Ziehklingen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Axel Rogge
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Ziehklingen

Beitrag von Axel Rogge »


Diejenigen unter Euch, die sich nicht gerne stundenlang mit Schleifpapier oder einer Schleifmaschine plagen, haben wahrscheinlich schon gute Erfahrungen mit Ziehklingen gemacht.

Bis zu welchem Korn können sie Schleifpapier ersetzen (so ca.)?
Was ist empfehlenswert?
Gibt es außer Lie-Nielsen noch andere Hersteller von Abziehklingen-Hobeln?
Wann macht so ein Hobel Sinn?

Vielen Dank für die Antworten im Voraus,
dickes Kompliment übrigens an Dieter Schmid für dieses sehr gute Forum und an alle Aktivisten für die z.T. sehr sehr hilfreichen Beiträge.
Axel

Walter Schneider

Re: Ziehklingen

Beitrag von Walter Schneider »


Hallo Axel,
ich benutze Ziehklingen hauptsächlich in dem von dir erwähnten Sinn. Mit Ziehklingenhobeln habe ich selbst keine Erfahrung, erwäge aber die Anschaffung. Lt. Katalogbeschreibung soll es ein großer Vorteil sein, daß man mit ihnen, im Gegensatz zum freihändigen Führen, auch völlig plane Flächen erzeugen kann.
Ziehklingenhobel gibt es bei Dieter (ganz oben rechts) den Kunz #12 und # 112, bei Dick-GmbH den Kunz # 80. Falls du schon im Besitz eines Metallhobels # 4 - 8 bist, wäre eventuell der Ziehklingenkonvertierungssatz von Veritas, ebenfalls bei Dick, interessant. Da wird einfach das Messer gegen den Ziehklingeneinsatz ausgetauscht.
Viele Grüße Walter

Wolfgang Jordan
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Re: Ziehklingen

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Axel,

ich würde nicht die Ziehklinge oder den Ziehklingenhobel als Ersatz für Schleifpapier ansehen, sondern den Putzhobel. Schleifpapier, das eine ähnlich glänzende Oberfläche hinterläßt, hat eine Körnung mit einer vier- oder gar fünfstelligen Nummer (das gibt es!).

Die Ziehklinge kommt dann zum Einsatz, wenn selbst ein gut geschärfter Putzhobel noch Ausrisse hinterläßt, also z. B. bei wilder Maserung oder wenn man beim Verleimen einer Platte nicht auf den Faserverlauf geachtet hat (DAMHIKT). Die Oberfläche wird damit nicht ganz so gut wie mit dem Putzhobel, aber mit einem 240er Schleifpapier kann sie es schon aufnehmen.

Für kleinere Nacharbeiten reicht eine einfache (und billige) Ziehklinge aus. Einen Ziehklingenhobel braucht man wohl nur, wenn man öfter größere Flächen damit bearbeiten will.

Hersteller von Ziehklingenhobeln ist z. B. die Firma Tresselt-Schlüter, das ist die Nachfolgefirma von Gustav Kunz (http://home.t-online.de/home/tresselt-kunz/kunz-tsm.htm). Deren Hobel hat Dieter im Programm. Auch von anderen Herstellern wie Stanley oder Record sollten diese Hobel zu bekommen sein. Zur Qualität der jeweiligen Produkte kann ich nichts sagen.

Grundsätzlich gilt noch, daß auch eine Ziehklinge sorgfältig vorbereitet werden will. Sie muß sehr feine Späne erzeugen, keinen Staub. Und für Weichholz sind Ziehklingen nicht geeignet.

Gruß, Wolfgang

Christof Hartge
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Re: Ziehklingen

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #94322]
Hallo Axel,
mit den Hobeln habe ich keine Erfahrungen. Ziehklingen selber sind ein sehr nützliches, billiges und vieseitiges Werzeug. Je härter das Holz desto besser. Leider funktionieren sie deshalb weniger gut oder gar nicht auf Nadelhölzern (ausprobieren lohnt aber). Wunder aller Wunder: Pockholz läßt sich damit ausrißfrei bearbeiten.

Viele Grüße, Christof.

Axel Rogge
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Re: Ziehklingen

Beitrag von Axel Rogge »


Danke vielmals!

Auf den Putzhobel bin ich noch gar nicht gekommen. Funktioniert der auch bei größeren und/oder furnierten Flächen? Ich plane zur Zeit ein Kinderbett mit einer großen Rückwand und 2 Seitenwänden aus (sorry -) Multiplex und scheue schon jetzt die Schleiferei...

Viele Grüße,
Axel

Christof Hartge
Beiträge: 1258
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Re: Ziehklingen

Beitrag von Christof Hartge »


An sich ist das genau das Anwendungsgebiet eines Putzhobels. Es gibt viele heimische Hölzer auf denen er eine unvergleichliche Oberfläche hinterläßt- Bei furnierten Flächen wäre ich prinzipiell vorsichtig mit dem Putzhobel, obwohl es geht. Es braucht allerdings auch Übung. Der Putzhobel ist nicht der Hobel, den man sich als ersten anschaffen sollte. Am besten funktioniert er, wenn man nur nioch spinnwebenartige Feinstspäne mit ihm abhebt.
Viele Grüße, Christof.

