Zinken-Problem

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Christof Hartge
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Zinken-Problem

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo zusammen,
inzwischen bin ich soweit daß die Wangen meiner Zinken und Schwalbenschwänze ganz ordentlich werden. Ärgerlich luftig aber ist immer noch der Grund, insbesondere der Schwalbenschwänze. Die Zinken wollen einfach nicht satt anliegen. Nur mit viel Mühe und langwieriger Nacharbeit läßt sich das Problem vermindern. Gebt mir doch mal Tips, wie sich der Fehler vermeiden ließe.

Viele Grüße, Christof.

Wolfgang Jordan
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Re: Zinken-Problem

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Christof,

also mal vorausgesetzt, daß du genau anreißt und exakt am Riß abstichst, kann die Verbindung eigentlich nur perfekt werden. Wenn an dieser Stelle Lücken auftreten, kann ich mir zwei Gründe dafür vorstellen:
- du setzt von Anfang an den Beitel genau am Riß auf. Dann wird der Beitel durch die auf die Fase wirkenden Kräfte rückwärts (also zur Spiegelseite hin) in das Holz gedrückt, das stehen bleiben soll. Besonders bei Weichholz kann man sich so schöne Lücken erzeugen. Also setzt man beim Ausstemmen des Abfalls den Beitel ein kleines Stück vor den Riß (ein halber Millimeter genügt) und sticht erst nach Entfernen des Abfalls den Zinkengrund genau am Riß ab.
- eine andere Möglichkeit wäre, daß die Stirnseite nicht genau rechtwinklig zur Brettoberfläche ist. Dann entstehen beim Anreißen Abweichungen zwischen den beiden Flächen, die beim Zusammenbauen Probleme bringen.

Es wird gelegentlich empfohlen, den Grund der Lücken etwas konkav zu arbeiten, um sicher zu gehen, daß die Verbindung an den Oberflächen sauber paßt. Das sollte man aber nicht übertreiben. Vor allem, wenn die Oberfläche nochmal nachgehobelt wird, können sonst unschöne Lücken auftreten.

Ansonsten solltest du vielleicht mal genauer beschreiben, worin dein Problem besteht. Zum Beispiel was du nacharbeiten mußt, um die Lücken zu schließen.

Gruß, Wolfgang

Christof Hartge
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Re: Zinken-Problem

Beitrag von Christof Hartge »


Hmmm,

also nacharbeiten: mittels Lichteinfall kontrolliere ich den den Zinkengrund, manchmal ist da ein Grat stehengeblieben. Das verrückte ist ja, daß das bißchen das die unschöne Lücke ausmacht oben auch übersteht, als würde es aus irgendeinem Grund nicht richtig hineinrutschen.

Da ich mit so einem halben Weichholz arbeite (Lärche) kanne es schon sein, daß da der Fehler liegt.
Aber ich bin auch noch beim Anreißen nicht fertig: Also ich stelle die Bretter winklig aufeinander und benutze die Reißnadel. Vielleicht ist das schon ein Fehler. Quer zur Maserung wird der Strich zu dick. Ich werde für diesen Riß mal das Messer nehmen und außerdem ein bißchen stehen lassen;
mal sehen, was passiert.

Viele Grüße, Christof.

Friedrich Kollenrott
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Re: Zinken-Problem

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #94150]
Christof,
wichtig ist, dass man sich klarmacht: Es besteht immer ein Zusammenhang zwischen der Passung der Schwalbenschwänze und der am Grund. Wenn die Schwalbenschwänze stramm sitzen, drücken sie den Grund ganz von alleine zusammen (klappt bei mir bisher auch nur mit Glück, da muss man eben üben). Auf jeden Fall ist natürlich zu vermeiden, dass man mehr abnimmt als angezeichnet, wie Wolfgang beschreibt. Aber auch wenn Du den Grund exakt fertigst: nur wenn auch die Schwalben exakt passen, bleibt der Grund geschlossen. Und wenn Du an den Schwalben mühsam nachputzt, verbesserst Du die Pagenauigkeit der Schwalben, aber unten ist dann eine Lücke. Die Schwalbenschwanzverbindung wie in der Tischlerei üblich ist eben (technisch gesehen)eine fragwürdige Konstruktion und funktioniert nur, weil das Holz klug ist und sich elastisch verhält.Das Ideal wäre eben, dass alles gleich passt wie angerissen. Manchmal klappt es ja auch.

