Hilfe für Bettbau -- Holzbeschaffung/sinnvoll mit Handwerkzeugen?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Thomas L.
Beiträge: 2
Registriert: Do 12. Jan 2023, 21:39

Hilfe für Bettbau -- Holzbeschaffung/sinnvoll mit Handwerkzeugen?

Beitrag von Thomas L. »

Hallo,

nachdem ich hier Forum immer mal wieder mitgelesen habe, habe ich jetzt auch mal eine eigene Frage. Ansonsten: Ich heiße Thomas, wohne in Münster und "bastele" seit einiger Zeit in meinem WG-Zimmer Dinge aus Holz (bisher alles klein und einfach...also eine Kiste, ein Kästchen, einen Messerhalter und solche Sachen) und habe mir dabei so gut es geht das Arbeiten mit Hobel, Bohrer, Säge und Stecheisen beigebracht.

Ich schlafe in einem Steckbett aus Massivholzstreben, das an den Ecken mit "castle joints" verbunden ist (Ist das eine Überblattung? Darf ich hier Bilder von Herstellern verlinken oder einstellen?). Dafür würde ich mir gerne längere Querstreben herstellen, um ein 1,20m-Bett zu erhalten. Das Bett ist aus Buche und die Streben haben einen Querschnitt von 40mmx80mm. Es gibt es hier auch eine offene Werkstatt, wo ich evt. zuschneiden und abrichten könnte.

Ein paar Sachen sind mir mangels Erfahrung einfach nicht ganz klar:
1. Das Bett ist aus massiven Buchenstreben...Wie kann ich verhindern, das sich die Teile stark verziehen (was die Steckbarkeit beeinträchtigen würde)?
2. Wie kann ich beim Holzkauf vorgehen? Ich würde wohl schon irgendwoher eine Buchenbohle bekommen, aber wüsste nicht, worauf ich beim Kauf achten sollte, mal ganz abgesehen von der Frage nach einem Händler. Kann ich mir beim Händler überhaupt ein bestimmtes Brett "herauspicken"? Am liebsten wäre mir eine Möglichkeit, keine ganze Bohle kaufen zu müssen, weil das mit Transport und Platzmangel zuhause ein ziemlicher Aufwand wäre.
3. Ist das überhaupt ein sinnvolles Projekt für die Arbeit mit Handwerkzeugen, also die Kombination aus Buche, geringer Toleranz für Verzug und Ungenauigkeiten (und meiner Grünschnabeligkeit ;) )?

Kurz, ich würde mich sehr über Hinweise auf dem Weg zur grob zugeschnittenen Strebe freuen. Danke, und viele Grüße,
Thomas
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tobikop
Beiträge: 69
Registriert: Mi 20. Nov 2019, 15:08

Re: Hilfe für Bettbau -- Holzbeschaffung/sinnvoll mit Handwerkzeugen?

Beitrag von tobikop »

Hallo Thomas,

ich habe schon mal so ein Bett aus einer Erlenbohle gebaut. (Lattenrost aus gehobelten Dachlatten)

Also ohne Kreis-/Bandsäge und Abrichte/Dickenhobel die Teile aus einer Buchenbohle herzustellen halte ich für mindestens arbeitsintesiv.

Kann man natürlich machen - aber auch von Hand sind dann schon größere Werkzeuge notwendig (Hobelbank bzw. mindestens zwei vernünftige Böcke, Rauhbank, Gestellsäge).

Beim Holzhändler wirst du mindestens eine Bohle nehmen müssen. Wenn du noch keine Erfahrung mit Holzauswahl hast, würde ich eher abraten. Du musst dann auch viel mehr Holz (inklusive Verschnitt, Säumkante,...) kaufen als du eigentlich brauchst.

Alternativ/zur Vereinfachung könntest du von einem Schreiner (oder jemand aus der freien Werkstatt?) ein schon abgerichtetes Stück 170x40x1400 kaufen. Dann hättest du noch Auftrennen, eine Seite Hobeln, Fasen und die Ausklinkungen - oder halt gleich zwei passende Stücke 80x40x1360 - für den Schreiner/den Preis macht das wahrscheinlich keinen großen Unterschied - auf alle Fälle günstiger als eine ganze Bohle.

