Hobelbank mit Multiplex-Arbeitsplatte

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Jörg Scheerer
Beiträge: 41
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Hobelbank mit Multiplex-Arbeitsplatte

Beitrag von Jörg Scheerer »


Hallo Forum,

in Ostwestfalen ist der Sommer anscheinend rum. Mein Sommmersonnebauprojekt also genau zur richtigen Zeit fertig gestellt.

Nachdem mir meine alte Werkbank mit dem Billigtischlerschraubstock ziemlich auf den Nerv ging wollte ich dafür einen soliden Ersatz haben.
Die im Forum gezeigten Werkbänke mit Massivholzoberflächen spornen einen echt an so was auch zu versuchen. Aber getraut hab ich mich am Ende dann doch nicht. Schließlich soll die Platte ja plan sein. Also vom örtlichen Sperrholzhersteller eine Platte 30mm Buchenmultiplex besorgt, (Feuerfest(!) verleimt, was anderes gabs vorläufig micht) und an die Arbeit. Da Untergestell ist aus massiver Buche. Die Ideen für die Konstruktion sind aus dem Web und dem Buch "Making Workbenches" von Sam Allan. Hier ein Paar Bilder vom Bauprozess:


Absetzen der Zapfen der Beine mit der Kreissäge


Die Schlitze hab ich mit der Oberfräse, Kopierring und Schablone eingefräst. Hier sieht man noch die alte Werkbank mit dem alten Tischlerschraubstock. Das Teil gibt es übrigens bei einem anderen Werkzeugversender als dem Hausherrn für kleines Geld zu kaufen. Meine Erfahrung nach zwei Jahren: Finger weg, damit kann man kaum ein Werkstück sicher spannen.


Die Löcher für die Verbinder-Schrauben werden mit Schablone in die Querverbinder gebohrt


Die Löche für die Bankhaken haben mich echt (Lehr-)Geld gekostet. Der FAMAG-Bohrer vom Hausherrn hat nämlich genau 12 (in Worten: ZWÖLF) Löcher in dem Schweineharten Material (die 30er Platte hab ich auf 60mm aufgedoppelt) gehalten, danach war absolut nichts mehr zu machen. Bei der Anzahl der Löcher, die ich bohren wollte, wären das fünf weitere Bohrer gewesen, also hab ich nach Rücksprache mit Dieters Shop einen 19er Schlangenbohrer versucht. Das Ergebnis war sehr gut. Bei langsam laufender Bohrmaschine (max. 500 Touren) hat ein Bohrer locker alle Löcher geschafft und der Bankhaken passt optimal. Kompliment an den Hausherrn: Nachdem ich Mittags mit seinem Mitarbeiter telefoniert hatte und den Bohrer bestellte, war die Lieferung am nächsten morgen zeitig da. Besten Dank dafür! Hier das Ergebnis mit Bankhaken:


Veritas Bankhaken im 19mm-Loch

Ansonsten lief der Aufbau eher unspektakulär, die fertige Bank ist mit Hartöl behandelt. So sieht's jetzt aus:


Die Vorderzange ist der Tischlerschraubstock No. 52 1/2 vom Hausherrn, dessen hintere Backe verdeckt eingebaut ist. Die vordere Backe hat noch eine dicke Auflage mit Löchern für die Bankhaken gekriegt.


Als Hinterzange kommt der Twin Screw Vise von Veritas zum Einsatz. In Verbindung mit den Bankhaken eine wirklich vielseitige Lösung.

Abschließendes Fazit: Eine relativ kleine, freistehende Werkbank war die richtige Entscheidung. So habe ich in meiner 1,8 x 3,8 Meter kleinen Werkstatt genügend Flexibilität zum Arbeiten. Eng ists auch so schon. Die stationären Maschinen (Kreissäge und Hobel) haben rollbare Untergestelle bekommen und lassen sich so nun leichter bewegen. Der geplante Unterschrankk für die Werkbank sollte bald kommen, da die Querverbinder allein aufgrund der geringen Höhe vielleicht doch nicht die nötige Stabilität zum Hobeln von Hand bringen. Aber man muss ja noch was zu tun haben...

Gruß,

Jörg



Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
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Re: Hobelbank mit Multiplex-Arbeitsplatte

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Jörg,

die Bank sieht doch richtig gut aus. Ich denke, sie ist auch ein guter Kompromiss,
den Du mit den Multiplexplatten für Dich gefunden hast. Kannst Du in etwa eine
Abschätzung machen, was die Hobelbank, so wie sie auf dem Bild zu sehen ist,
gekostet hat?

Vielleicht sieht man sich ja morgen bei den Holztagen in Nieheim...

--
Dirk



Rainer Lux
Beiträge: 64
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Schlangenbohrer im Bohrständer

Beitrag von Rainer Lux »


Hallo Jörg,

danke dir für den tollen Bericht. Ich bohr auch grad jede Menge Löcher in Hartholz - mein Forstnerbohrer (Protool) hält bisher zwar länger durch - aber auch ihm sieht man nach 1m Bohrlänge schon deutlich die Belastung an.

