Neues von Berthold! WOW!

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Oliver Montué

Neues von Berthold! WOW!

Beitrag von Oliver Montué »


Hallo Freunde,

http://www.b-cremer.de/Holz/Schreinerarbeiten/Notenpulte/notenpulte.html

Berthold hat wieder ein neues Projekt fertig! Nicht die reine Neanderthaler-Lehre, aber auch wir kommen ausreichend auf unsere Kosten. Modifizierte Hobel, tolle Bilder und ausführliche Beschreibung....! Was will man mehr?

Berthold, das ist wirklich klasse! Dickes Kompliment von meiner Seite.

Gruß,
Oliver

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Neues von Berthold! WOW!

Beitrag von Christof Hartge »


Besonders beeindruckt bin ich von der sechskant Teleskopstange an dem Notenständer. Eine gute, durchdachte Idee.

Viele Grüße, Christof.

Berthold Cremer
Beiträge: 726
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Die reine Neanderthaler-Lehre?

Beitrag von Berthold Cremer »


Danke Oliver und Christof, für das Lob.

Zur Erklärung für alle: Ich weiß, daß Links zu privaten Hompages hier nicht gern gesehen werden. Dennoch dachte ich, daß es hier Leser gibt, die gerne mal meinen Bericht sehen würden. Desshalb habe ich Oliver gefragt, ob das in Ordnung ist. Nun hat er den Link veröffentlicht. DANKE Oliver!

Die reine Neanderthaler-Lehre!?

An dieser Stelle möchte ich meine Erfahrungen mit Maschinen und Handwerkszeugen schildern.
Es ist außerordentlich befriedigend, mit einen Handhobel aus einem rohem Stück Holz ein glattes maßhaltiges Brett oder Kantholz zu hoben. Der Einsatz vom Schropphobel über Schlichthobel und Rauhbank bis zum Reformputzhobel macht einfach nur Freude. Zu sehen, zu spüren, zu hören und zu riechen, wie das Holz aus dem Hobelkasten rollt, ist einfach ein schönes Erlebnis. Auch die Oberfläche ist anschließend so glatt, wie man es mit keiner maschinellen Bearbeitung erreicht.

Dennoch sprechen für mich auch Gründe für die Verwendeung von Maschinen. Wenn man sich ein größeres Projekt vornimmt, kann man ohne zeitsparende Maschinen schnell die Freude verlieren.

Die Arbeit an den Notenpulten macht dies deutlich. Es sollten 6 Notenpulte in wenigen Wochen gebaut werden. Die Zeit hätte einfach nicht gereicht, die Buche von Hand aufzusägen und alle Teile von Hand zu hobeln.
Also wurde das Holz mit der Kreissäge geschnitten.

Bislang habe ich nur von Hand gehobelt. Es ist für mich mittlerweile kein Problem mehr, ein Brett oder eine Leiste mit Handhobeln winklig auf ein gewünschtes Maß zu bringen. Nun kaufte ich mir aber eine kleine Abricht-Dicken Hobelmaschine mit 180 mm Breite. Diese Maschine half mir, das Material in kurzer Zeit auf das geforderte Maß zu bringen. Leider ist die mit Maschinen gehobelte Oberfläche nicht so schön, wie eine von Hand gehobelte. So mußte doch noch viel mit dem Handhobel nachgearbeitet werden.

Wie ich die Profile ohne Oberfräse an die Notenplatte hätte anbringen können hätte ich auch nicht gewußt. Hätte man wirklich alle Profile mit Handhobeln anstoßen können? Auch die Gehrungen in 14mm starkes Material hätte ich nicht so gut mit Schlitz und Zapfen hinbekommen. Ich habe halt Lamellos genommen.

Also ich bekenne offen, daß ich mit dieser Arbeit die gegen die Zunft der Neanderthaler verstoßen habe, aber ich bereue es nicht, denn die Arbeit hat dennoch viel Freude gemacht, und es ist doch auch ein recht zufriedenstellendes Ergebnis dabei herausgekommen.

Ich für meinen Teil liebe die Arbeit mit alten Werkzeugen und setze diese in Verbindung mit modernen Maschinen ein, damit ich in absehbarer Zeit zu einem schönen Resultat komme.

Und wie macht ihr Eure Arbeiten? Nutzt Ihr wirklich den Strom in Eurer Werkstatt nur fürs Licht?

Gruß
Berthold


Th.Paulke

Re: Die reine Neanderthaler-Lehre?

Beitrag von Th.Paulke »


Hallo Berthold !

