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Aufforstung in Niedersachsen

Verfasst: Sa 10. Nov 2007, 09:53
von Hauke Schmidt

Moin,

mir stehen 2 Hektar zusammenhängende landwirtschaftliche Fläche zur Verfügung und ich überlege, was neben der derzeitigen Verpachtung als Nutzung noch in Frage kommen würde.

Als Holzwurm kam mir die Idee der Aufforstung, welches zum Teil in Niedersachsen gefördert wird (inklusieve 5 jährige Pflege) Hier werde ich mich in den nächsten Tagen erkundigen.

Nur habe ich noch gar keine Ahnung, was in der Praxis auf mich zukommen würde oder welche Bäume ich pflanzen könnte.

Ich habe es hier mit undrainierten Moorboden zu tun. Schwarztorf wurde schon 1930 abgetorft. Zur Zeit wird die Fläche als Grünland genutzt.

Ich wäre dankbar erst mal allgemeine Denkanstösse zu bekommen damit ich abends fleissig googeln kann.

Danke

Hauke




Re: Aufforstung in Niedersachsen

Verfasst: Sa 10. Nov 2007, 10:21
von Heinz Kremers

Hallo Hauke,

was auf Dich zukommt? Jede Menge Arbeit und kein Ertrag!. Den werden erst Deine Enkel oder Urenkel haben.

Du wirst einige Jahre die Jungpflanzen pflegen müssen, und zwar anfangs mindestens zweimal pro Jahr (Freischneider und AS-Mäher), wenn die Jungbäume ca 1 m hoch sind wird einmal pro Jahr reichen.

Als Wildverbißschutz wirst Du einen hasendichten Zaun errichten müssen; alternativ einige Male im Jahr chemisch behandeln. Einmal vergessen und was verbissen wurde ist hin!

Wenn dann alles gut über die ersten 15- 20 Jahre gekommen ist steht das erste Ausdünnen (Durchforsten) an. Man pflanzt ja sehr dicht, damit die Jungbäume Lichtmangel haben und sich gen Himmel recken, damit es schon lange astfreie Schäfte gibt. Ein Solitärbaum wird nie was für den Möbelbau werden, es sei denn man legt Wert auf jede Menge Astlöcher. Vergißt Du das, wird's überwiegend allenfalls Brennholz.

Zur Pflanzenauswahl empfehle ich ein Gespräch mit dem Förster sowie auch mit der Landwirtschaftskammer. (Dahin wirst Du wohl eh geraten, wenn es um Fördermittel geht.) Hol Dir aber hierzu verschiedene Meinungen ein; es ist wie im wirklichen Leben: zwei Professoren = drei Meinungen! Entscheiden mußt dann Du, was in 150 Jahren für Holzarten gefragt sind. Vielleicht erklären Deine Nachkommen den Altvorderen, der das pflanzte, dann für total bekloppt, aber das tut ja dann nicht mehr weh!

Jetzt kannst Du Dir das Wochenende mit Denken verschönen; fällt ja nicht schwer bei dem besch... Wetter.

Gruß aus dem Rheinland

Heinz




Re: Aufforstung in Niedersachsen

Verfasst: Sa 10. Nov 2007, 11:45
von Jürgen zur Horst

Hallo Hauke,

ich habe in ähnlicher Angelegenheit mit dem Landkreis Ammerland gesprochen. Auf dem Moorboden macht Aufforsten wohl wenig Sinn. Mein Land liegt im LAndschaftsschutzgebiet und man war dort nicht an Waldpflanzungen im Moorgebiet interessiert. Im Gegenteil, man versucht die Moorgebiete als Kulturlandschaft zu erhalten und dazu gehört die Nutzung als Weideland oder eben die Renaturierung als Moorgebiet. Auf der Geest sähe das ganz anders aus, aber da habe ich auch keine Probleme einen Pächter für die Nutzung zu finden, weil da jeder Bauer mit Maschinen drauf kann um Getreide oder Mais anzubauen.