Fasen und Ausklinkung bekommst du bestimmt mit deinen Werkzeugen hin.

Wegen eventuellem Verzug: Bei meinem Bett habe ich kein Problem, was aber keine Garantie ist. Hängt natürlich auch von der Holzauswahl ab. Wie ist das bei deinem Bett gelöst? Sind die Holme eventuell verleimt? Du kannst dich ja an deinem Bett auch zwecks Faserverlauf orientieren.

Noch zwei Tipps:
1. Mach die Passung nicht zu stramm, damit du nich Gefahr läufst, den äußeren Teil der Verbindung beim zusamenstecken abzuscheren.
2. Verstärke den äußeren Teil mit einem dicken Dübel (jeweils unsichtbar von unten).

Wenn du zwei bereits abgerichteteTeile anpasst und "veredelst", dann kannst du dein Bett mit überschaubarem Aufwand verbreitern.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!
Viel Erfolg!

Schöne Grüße
Tobi
Stefan Krieger
Beiträge: 294
Registriert: Mo 19. Feb 2018, 23:08

Re: Hilfe für Bettbau -- Holzbeschaffung/sinnvoll mit Handwerkzeugen?

Beitrag von Stefan Krieger »

Hallo Thomas,

beim Holzkauf würde ich versuchen gedämpfte Buche zu bekommen, bspw. von Pollmeier. Die Bohlen gibt es dann auch schon besäumt. Und neben gedämpftem Holz würde ich dann noch darauf achten, dass das Holz trocken ist und dass es eine Bohle mit schön gleichmäßigem Verlauf der Jahresringe ist. Dann sollte sich der Verzug auch bei Buche ziemlich in Grenzen halten... ;)

Bei Deiner Werkzeugausstattung vor allem den räumlichen Möglichkeiten würde ich auch dringend dazu raten, das extern vorzufertigen oder vorfertigen zu lassen. Die Feinheiten wie Überblattung, Anfasen, Oberflächenbehandlung, etc. kannst Du dann ja problemlos selbst und per Hand machen. Aber Abrichten und Formatieren würde ich in einer großen Werkstatt mit Maschinen machen (lassen).

Du hast ja schon Münster als Standort angegeben, vielleicht gibt es ja auch ein Forenmitglied aus dem Münsteraner Raum, wo Du die "großen" Arbeiten machen kannst? Oder vielleicht kennt einer aus dem Forum einen guten Holzhändler in Münster? Manche Händler können auch mal eben auf Länge und Breite schneiden und abrichten oder durch den Vierseiter schieben (gegen Spende in die Kaffeekasse). Oder wie von Tobi vorgeschlagen einen kleinen Schreinereibetrieb fragen!

Schöne Grüße und viel Erfolg
Stefan
Bernd Grunwald
Beiträge: 472
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Re: Hilfe für Bettbau -- Holzbeschaffung/sinnvoll mit Handwerkzeugen?

Beitrag von Bernd Grunwald »

Hallo Thomas,

da die Streben, die du neu anfertigen willst, möglichst verzugsfrei sein sollen, empfehle ich, diese einem Herzbrett zu entnehmen. Herzbretter haben stehende Jahresringe - ein "Markenzeichen" für Formstabilität.

Gruß
Bernd
MarkusB
Beiträge: 1195
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Hilfe für Bettbau -- Holzbeschaffung/sinnvoll mit Handwerkzeugen?

Beitrag von MarkusB »

Hallo Thomas,

willkommen hier im Forum.
Zunächst einmal möchte ich dir sagen, wie großartig ich es finde, dass du in deinem WG-Zimmer stromlos tischlern willst.
Das Verrückte an der Sache ist nämlich, dass das geht!

Zu deinen Fragen:
Zu 1
Bzgl. des Verzuges würde ich mir keine großen Sorgen machen.
Erstens ist der Querschnitt recht klein (ist ja keine Platte) und für die Verbindung spielt es keine Rolle, wenn das Brett sich nachträglich etwas wirft.
Wenn das Bett breiter wird, würde ich wenn möglich aber den Querschnitt auf 10 besser 12 cm erhöhen.
Gut sind wie schon erwähnt stehende Jahresringe, da verzieht sich nix, der Querschnitt wird höchsten etwas kleiner.

