Frästisch-Optimierung *MIT BILD*

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Gerald G.
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Frästisch-Optimierung *MIT BILD*

Beitrag von Gerald G. »


Hallo Holzwerker,

nachdem ich Steffen vor ein paar Wochen unterstützt habe Guidos aktuellste Version des Frästisches zu bauen, hatte ich Lust meinen alten Frästisch (ebenfalls Modell "Guido Henn", aber ein paar Tage älter) zu optimieren:

1) stärkere Oberfräse (>2000 Watt)
2) Maßband zur einfacheren Justierung
3) Aluschiene an Anschlagbacken zur Befestigung von Anschlägen bzw. Niederhalter
4) Feineinstellung (vorerst einseitig)

Nachfolgend eine kleine Dokumentation der Arbeit und zugehörigen Probleme (wie immer :-)

1) Der Ersatz für die bisher installierte Festool OF1010 fiel auf die Casals CT3000VCE. Gründe waren: starker Motor (8er und 12er Spannzangen), robuste Bauweise, Spindelarretierung und Höhenverstellung von oben, sehr attraktiver Preis und gute User-Bewertung in diversen Foren. Gegen die kleine Festool ist die Casals ein Monster: Gewicht und Maße sind ungleich größer.
Und damit kam auch schon das erste Problem. Kriege ich die so einfach in den Frästisch und an die relativ kleine Alu-Platte (220mm Durchmesser)? Die Grundplatte der Casals misst 190mm und die Beseitigung der Alu-Platte muss ja weiterhin möglich sein. Hier die Bilder bevor ich mir die Finger wundschreibe.







Die ersten Stellproben zeigten schon, dass es seeeeeeeehr knapp würde. In eine neue Alu-Platte wollte ich definitiv nicht investieren, obwohl Steffens Incra schon eine ganz andere Klasse ist...



Zum Vergrößern des Radius musste ich eine kleine Hilfskonstruktion machen.















Letztlich hat alles - wie auf den letzten Bildern zu sehen - mit ein paar Anpassungen (Beilegscheiben feilen, Löcher einen Millimeter größer machen) perfekt reingepasst.
Auch die Spindelarretierung geht ganz knapp über die Platte.





Der erste Frästest hat gleich gezeigt, dass diese Leistungsklasse eine völlig andere Liga ist, als das was ich bisher kannte.
Jetzt habe ich eine feste Maschine im Frästisch und die kleine für die "Handarbeit" und muss nicht immer wechseln. Das hat manchmal etwas genervt.

2) An Steffens Frästisch haben wir die selbstklebenden Maßbänder auf der Oberfläche eingelassen. Gegenüber Guidos Version - er hat diese an den Seiten - hat es den Vorteil, dass man alles von oben sehen kann, ohne sich an die Seiten zu "verbiegen". Danke an Steffen für die Idee und die beiden Maßbänder.





3) Von Rolfs Beitrag seines Fräsanschlags mit Feineinstellung wurde ich wieder an die Möglichkeiten erinnert, mit der Aluschiene an den Anschlagbacken z. B. Anschläge (Stopps) oder einen Niederhalter für das Werkstück zu befestigen. Ist einfach zu bewerkstelligen, im Ergebnis funktionell und mit den entsprechend zugesägten Brettchen auch schön anzusehen. Der Niederhalter steht noch auf der ToDo-Liste. Material liegt bereit.



4) Die von Guido beschriebene Version der Feineinstellung hat mich schon immer fasziniert. Etwas um einen "Hauch" zu verstellen braucht man erfahrungsgemäß öfter. Daher habe ich mich an die einfache Version für den alten Frästisch gemacht (letzte Seite seines phänomenalen Buches). Schnell ein paar Brettchen gesägt. Verbunden, Löcher gebohrt, Schlitz gefräst und Rampe-Muffe reingedreht und schon... ging der Sch**** los. Die notwendige Rampa-Muffe hat mich beinahe kirre gemacht. Die war ums Verr***en nicht gerade reinzubekommen.
Also Rechner angeworfen und gegoogelt. Zu meiner Beruhigung habe ich festgestellt, dass ich nicht der erste und einzige Unfähige bin. Es gab viele Tipps. Ich hatte mich erst für die Variante "lange Gewindestange und Bohrständer" entschieden. Hat aber auch nicht geklappt. Erst in Kombination mit "Bohrloch ordentlich ansenken" hat es geklappt. By the way, immer noch mit Gewindestange, aber nur noch mit dem Akkuschrauber aus der Hand. Ergebnis: perfekt.
Dann die Alu-Schiene in den Tisch eingelassen, Schraube rein, Knauf dran. Passt.
Damit ich die Anschlagbacken weiterhin verschieben kann, habe ich das Brettchen mit dem Schraubenkopf nicht einfach an den Anschlagbacken geschraubt, sondern ebenfalls über eine Schiene variabel gemacht. Damit ich noch an die Inbus-Schrauben komme, habe ich zwei Löcher in das vordere Brettchen gebohrt. Passt.