Du hast dann ja die Schlangenbohrer vom Hausherrn verwendet. Wie machen sich die denn im Bohrständer? Ich dachte immer das wären reine Freihand-Bohrer und hatte Angst dass im Bohrständer meine Vorschubgeschwindigkeit und die Drehzahl nie recht zusammenpassen und die Spitze beschädigt wird, weil sie sich einbohrt und ich dann nicht nachkomm und sie wieder rausgerissen wird.

Wenn die Dinger im Bohrständer gut funktionieren wären sie für tiefe durchgehende Löcher ja eine tolle Alternative zu Forstnerbohrern, die ja eigentlich für Sacklöcher gedacht sind und ab einer gewissen Tiefe große Probleme haben die Späne noch sauber abzuführen (ich hab dann halt alle 5-10 mm den Bohrer zurückgezogen und so nachgeholfen - aber schön ist das nicht).

Liebe Grüße,

Rainer



AlexB

Re: Schlangenbohrer im Bohrständer

Beitrag von AlexB »


Hallo Jörg,

Deine Werkbank gefällt mir sehr gut - Kompliment!
Ich habe eine ähnliche Lösung umgesetzt, jedoch eine Werkbank mit Metallgestell aus dem Baumarkt, die bereits eine 30mm Birke-Multiplex-Platte hatte, mit einer Hinterzange mit Vorderzangenmechanik (ähnlich wie Du) aus dem Sortiment des Hausherrn mit selbstgebauten Multiplexbacken "aufgemotzt".
Für die Baknhakenlöcher (ebenfalls 19mm mit den gleichen Bankhaken, die auch Du benutztst) habe ich auch den Schlangenbohrer verwendet und nur gute Erfahrungen gemacht. Wenn man vorsichtig anbohrt, und dem von der Gewindespitze erzeugten Vorschub mit der Ständerbohrmaschine nachfolgt, ist auch dies völlig unkritisch und erzeugt sehr saubere Bohrungen, in denen die Bankhaken sehr gut passen.

Da meine Werksatt ebenfalls recht klein ist, habe ich Rollen unter meiner Werkbank montiert, um bei größeren Werkstücken die Bank in die Raummitte schieben zu können. Um dennoch ausreichend Stabilität bei gröberen Arbeiten zu haben, ist die Werkbank im Normalfall mittels zwei Mauerankern und Metallwinkeln an der Wand verschraubt. Ich bin damit -für meine erste Werkbank-ziemlich zufrieden und Summa Summarum habe ich incl. Werkzeugoberschrank für alles etwa 250€ bezahlt.

Gruß,
Alex



Jörg Scheerer
Beiträge: 41
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Hobelbank mit Multiplex-Arbeitsplatte

Beitrag von Jörg Scheerer »

[In Antwort auf #53388]
Hallo Dirk,

ich war gestern schon da und eigentlich schnell durch. Ist mehr was für Zimmerleute und Forst+Brennholz. In der Halle sind einige Tischlereinen mit schönen Möbeln und auch Kunsthandwerk. Da kann man stöbern und Ideen sammeln.

Leider ist dies Jahr auch das Rahmenprogramm nicht so doll. Das Highlight war eindeuig die Show gestern Abend. Deshalb werd ich heute wohl mal wieder mein Rad ausführen.

Die Kosten für die Bank liegen übrigens bei ca. 450-500 EUR. Den Löwenanteil machen die Zangen, Bohrer und Bankhaken aus, dazu kommen noch mal 80 EUR für die Multiplexplatte und Kleingeld für Schrauben. Das Holz fürs Untergestell hatte ich noch, ist also schwer zu schätzen.

Viel Spaß auf den Holztagen.

Gruß,

Jörg



Jörg Scheerer
Beiträge: 41
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Schlangenbohrer im Bohrständer

Beitrag von Jörg Scheerer »

[In Antwort auf #53391]
Moin Rainer,

der Bohrständer ist mehr eine Führungshilfe für die Bohrmaschine heist glaub ich Bohrmobil oder so. Dabei hat man die Maschine nach wie vor direkt in der Hand.

Bei nem richtigen Bohrständer hab ich auch meine Bedenken.

Gruß,

Jörg



Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Forstnerbohrer schonen

Beitrag von Philipp »


Hallo in die Runde,

etwas aufwendig aber Forstnerbohrer schonend ist folgendes Vorgehen, das ich bei meiner Hobelbank viel verwende(te):

- Vorbohren des Loches mit Forstnerbohrer, bis der Bohrtopf im Holz verschwunden ist.
- Bohrer zurückziehen und wechseln. Ich wechsele entweder zu einem Schlangenbohrer oder zu einem Flachfräsbohrer, jeweils in leicht geringerem Durchmesser als der Forstnerbohrer.
- Bohrer wieder ins Loch führen und Loch zügig ausbohren.
- Wieder auf den Forstnerbohrer wechseln und Loch zu Ende bohren. Diesen letzten Schritt schafft dann sogar ein Forstnerbohrer, der schon fast endgültig über die Wupper ist.

Zugegeben, ein bißchen kompliziert, aver sehr Bohrer schonend. Man könnte auch einfach mit einer zweiten, handgeführten Bohrmaschine arbeiten. Das Ausbohren erfordert ja keine größere Präzision.

Viele Grüße
Philipp



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