Zu 2
Frag mal beim Tischler, ob er nicht ein passendes Reststück in der Ecke hat.
Wenn er nett ist, dann gibt er es dir für 10 €.
Irgendein Tischler wird dir auf jeden Fall die passende Menge verkaufen können, so dass du keine ganze Bohle beim Holzhändler kaufen musst.
Rechne mal mit 1000 - 1400 € / m³.
Das Brett vom Tischler wird im Gegensatz zum Holzhändler auch schon eine Zeit in der Werkstatt stehen und ausreichend trocken sein, da hast du dann auch so gut wie keinen Verzug mehr. Er wird dir auch sagen können, ob sich das Brett für das eignet, wofür du es kaufen willst.
Das Holz wird bestimmt nicht viel mehr kosten als beim Holzhändler.

Zu 3
Das Projekt ist absolut sinnvoll.
Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann musst du ein Stück Holz auf Maß bringen (zurichten) und dann eine Ausklinkung am Ende herstellen.
Hobel, Säge und Stecheisen sind dafür die perfekten Werkzeuge, auch für harte Buche.
Man kann mit ihnen sehr präzise arbeiten.
Gerade für einen Anfänger ist dein Projekt besonders geeignet.
Die Ausklinkung muss schon genau sein, damit die Verbindung nicht wackelig ist, aber da kannst du dich mit dem Stecheisen ja rantasten.
Der Rest muss m. E. gar nicht so genau sein. Ob alles absolut im rechten Winkel ist sieht man wahrscheinlich gar nicht und ist für die Konstruktion wahrscheinlich auch unwichtig.

Viele Grüße

Markus
Thomas L.
Beiträge: 2
Registriert: Do 12. Jan 2023, 21:39

Re: Hilfe für Bettbau -- Holzbeschaffung/sinnvoll mit Handwerkzeugen?

Beitrag von Thomas L. »

Danke für Eure ausführlichen Antworten und den Zuspruch! Die Hinweise finde ich sehr hilfreich: gedämpfte Buche und stehende Jahresringe; dass Verzug nicht unbedingt ein Riesenproblem sein muss; der Hinweis auf Tischlereien usw. Ohne mit anderen Personen zu reden ist es manchmal gar nicht so leicht, so grundlegende Sachen herauszufinden.
Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann musst du ein Stück Holz auf Maß bringen (zurichten) und dann eine Ausklinkung am Ende herstellen.
Ja genau! Die Verbindung scheint mir auch das kleinere Problem zu sein. Da ist ja noch ganz gut Raum für Feinanpassungen mit Hobel und Stecheisen.
Wenn das Bett breiter wird, würde ich wenn möglich aber den Querschnitt auf 10 besser 12 cm erhöhen.
Das geht leider nicht, da durch die Längsstreben und die Füße die Maße vorgegeben sind.
Also ohne Kreis-/Bandsäge und Abrichte/Dickenhobel die Teile aus einer Buchenbohle herzustellen halte ich für mindestens arbeitsintesiv.
Kann man natürlich machen - aber auch von Hand sind dann schon größere Werkzeuge notwendig (Hobelbank bzw. mindestens zwei vernünftige Böcke, Rauhbank, Gestellsäge).
Bei Deiner Werkzeugausstattung vor allem den räumlichen Möglichkeiten würde ich auch dringend dazu raten, das extern vorzufertigen oder vorfertigen zu lassen. Die Feinheiten wie Überblattung, Anfasen, Oberflächenbehandlung, etc. kannst Du dann ja problemlos selbst und per Hand machen. Aber Abrichten und Formatieren würde ich in einer großen Werkstatt mit Maschinen machen (lassen).
Das Problem wäre dabei tatsächlich eher die Handhabung einer Bohle als das Abrichten an sich, glaube ich. An das Abrichten grob zugeschnittener Teile bzw. an das Auftrennen eines Brettes würde ich mich schon herantrauen und könnte im Zweifelsfall auch auf Abrichte, Dickenhobel, Tischkreissäge und Werkbank in der Werkstatt zugreifen und kenne auch Menschen mit Handkreissägen :). D.h. ab dem Aggregatszustand eines trockenen, sägerauhen, abgelängten und evt. besäumten Brettes wüsste ich ungefähr, wie ich weitermache oder wer mir helfen könnte. Wobei passende Teile natürlich trotzdem eine ganze Menge Arbeit sparen würden.
(Lattenrost aus gehobelten Dachlatten)
Danke, das ist auch ein nützlicher Hinweis!
Wie ist das bei deinem Bett gelöst? Sind die Holme eventuell verleimt? Du kannst dich ja an deinem Bett auch zwecks Faserverlauf orientieren.
Beim Bett sind die Holme massiv und die Jahresringe sind relativ unterschiedlich (liegende, schräge und stehende Jahresringe). Der Haken ist auch durch einen Dübel verstärkt.

