Löffelschnitzen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Löffelschnitzen

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

Ihr Lieben,
Aus verschiedenen Gründen (ich bin 75 Jahre, die Augen lassen nach, der Bedarf an Möbeln im eigenen Haus ist ziemlich gedeckt) habe ich mich in der letzten Zeit vermehrt dem Schnitzen zugewandt. Keine Figuren, das kann ich nicht, habe ich auch nie gewollt, sondern Löffel und Ähnliches, in einer wirklich im Haushalt brauchbaren Qualität.
Auf YouTube gibt es dazu gute, überwiegend aber abschreckende Beispiele: Da werden Löffel auch mit dem Dremel hergestellt oder sogar mit dem Winkelschleifer, man mag es nicht glauben :shock: . Zum Glück sind wir hier im leisen Forum und tun sowas nicht.
Ich zeige hier mal einen Löffel, den ich aus trockenem Birkenholz hergestellt habe, und beschreibe die Arbeitsgänge. Fotografisch dokumentiert habe ich den Werdegang nicht, falls da Bedarf besteht, kann ich das beim nächsten Löffel nachholen.
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loeffel2_230208_2000px.jpg (1.62 MiB) 2892 mal betrachtet
Ausgang: Ein gesägtes Birkenbrett, 29 mm dick, 65 breit.
1 . In der Brettfläche werden zwei etwa 12° zueinander geneigte Flächen hergestellt, für Laffe und Stiel, mit einem leicht verrundeten Übergang.
Werkzeuge: Breites Stecheisen, Einhand-Simshobel, Ziehklinge mit gerundeter Ecke.
2 . Löffel wird aufgezeichnet.
3 . Laffe ausgehöhlt.
Gerades Hohleisen, gebogenes Hohleisen, Löffelmesser (Scorp), verschiedene schmale Ziehklingen mit gebogener Schneide.
4 . Umriss grob ausgesägt, mit Stecheisen genau nachgestochen, Seitenflächen des Griffes (da wird das Werkstück beim nächsten Arbeitsgang im Tischlerschraubstock gespannt) mit einer Feile parallel nachgearbeitet.
Fuchsschwanz LS, Stecheisen, große grobe Halbrundfeile.
5 . Außenform (Laffe und Stiel) grob vorgearbeitet
Ziehmesser
6. Außenform genau nachgearbeitet, geglättet
Stecheisen (gerade und hohl), Schnitzmesser, verschiedene schmale Ziehklingen mit gerader Schneide (meist skew geführt).
7 . Loch gebohrt, signiert
Ständerbohrmaschine und Brandmalgerät
8 . Rundum geschliffen und geölt
Mit 240er und 400er Paper, rückseitig zusammengeklebt und zu kleinen Schleifpads aufgeschnitten, die dann mir dem Daumen geschoben werden. Nussöl.

Zeitaufwand: 1 Löffel, 1 voller Arbeitstag :D .

Grüsse, Friedrich
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Andreas S.
Beiträge: 303
Registriert: So 1. Feb 2015, 15:46

Re: Löffelschnitzen

Beitrag von Andreas S. »

Moin Friedrich,

Der Löffel gefällt mir sehr gut.
Man nimmt ihn sicher gerne zur Hand.
Danke fürr's zeigen.

HG Andreas
Bernd Grunwald
Beiträge: 472
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Re: Löffelschnitzen

Beitrag von Bernd Grunwald »

Hallo Friedrich,

das ist ein schöner Löffel. Sehr sauber und sehr symmetrisch ausgeführt! Und die Arbeitszeit - nur 1 Tag! - das ist erstaunlich.

Wenn ich Löffel schnitze (was ich übrigens auch sehr gerne im Urlaub mache), dann dauert es bei mir wesentlich länger. Als Ausgangsmaterial nehme ich neben gesägten Brettchen am liebsten eine Astgabel und folge dabei mit Stiel und Löffelschale so gut es geht der Faserrichtung (Wuchsrichtung) der Astgabel. Damit lassen sich sehr dünne, aber doch sehr stabile Löffelstiele schnitzen. Beispiel: der Tortenheber (s.u.), dünn, und doch stabil, weil die Fasern genau so laufen wie die Form des Tortenhebers. Das Salatbesteck ist allerdings auch aus einem flachen Brett (Mahagoni) geschnitzt.

