Beobachtungen beim Sägen

[Christof Hartge]

Hallo Holzwerker,
villeicht gibt es jemand der Mir helfen kann:

Warum verlaufen japanische Sägen wenn sie im 90° Winkel zum Werkstück gehalten werden bei tiefern Schnitten. Hab das gerade selbst mit meiner Nokogiri bemerkt: Je flacher der Sägewinkel desto präziser die Schnittfläche.

Und noch eine Beobachtung: Nach einer Weile sägen fängt sie auf einmal wie verrückt zu beschleunigen. Als ob das Holz auf einmal aus Butter wäre. Woran liegt das ?

Viele Grüße, Christof.

[Henning Jeschke]

Hallo Christof
alle Sägen verlaufen wenn die Druckverhältnisse nicht stimmen. Diese Aussage gilt sowohl für Holz als auch für Metall, für europäische als auch für japanische Sägen!
Beim Sägen, egal ob auf Druck oder Zug, darf nur eine Kraft parallel zu den Zähnen ausgeübt werden! Verstösse von dieser Regel quittiert jede Säge mit einem Ausweichen, dh. Ändern der Sägerichtung. Und selbstverständlich gibt es feine Unterschiede zwischen Querholz und Langholz.
Vorschlag: mit stoische Ruhe üben , üben ...

Gruss Henning

[Christof Hartge]

Hallo Henning,
du hast vollkommen recht. Meine Frage geht aber in folgende Richtung: Ganz offensichtlich steht der Sägeweinkel in einem Zusammenhang mit der Präzision des Schnitttes. Warum tut er das?
Viele Grüße, Christof.

[Bernhard Dirr]

[In Antwort auf #94412]
Hallo,
ich hoffe, dass ich mit meiner Vermutung nicht völlig daneben liege und auch die Frage richtig verstanden habe:
Ich denke, die Antwort liegt darin, dass bei flachem Sägen-Winkel eher die naturgemäß gerade Längsrichtung der Säge für die Präzision des Schnittes verantwortlich ist, bei 90 Grad fehlt diese Längsführung und die Säge macht das, was wir ihr mit mehr oder weniger guter Handfühung vorgeben (und auch, was die Gleichmässigkeit des Schliffs und der Schränkung macht!)

Ich denke, folgendes (fiktive) Beispiel veranschaulicht das, was ich gerade sagen wollte. Nehmen wir an, wir wollen ein dünnes Brettchen (z.B. Breite 10 cm, Dicke 0,5 cm) mit der Laubsäge ablängen. Laubsäge deshalb, weil sie ein extremes Verhältnis von Blatthöhe zu Blattlänge aufweist.
Wenn wir mit der Laubsäge im 90° Winkel zur Schmalseite ansetzen, also so, wie man typisch Laubsägearbeiten macht, dann muss man die Säge immer sehr genau nachführen, um einen geraden Schnitt hinzubekommen (Das ist ja eigentlich auch das Geheimnis der Laubsäge, dass man eben sehr enge Kurven sägen kann). Dass uns dabei die Säge nicht wirklicht verläuft, liegt natürlich an dieser guten Korrekturmöglichkeit der Laubsäge.
Jetzt machen wir den gleichen Ablängschnitt nochmal, setzen das Sägeblatt aber auf der Breitseite unseres Brettchens an (Wirklich nur in Gedanken, nicht dass uns jemand dabei zuschaut, wie wir mit der Laubsäge ein Brett ablängen...). Das heisst, das Sägeblatt schneidet jetzt über die ganze Breite des Brettchens. Wie soll dieser Schnitt (über die Breite) noch verlaufen können? Geht eigentlich nicht.

Und im Prinzip ist es doch mit jeder Säge genau so: je flacher der Winkel, desto positiver wirkt sich die natürliche Geradlinigkeit des Sägeblatts aus, besonders natürlich bei der gezogenen Japansäge.

Es mag ja unprofessionell sein, aber wenn ich etwas möglichst rechtwinklig und verlaufsfrei ablängen will, dann säge ich ringsrum auf allen vier Seiten in sehr flachem Winkel ein, um genau diesen Effekt auszunutzen.

Bernhard

[Christof Hartge]

Hallo Bernhard,
das klingt sehr einleuchtend, wie du das beschreibst. Wahrscheinlich ist das der Zusammenhang von Sägewinkel und Präzision, den ich gesucht habe,
Vielen Dank, Christof.