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Frage an die Drechsler: Alko HDM 850

Verfasst: Di 4. Apr 2006, 22:03
von Ulrich Lanz

Schönen Abend zusammen!

ich halte schon länger die Augen nach einer günstigen Drechselbank offen, nicht, weil ich wahre Drechselambitionen hätte, sondern nur weil ich gelegentlich ganz gern mal ein Tisch- oder Stuhlbein oder einen Werkzeuggriff drechselen möchte. Mehr habe ich eigentlich nicht vor. Eine "richtige" gute Drechselbank brauche ich dafür, denke ich, nicht unbedingt und ich habe schon ein paar mal überlegt, mir für diese kleinen Gelegenheitsarbeiten im Rahmen des Möbelbaus so eine einfache Drechseleinrichtung für Bohrmaschinenantrieb zuzulegen.

Heute ist mir nun aber folgende Zeitungsanzeige über den Weg gelaufen: "wenig gebrauchte Holzdrechselmaschine Alko HDM 850, Spitzenweite 900 mm, variable Drehzahlen 950, 1450 u. 2100 U/Min. Lichtstrom mit Stählen und professionellen Backenfutter. FP 120 €". Zu haben wäre die Maschine 6 km von meiner Haustür. Leider finde ich über diese Maschine im weltweiten Netz aber so gut wie keine Infos, lediglich dieses Bild auf einer britischen Website:

http://www.martindavies.plus.com/

Kennt hier vielleicht jemand diese Maschine und kann sagen, ob diese Maschine für den beschriebenen Einsatzzweck - wie gesagt, ohne große Ambitionen - zu diesem Preis etwas "Vernünftiges" ist. Wäre magels eigener Erfahrung auf diesem Gebiet für Ratschläge sehr dankbar.

Viele Grüße

Uli




Re: Frage an die Drechsler: Alko HDM 850

Verfasst: Mi 5. Apr 2006, 08:16
von reinhold

hallo,
ein wenig besser als ein Bohrmaschinenvorsatz ist diese Maschine schon. Aber nur ein wenig.
Im Ernst : ich kenne einen Dudelsackbauer , der hat jahrzehntelang mit dieser Maschine gearbeitet. Die Dudelsackteile sind allerdings im Durchmesser nicht grösser als 6 - 8 cm und maximal 50 cm lang. Und da war die Maschine an ihrer Grenze angekommen.

Meine Meinung : Werkzeuggriffe gehen mit dieser Maschine schon, Tischbeine wäre ich sehr skeptisch - dafür ist sie zu leicht.

Wenn die Lager noch in Ordnung sind, kann die Maschine als Einsteigergerät gerade noch angehen - aber Vorsicht : bei Drehbänken besteht Suchtgefahr (ich bin gerade selbst betroffen).

Schau sie halt zuerst mal an; greif sie beim Futter und rüttele dran, wenn irgend etwas wackelt, lass sie stehen. Schraub das schwerste Futter auf, dass vorhanden ist und lass sie mit Höchstgeschwindigkeit laufen. Rattert was ?
Und dann versuch sie auf jeden Fall auf 100.-- zu drücken.

Ansonsten : viel Spass und evt viel Erfolg .
Reinhold



Re: Frage an die Drechsler: Alko HDM 850

Verfasst: Mi 5. Apr 2006, 10:28
von Ulrich Lanz

Hallo Reinhold,

danke für dein Urteil. Dass die Maschine hohen Ansprüchen nicht genügen kann, habe ich schon vermutet. Dass sie leicht ist und dass das ihre Möglichkeiten begrenzt, klingt auch für mich als Laien auf diesem Gebiet sehr logisch. Ein begrenztes Gewicht hat für mich aber auch wieder Vorteile, weil der Platz in meiner Kellerwerkstatt langsam knapp wird. Sprich, ich brauche eigentlich eine mobile Maschine, die ich etwa auf der Werkbank mit Zwingen fixieren kann und die dann nach Gebrauch wieder im Regal verschwindet. Deswegen habe ich mir auch die kleine Jet schon mal angeschaut. Aber selbst mit Verlängerung komme ich da noch nicht auf die Spannweite von etwa 80 cm, die ich gelegentlich für Tischbeine ganz gerne hätte.

Ich denke, ich werde mir die Al-Ko einfach mal anschauen und, wenn sie in gutem Zustand ist, wahrscheinlich auch kaufen. Im Zweifelsfall ist bei dem Preis nicht viel kaputtgemacht, wenn sie irgendwann eventuell wachsenden Ansprüchen nicht mehr gewachsen sein sollte, und ich sie wieder verkaufen müsste.

Viele Grüße

Uli




Alles, was eine gute Drechselbank ausmacht...

