Löffelschnitzen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Bernd Grunwald
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Re: Löffelschnitzen

Beitrag von Bernd Grunwald »

Hallo Andreas,

der Bewertung von Friedrich schließe ich mich an. Für ein Erstlingswerk ist es dir gut gelungen. Die Löffelstiele sind schon mal schön symmetrisch und schlank geworden, was bei einem Salatbesteck, was ja ein Paar ist, ein absolutes Muss ist.

An den Laffen steht noch genügend Material, sodass du sie noch ein wenig ausweiten könntest, wobei die umlaufenden Ränder zur Mitte des Löffels hin nicht so steil, sondern etwas flacher in den Löffelgrund auslaufen könnten - aber das ist nur eine Idee von mir, die meiner Meinung nach zu einer etwas gefälligeren Form führen könnte. Aber das ist ja bekanntlich stets Geschmacksache. Anschließend das Ganze so lange schleifen bis alle Schnitzspuren verschwunden sind.

Noch ein Tipp:
Auf deinem ersten Foto sehe ich u.a. das doppelschneidige Löffelschnitzmesser von Morakniv. Dieses Messer habe ich auch. Es ist aber - nach meiner Erfahrung - nicht so gut zum Aushöhlen geeignet wie ein einseitig schneidendes Löffel-Messer. Beim einschneidigen Messer brauchst du dich nicht vor der zweiten Schneide zu fürchten und kannst viel weiter vorne und dadurch auch viel effektiver zupacken. Ich habe mir darüber hinaus den zum Griff hin liegenden Teil der Klinge mehrfach mit Tesakrepp umwickelt, damit mir das (beim Morakniv relativ dünne) Metall beim Schnitzen nicht so stark in die Beuge des Zeigefingers drückt. Die Tesakrepp-Polsterung macht das Arbeiten mit einem einseitig geschliffenen Morakniv-Löffelschnitzmesser sehr viel angenehmer.

Gruß
Bernd
flüsterholz
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Re: Löffelschnitzen

Beitrag von flüsterholz »

An alle Löffelschnitzer
Überlege gerade, mir auch ein Löffelmesser zuzulegen. Nachdem ich hier schon gelesen habe, dass einschneidige angenehmer in der Handhabung sind, stellen sich mir jetzt noch folgende Fragen.
Welcher Radius ist der geeignete? Gefunden habe ich hauptsächlich 15mm und 25mm. Neben Löffeln hatte ich noch an Tassen gedacht.

Haben diese Löffeleisen entscheidende Vorteile gegenüber normalen gekröpften, bzw. stark gekröpften Eisen? Könnte mir vorstellen, dass die Löffeleisen die Feinbearbeitung einfacher machen.

Da ich mit Eisen von Pfeil bisher gute Erfahrungen gemacht habe, hätte ich mir auch die Löffeleisen von Pfeil gekauft. Oder gibt es einen Hersteller, der bei solchen Eisen besser geeignet wäre?
Gruß Michael
Fabi
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Re: Löffelschnitzen

Beitrag von Fabi »

Hallo Michael!

Seit einigen Jahren schnitze ich regelmässig Löffel und andere Gegenstände für den täglichen Gebrauch. Lange Zeit hatte ich als Löffelschnitzmesser nur das einseitig geschliffene von Mora. Damit bin ich sehr gut klar gekommen, auch für Tassen und ähnlichem.
Irgendwann habe ich dann verschiedene Messer ausprobiert und dachte, ich bleibe bei meinem Mora, bis ich mir letzten Herbst doch nochmal ein neues zugelegt habe: das SK4 von BeaverCraft. Gibt es beim Hausherrn leider nicht, kann aber direkt über Beavercraft bestellt werden (und kommt ziemlich schnell an). Ich habe es nicht bereut, und inzwischen ist es mir ein echter Freund geworden. Regelmässig nehme ich es in die Hand, zum Löffelschnitzen, aber auch für andere Dinge. Wenn ich nur ein Löffelmesser hätte, dann wäre es dieses. Man kann auch mit ihm ausschliesslich, also ohne geradem Messer zu einem Löffel kommen. Wenn ich nun beim wandern schnitze, so habe ich nur noch ein Messer bei mir.
Die Klinge ist richtig scharf und sehr einfach scharf zu halten, mir liegt die Form sehr gut. Nur der Griff war mir etwas zu gross, was für einen Holzschnitzer ja kein Problem, sondern eher eine willkommene Herausforderung ist ;-)
Kurz und bündig, ich kann es Dir sehr ans Herz legen.

Ich bin nicht so fit mit Computern, aber ich versuche mal ein paar Fotos von meinen Löffeln hoch zu laden. Diese Löffel habe ich ausschliesslich mit dem genannten Messer (und teilweise mit einem selbst gemachten Schnitzmesser, ähnlich den geraden Mora Messern) geschnitzt, es ist kein Sandpapier oder ähnliches zum Einsatz gekommen.

Hoffe, ich konnte Dir bei Deiner Wahl helfen.

