Genauigkeit bei Veritas Hobeln

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Alexander Sp.
Beiträge: 7
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Genauigkeit bei Veritas Hobeln

Beitrag von Alexander Sp. »

Hallo, ich bin neu in diesem Forum und allgemein ein relativer Neuling in der Holzbearbeitung.

Ich habe mir vor kurzem einen neuen, kleinen Veritas Flachwinkelhobel gekauft. Als er zuhause angekommen ist, habe ich sofort die planheit der Sohle mit einem Haarlineal überprüft. Die Abweichungen sind mehr als ich erwartet habe, die ganze Sohle ist in der Querrichtung und Längsrichtung leicht konkav. Im Bereich des Mauls passt eine 0,05 Fühlerlehre drunter.

Ich bin von Beruf Werkzeugmacher und frage mich ob diese Abweichung bei Metallhobeln normal ist, oder ist es ein Grund zur Reklamation?
Friedrich Kollenrott
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Re: Genauigkeit bei Veritas Hobeln

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

Hallo Alexander,
natürlich gibte es keine Toleranz Null, aber 0,05mm scheint mir (auch Metaller) recht viel und lässt sich bei sorgfältiger Fertigung sicher unterbieten. Veritas hat da ja einen hohen Anspruch.

Hast Du denn mal versucht, herauszubekommen, welche maximale Ebenheitsabweichung Veritas oder Dein Verkäufer angeben? Da die (nach korrekter Definition) händisch nicht gemessen werden kann, tut es ersatzweise auch die mit Haarlineal und Fühlerlehre (so wie Du es gemacht hast) festgestellte Abweichung.

Vielleicht weiß auch irgendwer hier im Forum, wo man solche Angaben findet.

Grüße, Friedrich

ps. Die Ebenheit der Hobelsohle ist in der Praxis weniger wichtig als man oft glaubt; die Ebenheit der gehobelten Fläche hängt viel mehr von der Geschichlichkeit und Sorgfalt des Hoblers oder der Hoblerin ab. Ich habe die Sohlen meiner Hobel (teilweise Veritas) nie nachgemessen, da macht man sich nur verrückt.
Trotzdem sollte ein neuer Hobel selbstverständlich korrekt gefertigt sein, insofern ist Deine Frage berechtigt. _
Fabi
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Re: Genauigkeit bei Veritas Hobeln

Beitrag von Fabi »

Hallo Alexander,

hier, einfach mal eine Gegenfrage in den Raum gestellt: Du schreibst, Du hättest den Hobel vermessen - hast Du ihn denn auch ausprobiert?
Stört die gemessene Ungenauigkeit in irgend einer Weise in der praktischen Anwendung?

Liebe Grüsse von hier,
Fabien
Pedder
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Re: Genauigkeit bei Veritas Hobeln

Beitrag von Pedder »

Hallo Alexander und herzliche Willkommen auf woodworking.de

Zur geschuldeten oder erforderlichen Genauigkeit kann ich nichts sagen.
Ich habe kein Haarlineal. Bei Feine Werkzeuge messen sie mit einer Richtplatte + Fühlerlehre.
Die hätte ich inzwischen, aber messe meine Hobel nicht drauf. Wofür?
Wenn sie gut hobeln, ist aus meiner Sicht das Versprechen erfüllt.

Das was Fabi schon anspricht gilt: The Proof of the pudding is in the eating. Es kommt aufs Hobeln an.

Wenn Du nicht zufrieden bist, an den Verkäufer wenden.
Wenn der den mangel nicht anerkennt, würde ich widerrufen und die Kröte mit dem Rückversand schlucken.
Als Notnagel auch direkt an Rob Lee von Veritas.

Liebe Grüße
Pedder
Alexander Sp.
Beiträge: 7
Registriert: Di 6. Feb 2024, 02:32

Re: Genauigkeit bei Veritas Hobeln

Beitrag von Alexander Sp. »

Hallo,
Wenn ich das so lese, dann prüft keiner von euch die planheit der Sohle, zumindest nicht im Hundertstel Bereich, anscheinend ist es nicht so extrem wichtig wie ich anfangs dachte. Als Metaller muss ich wohl etwas zurückstecken.

