Multiplexbox - Anregung-virtuelles Modell-Ergebnis
Verfasst: Do 31. Mai 2007, 20:59
Beim Surfen im Internet bin ich irgend wann mal auf die Seite von Hamilton-Roberts Design http://www.avocet.net/onhand/index.htm gestossen.
Dort hat diese Box

mein Interesse erregt. Da ich seit einiger Zeit ein Sketchup-Fan geworden bin, mußte natürlich erst einmal ein virtuelles Modell der Box gebaut werden. Das sah dann so aus

In den Sketchup-Foren hatte ich gelesen, dass man mit der neuen Version (SU6) die Modelle mit einer mit einer Außenhaut (skin) überziehen kann. Die kostenlose Sketchup Software bei Google herunterzuladen hat nur Minuten gedauert. Mit den neuen Funktionen vertraut zu werden, dauerte mehrere Tage. über Sechzig-jährige brauchen halt länger :-)
Aber jetzt hatte mich der Ehrgeiz gepackt und deshalb habe ich das Stück Holz, aus dem ich die Box bauen wollte, aus dem Keller geholt und fotografiert. Mit diesem Image wird das Sketchup-Modell anschließend "tapeziert" und sieht dann so aus

Als ich dann auch noch anfing die Inlay-Streifen zu fotografieren, damit ich ein möglichst realistisches Modell bekomme, wollte meine Frau mich zum Psychiater schicken oder ersatzweise für verrückt erklären lassen. Aber einen echten Hardcore Sketchup-Fan schrecken solche Drohungen nicht ab und deshalb ist hier das Ergebnis des Tapezierens einer Holzkiste zu sehen.

Sketchup reizt unglaublich zum Spielen. Eiche oder Ebenholz statt des geplanten Holzes? Kein Problem - dauert nur wenige Sekunden und man hat ein Modell in Eiche oder in Ebenholz. Für den Griff Gold statt Alu? Mal sehen wie das aussieht - kostet ja nichts.
Nach stundenlanger Sketchup-Spielerei wußte ich nicht nur wie die Box in der Vorder- Seiten- und Draufsicht oder aus einem Winkel von 29,7 Grad von oben links ausehen würde, ich konnte die Box auch als ein Drahtmodell anzeigen lassen und den Schatten um 14:30 Uhr im August berechnen lassen.
Gut - Kritiker könnten einwenden, es macht doch überhaupt keinen Sinn Holzkisten als Drahtmodelle zu betrachten oder alternativ die Box zu durchleuchten wie auf einem Röntgenschirm. Richtig! Sinn macht das wirklich nicht! Aber es macht Spass!
Und manche Konstruktionsfehler habe ich schon hier erkennen können. Aber irgendwann hatte ich die Box genug im dreidimensionalen Raum herum gewirbelt. Ich mußte mal wieder echtes Holz fühlen und richtigen Sägestaub auf der Brille wegputzen.
Ab in den Hobbykeller!
Aber jetzt überkamen mich die ersten Zweifel. Hatte ich nicht im Forum gelesen wie problematisch es ist, Holz mit eloxiertem Aluminium zu verkleben? Und wenn das Verkleben nicht klappt, ist das schöne Stück Edelholz Schrott. Was tun? Ich baue erst einmal eine Probe-Box aus Multiplex (24mm).
Eine viereckige Kiste zu bauen ist selbst für Hobbyschreiner keine große Herausforderung. Deshalb habe ich hierzu keine Fotos gemacht und will nur die Besonderheiten erwähnen. Die Multiplexleiste wurde auf der Kreissäge zurecht geschnitten. Danach wurde mit der Woodrat eine Nut für den Boden gefräst. Auch der Absatz für den Deckel und die Absätze für die Inlays wurden mit der "Holzratte" gefräst.
Jetzt wurden die Inlays in die Nuten (klarer Pattexkleber) geklebt, die Seitenteile auf Gehrung gesägt, und die Box mit dem in die Nut eingelassenen Boden verleimt. Weiter gings auf der Woodrat. Der komplette fertige Kasten wurde in die Woodrat gespannt und mit einem Halbrundfräser wurden die Ausfräsungen an den Ecken für die Alurohre hergestellt. Kinderspiel für die Woodrat.
Das Verkleben der Alurohre mit dem Multiplexkasten erwies sich als echtes Problem. Die Rohre sind eloxiert und damit sehr glatt. Als erstes habe ich es ohne weitere Vorbehandlung der Rohre mit Pattex versucht. Das kann man getrost vergessen! Was nun?
Auf einer Messe hatte ich vor einiger Zeit eine kleine Probeflasche Gorilla Glu (One Tough Glue) geschenkt bekommen. Die stand seitdem unbenutzt im Schrank herum. Also ein neuer Versuch mit einem Probestück. Die Verklebezeit ist mit ca. 3 Stunden angegeben. Das Holz soll vor dem Kleberauftrag leicht angefeuchtet werden. Ich habe nur auf das Alurohr Leim aufgetragen. Nach drei Stunden hatte ich eine Verbindung die nicht mehr zu trennen war. Und das ohne jegliche Vorbehandlung des Alurohres.
Weil der Deckel als Multiplexplatte irgendwie langweilig aussah, habe ich in meiner Furnierkiste gesucht und ein Blatt gefunden, dass ich kaum noch zuschneiden musste. Es gefiel mir auf Anhieb. Aber was war das für ein Holz? Vergleiche mit der Referenzkiste brachte es an den Tag: Makassar Ebenholz (wußte ich doch, dass ich einen guten Geschack habe :-)
Als alles fertig war sah die Box dann so aus

