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Restauration / Nachbau Eichengeländer *MIT BILD*
Verfasst: Di 12. Jun 2007, 09:48
von Patrick
Hallo an Alle,
ein guter Freund muss an seinem denkmalgeschütztem Haus ein Balkongeländer erneuern. Wie ihr auf dem Bild sehen könnt, besteht das Geländer aus einzelnen Elementen, die sich mit einer Art Kopiereinrichtung einfach herstellen lassen müssten. Da sich in dem Muster allerdings sehr spitz zulaufende Elemente befinden, fällt kopierfräsen wohl flach.
Die Frage ist: Wie kopiert man mit einer Band oder Stichsäge? Schblone aufmalen und dann mit der Stichsäge aussägen oder gibt es evtl. eine geführte Möglichkeit?
Das hier abgebildete Geländer ist aus Eiche, ist braun gestrichen und von ca. 1890. Dafür schaut es eigentlich noch gut aus. Der daüberliegende Balkon ist allerdings völlig vermodert und muss neu gebaut werden.
Für ein paar Tipps wäre ich dankbar.
Gruß
Patrick

Re: Restauration / Nachbau Eichengeländer
Verfasst: Di 12. Jun 2007, 09:58
von Gero Meyhoefer
Hallo Patrick,
wenn ich das richtig sehe, bilden ja immer die langen schmalen Seiten zweier Bretter diese Lochmuster in Herz-, Pik- und anderen Formen. Meiner Meinung nach müßte man sich da nur eine Schablone für die Oberfräse (inkl. Kopierring) bauen und diese Schablone dann nacheinander auf beiden Seiten eines Brettes aufspannen und abfahren. Das Kniffligste dabei wird die Taille der Pikspitze am unteren Ende des Brettes sein, das sollte aber machbar sein mit einem Fräser mit kleinem (ca. 5 mm?) Durchmesser.
Ich muss zwar zugeben, dass ich noch nicht viel mit den Kopierringen gearbeitet habe, spitze Formen die hier den Einsatz verhindern würden, sehe ich allerdings nicht.
Beste Grüße
Gero
Re: Restauration / Nachbau Eichengeländer
Verfasst: Di 12. Jun 2007, 18:35
von Franz Kessler
Hallo Patrik
Schöne Sachen fertigten die Alten.
Ist gar nicht so einfach, mit der Oberfräse erscheint mir es zu Zeitaufwendig, zuerst würde ich versuchen mit Lochfräsen die runden Radien zu bohren (die auch für die Bandsäge wohl zu klein sind, ich denke Du willst ja nicht mit einem 3mm Band und Feinschnitteinrichtung an dieses Eichenholz rangehen), danach auf der Bandsäge mit 6mm Band die etwas größeren Radien, um dann mit dem 10mm Band den Rest zu fertigen.
Mit etwas Geduld und langsamen Schneiden kommt da eine gute und ausreichende Genauigkeit heraus.
Wichtig ist ein genaues Anreisen mit spitzem Bleistift, wozu auch eine glatte Oberfläche des Brettes gehört, dazu wäre dann eine gute Schablone unbedingt notwendig, wie man sieht, fallen auch kleinste Ungenauigkeiten auf.
Zu überlegen wäre eine Bohrschablone für die Lochfräsarbeiten zu benutzen.
Gero stell Dir vor, dass wäre eine Menge Fräsarbeit und wie Du richtig sagst, würden ja überall die Fräserradien stehen bleiben, an der Spitze unten drohte dann noch das wegplatzen der selbigen.
Dann stelle ich mir die Frage, wie hat es der Zimmermann um 1890 gemacht, ich glaube nicht, dass er eine Oberfräse hatte.
Das Problem mit der Lochfräse wird sein, die richtigen Durchmesser zur Verfügung zu haben, obwohl ich der Meinung bin, 1 oder 2mm Differenz zum Muster fallen da kaum auf.
Unbedingt ein Muster mit der gewählten Fertigungsart machen.
Gruß Franz
Re: Restauration / Nachbau Eichengeländer
Verfasst: Di 12. Jun 2007, 22:10
von Patrick
Hallo Franz,
herzlichen Dank für deine Tipps.
Es ist wirklich verblüffend. Wenn man sich dieses Haus von innen wie von außen anschaut, kann man sich kaum vorstellen, wie die das 1890 hinbekommen haben.
Die Fenster müssen auch modernisiert/restauriert werden. Sie sind zwar noch absolut dicht, aber halt nur 1fach verglast. Die massive Eichentreppe mit verschiedenen Figuren würde dir bestimmt auch gut gefallen.
