Alles wird rund ... !
Verfasst: Mi 23. Mai 2007, 21:24
Guten Tag Allerseits,
Nachdem man lange nichts von mir gehört hat, hier nun wieder mal ein kleiner Erfahrungsbericht zum Thema Drechseln.
In meiner Anfrage betreffend der Nürnberger, im vergangenen November, hab ich ja schon geschrieben, dass ich diesen Frühling einen Drechselkurs besuchen wollte. Das hab ich, besser wir, nun gemacht. Mit unserem Urs zusammen, war ich eine ganze Woche, sprich fünf Tage (!) auf dem Ballenberg in einem Kurs für Anfänger !
Kurz-Resümee vorab : Tolle Tage, guter Kursleiter, nette Kollegen und gedrechselt, gedrechselt und dann nochmal ein wenig gedrechselt ... !
Im Einzelnen :
- Am Kurs haben 12 Teilnehmer mitgemacht. Fand ich vor dem Kurs etwas viel. War aber kein Problem, hat sich gut eingespielt.
- Der Kursleiter hat jeweils die Lektion erklärt, wenn nötig kurz vorgeführt, und danach hatte man die Zeit, zu drechseln, Fehler zu machen, und allenfalls beim Kursleiter nachzufragen, wenn's denn nicht funktionierte.
- Der Kursleiter hat sich in berkenswerter Art und Weise um jeden einzelnen Teilnehmer gekümmert. Er war auch da, wenn man ihn brauchte, daneben hatte man seine Ruhe, man konnte sich einer Sache widmen, ohne dass man gleich von hinten angesprungen wurde, wenn das Holz quitschte, weil "mann" irgend etwas falsch machte.
- Die Atmosphäre war sehr entspannt, man konnte sich auch untereinander austauschen, letztlich hatten wir ja in etwa, alle die gleichen Ecken abzurunden, will sagen, die gleichen Probleme und Fragen. Gequitscht und geknallt hat's auf jeden Fall aus allen Ecken. Bemerkenswerterweise möchte ich aber erwähnen, dass wir während des ganzen Kurses, nicht ein einziges Pflaster benötigten !
- Die Kursdauer von fünf Tagen, hat sich sehr positiv bemerkbar gemacht. Das Objekt der Lektion, musste nicht schon fertig sein, kaum hatte der Kursleiter dieses erklärt. Je nach dem, wie schnell man etwas konnte, hatte man sogar die Zeit, ein zweites, oder gar drittes Stück, zu machen. Hatte man etwas Mühe, es war genug Zeit, sich der Sache zu widmen. So dass eigentlich immer alle, mindestens das Lektionsstück fertig hatten.
- Jeder Teilnehmer hatte eine eigene Drechselbank, entsprechend dazu einen Satz Drechselstähle. Wer konnte, hatte auch eigene Stähle mitgebracht. Untereinander haben wir die Stähle auch ausgetauscht, um ein anderes Fabrikat ausprobieren zu können. Dies hat sich sehr positiv ausgewirkt. Man hatte einen direkten und unmittelbaren Vergleich, man merkte sehr schnell, welcher Griff einem am besten lag, oder mit welcher Form, mit welchem Anschliff, man das beste Resultat erzielen konnte. Kontroverse Meinungen trugen zum Verständnis der Sache bei, und wurden gerne ausgetauscht.
- Schleifen war natürlich auch ein Thema. Es stand ein Schleifbock zur Verfügung, den der Kursleiter eingehend erklärte. Er führte vor, wie die einzelnen Werkzeuge zu schleifen wären, und auf was das man achten musste. Interessanterweise herrschte danach aber zu keiner Zeit, ein Andrang am Schleifbock. War hier also auch nicht das Lieblingsthema. Und ich möchte eigentlich auch nicht weiter darauf eingehen, ich hab ja meine Tormek. :-)
- Die verschiedenen Holzarten zu "verrunden" war auch eine eigene Erfahrung. Es gab Hölzer, die mochte man sofort, andere machten etwas Mühe. Wir haben versucht, möglichst jedes Holz, das verfügbar war, zu drechseln. Folgende Hölzer hab ich persönlich auf der Bank gehabt, und bearbeitet : Ahorn, Kirsche, Esche, Nussbaum, Zwetschge und natürlich Buche. Ein exotisches Holz war auch mal dran, aber da weiss ich jetzt den Namen nicht.
