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Schleifen oder Abbeizen

Verfasst: Fr 5. Mai 2006, 07:37
von Marcus Nohr

Hallo,

ich mochte an einer art Türzarge in einem Mauerdurchbruch die alte Farbe (ich habe 6 schichten gezählt und vieleicht die eine oder andere übersehen) entfernen. An einer Probestelle habe ich das schon mal von Hand gemacht und das Holz das zum Vorschein kam scheint gut erhaltene Kiefer zu sein.

Jetzt meine Frage:
Wie kriege ich die Farbe mit dem wenigsten Aufwand runter Abschleifen (Zur verfügung steht ein Excenterschleifer Bosch in grün und (schäm) ein Baumarkt Deltaschleifer für 10€) oder Abbeizen?
Wie sind Eure Erfahrungen mit Abbeizen wenn das Holz danach geölt werden soll?

Vielen Dank

Marcus



Re: Schleifen oder Abbeizen

Verfasst: Fr 5. Mai 2006, 08:19
von reinhold

hallo,
vermutlich musst Du mehrere Verfahren kombinieren. Umweltfreundlich sind sie alle nicht. Aber bei 6 Schichten Farbe gehts nicht anders.

Ich würde mit einem Heissgebläse und einer Spachtel die Schichten grob ablösen.
Je nachdem, wie fest die unterste Schicht sitzt , vor allem in den Rillen, wirst Du mit Abbeizer ran müssen.

Dann natürlich schleifen. Den letzten Schliff von Hand in Maserrichtung !
Wahrscheinlich wird ein ganz feiner Beiz-Auftrag nötig sein, um das Holz farblich anzugleichen, immerhin hat es durch diese Behandlung unterschiedlich gelitten.

Mit Leinölfirnis zweimal ölen (jeweils 2 Tage trocknen lassen) und dann mit gewöhnlichem Bodenwachs versiegeln.

Gruss
reinhold




Re: Schleifen oder Abbeizen

Verfasst: Fr 5. Mai 2006, 08:46
von Olli Trappe

Hallo Markus,

ich habe die Prozedur bei meiner Treppe durch. Alle Techniken, die Reinhold beschrieben hat, waren im Einsatz. Zusätzlich habe ich noch mit einem Dremel und Laubsägebändern den letzten Dreck aus den diversen Profilen entfernt. Bei dem PVC-Kleber auf den Stufen hat mir noch ein Elektro-Schaber gute Dienste geleistet. Aber das scheidet bei Dir ja aus. Ich kann sagen ... es gibt viele handwerkliche Arbeiten, die mir mehr Spaß machen ... sehr viele. Und das Ergebnis wird niemals so wie im einen Abbeizbad.

Daher mein Ketzerischen Rat: Nimm ein solides Brecheisen und reiß die Zarge raus! Eine neue Zarge setzen ist keine Hexerei. Mittlerweile würde ich mir sogar den Eigenbau zutrauen und behaupten, daß das schneller als die Kratzerei geht. Vom Spaßfaktor mal ganz abgesehen. Zargen bekommst Du im Baumarkt für viele Wandstärken. Die eine Blende wird zuletzt eingeschoben. So kannst Du die Zarge exakt auf Deine Wandstärke anpassen. Von Breite und Höhe her wird Dein Durchbruch hoffentlich einem Normmaß entsprechen. War sogar bei mir in der alten Bude so.

Wünsche Dir in jedem Fall viel Erfolg + schönes WE

Olli




Re: Schleifen oder Abbeizen

Verfasst: Fr 5. Mai 2006, 11:13
von Marcus Nohr

Hallo Olli,
leider wird das mit der neuen Zarge im Normmaß nichts werden, da es sich um die Verbindung zweier Zimmer handelt (2m hoch, 1,60 breit). Da die zarge so etwa 100 Jahre alt ist möchte ich sie ungern entsorgen. Könnte allerdings eventuell sinn machen, da jezt nämlich eine Tür rein soll (Zarge selbst gebaut wegen der Höhe), und der rest mit einer Holztäfelung versehen wird. Vieleicht sollte ich dann alles aus einem Guss machen, auch wenn dann in ein paar Jahren wenn die tür wieder raus soll eine neue Zarge fällig ist.

