Hobelsammlung, "plötzlicher" Wurmbefall

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Benutzer2023
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Hobelsammlung, "plötzlicher" Wurmbefall

Beitrag von Benutzer2023 »

Hallo zusammen,

und Danke Euch für das Lesen meines langen ersten Beitrags :)

Ich habe im letzten Jahr mit dem "Holzwerken" begonnen und alte (hölzerne) Hobel aus Kleinanzeigen & Co. beschafft. Meine "Versuche" finden - sofern der Familienalltag es zulässt - im Keller eines Altbaus statt, zur Zeit mit einer Luftfeuchte von ca. 55% bei etwa 22°C, was vielleicht daran liegen könnte, dass die Heizungsanlage im Nachbarraum ist und Rohre durch das Kellerabteil verlaufen. Feuchtigkeit war bisher eigentlich noch kein Thema bei den Dingen, die wir außerdem im Keller lagern.

Ich benutze noch nicht alle Hobel, die ich inzwischen angesammelt habe, sie lagern in luftdurchlässigen Kisten. An einer Kiste war ich zuletzt im Mai dran und dann wieder in dieser Woche. Mit erschrecken musste ich feststellen, dass beinahe alle Hobel in der Kiste "Wurmöcher" aufweisen. Besonders prägnant ist ein solches Loch auf der Unterseite eines Howal-Doppelhobels mit Weißbuchen-Sohle. Bei näherer Untersuchung konnte ich in diesem Loch einen toten Käfer entdecken, das Loch wurde anscheinend nur "angefangen", siehe Bilder unten. Größere Mengen an Bohrmehl habe ich aber nicht feststellen können, obwohl viele, wenn nicht alle, der Löcher definitiv im Mai noch nicht vorhanden waren. Ich hatte teils aber auch Folie zum Schutz der einzelnen Hobel in der Kiste, vielleicht ist beim Auspacken da etwas unentdeckt geblieben. Aufgefallen ist mir jedenfalls nichts. Es findet sich etwas "Staub" am Boden der Kiste - aber eben nicht wirklich auffällig viel.

Also habe ich mich mal etwas näher zu den verschiedenen Käfern belesen und verstanden, dass die Löcher wohl zumeist von erwachsenen Käfern stammen, die schlüpfen bzw. "ausfliegen". Nun frage ich mich, ob ausgerechnet alle betroffenen Hobel zum Zeitpunkt des Kaufs Larven in sich hatten oder ob sich hier seit dem letzten Öffnen der Kiste im Mai, wo noch nichts dergleichen zu erkennen war, doch noch irgendetwas anderes abgespielt haben könnte?! Zum Glück sind umliegende Kisten nicht betroffen .. wobei man ja leider nie wissen kann, ob geschlüpfte Weibchen nicht eventuell auch dort ihre zerstörerischen Eier abgelegt haben könnten (an sich sollen sie ja aber recht standorttreu sein).

Zur Bekämpfung möchte ich die Hobel in hochprozentigem Alkohol tränken, wie von Herrn Greef https://antik-greef.de/ auf https://www.youtube.com/watch?v=munrLVdkPug empfohlen. Da die Löcher noch nicht in die Hunderte gehen würde ich auch per Spritze direkt "injezieren". "Tränken" in Isopropanol, also hochprozentigem Alkohol.

Und nun zu meiner Frage an Euch: habt Ihr eine Erklärung für das geschilderte Phänomen oder andere Tipps, wie ich vorgehen sollte? Sollte ich die schönen anderen Hobel vorsorglich auch in Alkohol tränken, und teilweise ein Anlösen der Lackierung / Lasur riskieren oder besser nicht und abwarten? Dass die nun gelöcherten Hobel behandelt werden sollten, steht wohl aber außer Frage.

