selbstgemachte Schnitzmesser

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Fabi
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selbstgemachte Schnitzmesser

Beitrag von Fabi »

Guten Abend zusammen :-)

Heute wende ich mich wieder vertrauensvoll mit einer stählernen Frage an Euch - es gibt unter Euch ja einige die sich damit ziemlich gut auskennen.

Meine Schnitzmesser die ich mir kürzlich aus alten Feilen und Handhobel-Eisen gefertigt habe sind richtig gut geworden und es hat mir richtig Spass gemacht. Nun spiele ich mit dem Gedanken mehr solcher Werkzeuge her zu stellen und möchte dafür möglichst ausgedientes Material wieder zum Leben erwecken statt neues zu kaufen.
Vor nicht all zu langer Zeit kam hier im Forum die Idee alte Streifenhobelmesser wieder zu beleben - leider finde ich den Beitrag auch nach intensiver Suche nicht!? Von den Abmessungen her jedenfalls ideal!

Folgende Stahlsorten habe ich gefunden: HSS, DS (1.2067 / 100CR6), CV (Chrom Vanadium) und HM-bestückt.
Durch Abschrecken härtbar und somit auch weichglühbar sollten sie ja alle sein, so habe ich kürzlich gelernt (Danke Friedrich :-)
Leider finde ich im Internet nur Informationen zu den Maschinen bezogenen Eingenschaften dieser Stahlsorten, nicht wenn man Handwerkzeug daraus macht..

Welcher Stahl eignet sich Eurer Ansicht nach für mein Vorhaben am besten? Welche Vor-/Nachteile haben sie?
(HM-bestückt würde ich zumindest für die meisten Messer ausschliessen, da eine daraus gemacht Schneide nur einseitig schleifbar wäre. Doch für so etwas wie Löffelschnitzmesser vielleicht gar nicht ungünstig..)

Bin gespannt, ob diese Idee Sinn macht..
Vielen Dank schon im Voraus für Eure Hilfe.

Liebe Grüsse,
Fabien
Pedder
Beiträge: 5672
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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Re: selbstgemachte Schnitzmesser

Beitrag von Pedder »

Hallo Fabien, war es der thread?

https://woodworking.de/viewtopic.php?t=8804

Liebe Grüße
Pedder
Bernd Grunwald
Beiträge: 472
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Re: selbstgemachte Schnitzmesser

Beitrag von Bernd Grunwald »

Hallo Fabien,

über ein paar Fotos deiner selbstgemachten Schnitzmesser würde ich mich freuen.

Da ich für besonders filigrane Schnitte ein kleineres Schnitzmesser mit halbrunder, aber dennoch spitz auslaufender Schneide benötigte, das es wohl im normalen Handel so klein nicht zu kaufen gibt, habe ich es auch selbst gemacht. Ausgangsmaterial war bei mir ein uraltes spanisches Klappmesser (Bandolero), das ich aus dem Nachlass eines Freundes geerbt habe. Der Klappmechanismus funktionierte nicht mehr - verkaufen an Sammler über Kleinanzeigen ging auch nicht, da es offiziell als Waffe eingestuft wird. Also habe ich mit einer kleinen Trennscheibe (Dremel Multi) ein Stück aus der Klinge ausgeschnitten und daraus eine kleine, aber feine Schnitzmesser-Klinge hergestellt (geschliffen):

IMG_3015.jpg
IMG_3015.jpg (943.5 KiB) 2875 mal betrachtet

Das Heft ist aus Kirschbaum. Die Klinge wurde mit Epoxidharz ins Heft eingeklebt. Danach erst wurde das Heft in seine endgültige Form gebracht. Das kleine Messer (es ist mein Kleinstes) funktioniert prima. Wird oft benutzt.

Mit Stahlsorten kenne ich mich nicht hinreichend gut aus, kann mir aber nicht vorstellen, dass HSS, HM, usw. für Schnitzmesser sinnvoll ist. Das sind Hochleistung-Materialien für Werkzeuge, die von Maschinen angetrieben werden. Das Material für die richtig guten Schnitzmesser ist in der Regel Kohlenstoffstahl mit einer Härte von ca. 60 HRC (Beispiele: Heimo Roselli, Svante Djärv u.a.).