In denn nächsten Tagen soll der 62 Flachwinkel von Veritas kommen, wenn die Abweichungen genauso sind, dann wird es wohl die übliche Fertigung sein.
chschmitz
Beiträge: 35
Registriert: Fr 29. Apr 2022, 22:42

Re: Genauigkeit bei Veritas Hobeln

Beitrag von chschmitz »

Hallo,

Feinewerkzeuge schreibt dazu hier:
Wenn ein Fühler mit 0.002 inch (0.05 mm) nicht dazwischen paßt, ist die Genauigkeit bei Herstellern wie z. B. Veritas innerhalb der Toleranz. Wenn eine höhere Genauigkeit gewünscht wird - für die Holzbearbeitung jedoch alles andere als praxisgerecht - muß diese mit den üblichen Lappingmethoden vom Anwender selbst hergestellt werden. Bei den Juuma-Hobeln darf ein Fühler mit 0.15 mm nicht dazwischen passen.
Das suggeriert nach meinem Verständnis, dass Veritas die genannten 0.05 mm als Planheitstoleranz ansieht.

Viele Grüße
Christoph
Horst Entenmann
Beiträge: 1156
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Genauigkeit bei Veritas Hobeln

Beitrag von Horst Entenmann »

Hallo zusammen

Zunächst einmal möchte ich Friedrich zustimmen, ich halte die Ebenheit der Sohle auch für weniger wichtig.
Ich habe verschiedene Hobel "renoviert" und umgebaut. Dabei gab es vereinzelt Probleme, die Ebenheit der Sohle war aber nur einmal das Problem, da hatte sich der Hobelkörper stark verzogen und der Hobel hatte praktisch im Bereich des Hobelmauls einen Knick.
Und in zwei anderen Fällen habe ich vor dem Hobelmaul, das beschädigt war, etwas Holz bzw. eine Messingplatte eingesetzt, die musste ich natürlich sorgfältig einebnen. Die Hobel habe ich alle noch und bei keinem habe ich die Ebenheit je nachgemessen, sondern nur mit dem Winkel auf Sicht geprüft.
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Thomas.M
Beiträge: 163
Registriert: So 3. Jan 2021, 20:57

Re: Genauigkeit bei Veritas Hobeln

Beitrag von Thomas.M »

Hallo zusammen,

ich habe meine Hobel auch noch nie vermessen. Ich denke auch, dass die Fähigkeiten - die ich hier bei niemandem in Frage stellen möchte - aber wahrscheinlich nicht so weit reichen, dass man diese Abweichungen merkt.
Weiterhin muss ich dann noch zusehen, dass ich das Hobeleisen, die Schärfsteine und die Schärftechnik ebenfalls in der Toleranz halte.
Dann muss ich mein Massivholz wahrscheinlich noch unter Laborbedingungen lagern, damit es keine Abweichungen wegen Verziehen gibt.

Wenn ich mir diese Faktoren einbeziehe, denke ich dass die Abweichung von 0,05mm an der Sohle eher die geringste Fehlerquelle ist.

Fröhliches Handwerken wünsche ich euch :lol:

Gruß Thomas
David
Beiträge: 142
Registriert: Di 22. Jun 2021, 11:31
Wohnort: Rhein-Sieg

Re: Genauigkeit bei Veritas Hobeln

Beitrag von David »

Lie Nielsen gibt 0,0381mm (0.0015“) als Toleranz an. 0,05 scheint mir da noch ganz gut im Rahmen, so im Vergleich.

Gruß, David
Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Genauigkeit bei Veritas Hobeln- Definition der eEbenheitsabweichung

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

Hallo,

bitte überseht nicht, dass die Ebenheitsabweichung und ihre Messung ein schwieriges Theme ist. Eindeutig und korrekt ist nur die DIN ISO 1101. Danach ist die Ebenheitsabweichung der kleinstmögliche Abstand zweier (gedachter) paralleler Ebenen, zwischen die sich die geprüfte Fläche einfügen lässt. Das ist nur mit einer NC- gesteuerten Messmaschine messbar.
Die in der handwerklichen Praxis üblichen Methoden zur "Messung" der Ebenheitsabweichung (mit Lineal oder Messplatte und Fühlerlehren) sind nicht mehr als Abschätzungen. Für unsere Zwecke reichen sie aber vollkommen aus. Zu einer solchen nicht normgerecht ermittelten "Ebenheitsabweichung" gehört aber mindestens immer ein Hinweis, wie sie ermittelt wurde.

Grüße, Friedrich
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