Es mag ja unprofessionell sein, aber wenn ich etwas möglichst rechtwinklig und verlaufsfrei ablängen will, dann säge ich ringsrum auf allen vier Seiten in sehr flachem Winkel ein, um genau diesen Effekt auszunutzen.
Bernhard