Gruß
Bernd

Nachtrag:

Die Schweizer Firma Zulauf (Marke: Pfeil) scheint auch mit HSS zu liebäugeln, denn sie hat (kürzlich?) ein Schnitzmesser aus diesem Werkstoff auf den Markt gebracht. Der Vorteil: höhere Härte und damit eine längere Standzeit der Schneide. Dafür ist das Nachschärfen allerdings deutlich aufwendiger.

Der aus meiner Sicht entscheidende Nachteil ist bei Schnitzmessern aus HSS aber der folgende: Die Spitzen der Schnitzmesser sind oft sehr dünn ausgeschliffen (damit man mit der Spitze auch gut schnitzen kann). Bei weniger hartem Kohlenstoffstahl kann es passieren, dass sich die Spitze verbiegt (ist mir bei einem nagelneuen Morakniv passiert), bei höheren Härten (insbesondere bei HSS) bricht sie dagegen einfach ab (ist mir des Öfteren bei dem normalen Kerbschnitzmesser von Pfeil passiert, obwohl es nicht aus HSS ist). Es ist wohl etwas härter als meine anderen Kerbschnitzmesser. Es bricht stets nur ein winziges Stück ab - man sieht es kaum, aber man merkt, dass die Spitze dann nicht mehr so ins Holz geht wie sie soll.

Fazit: Schnitzmesser aus HSS sind da, wo sie dünn sein müssen (Schneide und Spitze) bruchempfindlich. Schätze mal, dass sich dieser Werkstoff in der Schnitzerei nicht durchsetzen wird, allenfalls eine Randerscheinung bleiben wird.
Fabi
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Re: selbstgemachte Schnitzmesser

Beitrag von Fabi »

Moin zusammen :-)

Danke Pedder, für den Link - Streifenmesser war also der Suchbegriff.

Schönes Messer Bernd. Auf ähnliche Weise (den Stahl hart lassen) habe ich auch mein erstes Schnitzmesser mit einer alten Klinge gemacht. Sind es doch die selbstgerechten Werkzeuge die einfach am besten in der Hand liegen..

Danke auch für Deinen Nachtrag. Ich habe gestern viel in einem Schmiede Forum gelesen und dort kam ich auf das selbe Fazit: Nachteil von HSS und HM ist das mit dem schärfen von Hand. Wieder mal was gelernt!
Schade, denn Streifenmesser aus Chromstahl scheinen selten zu sein. Nur für Wende und Systemmesser gibt es sie häufig, das wäre mir aber zu dünn.


Wenn die Messer alle (mit Griff) fertig sind lade ich gern mal ein Foto hoch.

Soden, ein schönes Wochenende,

Fabien
Konrad Holzkopp
Beiträge: 1722
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Re: selbstgemachte Schnitzmesser

Beitrag von Konrad Holzkopp »

Guuden,

ich kenne als Rohmaterialspender Blattfedern von LKW, Blattkörper von Kreissägeblättern, Messer von Rasenmähern,
die erwähnten Streifenmesser *) und die schmalen von Tersa *), ein bisschen kaum bohrbaren Küchengerätestahl *) hätte ich auch noch.
Sägeblätter von Hand- und Bandsägen, Stich- und Säbelsägen *), Blechscheren. Schmale Wendemesser von Handhobelmaschinen *).
*) ein paar Stücke kann ich Dir davon jeweils schicken

https://www.nordisches-handwerk.de/tipp ... t%20werden.

Noch eine Wissensseite:
https://www.feines-werkzeug.de/klingenstaehle

Gut Schnitz! Justus
Fabi
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Re: selbstgemachte Schnitzmesser

Beitrag von Fabi »

Hallo :-)
Da werde ich mich mal gründlich einlesen, danke für die Links.

Für den Rest schreib ich Dir 'ne PN!
Fabi
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Re: selbstgemachte Schnitzmesser

Beitrag von Fabi »

Hallo Justus!