Bis auf den Niederhalter ist nun alles soweit fertig.
Wie sagt ein Kollege immer zu mir: "Wenn Deine handwerklichen Fähigkeiten nur halb so gut wären wie Deine Ausrüstung, wärst Du perfekt". Recht hat er ;-) EGAL!

Fazit: ein bisschen geärgert, ein paar Fehler gemacht, viel gelernt, noch mehr Spaß gehabt und glücklich mit dem Ergebnis.

Gruß aus Franken
Gerald


Rolf Richard
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Re: Frästisch-Optimierung

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Gerald,

dann hat ja alles gut geklappt! Gratulation!

Es ist schon richtig, die Casals spielt in einer ganz anderen Liga als die kleine OF. Trotzdem ist sie auch freihand noch ganz gut zu führen. Hab ich auch schon ein paarmal gemacht, denn dank der Incra-Platte ist sie ganz schnell aus-/eingebaut. Aber wenn Du mal ein "Monster" in der Hand haben willst, dann nimm mal die grosse Festool in die Hand. Gleiche Leistung wie die Casals, aber über 2 Kg schwerer. :-) Dafür nicht durch die Grundplatte verstellbar.

Rampamuffen? Kommen mir nicht ins Holz, genau wegen der von Dir beschriebenen Probleme. Ich verwende oft diese aussen geriffelten Messingdübel, auch wenn hier unlängst jemand anmerkte, die seien nicht für Holz gedacht. Mag sein, aber sie funktionieren. Alternativ, aber teuer ( ca. 1€/Stück) gibt es ja spezielle Messing-Holzdübel mit Gewinde innen, die halten noch besser und auch Einschlagmuttern machen sich ganz gut, sind aber nicht überall verwendbar. Öfters habe ich auch schon ganz normale Maschinenschraubenmuttern ins Holz eingeschlagen, ggf. mit Epoxyd verklebt.

Glewich wie - viel Spass und Erfolg mit dem neuen Stück!

Gruss

Rolf

Rolf Richard
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Re: Frästisch-Optimierung

Beitrag von Rolf Richard »


Damit ich noch an die Inbus-Schrauben komme, habe ich zwei Löcher in das vordere Brettchen gebohrt. Passt.


Das fällt mir gerade noch auf.......

An meinem über 20 Jahre alten Lancia Thema 3,0 gibt es am Drosselklappengehäuse auch eine Inbusschraube zu der man nur gelangt, wenn man den Schlüssel zuvor durch eine Bohrung geführt hat.

Gruss

Rolf

Gerald G.
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Re: Frästisch-Optimierung

Beitrag von Gerald G. »


Hallo Rolf,

Deine alternativen Tipps zur Rampa-Muffe muss ich mal genauer recherchieren. Ich hatte Rampa-Muffen vorher nur einmal verbaut und das ist Jahre her. Der aktuelle Erfolg motiviert mich diese weiterhin zu nutzen.

Steffen hat die Mafell LO65 (?) mit 2.600 Watt. Die habe ich in Aktion erlebt. Sind nochmal fast 30% mehr Leistung bei annähernd gleichem Gewicht. Die Festool habe ich nur auf der Holz+Handwerk in Nürnberg während einer Vorführung gesehen. Beides Spitzengeräte, als "Zweit"-Maschinen allerdings weit ausserhalb meines Budgets.

Die Verstellung über die Grundplatte wollte ich nicht mehr missen, sie ist eigentlich nur für den Einsatz im Tisch gedacht.

Mist, ich wollte die Idee mit der Imbusschraube gerade zum Patent anmelden ;-D
Wird wohl nichts mit der ersten Million...

