aus welchem Stahl sind (alte) Hobeleisen?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Fabi
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aus welchem Stahl sind (alte) Hobeleisen?

Beitrag von Fabi »

Hallo zusammen :-)

Gerade bin ich dabei mir ein paar Schnitzmesser zu machen. Für die Klingen verwende ich alte Feilen, damit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht.
In meinem Vorrat sind aber auch einige Hobeleisen die ich nicht mehr brauche.
Eines (Anant aus Indien) habe ich heute weich gemacht, doch so wirklich gut feilen und sägen lässt es sich nicht? Vielleicht kann man es dann auch nicht mehr härten...?

Weiss jemand, aus welchem Stahl diese Hobeleisen sind? Ist es Kohlenstoff Stahl der sich härten lässt? Oder doch etwas völlig anderes?

Sodenn, liebe Grüsse von hier,
Fabien
Friedrich Kollenrott
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Re: aus welchem Stahl sind (alte) Hobeleisen?

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

Hallo Fabien,
ich kann natürlich keine verbindliche Aussage ü+ber den Stahl alter Anant- Hobeleisen machen.

Du darfst aber ganz sicher sein, dass das ein härtbarer Stahl ist, sonst wäre es als Hobeleisen völlig ungeeignet, und es gibt keinen, auch keinen wirtschaftlichen, Grund, stattdessen einen nicht härtbaren Stahl einzusetzen. Und der billigste härtbare Stahl ist ein einfacher Kohlenstoffstahl, das wird es auch sein, da würde ich jede Wette machen.

Selbstverständlich lässt sich dieser Stahl, nachdem Du ihn weichgeglüht hast um ihn bearbeiten zu können, auch wieder härten (aber frage mich nicht nach den Parametern fürs Weichglühen und Härten).

Grüße, Friedrich
Horst Entenmann
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Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: aus welchem Stahl sind (alte) Hobeleisen?

Beitrag von Horst Entenmann »

Hallo Fabien,

die einfachsten härtbaren Stähle sind, wie Friedrich schon geschrieben hat, Kohlenstoffstähle. Und es ist ziemlich wahrscheinlich, daß es sich darum in deinem Fall auch handelt, denn die sind auch am billigsten.
Man kann Stähle, wenn sie denn härtbar sind, mehrmals härten und wieder weichglühen.

Es gibt da aber Unterschiede. Manche Stähle werden beim Härten in Wasser abgeschreckt, andere (meist legierte Stähle) in Öl und bei Meißeln trifft man sehr häufig auf lufthärtende Stähle. Im Extremfall könnte es daran liegen, daß dein Eisen nicht richtig weich wurde. Es ist unter Umständen erforderlich den Stahl etwas länger zu glühen und ihn dann vor allem sehr langsam abkühlen zu lassen.
Unser Lehrmeister hat mal erzählt, daß er einen Lehrling dabei erwischt hat, wie er einen Meißel, den er komplett geglüht hat, dann in Wasser abgeschreckt hat. Der Meißel würde dann möglicherweise brechen und der Anwender könnte sich dabei erheblich verletzen. Um den Meißel weich zu bekommen, hat er ihn in die Esse gelegt und das Feuer über Nacht einfach ausgehen lassen. Der Meißel (Lufthärter) ist dabei so langsam abgekühlt, daß er anschließend weich war. Danach hat er nur die Schneide geglüht und an der Luft abkühlen lassen. Dann war der Meißel wieder zu gebrauchen.

Es ist aber meines Erachtens unwahrscheinlich, daß du an einen Lufthärter geraten bist.
Roman Krettek
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Registriert: Fr 3. Feb 2023, 20:56

Re: aus welchem Stahl sind (alte) Hobeleisen?

Beitrag von Roman Krettek »

Hallo zusammen,
würde mich gern mit einer Frage anschließen: Wie ist es bei einseitig laminierten Hobeleisen? Reagieren die zwei Schichten beim Glühen/Abkühlen dann nicht unterschiedlich? Viele Grüße Roman
Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: aus welchem Stahl sind (alte) Hobeleisen?

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

Hallo Roman,
ja, natürlich reagieren die unterschiedlich. Die dickere "Träger-" Schicht ist nicht härtbar, weil sie zu wenig Kohlenstoff enthält. Die dünnere Plattierung ist durch höheren Kohlenstoffgehalt härtbar. Im Gebrauchszustand ist die Plattierung gehärtet, die Trägerschicht weich. Wenn ein solches Eisen weichgeglüht wird, sind dann beide Schichten weich. Wird es gehärtet (aus ungefähr Rotglut abgeschreckt), dann wird die Plattierung wieder hart, die Trägerschicht bleibt weich.

Grüße, Friedrich
Roman Krettek
Beiträge: 17
Registriert: Fr 3. Feb 2023, 20:56

Re: aus welchem Stahl sind (alte) Hobeleisen?

Beitrag von Roman Krettek »

Danke Dir Friedrich für die Antwort! Es entstehen also keine Spannungen/Risse an der Kontaktstelle. Es gibt ja manchmal trocken geschliffene Eisen (mache ich nicht mehr), die angelaufen sind, die könnte man dann "regenerieren"! Grüße Roman
Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: aus welchem Stahl sind (alte) Hobeleisen?

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

Hallo Roman,
ja, das müsste möglich sein (wenn man härten kann).

Grüße, Friedrich
Roman Krettek
Beiträge: 17
Registriert: Fr 3. Feb 2023, 20:56

Re: aus welchem Stahl sind (alte) Hobeleisen?

Beitrag von Roman Krettek »

Ich kann nicht härten, aber ganz in meiner Nähe gibt es:

http://www.derdamastschmied.de

(Ist das erlaubte Werbung?)
Grüße von Roman
Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: aus welchem Stahl sind (alte) Hobeleisen?

Beitrag von Horst Entenmann »

Hallo Roman,

Härtereien findet man überall, aber die würden gerne wissen welchen Stahl sie da haben, sonst ist das ein bißchen schwierig. Aber fragen könnte man ja mal.

Gruß Horst
Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: aus welchem Stahl sind (alte) Hobeleisen?

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

Hallo Roman,

noch eine Ergänzung:

Übliche Härteverfahren hinterlassen eine mehr oder wenige verzunderte Oberfläche. Du würdest ein neu gehärtetes Hobeleisen also überschleifen (oder überschleifen lassen) müssen. Wenn es sich beim Härten krumm gezogen hat, kann das aufwändig sein.
Überleg Dir, ob Du diesen Aufwand treinben willst (und kannst).

Grüße, Friedrich
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