Vielen Dank im Voraus für alle Hinweise und Tipps. Es wäre wirklich schade, wenn ich, der noch nicht einmal richtig begonnen hat, jetzt schon "aufgeben" müsste.
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Rafael
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Re: Hobelsammlung, "plötzlicher" Wurmbefall

Beitrag von Rafael »

Hallo Benutzer2023.

Durchlöcherte Hobel, mehrere in einer Kiste, sind mir von vielen Anzeigen im Internet und auch von einem Kauf bekannt. Man hat manchmal das Gefühl, dass die Viecher bewußt an die Schönen Hobel und nicht etwa an das Holz der Kiste dran gehen.

Komplett in Alkohol tauchen würde ich die Hobel nicht, zumindest nicht als erste Aktion.
Von einem bekannten Schreiner habe ich gehört, dass (sofern es bei dem entspechenden Objekt möglich ist) das Aplizieren von gesättigter Salzlösung helfen soll. Tatsächlich habe ich es schon erfolgreich an einer Kellertür und einem Holzhobel ausprobiert.
Bei der Tür habe ich mehrfach, großflächig die Salzlösung aufgepinselt und aufgesprüht, hier brauchte ich mir über die Optik keine Gedanken machen.
Bei dem Hobel bin ich anders vorgegangen. Ich markierte alle schon vorhandenen Löcher und spritzte die Lösung mit einer Spritze in jedes einzelne Loch. Die "Spritzkur" wurde alle paar Tage wiederholt. Die Markierungen an den Löchern waren insofern hilfreich, dass ich sehen konnte ob neue Löcher entstanden waren. Tatsächlich entdeckte ich auch ein neues Loch, welches jedoch das einzige geblieben ist. Zwischen den Behandlungen lag der Hobel auf einem "Opferbrett", abgedeckt mit einem Tuch.

Du könntest eventuell jeden Hobel einzeln in eine Papiertüte packen und immer wieder kontrollieren ob Holzmehl oder Fraßlöcher auftauchen.

Gruß,
Rafael
Bernd Grunwald
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Re: Hobelsammlung, "plötzlicher" Wurmbefall

Beitrag von Bernd Grunwald »

Hallo Benutzer 2023

dein momentanes Problem (Wurmbefall im Hobel) wird immer wieder mal diskutiert. Schau mal hier:
viewtopic.php?t=13880&sid=78af35fa6e3cd ... 573c83d2c5

Da ist sicher eine für dich anwendbare Methode dabei.

Gruß
Bernd
Benutzer2023
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Re: Hobelsammlung, "plötzlicher" Wurmbefall

Beitrag von Benutzer2023 »

Hallo Rafel und Bernd, Danke Euch beiden für die freundliche Aufnahme und Hinweise. Den anderen Beitrag habe ich mir mit Interesse durchgelesen. Auch dort wird u.a. auch positiv von dem Vorschlag des Herrn Greef berichtet (Isopropanol, reiner Alkohol).

Von thermischen Behandlungen würde ich absehen, da ich z.B. Widerlager nicht ausbauen oder bspw. bei einem Nuthobel vorher alles abschrauben möchte. Auch gibt es leider keine Garantie, dass ein Korpus nicht doch zu trocken wird und einreißt, sich anderweitig verzieht (hier ist wohl ausreichende Luftfeuchte wichtig, aber wieviel ist genug?) oder eine Verleimung sich löst. Einfrieren ist leider auch nicht möglich, unser Kühlwürfel ist voll belegt.

An Rafael: ich würde auch gezielt mit einer Spritze auf die sichtbaren Löcher gehen, ansonsten allenfalls dünn aufpinseln, und alles luftdicht verschließen. Vielfach wird ja auch von anschließendem Versiegeln mit Wachs berichtet, hast Du das auch gemacht? Und was hat es mit dem "Opferbrett" auf sich, aus welchem Holz war es denn, Eiche? Eicheln sollen ja anscheinend die Käfer locken. ;) Das Markieren der Löcher (oder fotografisches Dokumentieren) ist auch ein guter Tipp, Danke! Gern würde ich noch mehr über Deine Erfahrungen beim Kauf von Konvoluten erfahren. Aber falls das hier zu weit führen würde gern auch per privater Nachricht.