Verfasst: Di 6. Jun 2006, 10:35
von Ulrich Lanz

...fehlt dieser Maschine und trotzdem habe ich die Al-Ko HDM 850 gekauft, um erst mal mit einer billigen Maschine den Einstieg probieren zu können. Bis jetzt habe ich den Kauf auch noch nicht bereut, wenn ich auch bei den ersten Versuchen schnell die Grenzen dieser einfachen Drechselbank kennengelernt habe. Nachdem ich vor dem Kauf im Netz sehr wenig Infos zu dieser Drechselbank aus DDR-Produktion gefunden habe, hier ein kurzer Erfahrungsbericht:

Beim Kauf stand die Maschine auf einem klapprigen Blechgestell, das schon beim Hinschauen wackelte. Das habe ich gleich durch einen soliden Unterbau aus Fichtenkanthölzern ersetzt. Serienmäßig sind das Bankbett bzw. die Verlängerung nur mit je zwei Schrauben auf dem Gestell verschraubt - zu wenig für meinen Geschmack. Ich habe deshalb die Schrauben, die die Führungsschienen mit dem gegossenen Bett verbinden (eine etwas eigenwillige Konstruktion) durch Gewindestangen ersetzt, die durch die Arbeitsplatte aus 40 mm Buche reichen und dann auf deren Unterseite gekontert sind - jetzt wackelt nichts mehr.

Wie das Bankbett ist auch die ganze Drechselbank eine eigenwillige Konstruktion: Nichts ist genormt - MK2-Aufnahmen sind Fremdwort, statt eines gewöhnliche M33-Gewindes besitzt die Maschine ein Gewinde 30 x 1,5 das kein gängiges Spannfutter ohne Adapter aufnehmen kann. Die Werkzeugauflage ist nur mit Schraubenschlüsseln zu spannen (keine Exzenterklemmung), war krumm und auch noch schief zusammengeschweißt (das ist mittlerweile alles behoben). Außerdem ist sie recht dünn und damit vibrationsanfällig.

Das hört sich jetzt ziemlich abschreckend an, aber ich bin trotzdem nicht unglücklich: Auch mit so einer Maschine kann man drechseln und ich habe nach den ersten Abenden an der HDM 850 das Gefühl, dass sie mich durchaus einige Zeit begleiten wird und ich dabei gut ausprobieren und lernen kann, was ich später einmal bei einer besseren Maschine an Ausstattung wirklich brauche und möchte.

Die ersten Versuche auf der HDM 850 mit meiner bei ##### zusammengekauften Grundausstattung aus Schruppröhre, Abstechstahl (beides Crown) und flacher Röhre und Schrägmeisel (Luna - guter HSS -Stahl aber schlecht in der Hand liegende Griffe) waren für einen Anfänger auch durchaus erfolgreich: Als Einstieg und zur Übung habe ich einen Satz Leitersprossen für eine neue Strickleiter für meine Kinder gedrechselt...


...und einen neuen Griff für den Schrägmeisel (zum Vergleich davor noch die Röhre mit dem ebenfalls noch auszutauschenden, weil mir schlecht in der Hand liegenden Griff):


Der Vorbesitzer hatte übrigens die Maschine noch mit einem Röhm-Dreibacken-Futter ausgestattet. Hier gleich die Frage an die erfahreneren Drechsler hier im Forum: Für den Anfang behalten oder gleich gegen ein Vierbackenfutter austauschen? Und wenn das zweite, dann welches? Axminster? Auch wenn die Maschine billig ist - Werkzeug und Zubehör sollen es nicht sein. Ich lege Wert darauf, dass ich dieses gegebenenfalls später auch noch auf einer anderen, besseren Maschine zufrieden einsetzen kann. Für Tips wäre ich dankbar...

Viele Grüße

Uli




Re: Alles, was eine gute Drechselbank ausmacht...

Verfasst: Di 6. Jun 2006, 13:00
von MaxS

Hallo Ulrich

Es freut mich, dass dir die Drechslerei Spass macht. Für den Anfang würde ich das Dreibackenfutter belassen, wenn du deine Möglichkeiten erweitern willst, dann nimm das Axminster AX1. Das kann ich aus eigener Erfahrung empfehlen, ich wüsste nicht, was an diesem Futter zu verbessern wäre.

Grüße,
Max



Re: Alles, was eine gute Drechselbank ausmacht...

Verfasst: Di 6. Jun 2006, 15:04
von Frank

Hallo Ulrich,

gut wieder einmal zu sehen, daß man keine 4-stelligen Euro-Beträge ausgeben muß, um Spass am Drechseln zu haben.
Früher haben die Drechsler auf wesentlich einfacheren Maschinen wahre Kunstwerke vollbracht...

Zum Spannfutter:
Wenn überhaupt ein Spannfutter eingesetzt werden soll, dann ist aus Gründen der hohen Verletzungsgefahr ein Drechselfutter, bei dem die Backen nicht herausstehen können, ratsam.
Hier gibt es einige sehr gute Anbieter.
Das Axminster Ax1 ist ein TOP-Futter aber entgegen Maximilians Rat für Deine Bank nicht zu empfehlen, da viel zu schwer für die "relativ zierlichen" Lager und Welle der HDM850.
In der Drechsler-Gemeinde werden u.a. folgende etwas leichteren Futter mit großer Zufriedenheit eingesetzt:
Vicmarc VM 100 (von Power Record gibt's eine baugleiche günstigere Variante), Supernova2 von Teknatool, Oneway Talon, Axminster K10 (sehr leicht, auch für Kleinbänke).
Für alle o.g. Futter gibt es zahlreiche Adapter und Backeneinsätze.
Neu würde ich nur eines mit M33-DIN800-Aufnahme kaufen, wie bei den meisten größeren Drechselbanken verlangt wird (im Hinblick auf eine spätere Bank-Anschaffung).

Gruß
Frank