Holzhobel abrichten

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
matthias22722
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Re: Holzhobel abrichten

Beitrag von matthias22722 »

Die Fühler sind nicht ganz so lang, wie der Hobel breit. Sie lassen sich aber komplett durchschieben. Das Haarlineal habe ich zunächst quer über die Sohle gelegt. Dann von vorne nach hinten ca. 0.5 cm weise vorgeschoben. Das Fazit ist, dass nirgendwo ein 0.04 mm Fühler unter dem Lineal durchgeht. In Längsrichtung ist das Haarlineal zu kurz, da habe ich mein langes Veritaslineal genommen, es in Sohlenrichtung längs aufgelegt und dann viele Messpunkte abgenommen. Das Veritas hat eine Genauigkeit von 0.07 mm. Der 0.07 mm Fühler geht nirgendwo durch. Egal wo ich mit den Linealen messe, ein 0.15 mm Fühler geht nirgendwo durch. Liegt der Hobel satt auf verschiedenen Glasplatten auf, ist die Situation völlig anders. Hier geht ein 0.14 mm Fühler an ca 90 Prozent der Messpunkte durch. Ab 0.15 mm geht dann nirgendwo was durch. Es gibt wenige Punkte, wo der 0.14 mm Fühler nicht durchgeht, wenn der Hobel satt aufliegt. Die habe ich markiert und als vermutliche Hochpunkte abgetragen. Genauer wie 0.15 mm wird es nicht. Wie richtet ihr den eure Raubänke ab und welche Genauigkeit erreicht ihr und überprüft diese? Referenzplatten aus Granit, die eine 70 cm Bank aufnehmen, sind ja Preislich bei nahezu 600 700 Euro. Die müssen ja zum abrichten mindestens 100 cm lang sein.
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Uwe.Adler
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Re: Holzhobel abrichten

Beitrag von Uwe.Adler »

Hallo Matthias,

100stel Millimeter und dann in Holzbearbeitung, ich stelle mir da die Frage, was bearbeitets Du da? Wofür benötigst Du eine durchgehend plan Hobelsohle bei einem Holzhobel, der schon bei geringer Änderung der Luftfeuchtigkeit der Raumluft seinen engen Referenzbezug verliert.

In der Vergangenheit habe ich auch gedacht, dass die theoretischen Voraussetzungen vorhanden sein müssen, um mit dem nächsten Schritt leichter an das Ziel zu kommen. Aber dann kommt auch noch die Arbeitsweise mit ins Spiel. Ist der Druck auf das Werkzeug beim Hobelstrich gleichbleibend, halte ich den Hobel absolut im 90° Winkel auf der Hobelkante, ziehe ich mit gleichbleibender Geschwindigkeit durchgängig den Hobel über das Holz und erhalte ich einen durchgehenden Span. ...., ist das Eisen und die Klappe überhaupt in der Lage solch einen Span zu schneiden.

Aus meiner Erfahrung beim Möbel-, Werkzeug- und Gitarrenbau ergeben sich gute Ergebnisse aus einer Vielzahl von Einzelschritten des Materials und der eingestetzten Bearbeitung. Dabei ist das Fügen der Bohle für eine Tischplatte anders als das Fügen von bookmatched Gitarrendecken/-böden. Die Unterschiede von Metall und Holz als Grundstoff der Hobel nochmals zusätzlich angemerkt.

Ja ein funktionierendes Werkzeug ist einfach toll. Nur sollte man berücksichtigen, dass wir einen Naturwerkstoff bearbeiten, der nicht durchgehend nachstellbar ist, weil in seiner vorliegenden Form auf der Hobelbank ein individuelles Stück uns fordert, sich nach ihm zu richten nicht wir die Richtung vorgeben.

Diese persönliche Anmerkung möchte einfach mal loswerden und wünsche viel Freude auf dem Holzweg,
Herzliche Grüße

Uwe
Friedrich Kollenrott
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Re: Holzhobel abrichten

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

Hallo Matthias,

wir sind uns sicher einig. dass der Hobel nicht über der Glasplatte schweben kann, irgendwo muss er aufliegen. Entweder er hat eine Rippe in der Mitte der Sohle (das müsste man mit einem quer darübergelegten Haarlineal leicht überprüfen können) oder du hebst ihn tatsächlich beim Darunterschieben der Fühlerlehre an.

Aber mal zur Einordnung: 0,02 mm! Da wären viele Metaller froh, wenn ihre Maschinen das hergäben, an einem hölzernen Werkstüch ist das absoluter Overkill. Du musst Dir klar machen, dass ein Handhobel auch mit einer absolut planen Sohle überhaupt nicht zwangsläufig eine absolut perfekte Planfläche erzeugt. Das könnte er womöglich besser. wenn er am Maul eine Stufe (Höhe = Spandicke) hätte. Mit einer durchgehend planen Sohle, aus der das Hobeleisen (schmaler als die Sohle!) herausguckt. bedarf es eines geschickten Hoblers oder einer geschickten Hoblerin für eine plane Fläche. Aber auch dann geht es nicht um Hundertstel, sondern bestenfalls um Zehntel, schon weil der Werkstoff eben sehr elastisch ist und auf Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen reagiert..

Meine längste Raubank ist eine Stanley #8. Wie gerade deren Sohle ist? Ehrlich, ich weiss es nicht, und werde es auch sicher nicht nachmessen. Ich glaube, ich habe das Ding von vielen Jahren mal über ein Blatt Schleifpapier gezogen, aber ich bin nicht sicher.

Grüße, Friedrich
matthias22722
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Re: Holzhobel abrichten

Beitrag von matthias22722 »

Hallo Fritz, Uwe,

Ja, das ist natürlich richtig. Manchmal ist es bei mir bei den Holzarbeiten wie bei anderen vielleicht mit dem Autotuning. Irgendwie nicht nötig für die Funktion und doch ein gutes Gefühl, wenn alles perfekt wird. Oder im Schärfforum, wo nach den 30.000er Schleifsteinen überlegt wird, dass der Rasierer oder das Santoku noch nicht scharf genug ist.

Grüße,
Matthias
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Uwe.Adler
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Re: Holzhobel abrichten

Beitrag von Uwe.Adler »

Hallo Matthias,

seit ich einen Leitsatz aus dem alltäglichen Leben auch bei der Arbeit mit dem Holz anwende, relativiert sich manche "Notwendigkeit".

Ich benötige das Optimale - nicht das Maximale
Herzliche Grüße

Uwe
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