In der Vorderansicht sind die Inlaysstreifen (rot-schwarz) zu erkennen. Sie fassen den grünen Furnierstreifen ein. Das Inlay am Deckelrand ist gekauft und nicht von mir selber gemacht worden.

Hier die Seitenansicht. Die eloxierten Alurohre (30mm Durchmesser) sind aus dem Baumarkt.

In der Draufsicht erkennt man das schöne Ebenholzfurnier. Die komplette Box wurde nur mit Danish Oil eingeölt und nicht weiter behandelt. Vermutlich muss ich das aber noch einmal wiederholen.

Ohne Deckel sieht der Kasten so aus. Der Boden ist aus 5mm Sperrholz.

Der Griff ist aus Kirschholz. Er wird von zwei Aluplatten eingefasst. Die Aluplättchen wurden vom Stangenmaterial (aus dem Baumarkt) abgesägt, gefeilt und geschliffen. Das die Plättchen geschliffen wurden, hat mit den Fehlversuchen beim Kleben zu tun. Um das nicht haftende Pattex wieder zu entfernen, habe ich Sandpapier benutzt. Danach war die eloxierte Oberfläche im Eimer. (Ja, ich weiss ja, dass ich mir das auch vorher hätte überlegen können! Aber selbst Perfektionisten wie ich machen manchmal Fehler :-)

Hier ist noch einmal geöffnete Box zu sehen. Was übrigens hier wie eine Nebensächlichkeit erscheint - ich meine die Deckel auf den Alurohren - hat mich in der Realität stundenlange Arbeit gekostet. Ich habe keine Drechselbank und musste mir deshalb die Propfen um die Alurohren zu verschliessen, mühsam herstellen. Mit einer Lochsäge konnte ich einen runden Propfen aus einen Kieferbrett aussägen, der dann mit der Raspel auf Maß gebracht wurde. Das Furnierplättchen habe ich mit der Schere ausgeschnitten. (Ich weiss: iss nich Schreiner gemäß, echte Schreiner hätten das gehobelt :-)

Zum Schluss möchte ich noch ein paar Vergleichsbilder von Sketchup-Modellen zeigen. Sie sollen zeigen, wie gut man Sketchup gerade im Woodworking Bereich einsetzen kann. Ich möchte darauf hinweisen, dass ich im Sketchup gerade mal Anfänger bin. Die Könner und Gurus liefern Modelle ab, die man von der Realität kaum noch unterscheiden kann.
Deckelgriff - Modell

Box mit Deckel geöffnet

Vorderansicht Modell

Bleibt noch zu sagen, dass ich demnächst noch einmal ein ähnliches Stück mit dem echtem Holz bauen möchte. Einige Fehler die ich jetzt gemacht habe, kann ich dann vielleicht vermeiden. Wahrscheinlich aber nur um andere neue Fehler zu machen.
Gruß
Detlef
PS: Kritik ist ausdrücklich erwünscht. Nur nicht an den Dimensionen, denn die sind mühsam nach dem goldenen Schnitt berechnet worden :-)