Friedrich

Eckhard Pohlmann
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Re: Zinken-Problem *MIT BILD*

Beitrag von Eckhard Pohlmann »

[In Antwort auf #94150]
Hallo Christof,

ich habe gelernt (VHS), dass der Tischler vor dem Stemmen den Riß im Bereich des Abfalls mit dem Beitel einkerbt. Erst senkrecht auf dem Riß, dann schräg dagegen. Anschließend weiter so wie Wolfgang es beschrieben hat.

Bei dieser Methode gibt es einen exakten Grund, muß einfach passen ;-)


Wolfgang Jordan
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Re: Zinken-Problem

Beitrag von Wolfgang Jordan »

[In Antwort auf #94152]
Hallo Christof,

wenn ich deine Prozedur richtig interpretiere, dann fertigst du zuerst die Zinken und zeichnest dann damit die Schwalbenschwänze an? Ohne vorher die Brettdicke des Zinkenbrettes am Schwalbenbrett anzureißen? Eigentlich reißt man auf beiden Brettern die Dicke des jeweils anderen Brettes mit dem Streichmaß an. Ich habe das Wheel Marking Gauge von Veritas, das macht eine saubere Linie quer zur Maserung, in der ich den Stechbeitel ansetzen kann. Von den Zinken werden später nur die Wangenlinien übernommen, aber da hast du ja kein Problem. Ob man diese Linien mit dem Messer, der Reißnadel oder dem Bleistift zieht, macht keinen Unterschied, wenn man die Breite der Linien beim Sägen entsprechend berücksichtigt.

Gruß, Wolfgang

Oliver Montue
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Re: Zinken-Problem

Beitrag von Oliver Montue »

[In Antwort auf #94150]
Hallo Christof,

eine andere Möglichkeit liegt darin, daß ein Brett nicht ganz plan ist. Wenn es auch nur eine leichte Wölbung hat, gibt es zwangsläufig Lücken. Sägemehl mit Leim vermischt, kann aber helfen diese Lücken zu schließen. Ist nicht perfekt, aber schließlich ist es auch Handarbeit.

Beste Grüße,
Oliver

Christof Hartge
Beiträge: 1258
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Re: Zinken-Problem

Beitrag von Christof Hartge »


Oh,
im Lückenschließen bin ich gut. Ähm ja, trotzdem habe ich die Vorstellung der Grund möge jetzt eben so satt schließen, die die Wangen. Es steht mir wohl noch Übung bevor ... . Brettwölbung ist eine gute Idee, aber in dem fall ist es 80 x 60 X 4 cm Lärchenholz. Das ist es nicht.

Viele Grüße, Christof

Christof Hartge
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Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Ich glaube ihr habt's getroffen

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #94150]
Ich habe mir meine bisherigen zwei Verbindungen angeschaut. Und es scheint tatsächlich so zu sein, wie ihr vermutet habt: Die horizontale Linie ist nicht genau abgestochen obwohl ich den Beitel dort angesetzt habe. Vermutlich hat sich das Holz wie Wolfgang meinte, dort eingedrückt. Möglicherweise hat auch ein zu schmales Stemmeisen zum Fehler beigetragen.
Also ich werde es bei den nächsten zwei Verbindungen so versuchen: Wangen einsägen, Abfall grob mit der Laubsäge entfernen. Brett flach auf die Hobelbank, Grund vorstechen, wie von Eckhard beschrieben, Brett senkrecht in die Vorderzange Grund ausputzen. Was meint ihr dazu ?

Vielen Danka für alle Beiträge und viele Grüße, Christof.

Wolfgang Jordan
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Re: Ich glaube ihr habt's getroffen

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Wenn du den Abfall schon ausgesägt hast, müßtest du eigentlich direkt am Riß abstechen können, ohne nochmal vorzustechen. Der restliche Abfall bietet nicht mehr genug Widerstand, um den Stechbeitel nach hinten zu verschieben. Wenn du mit Messer oder Streichmaß (mit schneidender Spitze) angerissen hast, hast du bereits eine Vertiefung, in der du den Stechbeitel ansetzen kannst. Das wird auch in Weichholz sehr sauber.

Eine sehr gute Sammlung von Anleitungen und Tips nicht nur über Schwalbenschwanzverbindungen gibt's bei Jeff Gorman: http://www.millard.demon.co.uk/dovetails/dovetailindex.htm.

Gruß, Wolfgang

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