Schönen Abend an alle,
Fabien
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ausschliesslich mit dem Beavercraft geschnitzt
ausschliesslich mit dem Beavercraft geschnitzt
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hier ist zusätzlich ein gerades Messer zum Einsatz gekommen.
hier ist zusätzlich ein gerades Messer zum Einsatz gekommen.
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gerades Messer, Beavercraft und Mora Löffelmesser einseitig geschärft
gerades Messer, Beavercraft und Mora Löffelmesser einseitig geschärft
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Andreas S.
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Re: Löffelschnitzen

Beitrag von Andreas S. »

Friedrich Kollenrott hat geschrieben: So 26. Feb 2023, 14:21 ...
für ein Erstlingswerk nicht schlecht!
Ich habe wie von Dir gewünscht noch etwas zu den Werkzeugen zusammengestellt:
...

Grüße, Friedrich
Moin Friedrich,

herzlichen Dank für das Lob und die sehr ausführliche Antwort.
Das hilft mir sehr weiter und wird mich sicher noch eine Weile beschäftigen.
Mit Ziehklingen habe ich bisher noch überhaupt keine Erfahrung.
Geschweige denn, einen Grat anzuziehen.

Da gibt's also - wie bei den Löffeln - noch reichlich Entwicklungspotenzial :)

Die Hauptarbeit habe ich mit dem Schälmesser von außen nach innen gemacht.
Nochmals herzlichen Dank - da waren eine Menge für mich sehr wertvolle Tipps dabei.

Herzlichen Gruß

Andreas
Zuletzt geändert von Andreas S. am So 26. Feb 2023, 22:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Andreas S.
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Re: Löffelschnitzen

Beitrag von Andreas S. »

Bernd Grunwald hat geschrieben: So 26. Feb 2023, 14:56 ...

Aber das ist ja bekanntlich stets Geschmacksache. Anschließend das Ganze so lange schleifen bis alle Schnitzspuren verschwunden sind.
Eine
Noch ein Tipp:
Auf deinem ersten Foto sehe ich u.a. das doppelschneidige Löffelschnitzmesser von Morakniv. Dieses Messer habe ich auch. Es ist aber - nach meiner Erfahrung - nicht so gut zum Aushöhlen geeignet wie ein einseitig schneidendes Löffel-Messer. Beim einschneidigen Messer brauchst du dich nicht vor der zweiten Schneide zu fürchten und kannst viel weiter vorne und dadurch auch viel effektiver zupacken. ...
Moin Bernd,

auch Dir ganz herzlichen Dank für das Lob und Deine Anregungen.

Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich bei einem geschnitzten Löffel nicht bewusst sehen lassen möchte, dass der geschnitzt wurde.
Allzu "smooth" würde ich ihn wahrscheinlich gar nicht haben wollen ;)
Aber da muss ich meinen Stil noch finden.
Hier, bei dem ersten fallen aber einige Spuren noch ziemlich auf - da werde ich wohl nochmal bei gehen.

Schmunzeln musste ich bei Deinem Hinweis zu dem doppelseitig geschliffenen Morakniv.
Ich habe mich mehrmals ertappt, wie ich hinten draufdrücken wollte. :lol:
Da ich (bisher) auch ohne Schnittschutz arbeite ....

Das BeaverCraft schaue ich mir definitiv an.

Und ja, Du konntest mir - nicht nur mit den Bildern Deiner zauberhaft Löffel - sehr helfen.

Herzlichen Dank und ebensolchen Gruß

Andreas
Bernd Grunwald
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Re: Löffelschnitzen

Beitrag von Bernd Grunwald »

Hallo Fabien,

deine Löffel sind toll. Einfach schön. Vielen Dank für's Zeigen.

Gruß
Bernd

p.s.: die Löffelschnitzmesser von NAREX (gibt's beim Hausherrn) finde ich auch sehr empfehlenswert. Sie sind stabiler als die von Mora, denn sie haben eine deutlich dickere Klinge bzw. einen deutlich breiteren Messerrücken und schneiden auch richtig gut. Die Klinge ragt hier allerdings ebenfalls ziemlich weit aus dem Heft, sodass eine Tesakrepp-Polsterung des Messerrückens in Heftnähe bei diesen Messern ebenfalls den Bedienungskomfort signifikant erhöht.
kevin22
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Re: Löffelschnitzen

Beitrag von kevin22 »

flüsterholz hat geschrieben: So 26. Feb 2023, 15:46 An alle Löffelschnitzer
Überlege gerade, mir auch ein Löffelmesser zuzulegen. Nachdem ich hier schon gelesen habe, dass einschneidige angenehmer in der Handhabung sind, stellen sich mir jetzt noch folgende Fragen.
Welcher Radius ist der geeignete? Gefunden habe ich hauptsächlich 15mm und 25mm. Neben Löffeln hatte ich noch an Tassen gedacht.

Haben diese Löffeleisen entscheidende Vorteile gegenüber normalen gekröpften, bzw. stark gekröpften Eisen? Könnte mir vorstellen, dass die Löffeleisen die Feinbearbeitung einfacher machen.