Wenn ich mir das Geländer genau anschaue, sind die einzelen Teile so präzise gearbeitet, dass ich mir dachte, dass man das zu damaligen Zeiten auch mit einer Kopiervorrichtung gemacht haben muss.
Ich werde mir mal eins dieser Bretter abzeichnen und eine Schablone erstellen.
Bislang ist die Stichsäge mein Favorit.
Ich werde auf jeden Fall mal berichten, wenn ich Fortschritte mache.
Gruß
Patrick
Re: Restauration / Nachbau Eichengeländer
Verfasst: Di 12. Jun 2007, 22:14
von Patrick
[
In Antwort auf #34384]
Hallo Gero,
die Oberfräse kam mir auch zuerst in den Sinn, allerdings glaube ich nicht, dass die Spitzen in den Herzen damit herstellbar sind. Man könnte höchstens kurz vor der Spitze aufhören und dann mit der Stich- oder Dekupiersäge weitermachen. Dann müsste man allerdings die Schnittkanten noch nachschleifen.
Da die Bretter sowieso lakiert werden müssen, ist das aber egal. Der Denkmalschutz schreibt die braune Farbe leider vor, ich würde die Eichenbretter nur ölen.
Mal sehen, was sich machen lässt.
Besten Dank für deine Tipps.
Gruß
Patrick
Re: Restauration / Nachbau Eichengeländer
Verfasst: Mi 13. Jun 2007, 00:09
von Heinz Kremers
Hallo Patrick,
wenn jemand wüßte, wie die Altvorderen das seinerzeit gemacht haben wär Dir sicher sehr geholfen. Die haben das ja auch nicht zum Zeitvertreib gemacht, sondern sicher mit System. Dann könnte man evtl. die alte Machart kopieren, sich dabei aber der diversen Maschinen bedienen.
Gruß
Heinz
Re: Restauration / Nachbau Eichengeländer
Verfasst: Mi 13. Jun 2007, 00:44
von Johannes Müllerheim
[
In Antwort auf #34382]
Hallo,
wenn ich es richtig sehe auf dem Foto ist es hier nicht der Fall, aber oft wurden solche Bretter früher gedrechselt. In diesem Fall würde ich mir Anschäge für den Bohrständer machen und zunächst die großen runden Löcher bohren( mit der Lochsäge). Und anschließen anzeichnen und sägen am besten mit der Bandsäge.
Übrigens wenn man Zeit hat (wie vor 100 Jahren), geht es auch mit der Schweifsäge.
Viel Erfolg wünscht Johannes
Re: Restauration / Nachbau Eichengeländer
Verfasst: Mi 13. Jun 2007, 08:33
von Heinz Roesch
[
In Antwort auf #34414]
Hallo Pattrick,
wenn Du kannst mache bitte Deinen Einfluß geltend und rate
von einem Austausch der Fenster ab. Das ist ein sicherer
erster Schritt zum Tod des Gebäudes.
Der Wärmeverlust über das Fensterglas ist relativ unerheblich,
da die Altvorderen noch vernünftige Fensterdimensionen hatten.
Die perfekte Luftdichtigkeit neuer Fenster lässt sofort die
Raumfeuchtigkeit ansteigen, damit kommt der Schimmelpilz, der auch
die Bewohner langsam umbringt und dem Gebäude natürlich auch
gar nicht bekommt.
Ist zwar völlig OT, war mir aber wichtig! :-)
Viele Grüße
Heinz
Re: Restauration / Nachbau Eichengeländer
Verfasst: Mi 13. Jun 2007, 08:51
von Heinz Roesch
[
In Antwort auf #34382]
Hallo Patrick,
da sind natürlich ein paar heiße Stellen im Profil,
aber so was macht man selbstverständlich nur auf der
Bandsäge! :-)
Eine größere Maschine hat auch mit einem relativ
schmalen Band einen guten Durchsatz.
Eine Kopiervorrichtung ist relativ einfach selbst
herzustellen. In diesem Link sind Bilder zu sehen,
die den prinzipiellen Aufbau zeigen.
http://www.woodworkershaven.com/bandsaw_dup.htmViele Grüße
Heinz
Re: Restauration / Nachbau Eichengeländer
Verfasst: Mi 13. Jun 2007, 10:24
von Stefan Hintzen
[
In Antwort auf #34382]
Hallo Patrick,
was mich persönlich intersssieren würde, wo steht das Geländer denn? Habe irgendwie Naumburg im Verdacht oder liege ich völlig daneben ?
Die alten ortsansässigen Stellmacher bzw. Tischler könnte man ja mal aus Spaß abklappern, irgendjemand weiß bestimmt noch was über die Fertigungsmethode, zumal es ja einige lfd. Meter sind, und das wächst ja nun mal nicht im Garten.
Gruß
Steff