selbstgemachte Holzgewinde an einer Hobelbank *LINK*
Verfasst: Mo 28. Jun 2021, 17:59
Hallo zusammen!
Schon eine Weile her, da hatten wir uns hier über die Fertigung von grossen Holzgewinden (und vor allem dem Eigenbau der entsprechenden Werkzeuge) ausgetauscht.
Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an die Werkzeuge und Gewinde, die seit ca. 1 ½ Jahren fertig sind.
Einige Fragen sind dabei mir und anderen Forumsmitgliedern noch offen geblieben:
- War eine Steigung von 2 cm zu steil angesetzt?
- Stört Spiel im Gewinde?
- Wie sieht es mit der Haltbarkeit solcher Holzgewinde aus?
Soweit erinnere ich mich noch. Vielleicht habe ich aber auch etwas vergessen.
Ich hatte jedenfalls versprochen, mich zum gegebenen Zeitpunkt nochmals zu melden.
Kurze Zusammen Fassung:
Die Gewinde haben einen Aussendurchmesser von 60 mm, innen 40 mm, eine Steigung von 2 cm, und ein Trapezgewinde. Die angesprochenen Werkzeuge sind vor allem ein Gewindebohrer und ein Gewindeschneider.
Nun habe ich mir eine Hobelbank gebaut bei der diese Gewinde in den Zangen zum Einsatz gekommen sind. Sie ist inzwischen in Gebrauch und ich fühle mich in der Lage diese Fragen nun zu beantworten:
- Zur STEIGUNG: Ja, da hatte ich mir selbst etwas gezweifelt, ob es nicht zu steil angesetzt war und jemand hatte es per Mail angemerkt. Doch, ich kann bestätigen, dass es eine gute Wahl war: Man bekommt die Zangen im Handumdrehen geöffnet/geschlossen und sie halten ohne Probleme. Auch nach längerem Rütteln, Hobeln, Bohren, Stämmen löst sich nichts.
- Mit meinem Werkzeug kann ich selber entscheiden, wieviel SPIEL im Gewinde ist. An meiner Hobelbank ist nicht alles 100% plan und im rechten Winkel. Ich weiss, dass ich damit meist auf Unverständnis stosse, doch für meine Arbeit brauche ich das nicht. Ich improvisiere gerne und bau gerne organisch ausserdem steht die Bank in einem klimatisch instabilen Raum
Jedenfalls war es mir unmöglich, die Löcher in der Voerde/Hinterzange wirklich senkrecht zu bohren, bzw. die Vorderzange bewegt sich nicht exact parallel zur Bank, wenn man sie öffnet/schliesst.
Wenn nun gar kein Spiel im Gewinde ist, dann würde die Mechanik aus diesem Grund nicht geschmeidig laufen. Ich habe also die Gewinde etwas (wirklich wenig ist genügend) lose gestaltet.
In der Anwendung stört dies nicht. Auch mit Spiel hält das Gewinde fest. Ich habe an antiken Werkbänken beobachtet, dass mit der Zeit sowieso Spiel ins Gewinde kommt, da sich das Holz abnutzt. Auch wenn diese Gewinde wirklich extrem lose sind beeinträchtigt das die Funktion nicht.
- Die HALTBARKEIT beweist sich an den angesprochenen antiken Gewinden (die hier in Finnland meist aus Birke sind) als völlig ausreichend. Ich habe bei der Hobelbank auf Eberesche und Erle gesetzt. Besonders zweiteres nicht wirklich das härteste aber ich denke, dass ich damit einige Jahrzehnte auskommen sollte. Mal sehen.
Wenn man in der Lage ist ein solches Gewinde auszutauschen, dann spielt die Haltbarkeit eigentlich eh eine untergeordnete Rolle.
Die Fähigkeit etwas zu reparieren ersetzt das Bedürfnis an bombenfester Unsterblichkeit :-)
Ich habe die Herausforderung angenommen den Ablauf mit der Kamera fest zu halten. Wen es interessiert, der finde die Filme unter folgenden Links:
Vorderzange:
https://www.youtube.com/watch?v=MBqH7QTPKxY&t=105s
Hinterzange:
https://www.youtube.com/watch?v=PGf9N_82i8o&t=43s
Fotos wurden von Bernd auf Feinewerkzeuge.de unter der Hobelbanksammlung hochgeladen. Danke dafür:-)
Sodenn, hoffe ich konnte damit den ein oder anderen Zweifel an der Machbarkeit eines solchen Projektes beseitigen;-) Falls noch Fragen oder Anregungen offen sind, ich bin gespannt!
Liebe Sommergrüsse aus dem Norden,
Fabien