Oliver Montue
Beiträge: 124
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Ziehklingen

Beitrag von Oliver Montue »

[In Antwort auf #94322]
Hallo Axel,

ich möchte mich meinen Vorrednern weitestgehend anschließen. Ich empfehle Dir erstmal die Anschaffung von Handziehklingen in unterschiedlicher Dicke. Du brauchst weiterhin eine Feile und einen Ziehklingenstahl, mit dem man den Grat anzieht. Die Fähigkeit eine Ziehklinge zu schärfen ist Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz. Nur wenn Du mit der Handziehklinge umgehen kannst, wird Dir ein Ziehklingenhobel nutzen. Die komplizierteren Modelle sollen sowieso nicht jedermanns Sache sein. Ich selber habe die #80, bevorzuge aber den reinen Handbetrieb für kleinere Sachen. Die Ziehklinge ist übrigens hervorragend geeignet alte Farb/Lackschichten abzutragen.

Beste Grüße,
Oliver

Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Ziehklingen

Beitrag von Christian Aufreiter »

[In Antwort auf #94322]
Hallo Axel,

ich habe eine ganz gewöhnliche Ziehklinge, mit der ich - von Zeit zu Zeit - durchaus passable Resultate erzielen kann. Einen Ziehklingenhobel habe ich noch nie verwendet, wie bereits von anderen erwähnt, dürfte sich diese besonders für große Flächen eigenen, da man vermutlich exakter damit arbeiten und die Oberfläche nicht so leicht uneben werden kann.
Ob und wie weit Ziehklingen tatsächlich Schleifpapier ersetzten können, ist eine andere Sache.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich zB bei Weichholz mit der Ziehklinge (speziell in der Nähe von Ästen) keine optimale Oberfläche erzielen lässt. Vielleicht liegt's auch an mir oder an der Form der Grates bzw. der Schärfe der Klinge. Da war die Oberflächenqualität bei Verwendung von Putz- und sogar Doppelhobel stellenweise besser.
Meines Wissens werden beim Arbeiten mit der Ziehklinge die Fasern des Holzes etwas "aufgestellt", im Gegensatz zur Verwendung von Schleifpapier. Also würde ich grundsätzlich empfehlen vor allem bei Oberflächenbehandlungen, die einen glatten, geschlossenen Untergrund erfordern, einen Finish-Schliff durchzuführen. Wenn man Porenfüller od. Ähnliches verarbeitet, wird man um's Schleifen sowieso nicht herumkommen.

Multiplex hobeln, ich weiß nicht, ob das recht gut gehen wird. Versuch's am besten vorher an einem Reststück. Die Furnierschichten sind relativ dünn und wenn man nicht genug aufpasst oder eine zu große Spanstärke wählt, kann's wahrscheinlich schnell daneben gehen. So einen "Hacker" vom Hobel wird man nicht so leicht wieder los, da kann ich aus Erfahrung sprechen;-)
Außerdem habe - zumindest ich - Probleme beim Hobeln von größeren Flächen, speziell, wenn - wie bei deinem Multiplex - die Oberfläche schon plan ist.

Ob die Ziehklinge wirklich - in deinem Fall - das Schleifpapier ersetzen sollte, bezweifle ich.
Welche "Schleifwerkzeuge" stehen dir zur Verfügung?
Von Hand Schleifen macht sicher keinen Spaß und ist außerdem ziemlich mühsam. Die Arbeit mit der Ziehklinge ist aber mindestens genauso anstrengend und "kraftraubend" auf Dauer.

Mit meinem Exzenterschleifer habe ich auch eine glänzende, absolut glatte Oberfläche erreichen können. Sorry für diese Bemerkung. Aber ich finde, dass man - wo es sinnvoll und möglich ist - auch mal zum E-Werkzeug greifen kann oder soll.

Herzliche Grüße

Christian

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Ziehklingen

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #94326]
Hallo Axel,
ja, man kann durchaus mit einem Putzhobel eine furnierte Fläche putzen, Multiplex natürlich auch.
Auf der Schnittkante (wo viel Leim drin ist) wird das Eisen allerdings ziemlich leiden.
Wenn Du überhaupt noch keine Erfahrung mit einem Putzhobel hast, ist es vielleicht keine so gute Idee, mit so großen Flächen anzufangen. Wenn Du Dich aber rantraust (es geht ganz toll!): besorge Dir lieber einen alten ordentlichen Hobel als einen schlechten billigen neuen (die mit den Plastikgriffen). Ich habe meinen Lieblingsputzhobel, einen etwa 70 Jahre alten Stanley #4, für 27 Dollar von ebay. Alte Hobel aus Holz, wenn sie nicht zu verschlissen sind, gehen natürlich auch und genauso gut.

Friedrich

Axel Rogge
Beiträge: 315
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Ziehklingen

Beitrag von Axel Rogge »


Hi Christian, ich verwende beim Schleifen großer Flächen einen Schwingschleifer (Neander : jaaa, ist ja schon gut), der zwar erträgliche aber keine wirklich guten Ergebnisse erzielt. Vielleicht wäre eine Kombination von Putzhobel (statt 180er-240er Schleifpapier) zum Aufrichten der Fasern und 400er Schleifpapier das Richtige. Es kann aber auch gerne an der Maschine liegen, da man meiner Meinung nach damit die abgeschliffenen Teilchen wieder ins Holz drückt und sie beim lasieren wieder raufholt. Ich werde es also mal ausprobieren und Bescheid geben - setzt nur noch voraus, daß ich an einen Putzhobel komme. Aber ich vermute mal, daß ich da eine professionelle und zuverlässige Quelle kenne :-)

Viele Grüße,
Axel.

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