- Und was haben wir eigentlich in den fünf Tagen geschaffen ? Am Ende des Kurses, hab ich einen grossen Karton nach Hause gebracht, und meiner Gemahlin lang und breit Vortrag gehalten. Hier kürze ich das auf das Aufzählen der Lektionsobjekte ab. Als da waren :
- Übungstück - mit vorkommenden Schnitten und Techniken
- Setzholz oder Waffeldreher
- Werkzeuggriff mit aufgepasster Zwinge
- Kreisel
- Ring - aus dem vollen Stück gearbeitet, also nicht mit Ringeisen !
- Dose mit aufgepasstem Deckel
- Schale
- Kugel
Zur Kugel möchte ich doch etwas bemerken. Diese haben wir fliegend, über's Kreuz gedrechselt. - Also ohne Netz und doppelten Boden ! Für Nicht-Drechsler unter uns : Der Rundling wird zwischen den Spitzen gehalten. Mit der Röhre drechselt man eine Kugel, die zum Schluss noch seitwärts von zwei Zapfen gehalten wird. Man spannt aus, schneidet die Zapfen weg, fertigt aus einem Rundling ein passendes Spundfutter, das eine Idee kleiner ist als die Kugel. Die Kugel wird also zum fertig drechseln und schleifen nur auf einer Seite, von einem Stück Holz gehalten, nix von teurem Kugeldrehapparat ! :-) Die Schwierigkeit hierbei ist, das Futter muss passen, im andern Fall landet die Kugel öfters auf dem Boden, oder man kriegt sie nicht mehr aus dem Futter raus ! :-(
- Die meisten Teilnehmer kamen von auswärts und haben sich in privaten Ferienzimmern, oder auch Pensionen eingemietet. So haben wir immer im Kreise der Teilnehmer, gemeinsam zu Abend gegessen. Das Mittagessen haben wir jeweils im Restaurant Bären, innerhalb der Museumsanlage eingenommen. Zwei, Drei Kollegen haben sich's in der Natur, mit einem Picknick gemütlich gemacht. - Wir hatten eine Woche lang strahlenstes, fast sommerliches Wetter ! - Bei diesen Gelegenheiten konnte man nebst Fachsimpeleien, auch sehr gut einen persönlichen Kontakt pflegen.
- Meine persönliche Einschätzung des Kurses :
- Der Ballenberg verfügt über eine sehr grosse Erfahrung im ausrichten und organisieren von Kursen. Ebenso natürlich über ausgewiesene Kursleiter, die eine Materie vermitteln können.
- Der Lernerfolg von fünf Kurstagen ist immens ! Nebst notwendigen Kenntnissen und Techniken, vermittelte mir der Kurs auch ein grosses Mass an Sicherheit, im Umgang mit den Werkzeugen, und der Bearbeitung des Holzes, weil man wirklich, mindestens während acht Stunden, manchmal auch länger, vor der Drehbank steht und drechselt !
- Daneben war natürlich auch das Umfeld des Kurses ein Erlebnis.
- Nach dem Kurs wäre es dienlich, man hätte genügend Zeit, das Gelernte zu festigen und zu vertiefen. Aber die haben wir wohl alle nicht ?
- Und noch was : Nürnberger mach ich manchmal noch, aber kein Vergleich zu vorher !
So, Freunde des runden Holzes, das wär's für heute.
Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat, ... der sich langsam aber sicher von den Nürnberger verabschiedet. :-)