Mein großes Vorbild beim Löffel- und Schalenschnitzen ist David Fisher. Bin immer wieder neu fasziniert, zu sehen, was der aus einem Stück Holz macht: https://davidffisher.com/bowl-gallery/spoon-gallery/

Gruß
Bernd
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MarkusB
Beiträge: 1195
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Löffelschnitzen

Beitrag von MarkusB »

Hallo Friedrich,

da ich schon glücklicher Besitzer von zwei deiner Löffel bin weiß ich um deren Qualität.
Aber auch dein Design gefällt mir sehr gut.
Es weicht vom Standard ab ohne dabei komisch zu wirken.
Eine Fotoserien wäre auf jeden Fall sehr gut, auch Bilder von deinem Werkzeug.

@Bernd
Dein Tortenheber und dein Salatbesteck ist ebenfalls sehr schön.
Mir gefällt die Art der Verzierung am Salatbesteck sehr.
Ein ehemaliger Tischler aus meinem Dorf hat mit dieser Art Verzierung ganze Eichenschränke versehen.
Sieht fantastisch aus.
Gibt es dafür eigentlich einen Begriff?

Viele Grüße

Markus
Bernd Grunwald
Beiträge: 472
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Re: Löffelschnitzen

Beitrag von Bernd Grunwald »

Hallo Markus,

einen speziellen Fach-Begriff für das Muster kenne ich nicht. Es sind einzelne Dreiecke, die in ihrer Anordnung ein Kerbschnitzmuster bilden. Da der Stiel zum Löffel hin schmaler wird, werden auch die Dreiecke entsprechend kleiner.

Gruß
Bernd
kevin22
Beiträge: 61
Registriert: Sa 18. Sep 2021, 20:34

Re: Löffelschnitzen

Beitrag von kevin22 »

Hallo Bernd,

mir gefällt das Muster sehr. Würdest du mir bitte verraten, welches Scnitzmesser du verwendet hast bzw. welches am besten geeignet ist? Es gibt ja im Handel mehrere Arten davon. Ein- oder 2-seitig geschliffen?

Gruß
Kevin
Bernd Grunwald
Beiträge: 472
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Re: Löffelschnitzen

Beitrag von Bernd Grunwald »

Hallo Kevin,

für solche Dreiecke nimmt man normalerweise das Standard-Kerbschnitzmesser, auch "Rosenmesser" genannt. Das geht mit einer Hand. Mit der anderen Hand hält man das Werkstück/den Löffel.

Es geht aber auch sehr gut mit einem ca. 10 oder 12 mm breiten Balleisen (je nach Größe der Dreiecke) oder einem entsprechend breiten Stechbeitel. Man sticht mit einer Ecke des Eisens in die Mitte des Dreiecks und drückt den Stich bzw. den Schnitt von der Mitte aus weiter bis in jede der drei Ecken. Dann kann das Dreieck von den Seitenlinien zur Mitte hin sauber ausgestochen werden (dabei den Faserverlauf beachten!). Beim Stechen mit dem Beitel empfiehlt es sich allerdings, den Löffelstiel zu fixieren/einzuspannen und mit beiden Händen zu arbeiten. Anderenfalls ist die Verletzungsgefahr relativ hoch (vor allem dann, wenn man das Stechen mit nur einer Hand noch nicht hinreichend geübt hat).

Die Holzart spielt auch eine Rolle. Mahagoni lässt sich meiner Meinung nach nicht ganz so exakt stechen wie z.B. Linde. Sieht aber als Muster insgesamt trotzdem ansprechend aus.

Wichtig ist allerdings immer, dass die Schneiden richtig schön scharf sind.

Gruß
Bernd
kevin22
Beiträge: 61
Registriert: Sa 18. Sep 2021, 20:34

Re: Löffelschnitzen

Beitrag von kevin22 »

Hallo Bernd,

Danke für die Antwort! Für das Einspannen habe ich diese Vorrichtung nachgebaut. https://www.youtube.com/watch?v=rKC22DvKx3g

Funktioniert gut, denn ich kann sie überall mitnehme.