Du spricht mir aus der Seele. Ich glaube die anderen sehen es auch nicht so verbissen. Es ist immer eine Frage, was man mit welchem Zeitaufwand fertig bekommen will.
Natürlich ist auch viel Wissen verloren gegangen und man kann mit Handwerkzeugen auch schnell arbeiten und viel schaffen.
Vielleicht können wir vielen Leuten vor Fehlkäufen bewahren. Bei mir liegt auch noch ein elektr. Handhobel rum, den ich jetzt vielleicht für Dachsparren zum Vorhobeln wieder mal benutzen werde.
Vielleicht wäre wie die Schärfanleitung mal so eine Übersicht sinnvoll, was man für ein einfaches Projekt so an Werkzeug incl. Schärfmittel braucht.
Vielleicht wäre auch so eine spezielle Projekterubrik ganz sinvoll ???
Hut ab noch vor Deinen schönen Arbeiten. Du machst ja wirklich aus Sch.. bzw. Abfall Gold.
Die Neandertalerbezeichnung ist glaube ich im englischen Sprachraum entstanden.
Da müßte man dort nach den Urhebern suchen. Ansonsten wäre so ne Art "amish"
( weiß nicht wie das geschrieben wird) People die richtigere Bezeichnung.Im russischen nennt sich das altgläubige Menschen.

Gruß Thomas

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Die reine Neanderthaler-Lehre?

Beitrag von Christof Hartge »


"Reine Lehre" führt meist direkt in die Irrlehre. Klingt komisch, wissen aber alle, die sich mit Geistesgeschichte beschäftigen. Also Berthold, ich bin mit dir ganz einer Meinung, Konfessionalismus ist völlig unangebracht in Holzwerkersachen. Es gibt so tolle Holzbearbeitungsmaschinen, Hut ab vor der Ingenieursleistung.

Gleichwohl: Irgendwie hat sich bei mir der Ehrgeiz eingeschlichen, es eben so, ohne Strom, zu versuchen. Macht Spaß, bringt Spaß und ist ziemlich unproduktiv (am Anfang).
Was mich eigentlich auf die Palme treibt ist, daß sich viele begabte Heimwerker und der Werkzeughandel offenbar darüber einig sind, daß man jede Aufgabe mit einem Spezialakkusägelchen mit drei klapprigen Anschlägen erledigen müßte, als ob das nicht auch eleganter, schöner, effizienter mit gutem Handwerkszeug zu erledigen wäre.

Davon abgesehen liegt es viel am Schwerpunkt, den man für ein Projekt setzt: Ist die Fertigstellung zu einem bestimmten Termin wichtig, oder gewichte ich stärker den Weg dahin? An dieser Frage entscheidet sich viel über die richtige Kombination der Hand- und Elektrowerkzeuge.

Zu deiner Frage zu den Profilen: Die Hohlkehlen wären mit einem 7-9 mm Hohlkehlhobel machbar gewesen, oder, einfacher bei einem so schmalen Profil, mit einem Kratzstock.

Ob es - theoretisch möglich gewesen wäre 14 mm starke Rahmen mittels Schlitz und Zapfen zu verbinden ? In gesägter, durchgehender Ausführung: Ja. Gestemmt: weiß nicht, ich hätte Angst daß die Wangen des Zapfenloches den Belastungen des Stemmens nicht gewachsen sind.

Viele Grüße, Christof.

Wolfgang Jordan
Beiträge: 1348
Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
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Re: Die reine Neanderthaler-Lehre?

Beitrag von Wolfgang Jordan »

[In Antwort auf #93914]
Hallo Berthold,

ich brauche meinen Strom nicht nur für's Licht, sondern betreibe außerdem noch ein altes 'Dampfradio' damit. Und vor ein paar Jahren hing noch das Babyphon am Netz. Im Ernst, das ist normalerweise alles, wofür ich Strom brauche. Aber natürlich habe ich auch ein paar Elektrogeräte: eine Handkreissäge, die ich für Längsschnitte zu brauchen glaube, einige Bohrmaschinen, Stichsäge, Schwingschleifer. Die haben allerdings ziemlich viel Ruhe vor mir, weil es mir einfach keinen Spaß macht, damit zu arbeiten.

Ich will aber gleichzeitig auch zugeben, daß ich nur selten ein Projekt fertig bekomme. Und das liegt nicht nur an der knappen Werkstattzeit, sondern auch, weil ich für alles ziemlich lange brauche. Schließlich ist das mein Hobby, und das muß NUR MIR gut tun. Meine sonstige Freizeit ist mit genug Arbeit angefüllt. Und so kann es passieren, daß ich auch mal nur einen alten Hobel reinige oder einfach nur da sitze und mich an meinen Werkzeugen freue.

