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Wie Ausriss beim Sägen vermeiden?

Verfasst: So 10. Jul 2005, 12:40
von Andreas

Guten Morgen Forum!
Ich brauche Euren Rat in einer schwierigen Frage. Nachdem meine Frau beim Probeaufbau der neuen Bibliothek festgestellt hat, dass sie zu gross ist, muss ich jetzt ein Element entfernen. Im Grossen und Ganzen kein Problem, allerdings muss ich auch eine Arbeitsplatte kürzen. Leider ist die Arbeitsplatte (aus Kirsche, aus mehreren 10cm breiten Leisten zusammengefügt, gehobelt und geschliffen, sozusagen selbstgemachtes Leimholz) schon behandelt, und zwar mit einer traditionellen Schellackbehandlung. Ich muss vermeiden, dass der Schellack beim Sägen abplatzt.

Das ganze wird dadurch erschwert, dass ich mit einer Kapp-Zugsäge (Makita LS1013) arbeite, mit der ich nur durchgehende Schnitte bis 30cm machen kann. Die Platte erfordert aber einen 40cm Schnitt. Normalerweise behelfe ich mir damit, dass ich in zwei Durchgängen säge, das Brett also einmal umdrehe, um komplett zu schneiden. Wenn man dabei sorgfältig vorgeht, sieht es aus, als hätte man in einem Zug gesägt.

Das Problem beim Umdrehen: Ich muss die Schellackoberfläche auch von der Rückseite her durchtrennen, die für Ausrisse anfälliger ist. Hier deshalb meine Frage: Gibt es eine einfache Methode, den Ausriss zu vermeiden, etwa durch das Drunterlegen eines Stück Sperrholz oder MDF, oder bekleben mit Tesa, o.ä.?

Frühere Versuche haben gezeigt, dass der Ausriss nicht systematisch auftritt; das Sägeblatt ist noch relativ scharf. Trotzdem wäre es ärgerlich, wenn ich gerade diesmal Pech hätte.

Gruss
Andreas


Re: Wie Ausriss beim Sägen vermeiden?

Verfasst: So 10. Jul 2005, 16:57
von Gerhard

Also bei Massivholz bzw. furniertem Material hilft Tesa / Kreppband auf jeden Fall. Aber mit Schellack habe ich da keine Erfahrungen.

Andere Frage: Warum mußt Du die Platte umdrehen, um mit der Kappsäge den Rest des Schnittes zu machen. Kannst Du die Platte nicht in der Horizontalen drechen und beide Teile des Schnittes von oben machen? Also das Abfallstück einmal links und eimal rechts des Sägeblatts?

Viele Grüße,
Gerhard


Re: Wie Ausriss beim Sägen vermeiden?

Verfasst: So 10. Jul 2005, 17:03
von Andreas

Gerhard,
stimmt, klar - ich kann die Platte auch einmal von links, einmal von rechts sägen. Da hat mich mein fehlendes räumliches Vorstellungsvermögen mal wieder gelinkt.
Aber ein Problem bleibt - ich komme an der Vorderkante von hinten raus (toll formuliert). Ich hatte verschwiegen, dass es sich um einen Gehrungsschnitt im Winkel von 13° handelt.

Andreas


Re: Wie Ausriss beim Sägen vermeiden?

Verfasst: So 10. Jul 2005, 17:13
von Siegrist Michel

Hallo Andreas,

da du das Brett kürzen musst und keine Ahnung hast, wie viel Aufwand nötig ist, um ein absplittern des Schellacks zu vermeiden würde ich vorschlagen machst du zuerst einen Probeschnitt in dem späteren Abfallstück, da kannst du dann testen, welche Vorkehrungen nötig sind, um einen sauberen Schnitt zu erzielen.

Die Verhinderungsmethoden wurden oben schon erwähnt. Evtl. ein Sägeblatt mit negativ (-5°) Zahnung verwenden, sollte aber bei Kappsägen Standart sein.

mfg Michel


Re: Wie Ausriss beim Sägen vermeiden?