Da ich mit Eisen von Pfeil bisher gute Erfahrungen gemacht habe, hätte ich mir auch die Löffeleisen von Pfeil gekauft. Oder gibt es einen Hersteller, der bei solchen Eisen besser geeignet wäre?
Gruß Michael
Hallo Michael,

Ich habe mit Mora Messern angefangen. Für den Anfang sind die sehr gut. Allerdings war ich mit dem gebogenen Mora nicht so zufrieden. Ich fand es sehr schwer zu schärfen. Ich bin dann von großen Herstellern auf kleinere spezialisierte Schmiede umgestiegen. Es gibt europaweit einige Schmiede, die speziell Werkzeuge fürs Löffelschnitzen herstellen. Ich kann dir die Messer von Miguel von Belzeboocrafts ans Herz legen. Meiner Meinung nach, ist Löffelschnitzen gerade am boomen. Schau nach England, es gibt Feste nur zum Löffelschnitzen. s. Spoonfest. Aus GB kann ich dir Adam Ashworth ebenfalls empfehlen. Wenn du viel Zeit hast, ist Nic Westermann der Spitzenreiter für TWCA Cams - Warteliste >2Jahre. Aus Deutschland konnte ich leider keine Schmiede für solche Werkzeuge finden.

Seitdem ich die Messer habe, greife ich sehr wenig auf meine Mora Messer, denn die Unterschiede sind für mich signifikant bzgl. Standzeit. Was noch zu erwähnen ist, dass die Messer normalerweise ohne Griffe kommen.

Gruß
Kevin
flüsterholz
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Re: Löffelschnitzen

Beitrag von flüsterholz »

Hallo alle zusammen
Erstmal vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Aber wie das so ist, es entstehen dann auch gleich neue Fragen.
Hallo Fabien
Sehr schöne Löffel, genau das was ich mag. Das von dir empfohlene Messer hat ja eine andere Form, als ich sie bisher kannte. Wo liegen denn, deiner Meinung nach die Vorteile? Stelle es mir eher schwierig vor, damit tiefere Aushöhlungen zu schnitzen. Beavercraft finde ich erstmal eine interessante Alternative. Gerade wenn man mit etwas neuem anfängt, weiß man ja noch nicht, ob man dabei bleibt und sucht nach gutem und günstigem Werkzeug.

Hallo Bernd
Die Firma Narex ist natürlich auch immer eine Alternative.

Hallo Kevin
Das ist natürlich Highend, was du da empfiehlst. Versuche ja grundsätzlich auch immer kleine Handwerksbetriebe, die gutes Werkzeug herstellen, zu unterstützen. Aber zum ersten ausprobieren, sprengt das meine finanziellen Möglichkeiten. Wenn ich länger dabei bleiben sollte, aber auf jeden Fall interessante Alternativen.

Die nächste Frage, die sich mir stellt, ist, wie schärfe ich solche Messer am besten? Mit dem, was ich in der Werkstatt habe, gestaltet sich das schwierig. Es würde mich also eine günstige Möglichkeit interessieren. Evtl. Formsteine oder ähnliches.
Viele Grüße Michael
Fabi
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Re: Löffelschnitzen und schärfen

Beitrag von Fabi »

Bernd Grunwald
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Re: Löffelschnitzen

Beitrag von Bernd Grunwald »

Hallo Fabien,

du schriebst zu deinem Lieblings-Löffelschnitzmesser u.a. folgendes:
Die Klinge ist richtig scharf und sehr einfach scharf zu halten, mir liegt die Form sehr gut. Nur der Griff war mir etwas zu gross, was für einen Holzschnitzer ja kein Problem, sondern eher eine willkommene Herausforderung ist
Hierzu habe ich eine Frage: War dir der Griff zu lang oder zu dick?

Ich vermute mal: zu dick, denn ich habe hier ein soeben eingetroffenes, nagelneues Beavercraft SK4s zum ersten Mal in der Hand und empfinde den Griff als etwas zu dick für meine Hand. Die Länge des Griffes finde ich super, denn der dürfte sich situationsbedingt auch mal mit zwei Händen mit etwas mehr Power betätigen lassen.

Nun überlege ich, ob ich den Griff schlanker machen sollte oder ob ich ihn so lasse wie er ist. Ich könnte den 4-kantigen Bereich 4-kantig lassen, aber schlanker machen. Ich könnte aber auch einen Achtkant daraus machen. Welche Anpassungen hast du für dich gemacht?

Fein nachschleifen werde ich den Eschegriff auf jeden Fall noch, denn so wie er jetzt ist, liegt er mir doch ziemlich rau in der Hand. Ich fühle noch die Enden der Holzfasern. Dieses Gefühl muss weg.

Ich will hier aber nicht meckern, denn mein Gesamteindruck ist, dass dieses Messer in der Tat einiges mehr wert ist als es kostet. Danke für den guten Tipp.

Gruß
Bernd
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