Neuer Beitrag im Schärfprojekt

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Dieter Schmid
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Registriert: Di 25. Sep 2018, 21:10
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Neuer Beitrag im Schärfprojekt

Beitrag von Dieter Schmid »


Friedrich Kollenrott hat einen neuen Beitrag geschrieben über
"Die Schneide von Hobeln und Stecheisen"
ab sofort zu sehen unter:

http://www.woodworking.de/schaerfprojekt/schneide1.html

Es handelt sich um eine grundlegende Einführung - sehr empfehlenswert.

Erstaunlich ist, daß er auf eine gerade Fase keinen Wert legt. Ich hatte immer das Gefühl, mit einer balligen Fase nicht ordentlich arbeiten zu können und propagiere daher die gerade Fase. In der Regel nehme ich eine Schleifführung. Bei dünnen Eisen ist es fast unmöglich, ohne Schleifführung die Fase gerade zu halten, geschweige denn, sie herzustellen. Bei dicken japanischen Eisen kann man die gerade Fase zumindest aufrechterhalten, indem man dabei immer kräftig mit dem Finger auf den unteren Teil der Spiegelseite drückt und damit der Fase die Möglichkeit nimmt, auf der Schleiffläche zu kippeln.

Viel Spaß beim Lesen
Dieter



Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Neuer Beitrag im Schärfprojekt

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Dieter,
durch Friedrichs Artikel habe ich mich noch nicht ganz durchgearbeitet. Nur schon mal eine Anmerkung zu der balligen Fase: Ich meine, eine ballige Fase ist nicht als schlimm anzusehen , solange der Fehler beim nächsten Schärfen ohne Erhöhung des Winkeln und ohne viel Zeitaufwand wieder ausgeglichen werden kann. Wenn man freihand schärft wird immer Spielraum bleiben, nur muß er klein bleiben.
Viele Grüße, Christof.

Bernhard Dirr
Beiträge: 91
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Neuer Beitrag im Schärfprojekt

Beitrag von Bernhard Dirr »


Super Beitrag! Muss ich gleich nochmal in Ruhe lesen.
Zum Thema ballige Fase: Halte ich technisch für völlig unproblematisch, stört mich persönlich nur optisch. Genau betrachtet ist eine zweite Microfase auch nicht wirklich was anderes als eine ballige Fase.

Was mich mal interessieren würde: Hat jemand von Euch Erfahrungen mit einer Tormek, am besten mit der großen? Ist der Schliff vergleichbar gut wie mit einem japanischen Wasserstein, etwa 1000/6000? Oder muss ich dann immer noch zum Abziehen auf einen Wasserstein? Lassen sich mit der Tormek auch größere Scharten rausschleifen?

Wie Ihr seht: ich denke schon an mein nächstes Weihnachtsgeschenk....

Gruß, Bernhard

Martin Eichler

Re: Neuer Beitrag im Schärfprojekt

Beitrag von Martin Eichler »


ich schleife in der Regel nur auf der großen Tormek, meine Ansprüche sind aber sicher nicht extrem hoch. Der Vorteil der Tormek liegt für mich in der Geschwindigkeit, in der ich Scharten durch übersehene Nägel oder mißbräuchliche Benutzung wieder korrigieren kann. Durch den immer gleichen Winkel, der sich schnell wiederfinden läßt, ist sowas eine Sache von 1 bis 2 Minuten. Die größte Stärke, wie ich finde, hat die Tormek bei Drehröhren, Hohlbeiteln und ähnlich geformten Werkzeugen durch spezielle Einspannvorrichtungen, die das Schärfen doch sehr erleichtern.
Gruß Martin

Oliver Montue
Beiträge: 124
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Neuer Beitrag im Schärfprojekt

Beitrag von Oliver Montue »

[In Antwort auf #94296]
Ein wirklich toller und lesenswerter Beitrag. Großes Lob für Friedrich!!!!!

Die Balligkeit des Hobeleisens wirkt sich auf den Freiwinkel aus. Je höher der Schnittwinkel ist, desto geringer wirkt sich die Balligkeit aus, sofern noch ca. 10° Freiwinkel übrig sind. Dicke Eisen, zb. für Krenov Hobel, schleife ich auf der Maschine hohl und ziehe sie dann freihändig ab. Die breite Fase mit den beiden Auflagepunkten ermöglichen dann auch einem Grobmotoriker wie mir den Schleifwinkel zu halten. Apropos, ich schleife mit der Maschine trocken, aber bleibe von der Schneide weg. Die Maschine höhlt also nur die Fase aus. Bei dünneren Eisen bevorzuge ich auch die Schleifführung.

Ein enges Hobelmaul ist für mich wesentlich wichtiger, als ein Spanbrecher. Bei meinem Record Putzhobel habe ich das Maul so eng eingestellt, wie ich konnte und den Spanbrecher so weit zurückgestellt, wie möglich, da ansonsten der Hobel verstopft. Das Ergebnis ist deutlich besser, als bei einem eng stehenden Spanbrecher und weiterem Hobelmaul. Beides gleichzeitig eng einzustellen führt nur zum Verstopfen. Ich habe meinen Krenov Hobel sogar so umgebaut, daß er ohne Spanbrecher arbeitet und konnte auch keinen Nachteil feststellen. Ein dickes Eisen braucht auch keinen Spanbrecher, da es weniger vibriert als ein dünnes. Der Spanbrecher hat wohl dann eher die Funktion die Vibration zu dämpfen.