Gruß Gerald

Rolf Richard
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Re: Rampa und Konsorten

Beitrag von Rolf Richard »


Ich habe mal ein Bild von verschiedenen Bauteilen gemacht, die in meiner Werkstatt zum Einbringen von metrischen Gewinden in Holz herumliegen. Alles für 6 mm



Oben eine Einschlagmutter: Billig und einfach zu handhaben, steht allerdings über und sollte nicht auf Druck gegen die Haken belastet werden. Am besten für Durchgangsbohrungen geeignet.

Links ein M-Dübel. Preiswert, eigentlich nicht für Holz gedacht, hält aber trotzdem meistens. Notfalls etwas Epoxyd verwenden. Einfach zu verarbeiten.

Mitte PA- Dübel: teuer, hält sehr gut. Kosten zwischen 0,75 - 1,25 Euro/Stück -je nach Anbieter.

Rechts Rampa Muffe: Preiswert, schwer zu montieren, aber sehr haltbar.

Den Überstand der Einschlagmutter kann man durch das Einsenken mit einem Forstnerbohrer entgegenwirken:



Gerald G.
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Re: Rampa und Konsorten

Beitrag von Gerald G. »


Hallo Richard,

vielen Dank für die Übersicht. PA-Dübel kannte ich nicht einmal vom Sehen.
Bei meinem nächsten Anwendungsfall werde ich Deine Alternativen auf jeden Fall in Erwägung ziehen.

Danke nochmal.

Gruß Gerald

MichaelP
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Re: Rampa und Konsorten

Beitrag von MichaelP »


Danke für deinen Erfahrungsbericht!
Bei mir soll demnächst auch eine alte Festo mit 900 Watt gegen eine Casals getauscht werden. Bin gespannt, ob die auch 20 Jahre hält...

Gerald G.
Beiträge: 69
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Re: Rampa und Konsorten

Beitrag von Gerald G. »


Hallo Michael,

dann viel Spaß und Erfolg.
Auf einen kurzen Bericht im Forum wäre ich sehr gespannt.

Gruß aus Franken
Gerald

Philipp
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Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Re: Rampa und Konsorten

Beitrag von Philipp »

[In Antwort auf #75507]
Ich habe mal ein Bild von verschiedenen Bauteilen gemacht, die in meiner Werkstatt zum Einbringen von metrischen Gewinden in Holz herumliegen. Alles für 6 mm

[...]

Rechts Rampa Muffe: Preiswert, schwer zu montieren, aber sehr haltbar.


Hallo Rolf,

wenn Dein Bild so aufgebaut ist, daß die vorgestellten Dübel und die Rampamuffe alle nach oben in Einschraubrichtung zeigen, dann wird Dein Kommentar "schwer zu montieren" sehr deutlich. Der Schlitz der Rampamuffe ist kein Ansatzpunkt für den Schraubendrher, sondern der eigentliche Gewindeschneider. Eingedreht wird die Rampamuffe mit einem Werkzeug, das man sich aus Gewindestange und zwei gekonterten Muttern selbst bauen kann (nur bekommt man sie dann nicht mehr raus...).
Für Dein Vergleichsbild bedeutet das, daß die Rampamuffe mit dem Schlitz nach oben weisen müßte.

Wahrscheinlich weißt Du das schon längst, aus eigener leidvoller Erfahrung mit dem Versuch, Rampamuffen mit dem Schraubendreher eindrehen zu wollen (und dabei kläglich zu scheitern), wollte ich einmal darauf hinweisen, um anderen Rampafrustrationen zu ersparen.

Viele Grüße, Philipp

Rafael
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Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Rampa und Konsorten

Beitrag von Rafael »


Hallo Philipp,

wenn man sich die verlinkte pdf von dieser Seite https://shop.rampa.com/rampa_1895__Werkzeuge.htm anschaut, dann sieht man, dass der Schlitz sehr wohl als Antrieb dient.
Es gibt auch Muffen ohne jegliche Werkzeugaufnahme, da ist man gezwungen mit einem geeigneten Gewindestift zu arbeiten.

Die Muttern haben an der Schlitzseite eine ausgeprägte Senkung um das spätere Einschrauben in das Gewinde zu erleichtern.

Gruß,
Rafael

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