Habe Dir auf Deine Mail geantwortet, doch sie scheint im Postausgang steckengeblieben zu sein...
Oder ist doch was bei Dir angekommen??

LG
Fabien
chschmitz
Beiträge: 35
Registriert: Fr 29. Apr 2022, 22:42

Re: selbstgemachte Schnitzmesser

Beitrag von chschmitz »

Hallo Fabien,

nicht direkt eine Antwort auf deine Frage, eher ein Alternativvorschlag: ich habe mal Messer für Schweifhobel aus alten Feilen gemacht, aber das Weichglühen und Zurechtfeilen brauchte einen Haufen Zeit und Brennstoff (in meinem Fall Holzkohle im Gartengrill :roll:).

Ich habe mir dann O1 (1.2510) als geschliffenen Flachstahl beim Versender besorgt, der war nicht wirklich teuer (auf das einzelne Hobeleisen gerechnet) und man spart sich die eher unangenehmen Arbeiten bei dem ganzen Unterfangen.

Viele Grüße
Christoph
Fabi
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Re: selbstgemachte Schnitzmesser

Beitrag von Fabi »

Hallo zusammen :-)

Ich hatte versprochen Fotos von den fertigen Messern zu teilen:
Es ging mir darum, Paddel für mein Kanu zu bauen. Dazu eignet wich wohl am besten ein 'Mocotaugan' oder auch 'Croocked Knife' genannt. Dazu ein Beil war wohl alles Werkzeug was manch ein Einwohner Nordamerikas für sein Leben gebraucht hat. Das hat mich inspiriert!

Und da es sich um ein simples Werkzeug handelt, das es im Handel so nicht wirklich zu finden gibt ist der authentische Weg zu eben diesem der Selbstbau. Alles was man braucht ist etwas härteres Eisen, Holz, etwas klebendes (Leim, Kleber, Harz…) und etwas Öl für das Holz. Eine gute Gelegenheit meiner alten Feile (womöglich eines meiner ersten eigenen Werkzeuge) und einem Hobeleisen neues Leben ein zu hauchen. Und mein alter Schulranzen hat ein Stück bestes Leder abgegeben.

Ehrlich gesagt habe ich noch nie ein solches Messer in der Hand gehabt. Deshalb habe ich zwei, mit verschieden gekrümmten Schneiden gemacht - Probieren geht über Studieren.

Dieses Werkzeug arbeitet auf Zug. Die eine Hand hält das Werkstück, die andere das Messer. Nach etwas Übung komme ich nun ganz gut damit zurecht. Es ist ähnlich einem Zugmesser, vielleicht etwas schwieriger in der Handhabung aber eben ausgezeichnet in der Wildnis, wo es ausser der anderen Hand keine Möglichkeit gibt das Werkstück einzuspannen. Vielleicht hat es auch etwas von den Japanischen Lanzenhobeln.

Mein Paddel aus Pappel ist fast soweit und womöglich genau pünktlich zur Eisschmelze fertig. Ausser einer Axt habe ich bisher tatsächlich kein weiteres Werkzeug benutzt. Vielleicht kommt bei der Feinarbeit dann doch noch mein 'normales' Schnitzmesser dazu.

So, tanzt schön in den Mai und geniest die Frühlingszeit,

Fabien

P.S. wer Lust auf weitere Details hat, schaue unter folgendem Link:
https://www.youtube.com/watch?v=8CEkx-pRLqc
Viel Spass!
Dateianhänge
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Bernd Grunwald
Beiträge: 472
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Re: selbstgemachte Schnitzmesser

Beitrag von Bernd Grunwald »

Hallo Fabien,

sehr interessant, deine Messermanufaktur. So ein Messer habe ich auch noch nie in der Hand gehabt, kann mir aber gut vorstellen, dass man mit dem Daumen und der Hebelwirkung der rechten Hand viel Kraft und ein ordentliches Drehmoment in die Schnittführung bringen kann.

Wenn man sonst keine Hilfsmittel bzw. Einspannmöglichkeiten hat, ist diese Messer- und Griff-Form sicher hilfreich.

Vielen Dank für's Zeigen.

Gruß
Bernd
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