Beste Grüße,
Oliver

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Klappe

Beitrag von Christof Hartge »


Also erstmal an Friedrich:
Vielen Dank für deine ausführlichen und gut lesbaren erklärungen und vor allem die tollen Zeichnungen (hast du die selber gemacht ?). Ich selber bin auch nahezu fertig mit meinem Kapitel.
Zur Klappe: So ganz klar war mir nicht, daß die Klappe selber eine regelrechte 90° Stufe zum Eisen hat. Ich hab gerade mein Putzhobeleisen in Arbeit da werde ich das gerade mal ausprobieren.

Ich vermute, wie Oliver, dass die dämpfende Funktion eines Hobeleisens weitaus höher ist, als seine spanbrechende. Schlielich unterstützt eine Klappe gerade da, wo daß Eisen am schwächsten ist, unabhängig von der Ausgangsstärke. Auch wahr ist daß der Stoß deutlich mehr Kraft braucht, wenn die Klappe knapp eingestellt ist. Unerheblich bei einem Putzhobel, schlecht für eine Rauhbank.
Die Hobelmaulweite spielt manchmal eine Riesenrolle und dann wieder keine. Man muß da spielen. Manchmal hinterläßt mein Doppelhobel mit großem Maul die schönste Oberfläche (Nadelholz). Weiß der Geiser warum.

Viele Grüße, Christof.

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Neuer Beitrag im Schärfprojekt

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #94296]
Erst einmal vielen Dank für die freundliche Aufname meiner kleinen Abhandlung. Jetzt wünsche ich mir, dass auch andere Autoren hinzukommen, wie von Christof schon angekündigt. Wäre toll, Christof!
Zu den sachlichen Anmerkungen: Die ballige Fase ist m.E. harmlos, solange der Keilwinkel vorne an der Schneide halbwegs korrekt bleibt. Es darf nur nicht passieren, dass man beim Abziehen schaukelt und an der Schneide den Keilwinkel deutlich vergrößert. Passiert aber gern und schnell!
Die Klappe hat, soweit ich das bisher gesehen habe, an der Schneide ganz unterschiedliche Profile: Bei den amerikanischen (Stanley) Hobeln ein Bogen, wie er sich aus dem Biegen des Bleches ergibt. Bei ECE (alt) eine Fase mit einer zweiten, steileren ganz vorn. Ob es einen Unterschied macht? Sicher ist, dass die Klappe das Eisen versteift (indem sie es verspannt) und auch Schwingungen dämpft. Dazu ist sie eigentlich auch zweckmäßig konstruiert: Bei einem Verbiegen des Eisens kommt es sofort zu einem Gleiten der Klappe auf dem Eisen mit dazugehöriger Reibung und Energievernichtung.
Man merkt aber auch schon aus Euren Meinungen: Es gibt einen weiten Bereich, wo die letzten Beweise fehlen (und auch fehlen dürfen). Die Versuchsreihe, die erforderlich wäre, um endgültig zu klären, ob denn Klappe oder enges Maul bessere Ergebnisse bringen, können wir alle nicht leisten.
Noch zum Schleifen selbst: Ich schleife (auf Wassersteinen) ausschließlich freihändig, auch die dünnen Eisen und auch die breiten bis zum 67er Eisen. Meine (veritas) Schleifführung benutze ich schon lange nicht mehr, kontrolliere nur noch mit der dazugehörigen Lehre ab und zu den Winkel. Es ist mir einfach zu umständlich, und es geht wirklich sehr gut ohne, wenn man sich klar macht, dass eine leichte Balligkeit doch gar nicht schadet. Wichtig dabei: Ich erzeuge beim Abziehen immer eine (ganz schmale!) zweite Fase. Dann geht es richtig schnell, und zum Wackeln hat man gar keine Zeit. Ein großes Problem ist doch sonst, dass man beim Abziehen der Fase den Winkel nicht genau trifft und minutenlang herumeiert.
Als letztes noch zur Schleifführung: Ich hatte den Eindruck, dass die Rolle den Stein sehr schnell aushöhlte (wäre auch denkbar, es gibt das Rollen als Verfahren zum Abrichten von Schleifsteinen!). Jedenfalls waren meine Steine bei Verwendung der Führung immer sehr schnell hohl, in der Mitte, dort wo die Rolle läuft.

Friedrich

Thomas Uhlemann

Re: Neuer Beitrag im Schärfprojekt

Beitrag von Thomas Uhlemann »


Hallo Friedrich,
habe Deinen Beitrag mit viel Interesse und Freude gelesen. Bei mir als Anfänger haben sich auch einige "Aha-Effekte" eingestellt, z.B. ist mir nun klar, daß die Schneiden an Stemmeisen und Hobeleisen eben nicht identisch sein müssen.
Als Anfänger verwende ich ausnahmslos eine Schleifführung und ziehe dann bei Hobeleisen die von Dir erwähnte zweite Fase an. Dies tue ich - obwohl ich schon verstanden habe, das eine ballige Fase unschädlich ist - weil ich sonst gar nicht wüsste, wie ich den gewünschten Winkel erreiche.
Übrigens 'ausnahmslos eine Schleifführung' stimmt nur für gerade Schneiden, viel mehr Probleme habe ich mit den Schneiden von Hohlbeiteln, Schnitzmessern und Co. Das geht mit den Bildhauerschärfsteinen so einigermaßen aber bez. exakten Winkeln bin ich mir immer unsicher.

Viele Grüße aus Berlin und Danke für Deine Aufsätze

Thomas


Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Zur Rolle

Beitrag von Christof Hartge »


In der Tat, die Veritas Schleifführung ist nicht so toll für Wassersteine. Ich habe dieselbe Erfahrung gemacht was die Aushöhlung betrifft.
Es ist sehr wichtig, daß man während des Schleifens den Stein gleichmäßig über die Ränder hinaus abnutzt (oval oder in 8 er Form über den Stein fahren). Mit einer Spurtreuen Schleifführung ist das schwierig.
Viele Grüße, Christof.

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