Viele Grüße

Marcus



Re: Schleifen oder Abbeizen

Verfasst: Fr 5. Mai 2006, 11:30
von Olli Trappe

Hallo Markus,

hau das alte Teil raus und bau was schönes Neues. Mein Nachbar hat zu mir mal einen schönen Satz gesagt: "So lange abkloppen, bis solider Grund kommt". Bloß weil die 100 Zarge 100 Jahre alt ist, muß die nicht unbedingt schön und erhaltenswert sein. Ist wahrscheinlich schief und krumm eingebaut. Dann bekommst Du Schwierigkeiten beim sauberen Anschluß an Deine Wandvertäflung. Wenn ich es selber könnte, würde ich meine olle Treppe rauswerfen. Aber die Kiste ist mir eine Nummer zu groß.

Viel Erfolg

Olli




Re: Schleifen oder Abbeizen

Verfasst: Fr 5. Mai 2006, 11:58
von Jakob M.
[In Antwort auf #22879]
Hallo!

Habe letzten Sommer genau das selbe machen müssen.(bei alten Türen lohnt es sich FAST immer)
Klar ist das einer der aufwändigsten Projekte die man sich vornehmen kann, aber mit viel Zeit und Geduld erfreut man sich später an seinem Erfolg. Allerdings halte ich aus Erfahrung nichts von Abbeizen (gab mal eine wovon ich den Namen nicht mehr weiß die war super). Ich habe denn größten Farbanteil mit einem Heißluftföhn und einem Spachtel entfernt (Profile nicht zu empfehlen) und denn Rest mit deinem „Farbkratzer“ (gibt es im Fachhandel) abgezogen. Dabei ist zu achten das die Klinge aus Hartmetall ist damit man mit einer Wendeklinge auch gut einen Rahmen bearbeiten kann. In meiner Zeitnot habe ich 5stk aus einem Baumarkt gekauft, die mehr an Blech erinnerten. Davon rate ich SEHR stark ab! Lieber in einen guten Farbhandel eine oder zwei teuere kaufen ca. 7 € pro Klinge und die Profile mit einer Ziehklinge Bearbeiten. (Tipp: Ziehklingen lassen sich sehr einfach aus 0,4 mm Stahl selber in jede gewünschte Form bringen- und mit einer feinen Pfeile Graten)

Danach habe ich Hartwachsöl von Osmo verwendet mit welchen ich immer sehr gute Resultate erzielt habe.

Meine Arbeitsschritte beim ölen:
1. Schleifen mit ca. 120 Körnung
2. Erneut schleifen mit mind. 220 Körnung
3. Reinigen der Oberfläche (bürste, Tuch, Staubsauger)
4. Hartwachsöl gut schütteln und umrühren
5. Öl üppig auftragen (hier würde ich den Pinsel nehmen) überstehendes Öl mit deinem Tuch, Lappen verstreichen (ich nutze bei Möbel immer Tuch, Lappen)
6. Nach mind. 8 Stunden Trockenzeit erneutes anschleifen der Oberfläche mit mind. 220 Körnung (solange das Papier noch verschmiert - WARTEN)
7. Schleifstaub entfernen (siehe 3.)
8. Die 2te Schicht Öl nicht mehr so dick auftragen (unbedingt mit Lappen oder Tuch überall Nachstreichen)
9. Nach der Trockenzeit von mind. 8 Stunden, kann man die Oberfläche mit Rosshaar polieren (wer kein Rosshaar zu Hand hat kann auch mit der Feinsten Stahlwolle(xxxx) arbeiten)

Nach dieser ich gebe zu sehr aufwändigen Prozedur ist das Werkstück um ein vielfaches aufgewertet und erfreut bei jedem Anblick^^.