Holztrocknung
Verfasst: Mo 22. Mär 2004, 14:42
Hallo,
ich habe vor einer Woche leichtsinnigerweise angekündigt, mich nach Literatur über Holztrocknung umzusehen und einzustellen, angeregt durch eine Frage von Rolf Hertenstein. Leider ist die Literatur, die ich einmal von einer Bibliothek hatte, älterer Natur und deshalb nicht im Web. Trotzdem ist hier noch ein ganz brauchbarer Link: http://www.rtt.at/pages/holz/holzwissensite.html
In dieser Site wird auf die Kondenstrocknung eingegangen; ein Verfahren, das auch dem privaten Holzwurm nicht völlig verschlossen ist. Nach meinen eigenen Erfahrungen ist es durchaus möglich, sich eine Trockenkammer zu bauen, die dann auch als Vorratslager dienen kann. Voraussetzung ist ein Stromanschluss und natürlich etwas Platz, am besten im Garten. Ich habe eine vorhandene Gartenhütte (3x4m, 2m hoch) längs abgeteilt und mit Dampfsperre (auch am Boden!) und Wärmedämmung versehen. An der Schmalseite findet ein "Bauentfeuchter" oder wie das Ding auch immer heißt, Platz. Der Holzstapel muss so angeordnet werden, dass man die Kammer befüllen und leeren kann. Ein paar Ventilatoren müssen dafür sorgen, dass Luft durch den Stapel ziehen kann. Das sollte möglichst gleichmäßig sein; das wird nicht gelingen, ist nicht schlimm, nur ganz windstille Ecken sollten nicht sein. Der Bauentfeuchter besteht aus einem "Kühlschrankkompressor" mit Kältemittel und zwei Wärmetauschern, wie ein Kühlschrank auch. Die Luft wird mittels eines Ventilators zunächst dem Verdampfer (Wärmetauscher kalte Seite) zugeführt, der kühlt die Luft ab. Das dabei kondensierende Wasser wird in einer Schale aufgefangen und sollte mit einem Schlauch aus der Trockenkammer ins Freie befördert werden. Die kalte Luft durchströmt anschließend den Kondensator (Wärmetauscher warme Seite) und wird dort erwärmt. Die durch Erwärmung wieder abgetrocknete Luft wird zurück in den Holzstapel geleitet und kann dort wieder Wasser aufnehmen. Ich habe ein Trockenkammervolumen von ca. 10m^3 und einen Entfeuchter mit einer Anschlussleistung von 300W. Das reicht und ist vor allen Dingen auch nicht soviel, dass Trocknungsfehler entstehen, wenn die Kammer mit etwa einem Festmeter Holz gefüllt ist. Steuerungsmäßig sollte man einen Thermostatschalter vorsehen, der den Entfeuchter bei 30°C abschaltet, denn Bauentfeuchter mögen keine höheren Temperaturen. Außerdem ist für kalte Tage ein Heizlüfter gut, damit der Entfeuchter nicht dauernd abschaltet, um Eisbildung zu vermeiden. Der Heizlüfter sollte bei etwa 20°C abschalten. Ich habe meinen Heizlüfter auf eine Blechplatte gestellt, damit er im Zweifelsfall nicht mein Gartenhaus abfackelt. Ganz prima ist eine Wetterstation mit Fühler für Außentemp- und Feuchte und HF-Übertragung. Da kann man vom Wohnzimmer aus das Kammerklima beobachten. Wenn das Kammerklima den Sollwert erreicht hat, heißt das noch lange nicht, dass das Holz seinen Sollwert hat, denn im Holz selbst ist über den Querschnitt noch das Feuchtegefälle erhalten. Man trocknet das Kammerklima etwas weiter herunter und schaltet die Anlage aus. Nach 4-6 Wochen ist man dann etwa da, wo man hin will. Das alles ist sicherlich nicht gerade aufwandslos, aber wenn man schon mal einen Schrank aus "lufttrockenem" Holz gebaut hat und nach 6 Wochen sich alle möglichen Fugen auftun, ist der Frust über die nagelneue Antiquität so groß, dass man auch mal Aufwand treibt. Vielleicht bringt's dem einen oder anderen eine Anregung.
Gruß, Walter