Verfasst: So 10. Jul 2005, 17:19
von Siamac Kouscheschi

Hallo Andreas,

was auch hilft ist entlang der Schnittkante einen feinen Schnitt mit einem Tepichmesser und Lineal durchzuführen und dann erst mit der Säge schneiden.
Im Prinzip ein ähnlicher Effekt wie beim Vorritzen.

Gruß
Siamac


Re: Wie Ausriss beim Sägen vermeiden?

Verfasst: So 10. Jul 2005, 19:27
von Urs

Hallo Andreas

Ist es ein Sakrileg, wenn ich bei Deiner Aufgabe zuerst an eine feine Ryoba quer gedacht habe? 40cm ist ja leicht zu verkraften. Oben eine gerade Leiste quasi als Anschlag und unten ein Abfallstück zum Schutz vor Ausrissen sind im Nu hingeklemmt - oder? Ich bin immer wieder überrascht, wie rasch und sauber Schnitte mit meinen Japanern gelingen - obwohl ich von den Ryobas nur jene aus dem Sonderangbot aus Berlin habe.

Falls Du meinen Gedanken im Maschinenforum als deplatziert empfindest - klick einfach weiter.

Gruss
Urs


Re: Wie Ausriss beim Sägen vermeiden?

Verfasst: So 10. Jul 2005, 20:06
von Andreas

Nee, stimmt sicher - aber ich muss das Problem hier in den nächsten drei Tagen lösen, da dann die Montage des oberen Teils meiner Bibliothek in Angriff genommen wird - dafür kommt extra mein Bruder vorbei, der mir hilft - das geht alleine nicht. Ich sehe auch, dass ich mit meiner Makita 1013 schon gelegentlich eingeschränkt bin. Da muss langfristig was anderes her. Ich bin leider gezwungen, in beengten Verhältnissen zu arbeiten, da ich in einer grossen Stadt lebe. Ich beneide die Werkstattbesitzer unter Euch!

Ich werde es mit einem Probeschnitt versuchen. Danke für alle Tips; ich berichte am Donnerstag, wie es ausgegangen ist.

Gruss
Andreas


Re: Wie Ausriss beim Sägen vermeiden?

Verfasst: So 10. Jul 2005, 22:21
von helmut hess
[In Antwort auf #15624]
hi andreas,
ich wuerde eine metallschine mit schraubzwingen befestigen und an der kante mit einem stechbeitel (schraeg gehalten) einschneiden, so dass die schelllack schicht
durchtrennt ist und die holzoberflaeche ausreichen tief angeschnitten ist.
danach in geringem abstand saegen.
stelle ich mir so vor, gemacht habe ich das auch noch nicht. zum saegen wuerde ich auch einen japaner mit der hand durchs holz ziehen, da haette ich mehr vertrauen als zu einer hungrigen kreissaege...

gruss
helmut
von der nicht-maschinen-fraktion


Re: Wie Ausriss beim Sägen vermeiden?

Verfasst: Mo 11. Jul 2005, 00:58
von Uwe Linke

Andreas,

die von Urs genannte Ryoba ist eine japanische Handsäge (auch unter beengtesten Verhältnissen zu benutzen, behebt das Platzproblem :-)) und sollte im gut sortierten Werkzeughandel sofort käuflich erwerbbar sein (behebt das Zeitproblem :-)).

Feed the 'Rat

Uwe



Re: Wie Ausriss beim Sägen vermeiden?

Verfasst: Mo 11. Jul 2005, 08:09
von reinhold

hallo,
ich habe gute Erfahrungen gemacht mit Vorritzen. Rundherum, also auf der Vorderseite und Rückseite. Tief vorritzen : mit einem sehr scharfen Messer (japanisches Schnitzmesser o.ä.). Und dann mit einer guten Handsäge sägen. Bei mir wäre das eine Gestellsäge mit Querschnittverzahnung.

Ich glaube allerdings, dass Du am Schellack doch einige Ausbesserungen machen musst. Ganz spurlos wird diese Aktion nicht vorbeigehen.

Und: im Abfallstück üben ist eine gute Idee !

Gruss
reinhold