Liebe Holzwerker,
endlich ist es soweit, mein Esstisch aus Eiche ist fertig und da man nun nach dem zweiten Versuch auch auf den Bildern etwas erkennen kann (bitte entschuldigt trotzdem die Qualität) möchte ich mein erstes ernsthaftes Projekt nun auch einmal vorstellen. Platz und Zeitmäßig bin ich leider sehr eingeschränkt, so hat das Ganze ohne die Planung/Zeichnung gut ein Dreivierteljahr in Anspruch genommen. An dieser Stelle meinen Dank an das Forum, wo ich immer Rat und Hilfe gefunden habe, in einem Fall sogar spontan angebotene, tatkräftige Unterstützung beim Abrichten und Dickenhobeln (da ich über diese Möglichkeit nicht verfüge). Ich merke schon, ich hab in der Zeit so viel überlegt, geplant, wieder verworfen, gelernt und manchmal auch gelitten, ich könnte einen Roman schreiben und muss mich sehr zusammenreißen.
Also, nun zum Projekt: Ausgangsmaterial waren Unbesäumte Eichenbohlen die ich preiswert von einem Arbeitskollegen bekommen habe, 55mm dick, ca. 50-70 cm breit, 6m lang, vor ca. 27 Jahren eingeschnitten und draußen gelagert. Restfeuchte nach einem weiteren Jahr Lagerung bei mir im Keller laut Backofentest ca. 11%. Außerdem 1 (etwa gleiche Dimension) Bohle Räuchereiche aus dem Holzhandel (Preis hat richtig wehgetan, vor allem weil ich nur die hälfte brauchte!). Dazu vielleicht zwei Tipps: 1. da ich die 6m Bohle nicht transportieren konnte habe ich sie gleich teilen lassen. Dann sah man dass sie nicht durchgeräuchert war und eine Neue bestellt werden musste. 2. Dieses Holz besser getrennt von anderem Holz lagern, zumindest ohne Kontakt. Ich hatte dunkle Stellen nach kurzem Kontakt während des Transportes im Auto da ich die Teile erst zuhause wieder aufgehölzelt hatte. Aus der Stückliste 1/1 Pappschablonen geschnitten und auf die Bohlen übertragen. Dann der Zuschnitt mit HKS im Garten (65er ELU), war kein Problem. Danach durften sich die Kantel noch mal 1 Winter in unserem Wohnzimmer nahe der Heizung an ihren zukünftigen Platz gewöhnen (meine Frau hatte Verständnis). Im Frühjahr dann Abrichten und Dickenhobeln bei einem Forumskollegen (hab nicht gefragt, daher erwähne ich den Namen nicht), war ein sehr schöner Tag und hat viel spaß gemacht. An dieser Stelle noch mal einen lieben Gruß und ein herzliches Dankeschön. Danach wurde auf Endmaß zugeschnitten (teilw. Mit HKS und Führungsschiene) und es konnte der Zusammenbau in Angriff genommen werden. Als erstes habe ich mich an den Unterbau gemacht. Beine aus je 2 Kantel 40x80mm verleimt und je die 2 Innenseiten um 20mm nach unten verjüngt (HKS und Handhobel). Zapfenverbindungen gesägt/gestemmt (mit Rückensäge u. Beitel) und alles verleimt. Die Zapfen in den Beinen noch zusätzlich mit Holzdübeln aus der Räuchereiche damit sie sich farblich absetzen (Hergestellt mit dem Holzdübelschneider von Veritas, geht super) gesichert. Die zwei zusätzlichen Leisten zwischen den langen Zargen dienen als Auflage für die Einlegeplatte. Hier das fertige Untergestell.



Dann ging es an die Tischplatte. Das es ein Ausziehtisch mit Einlegeplatte werden sollte mussten 3 Teile hergestellt werden, 2 Stück 0,75x1,0m und 1 Stück 0,5x1,0m. Größe der Platte also 1,5x1,0m und ausgezogen 2,0x1,0m (sämtliche Vorüberlegungen zu allen Maßen lehnen sich übrigens stark an Tage Frids Buch zum Möbelbau an). Da ich nicht über genügend große Zwingen verfüge und die Kantel immerhin 40mm dick sind, habe ich mir aus 60er U-Profilen eine Verleimhilfe gebaut. Durch Verwendung von feinem Gewinde bei den Schrauben kann man damit erstaunlich viel Druck aufbauen.


