frische Linde aufarbeiten

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
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Markus Kammersberger

frische Linde aufarbeiten

Beitrag von Markus Kammersberger »


Hallo,
ich habe einen Stamm Linde bekommen. Der Stamm ist ca. 4 m lang und hat einen Durchmesser von ca. 70 cm. Der Baum wurde vor ca. 4 Wochen gefällt. Der Kern ist im unteren Drittel leicht faul (ca. 10cm Durchmesser).
Ich wollte mir den Stamm zu Brettern schneiden lassen und dann für eine Weiterverarbeitung trockenen lassen.

Da ich bis jetzt keine Erfahrung mit frischem Holz habe meine Fragen:

1.) Taugt Linde für etwas anderes als zum Schnitzen?
2.) Wie stark soll ich die Bretter schneiden lassen, damit mir das Holz nicht zu stark reißt?
3.) Wie soll ich das Holz dann lagern, damit es nicht reißt und windet?
4.) Sollen die Enden irgendwie behandelt werden (z.B. mit Leim, Wachs,Lack,...) , damit die Enden nicht zu stark austrockenen?
5.) Soll der Stamm entrindet werden?
6.) Wie soll der Baum geschnitten werden? Zuerst halbiert und dann aufgesägt? Als ganzes?

Ich wäre für jede Anregung sehr dankbar, da der Stamm aus meiner Sicht zu schade ist, aufgeheizt zu werden.

Liebe Grüße aus Österreich,

Markus



Andreas N.
Beiträge: 652
Registriert: Do 20. Feb 2014, 19:13

Re: frische Linde aufarbeiten

Beitrag von Andreas N. »


Linde ist doch ein Holz für viele Verwendungen.
Ich hab zwar nur ein par Brettchen ergattern können, aus denen ich eine Schwertscheide machen will (die liegen nun schon 4 Jahre, weil mir immer noch keine Historisch korrekte Bauweise bekannt ist).
Das Holz wurde anscheinend für Schwertscheiden benutzt da es das einzig hierzulande dafür geeignete sein soll. Relatif fest (niegt wohl nur wenig zum Spalten) und doch leicht und vorallem ohne Säuren die den Stahl angreifen könnten.
Neben Pappel soll es das am häufigsten benutzte Holz für Schilde gewesen sein (mit Gratleisten aus Buche, Eiche oder Esche, soweit ich das meine heraus gefunden zu haben); es gab auch Schilde aus Eiche die Viel dünner waren.

Für Möbel müste es doch auch gut sein. Zierleisten sind doch auch häufig aus Linde (wenn es kein Artnengeschütztes Ramin aus dem Baumarkt ist).

Der Bekannte von dem ich die Brettchen habe, hat seinen Stamm in 4cm Bohlen sägen lassen. Die Brettchen sind aus so einer Bohle, noch mal flach geteilt.

Er hat eine Löfel und andere Haushaltswarenproduktion, das Lindenholz nimmt er aber nur selten (ist ja zu schade), wenn ich mich recht erinner, für beschnitzte Kellen und Löffel.
Gruß
Andreas N.



Carsten Rödiger
Beiträge: 139
Registriert: Fr 26. Okt 2018, 16:39

Re: frische Linde aufarbeiten

Beitrag von Carsten Rödiger »

[In Antwort auf #45961]
Hallo Markus,
Fällzeit Ende Juli, damit hast Du viel Saft im Holz. Ich würde sommergefälltes Holz möglichst rasch aufschneiden lassen, für mich immer durch und durch, da ich breite Bretter mag. Radialgechnittene oder Wagenschottplanken stehen besser, aber linde ist kein Konstruktionsholz, für den modellbau ist es auch sehr gut geeignet, und Radialschnitt ist sehr zeitaufwändig mit viel Verschnitt. Meine Planken haben meißt 6cm, das ergibt entweder ein 2-zoll-Brett oder 2 mal 2cm bretter. Normal in Stöckern trocknen (etwa alle 75cm), bei Deinem Holz würde ich die Stöcker die ersten beiden Monate 2 mal verrücken um "sticker marks" (keine Ahnung wie das auf deutsch heißt) zu vermeiden. wenn du kannst, kannst du den Stamm danach mit Stahl-oder starken Nylonbändern umreifen, die Du ab und zu mit Keilen nachspannen kannst, ansonsten etwas beschweren, damit es sich nicht zu stark wirft. Raus aus sonne und Regen, und auch nicht zu viel Wind. Wenn ihr ähnliches Wetter habt wie wir hier, (seit Monaten so um 20° und 80 bis 90% luftfeuchtigkeit) dann solltest Du den Stamm möglichst rasch aufschneiden lassen, auf einem Gatter solltest Du damit in einer Stunde fertig sein. Um die Enden zu behandeln ist es eigentlich viel zu spät, das sollte ein paar Stunden nach dem Fällen passieren; wenn du es jetzt noch machst, dann vor dem Sägen und mit einer Farbe, die auch Haarrisse überbrückt, also dicke Latexfarbe oder ähnliches. Komplett entrinden würde ich nicht, aber so fleckig 30 -50% der Rinde runternehmen. Bei einem Stamm mit Kernfäule ist es sicher ganz sinnvoll erst mal einen Mittelschnitt zu machen, um zu sehen wie es Innen aussieht. Wenn Du schnitzen willst, sind 6cm vielleicht etwas zu wenig für plastische Figuren.
cheerio,
Carsten


Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Dieser Duft!

Beitrag von Philipp »


Glückwunsch!

Laß die Linde aufschneiden, auch wenn Teile schon ein wenig faul sind. Ich kenne kaum einen betörenderen natürlichen Duft als den von Lindenholz. Ein Möbel aus diesem Holz dürfte zwar nur wenig dekorativ sein (mit Hinblick auf das Holz, aber duften, duften, duften...
Und das auch noch nach schlappen 500 Jahren - und wir bauen hier doch für die Ewigkeit, oder nicht?

Gruß, Philipp



Markus Kammersberger

Re: frische Linde aufarbeiten

Beitrag von Markus Kammersberger »


Danke für Eure hilfreichen Antworten!



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