Sprich mal mit dem zuständigen Forstamt. Die können Dir sicher sagen welche Bäume geeignet wären. Im Moor wird die Auswahl schwierig. Pappeln wirst Du nicht wollen, Birken sind auch uninteressant. Erlen könnten vielleicht wachsen. Bei mir nebenan werden die Moorflächen noch von den Baumschulen für die Kultivierung von Rhododendren genutzt.

Es würde mich interessieren wie Du dich entscheidest.

Tschüß Jürgen



Re: Aufforstung in Niedersachsen

Verfasst: Sa 10. Nov 2007, 12:42
von Helmut Hirsch

Hallo Hauke,

wie du vielleicht weißt komme ich auch aus einem forstwirtschaftlichen gebrägten Umfeld. ;^>

So als Denkanstoß: Warum willst du mit dem Ertrag so lange warten? Pflanze schnellwachsende Hölzer (Pappeln, Erle usw.) an und verkaufe das ganze Losweise an die Pellets/Hackschnitzel Industrie. Du bräuchtest fast keine Pflege und hast auch beim Fällen keine Arbeit --- da kommt dann eh der Vollernter.

Rede auf jeden Fall mit dem Forstamt --- vielleicht kannst du ja auch gleich die ganze Fläche für so einen Zweck langjährig verpachten --- und von dem Pachtgeld kaufst du dir schön regelmäßig Werkzeug --- dann hast du deinen Spaß und keine Arbeit.

Einen kleinen Fleck kannst du ja so als Hobby mit besseren Sorten bepflanzen, aber glaub mir, ich habe gerade mit meinem Zinmmermann gesprochen, der kauft alles vom Sägewerk wie er's braucht, lagert nur Obstholz ein. Der hat nebenbei eine traumhafte megagroße maschinenbestückte Halle, mit Umluft beheizte Holzheizung drin -- ein Traum. Er macht viel Treppenbau und Innenausbau mit Echtholz und Schichtholzplatten. Liegt voll auf unserer Richtung. Ich habe meine Rechnung gleich bezahlt, um in guter Erinnerung zu bleiben.

Gruß aus dem absolut verregneten Kraichgau, Helle



Re: Aufforstung in Niedersachsen

Verfasst: Sa 10. Nov 2007, 12:52
von Heinz Kremers

Hallo Helle,

"Ich habe meine Rechnung gleich bezahlt, um in guter Erinnerung zu bleiben." Kommen die Rechnungen sonst in die Lostrommel - und wer mahnt ist erst bei der übernächsten Verlosung mit drin?

Gruß

Heinz




Re: Aufforstung in Niedersachsen

Verfasst: Sa 10. Nov 2007, 13:14
von Hauke Schmidt
[In Antwort auf #38366]
Hallo,

erst mal Danke für die Denkanstösse.

Bei mir liegt folgender Fall vor:

Ich ziehe in das alte Wohnhaus meines Grossvaters im Ammerland. Der ganze Resthof ist 3,3 Hektar gross. 2 Hektar sind an einen Bauern verpachtet, der dort Beester weidet.

Das ganze bringt 245 Euro Pacht im Jahr. Naja es ist nicht gerade der freundlichste Bauer und er erhält immerhin 190 Euro Agrarprämie pro Hektar und geht somit schon durch die Pacht mit Gewinn raus.

Da es wohl so aussieht, das Agrarprämien zusammen gelegt werden gibt es 2013 an die 300 Euro Agrarprämie pro hektar und das Geld kann ich mir dann auch besser direkt einstreichen.

Nur habe ich keine Stallungen mehr über, denn meine Wekstatt ist schon im alten Kuhstall und der Schweinestall ist Maschinenschuppen. Auch von meiner Arbeit her (Rufbereitschat und Schichtarbeit) kann ich keine Tiere regelmässig versorgen.

Also suche ich nach Alternativen zur Nutzung der 2 Hektar Weiseland und 1,3 Hektar Grundstück. Zumal sich ja zur Zeit viel auf dem Energie- und landwirtschaftlichen Markt tut.

Zu dem Argument, das erst meine Kinder was vom Holzeinschlag haben, muss ich sagen, das der ganze Hof nicht wäre wenn nicht schon mein Urgrossvater über 3 Generationen gedacht hätte. Das meine Tochter dann den grossen Reibach macht ist durchaus OK für mich.