Ist dieses Rosenmesser das Messer mit dem etwas geschwungenen Griff? Das habe ich tatsächlich in der Schublade, noch nie benutzt, muss aber aufgearbeitet werden.

Wie ist deine Erfahrung mit Mahagoni als Löffel? Saugt das Holz viel Flüssigkeit auf? Ich habe 2 Löffel aus Linde und ich schmecke immer noch diesen Holzgeschmack, selbst nach dem Ölen..Ich habe Tungöl benutzt. Irgendwelche Ratschläge?
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Bernd Grunwald
Beiträge: 472
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Re: Löffelschnitzen

Beitrag von Bernd Grunwald »

Hallo Kevin,

ja, so eine mobile Einspannvorrichtung dürfte sehr nützlich sein. Hatte ich bislang noch nie gesehen. Statt dessen habe ich auf der Suche nach einem Fixpunkt das Ende des Werkstücks/des Löffelstiels gern in eins der rechteckigen Bankhaken-Löcher meiner Hobelbank gesteckt und dann den Stiel beschnitzt. Das geht ganz gut, aber der Stiel kann auch schnell aus dem Loch wieder herausrutschen. So eine spezielle Vorrichtung bietet dann doch noch mehr Möglichkeiten, das Werkstück "ruhig" zu stellen. Man kann hier ja auch sehr gut mit einer zusätzlichen Zwinge arbeiten. Werde mir so ein Ding wohl auch mal anfertigen...

Das Seil, das du in der Mitte hast, dient wohl auch zum Fixieren von Löffelstielen, oder? Es sieht jedenfalls nicht so aus, als würdest du damit das Brett auf den Knien festhalten, wie es im Video gezeigt wird. Hast du bewusst auf diese (einstellbare) Befestigung des Brettes verzichtet?

Das Rosenmesser hat einen etwas geschwungenen Griff, eine gerade Schneide und einen runden Rücken. Während der Rücken der Klinge nach unten gerundet ist, ist das Heft am Ende des Messers nach oben hin gerundet.

Zum Ölen der Löffel etc. nehme ich Walnussöl. Holzgeschmack gibt es beim Salatbesteck nicht. Man steckt es ja nicht in den Mund. Ich habe aber auch Tassen aus Lindenholz geschnitzt und ebenfalls mit Walnussöl geölt.

http://www.woodworking.de/viewtopic.php?t=14602

Die hatten anfangs sehr nach Holz geschmeckt. Der Holzgeschmack verschwindet allerdings nach mehrmaligem Gebrauch. Ich benutze diese Tassen sehr gerne als Kaffeetassen im Wohnwagen.

Mein Rat: probier's mal mit Walnussöl und mit Geduld. Der Holzgeschmack müsste irgendwann nachlassen. Vorausgesetzt, du reinigst die Löffel nur mit Wasser und nimmst kein Spülmittel. Ab und an Nachölen.

Gruß
Bernd
kevin22
Beiträge: 61
Registriert: Sa 18. Sep 2021, 20:34

Re: Löffelschnitzen

Beitrag von kevin22 »

Hallo Bernd,

ja genau das Seil dient dazu, Löffelstiele zu befestigen. Das Brettchen am Ende des Seils ist mein 'Fußpedal'. So wird der Löffel eingespannt.
Die Idee hatte ich aber von irgendwo anders, ist also nicht meine Erfindung. Vielleict wäre der 'Spoon Mule' auch ganz interessant für dich.


Meinst du diesen Gürtel? Die zusätzliche Befestigung wollte ich eigentlich integrieren, aber ich hab dann festgestellt, dass es für Zwecke nicht zwingend notwendig ist, Werde aber zukünftig das machen.

Vielleicht lag es wirklich daran, dass ich Seife benutzt habe. Ich wusste nicht, dass ich nach dem Aushärten das beachten muss. Ich habe meine Löffel gebacken und von daher sind sie dunkler geworden und nicht mehr so auffällig
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