Das Problem bei Gebrauchtkäufen ohne persönliche "Inaugenscheinnahme" ist ja oftmals, dass die Verkäufer nicht zwingend mit der Materie vertraut und auch nicht immer willens sind, ggf. weitere aussagekräftige Bilder einzustellen. Und so kauft man eben mitunter auf Verdacht. Wenn man sicher gehen wollte, müsste ein jeder "Neuzugang" aus Holz eigentlich erst einmal in "Quarantäne".

Noch jemand eine Idee, um welchen Käfer genau es sich auf dem Bild handeln könnte? Vermutlich ein Weibchen, was zur Eiablage so etwas wie eine Probebohrung gemacht hat? Davon habe ich schon gelesen (neben dem, dass sie nicht selten auch die eigenen Ausschlupflöcher wieder wählen oder andere Risse, Spalten usw). Nach dem Schlüpfen sollen die "adulten" Käfer ja nach wenigen Wochen (2-3) absterben.
Danke und viele Grüße, Holz.Bruno
Pedder
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Re: Hobelsammlung, "plötzlicher" Wurmbefall

Beitrag von Pedder »

Hallo

Salz in einen Hobel? Damit er künftig hydrophil und wird besser rostet?
Das kommt mir sehr merkwürdig vor, um es ganz lieb zu formulieren.

55% und 22°C klingen nicht geährlich. Aber ich würde zusehen, dass die Hobel trocken werden.

Viele Grüße
PEdder
Benutzer2023
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Re: Hobelsammlung, "plötzlicher" Wurmbefall

Beitrag von Benutzer2023 »

Hallo Pedder,

Alkohol - im Fall von Herrn Greef, dessen Beiträge auch zu den Hobeln mir sehr gut gefallen. Ist Euch doch bestimmt schon bekannt?!
Wie er das macht mit dem Isopropanol, siehe hier https://youtu.be/Awei3p_7BnY und hier zur Auswertung: https://youtu.be/munrLVdkPug

Für mich sieht das doch recht überzeugend aus. Wegen der Luftfeuchte: die Hobel sind alle schon einige Monate oder länger in meinen Besitz übergegangen, da müssten die doch eigentlich langsam aber sicher "trocken" werden, hätte ich gedacht.

Es ist schon wirklich beachtlich, wie die "Viecher" seit Mai da gewütet bzw. sich "Luft" gemacht haben (wenn man der Theorie mit den Ausschlüpflöchern glaubt). Die Hobel hatten vorher wirklich keine oder allenfalls eine Hand voll Löcher in Summe, die ich behelfsmäßig auf Bohrmehl testete (ich wusste es zu dem Zeitpunkt noch nicht besser). Auf einem finden sich gleich mehrere Löcher dicht beieinander. Weitere Bilder gern bei Interesse.
Danke und viele Grüße, Holz.Bruno
Pedder
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Re: Hobelsammlung, "plötzlicher" Wurmbefall

Beitrag von Pedder »

Magst Du uns noch einen Namen sagen, mit dem wir Dich ansprechen können? Benutzer6565132 mag ich nicht als Ansprache verwenden. muss auch nicht Dein Name sein, wenn Du das nicht willst.
Rafael
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Re: Hobelsammlung, "plötzlicher" Wurmbefall

Beitrag von Rafael »

Pedder hat geschrieben: Do 27. Jul 2023, 14:50 Salz in einen Hobel? Damit er künftig hydrophil und wird besser rostet?
Das kommt mir sehr merkwürdig vor, um es ganz lieb zu formulieren.
Hallo Pedder. Kein Problem, du kannst es auch anders formulieren, wenn du diese Idee für bekloppt hältst, dann schreibe es ruhig so hin.
Ich hatte keinen Zugang zu irgendwelchen Giften, die Methode der Erhitzung hatte mich nicht überzeugt und ich nahm an, dass eingespritzter Alkohol schneller verdunstet, als er die Tierchen erreicht. Voll in Alkohol tränken wollte ich den Hobel auch nicht.

