Erfahrung mit Ziehklingen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Stefan Söder

Erfahrung mit Ziehklingen

Beitrag von Stefan Söder »


Mich würde gern mal interressieren, ob ihr schon mal mit Ziehklingen gearbeitet habt und wie so eure Erfahrungen damit sind...

Putmans, Jean

Re: Erfahrung mit Ziehklingen

Beitrag von Putmans, Jean »


Hallo,
ich habe meine Ziehklingen seit einigen Monaten, hielt sie regelmässig in der Hand, legte sie dann immer wieder zurück, weil ich zweifelte, ob und wie ich sie benutzen sollte.
Dann vor einigen Tagen zum ersten mal eingesetzt (ich hatte eine selbst zusammengeleimte Buche-Tischplatte mit dem Putzhobel bearbeitet, einige kleine Stellen waren noch nicht so, wie ich mir das vorstellte, normalerwiese nimmt man dann den Schleifer oder den Schleifblock und weg sind solche Stellen, diesmal aber wagte ich den Schritt zur Ziehklinge: wunderbar), es braucht bei mir noch viel Übung, aber ich werde dabei bleiben.
Mit der Ziehklinge wird alles schön glatt, es bleiben keine Spuren vom Hobel, man hat Kontrolle über den Abschliff und, sehr wichtig, es macht keinen Krach und wenig Staub!
Ich jedenfalls werde meine Ziehklingen in Zukunft öfter benutzen und hoffe, irgendwann ein richtig geübter Ziehklingenmeister zu sein (so wenn ich sechsundsiebzig bin, also in dreissig Jahren).
Gruss aus den Niederlanden,
Jean


Stefan Söder

Re: Erfahrung mit Ziehklingen

Beitrag von Stefan Söder »


Jaja, bei mir war es ähnlich - schon unglaublich, die alten Techniken, oder? Aber womit ich gerade kämpfe, ist das schärfen. Wie machst Du das? Und welche Ziehklingen hast Du?

Oliver Montué

Re: Erfahrung mit Ziehklingen

Beitrag von Oliver Montué »

[In Antwort auf #93850]
Hallo Stefan,

nur Mut, das wird schon. Wie bei allen Handwerkzeugen ist das Schärfen der Grundstein zum Erfolg (oder auch Mißerfolg). Nimm eine Feile und richte die Kanten rechtwinklig ab. Hierzu gibt es Feilenführungen, aber das ist vielleicht nicht unbedingt nötig. Die Kante sollte gerade und möglichst rechtwinklig sein. Danach wird mit Schleifstein oder Schleifpapier weiter verfeinert. Ich bevorzuge hierzu Schleifpapier, da die Schleifsteine doch leiden. Ein Vierkantholz sichert die Rechtwinkligkeit der Schneide. Schleife möglichst fein. Ich habe einen Gratzieher von Ulmia mit dreieckigem Querschnitt. Schmiere einen Tropfen Öl auf den Gratzieher und lege die Ziehklinge flach auf die Werkbank. Mit einer Kante des Gratanziehers streichst Du jetzt dreimal die Kante entlang mit mittlerem Druck. Dann wendest Du die Klinge und bearbeitest die andere Seite der gleichen Kante auf gleiche Weise. Jetzt spannst Du die Ziehklinge vertikal ein mit der Kante nach oben. Den Gratanzieher ziehst Du jetzt waagerecht über die Kante und versuchst Die Klinge an einem Probestück Holz. Wenn sie noch nicht funktioniert, steich nochmal drüber, diesmal aber etwas angewinkelt. Öfters mal probieren und nachstreichen. Lieber weniger Druck und öfters probieren. Irgendwann klappt es dann. Wenn Du einen vordefinierten Winkel stets wiederholen möchtest, kannst Du die Klinge zusammen mit einem Vierkantholz einspannen. Die Klinge muß über dem Holz stehen (je nach Winkel höher oder niedriger) und der Gradanzieher liegt sowohl auf der Klinge als auch auf dem Holz auf.

Die Ziehklinge funktioniert nur bei Hartholz. Man biegt sie leicht durch und winkelt sie etwas an. Wenn alles funktioniert zieht sie Späne und wird heiß.

Ich habe den Lack auf den Treppenstufen in unserem Haus damit entfernt. Das ist sicherlich nicht die 'feinste' Anwendung, aber auch bei sowas ist die Klinge sehr effektiv und man erspart sich jede Menge Schleifstaub.

Bis dann,
Oliver

Putmans, Jean

Re: Erfahrung mit Ziehklingen

Beitrag von Putmans, Jean »


Zum Schärfen: siehe die Antwort von Oliver.
Ich habe mir beim Dieter einen Satz Ziehklingen gekauft (3 Stück in unterschiedlichen Stärken) und auch die Ulmia-Einrichtung zum Gratziehen dazu, anfangs ein wenig damit herumgefummelt, bis ich kapierte, was von mir erwartet wurde. Dann ging's los! Man siehts's am Holz, ob man's richtig macht.

Gruss
Jean


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