Also für gute Ideen bin ich durchaus dankbar.

Hauke



"Ich zahl mein Zeug" --- ;^

Verfasst: Sa 10. Nov 2007, 13:14
von Helmut Hirsch

Nein Heinz,

aber du weißt, ja Zahlungsziel ausreitzen bei sehr großen Beträgen, kann manches bringen. Meine normalen Rechnungen werden am Monatsende abgebucht --- bei den großen Sachen schicken die Lieferanten aber mittlerweile auch schon eine Zwischenrechnug oder Abschlagsforderung.

Ich bezahle meine Sachen, will niemand was schuldig bleiben und bin so eigendlich immer ein gern gesehener Kunde --- und das obwohl ich eigendlich nur das absolut nötigste in Auftrag gebe --- viel zu viel Fachfragen stelle, und den Rest dann selber mache. Aber wenn man gleich bezahlt, ist man auch dann bei den Handwerkern gerne gesehen --- die Zahlungsmoral soll nicht mehr so toll sein.

Gruß, Helle

der jetzt bei dem Wetter doch mal raus muß, irgendwie fliegt da Zeugs um mein Haus herum - und ich hab das Gefühl, das meiste gehört doch zu mir.




Re: Aufforstung in Niedersachsen

Verfasst: Sa 10. Nov 2007, 16:32
von Jürgen zur Horst

Hallo Hauke,

sei froh dass Du einen Pächter für das Moorland hast. Im Ipweger Moor liegen viele Flächen brach, weil sich nicht mal die Drainage bei der geringen Pacht lohnt. Auf den nassen Flächen kann keine Gras-Silage oder Heu gemacht werden, also verkrautet und verwildert das Land.

Ich habe schon zu wenig Zeit fürs Hobby, deshalb bin ich froh, dass ich mich nicht um das Land kümmern muss. Die Prämien kannst Du nur einstreichen, wenn Du einen Agrarbetrieb hast. Vielleicht zahlt Dein unfreundlicher Bauer zumindest soviel Pacht wie er an Prämie bekommt.

Tschüß Jürgen



Re: Aufforstung in Niedersachsen

Verfasst: Sa 10. Nov 2007, 21:15
von Andreas Winkler
[In Antwort auf #38369]
Hallo Hauke,

leider hast Du dir für Dein Vorhaben einen denkbar schlechten Boden ausgesucht !
Moorböden sind normalerweise sehr, sehr nährstoffarm und sehr sauer. Nur wenige Baumarten können da gedeihen und das auch nur entsetzlich langsam.
Auf richtig saurem Boden können eigentlich nur Birken wachsen, evtl. noch Kiefern und wenn es nicht zu feucht ist, auch Eichen. Jedoch schreibst Du ja, daß der Boden nicht drainiert ist, d.h. er wird relativ naß sein. Also wird das mit den Eichen wohl nichts. Pappeln und Erlen mögen es nicht so sauer.

Solltest Du - wie es Dir Helle empfohlen hat - planen, irgendwelche Pflanzen zu Energiegewinnung anzupflanzen, liegst Du mit Hanf oder Chinaschilf besser als mit Bäumen, weil das Zeugs viel schneller wächst. Allerdings wirst Du auf Deinem Boden auch mit Gräsern schlechte Karten haben (zu sauer und nährstoffarm).

Am besten mal im zuständigen Amt über Dein Vorhaben erkundigen (und mit offenen Augen und Ohren durch eure Landschft fahren) .

Viel Erfolg !

Gruß aus (dem nicht moorigen, sondern sandigem) Mittelfranken, Andreas




Re: Aufforstung in Niedersachsen

Verfasst: So 11. Nov 2007, 22:18
von Heinz Kremers

Hallo an die Energiegewinner,

solche Pflanzen wollen auch geerntet werden und das geschieht mit nicht gerade kleinen Maschinen (Feldhäcksler o.ä.), die auf dem Moorboden gerne versinken.

Gruß

Heinz, der gerade von der agritechnica aus Hannover heimgekehrt ist