Dann wurden die Kantel einer nach dem anderen verleimt (alle auf einmal hätte ich zeitmäßig wegen des Leimes nicht geschafft, und ich hatte auch bedenken nicht den nötigen Druck zu bekommen) wobei jeweils 3 Lamellos gegen verrutschen gesetzt wurden. Da der Kantel an den Schmalseiten jeweils quer zur Faserrichtung eingesetzt ist, wurde er nur rechts und links mit Schlitz und Zapfen, sowie über die Länge mit Nut-Feder Verbindung eingepasst und nicht verleimt. Die lange Nut habe ich ebenfalls mit der Schattenfugensäge vorgeschnitten und dann den Rest ausgestemmt. Damit die Platte arbeiten kann wurde rechts und links eine 5mm Fuge freigelassen. Diese sieht man zwar nun, aber ich finde das nicht schlimm. Die 5mm sind vielleicht zuviel, aber ich war mir einfach nicht sicher. Gegen verwerfen, vor allem aber als Aufnahme für die Querleiste der Ausziehvorrichtung, habe ich Gratleisten eingebaut (Nut und Leiste jeweils mit der Oberfräse, ELU 97E). Die Enden sind außen sichtbar und in hellem Holz gehalten, da ich generell Konstruktionsdetails schön finde und sie daher nicht verstecken wollte. Jetzt nach ca. 6 Wochen bei uns im Wohnzimmer stehen sie rechts und links je ca. 1 - 1,5 mm heraus. Da sieht man dass die Platte doch etwas arbeitet. Bin mal gespannt was noch kommt.


Da ich noch keinen vernünftigen Putzhobel besitze (und auch keine Erfahrung damit), habe ich dann alle Oberflächen mit dem Excenterschleifer bis 320er Körnung geschliffen. Dann 2-mal mit Kunos Grundieröl und 2-mal mit Holzölsiegel (beides von Livos) versiegelt. Nach jedem Auftrag mit 600er bzw. 800er Zwischenschliff von Hand. Die Oberfläche gefällt mir sehr gut, fühlt sich auch sehr schön an. Ob sich das im Gebrauch bewährt wird die Zukunft zeigen. Der Tisch ist ca. 100kg schwer geworden (ich glaube ich mags solide), aber da es 4 Teile sind lässt er sich trotzdem rel. gut transportieren. Durch Filzscheiben unter den Beinen kann man ihn sogar erstaunlich leicht verschieben, zumindest bei uns auf glattem Laminatboden.





Dann gefiel mir unsere Lampe nicht mehr und ich hab noch eine Esstischlampe dazugebaut. Dazu habe ich ebenfalls wieder die Räuchereiche als Mittelteil zwischen dem Aluminium verwendet, so passt sie irgendwie zum Tisch. Kombiniert habe ich das Holz mit Aluminiumflachprofil 30x5 mm was ich geschliffen und poliert habe. Zum verleimen habe ich mich nach längerem überlegen für PU-Leim aus der Kartusche entschieden, der laut Etikett genau dafür (Holz/Metall) eingesetzt werden kann/soll. Über meine Erfahrung damit möchte ich lieber nichts schreiben, sonst bekomme ich vielleicht noch Ärger (vielleicht nur soviel: falls jemand Interesse an der noch fast vollen Kartusche hat kann er sie kostenlos bei mir abholen). Als Lichtquelle dient eine LED-Leiste in Warmweißen Ton von 1m Länge. Der Tisch wird so sehr gleichmäßig, schattenfrei ausgeleuchtet. Und das bei nur 9 Watt Leistung. Das Holz im Gegengewicht habe ich in der Mitte ausgehöhlt und mit Bleikügelchen gefüllt, so lässt sich die Höhe leichtgängig verstellen.



So, das wars. Ich hoffe ich habe niemanden genervt mit zuviel Text. Klar bin ich stolz auf mein erstes Stück. Empfehlungen für zukünftige sind trotzdem willkommen, und viele Kommentare sowieso.
Viele Grüße, Rainer