@Benutzer2023: Das Opferholz war einfach Ein Brett aus Buche auf dem der Hobel lag. Sollte das Tierchen mal an der Kontaktfläche zwischen den beiden Hölzern ankommen, dann war es herzlich eingeladen in das Brett weiter zu wandern. Irgendwo habe ich gelesen, dass die Tierchen ungerne das Holz ins Freie verlassen, solange sie noch fressen. Sollte es so sein, dann würde das Tierchen eventuell eher in das direkt angenzende Opferbrett übersiedeln.

Der Hobel war "dabei" als ich einen anderen kaufte, den ich haben wollte. Nachdem ich gesehen habe wie zerfressen eine Klemsia-Zwinge unter der Oberfläche gewesen ist, die äußerlich nur einige Fraßlöcher hatte, möchte ich keinen Hobel mit auch nur einem Loch kaufen.

Hat eigentlich jemand Informationen über den Luftbedarf der betreffenden Lebewesen? Sollte man über eine Vakuumpumpe verfügen - wäre es möglich, dass die Tierchen nach gewisser Zeit an Luftmangel eingehen?

Gruß,
Rafael
Benutzer2023
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Re: Hobelsammlung, "plötzlicher" Wurmbefall

Beitrag von Benutzer2023 »

Pedder hat geschrieben: Do 27. Jul 2023, 20:10 Magst Du uns noch einen Namen sagen, mit dem wir Dich ansprechen können? Benutzer6565132 mag ich nicht als Ansprache verwenden. muss auch nicht Dein Name sein, wenn Du das nicht willst.
Guten Morgen zusammen,

dann gerne "Bruno" (ja, ist ein Pseudonym, aufgrund schlechter Erfahrungen). Leider weiß ich nicht, ob ich meinen Benutzernamen hier noch einmal ändern kann bzw. sollte. Ich habe daher mal eine Signatur hinterlegt...

.. jetzt müsste sie gleich zu sehen sein?
Danke und viele Grüße, Holz.Bruno
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Uwe.Adler
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Re: Hobelsammlung, "plötzlicher" Wurmbefall

Beitrag von Uwe.Adler »

Hallo Bruno,

mit dem Kauf eines Grathobels seinerzeit hatte ich mir auch Untermieter eingefangen. Mit den unterschiedlichen Mittelchen konnte ich mich nicht anfreunden. Auch Wärme war zu der Zeit für mich noch nicht vertrauenswürdig, da ich da noch nicht wußte bei welcher Temperatur das Eiweiß in den Tierchen stockt. Also habe ich eine einfache pragmatische Lösung angewendet.
Dank meiner ersten Schritte mit Schellack hatte ich Polieralkohol in der Werkstatt. Somit wurde eine Spritze mit 98%igem Aethanol aufgezogen, eine Kanüle mit 1,4mm aufgepropft. Dann wurden diverse Zahnstocher aus Buche in der Mitte halbiert und ein kleines Gefäß mit etwas Weißleim gefüllt.
Was dann kam war Fleissarbeit. Jedes Loch wurde mit reichlich Aethanol geflutet, um es dann mit einem in Weißleim getauchten halben Zahnstocher zu verschließen. Der Zahnstocher wurde dann noch mit einigen leichten Hammerschlägen in die Öffnung getrieben.
So sind alle Löcher bearbeitet worden. Es sind keine Löcher neu entstanden und somit ist auch kein Holzmehl mehr zu vermelden gewesen.

Der Hobel leistet heute noch gute Arbeit und wurde nach der Entigelung fein mit der Ziehklinge geputzt und mit Öl abgerieben. Hat sich somit gelohnt.
Herzliche Grüße

Uwe
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