Ich würde jetzt als nächstes mal Tischlereien kontaktieren gehen. Falls jemand eine bestimmte empfehlen kann, freue ich mich natürlich auch (dank Semesterticket wären im Zweifelsfall auch Osnabrück, Ruhrgebiet, Bergisches Land und Köln für mich erreichbar). Ansonsten habe ich noch das "Leistenarsenal" (eine Online-Händler), gefunden, die sowohl sägerauhe Bretter (52mm) als auch passende abgerichtete Rechteckleisten anbieten. Das läge preislich allerdings eher im Bereich 100-200€ (also weit jenseits der 1000-1400€/m³, wenn ich richtig rechne). Ist es sinnvoll, mir mm-genau abgerichtete Teile zu besorgen, oder sind leicht überdimensionierte Teile besser, um Raum für Anpassungen zu haben?

Viele Grüße,
Thomas
MarkusB
Beiträge: 1195
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Hilfe für Bettbau -- Holzbeschaffung/sinnvoll mit Handwerkzeugen?

Beitrag von MarkusB »

Hallo Thomas,

nur weil ein Weg etwas anstrengend und Zeit intensiv ist kann man ihn doch trotzdem gehen.
Natürlich kannst du dir alles machen lassen, aber wo bleibt dann der Spaß?

Für dein Projekt brauchst du zum stromlosen Abrichten evtl. einen Schrupphobel, sicherlich einen Schlichthobel und wenn das Holz schwierig ist auch einen Putzhobel. Danach ist die Oberfläche zum Ölen oder Anpinseln fertig.
Eine Rauhbank ist m. E. nicht notwendig, kann aber auch nicht schaden.
Dauer: geschätzt 1 h pro Querholm. Ein Tischler vor 100 Jahren hätte das bestimmt in deutlich weniger Zeit hingekriegt.

Viele Grüße

Markus
Stefan Krieger
Beiträge: 294
Registriert: Mo 19. Feb 2018, 23:08

Re: Hilfe für Bettbau -- Holzbeschaffung/sinnvoll mit Handwerkzeugen?

Beitrag von Stefan Krieger »

Hallo Thomas,

wenn Du bisher mit Hobel, Bohrer, Säge und Stecheisen gearbeitet hast, dann würde ich Dir nicht zum selber Aushobeln raten.

Stromlos tischlern im WG-Zimmer ist toll und eine feine Sache - aber Hobeln erfordert eine Hobelbank oder ähnliches um Deine angehende Strebe irgendwie einspannen zu können. Nur mit Siemens Lufthaken befestigt hobelt es sich verdammt schlecht... ;-)
Und neben Schrupp-, Schlicht- und Putzhobel bräuchte es dann vor allem auch noch ein bisschen Ausrüstung zum Schärfen und ein bisschen Einarbeitung.

Wenn ich an meine ersten Hobelerfahrungen in meiner Zimmerer-Lehre mit einem Ulmia-Doppelhobel zurückdenke: Gruselig! Das Eisen stets alles andere als scharf und die Einstellerei des Hobels war auch immer nur nervig. Ein Rali-Hobel war damals eine Art erste Offenbarung, wie Hobeln auch sein kann... :D

Ich würde wirklich versuchen jemanden zu finden, wo Du das Buchenholz bekommen kannst und das grob zurichten kannst. Und den Rest machst Du dann stromlos im WG-Zimmer!
Mit Semesterticket hast Du doch schon einen recht großen Umkreis. Vielleicht findet sich ja hier jemand, der Dir weiterhelfen kann? Oder kennt zumindest eine gute Tischerei in dem Raum?

Schöne Grüße
Stefan
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