Aber da sitzt schon der kleine Mann im Ohr, der mich zu einem größeren Projekt wie einem Schrank überreden will. Da wäre dann schon eine Bandsäge gut oder ein Dickenhobel. Du siehst, ich habe mein Gleichgewicht noch nicht gefunden. Aber wo das für mich liegt und ob andere die gleichen Prioritäten haben, das ist ganz unwichtig. Wir haben hier im Forum wahrscheinlich alle Schattierungen von Neanderthalern. Und das ist gut so! Und daß wir nur über Handwerkzeuge diskutieren, das macht es so gemütlich hier.

Gruß, Wolfgang

Klaus Pogadl

Re: Die reine Neanderthaler-Lehre?

Beitrag von Klaus Pogadl »

[In Antwort auf #93914]
Hallo Berthold!

Ich kann Dir nur zustimmen! So sehr auch ich den Umgang mit Handwerkzeug liebe oft setzt die Zeit die Grenzen. Ich selbst mache gerade einen Dielenboden für den Wohn- Essbereich. Viele Quadratmeter Eichen- und Nussholz mit der Hand auftrennen, hobeln und nuten sprengt meinen Zeitrahmen und würde auch eher eintönig sein. Da greife ich gerne zur Maschine. Ist zwar noch eintöniger aber dafür viel schneller.

Klaus

Oliver Montué

Re: Die reine Neanderthaler-Lehre?

Beitrag von Oliver Montué »

[In Antwort auf #93914]
Ich bin zu 95% Neanderthaler. Meine Werkstatt befindet sich auf dem Dachboden eines Reihenhauses und aufrecht stehen kann ich eigentlich gar nicht. Deshalb habe ich dort auch die typische Neanderthaler-Haltung :-). Der Einsatz von Maschinen verbietet sich dort wg. Staub und Lärm. Lediglich die Bohrmaschine und ein Schleifbock sind im Einsatz. Eine Handkreissäge kommt sehr gelegentlich auch zum Einsatz. Mir geht es sehr ähnlich wie Wolfgang, nur ist mein Output noch geringer ;-). Wenn ich ein umfangreiches Projekt angehen würde, würde ich wohl mein Holz schon vorverarbeitet (auf Maß gehobelt) über einen Schreiner beziehen. Das wäre sicherlich recht teuer, aber immer noch billiger als der Kauf eines größeren Hauses. Insofern sind für mich Handwerkzeuge die einzige Alternative. Außerdem fühle ich mich immer recht unwohl, wenn ich eine Maschine in der Hand habe, bei der ein Messer mit x1000 rpm nach meinen Fingern giert.

Richtig oder Falsch gibt es nicht beim Holzwerken, sondern man muß sich halt auch den Gegebenheiten anpassen. Auf dem Speicher ohne Wasseranschluß ist ScarySharp praktischer als Wassersteine und abends sollte man den Einsatz des Hammers auch vermeiden, weshalb man dann vielleicht das Restholz der Zinken weitestgehend mit der Säge entfernt usw...

Hauptsache man hat seinen Spaß (egal wie),
Oliver

Christian Otto
Beiträge: 236
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Mein Senf zu...: Neanderthaler-Lehre?

Beitrag von Christian Otto »

[In Antwort auf #93914]
Hallo!

Wie so oft im Leben ist Ausgeglichenheit gefragt. Wir sitzen ja auch alle gern am Computer und tauschen uns aus, und warten nicht nach jedem thread 6 Wochen bis eine Antwort kommt.:-)
Die Werkzeuge, die die meisten hier benutzen, egal ob Muskel- oder Strombetrieben, haben auch eine lange Entwicklung hinter sich. Und wäre der Neanderthaler nicht modernen Strömungen gefolgt, wäre er noch früher ausgestorben. Was ich besonders schade finde, ist die Tatsache, dass sogar im Schreiner- und Tischlerhandwerk ein junger Geselle nicht mehr von Handwerkzeugen versteht als ein Metzger (nichts gegen den Beruf des Metzgers!)
Bei allem Verständnis für Just in time und Produktivität, einige Handgriffe sollte jeder in seinem Beruf wirklich beherrschen.

In diesem Sinne,

chris


Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Stimmt

Beitrag von Christof Hartge »


Die Erfahrung habe ich auch mit verschiedenen Schreinergesellen schon gemacht. Auch die 60-jährigen Schreiner, die ich kenne haben nur eine gewisse Grundausbildung an Handwerkzeugen erhalten. Das ist wirklich schade. Aber sicher gibt es auch Profis, die das Erbe ihres Berufes weiterführen und weiter entwicklen, vielleicht meldet sich mal hier einer.

Christof.

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