Messbarkeit von rake und fleam

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Volker Hennemann
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Messbarkeit von rake und fleam

Beitrag von Volker Hennemann »


Liebe Sägeschärfspezialisten,
nach dem Lesen von Friedrichs Anleitung, sind (bisher!) bei mir noch 2 grundsätzliche Fragen offen
Frage 1:
Der Neigungswinkel (rake) und der Winkel der Schrägung (fleam), sind die bei einer vorhandenen Säge messbar? Mit Messbarkeit meine ich mit Bordmitteln einer normalen Werkstatt, nicht eines Labors.
Ich stelle mir folgendes Problem vor: Ich habe eine sehr gut schneidende Säge mit feiner Bezahnung. Ich kenne bei dieser Säge, die ich noch nie selbst nachgeschärft habe, diese beiden Winkel nicht. (Selbst bei Neukauf einer Säge findet man diese Angaben nur in wenigen Fällen).
Das bedeutet doch dann, mein erster Schärfversuch wäre immer nach Erfahrungswerten (wenn man diese hat) ins Blaue hinein.
Wie geht ihr mit diesem Problem um? Oder ist das kein Problem und ich beschäftige mich nur zu sehr mit der Theorie?

Frage 2:
Als ich im vergangenen Jahr eine handgefertigte Säge bestellt habe, wollte der „Sägemacher“ von mir mehrere Angaben.
1. Was ich damit überwiegend mache (Längs oder Querschnitt ). Das ist für mich klar
2. Wird nasses oder trockenes Holz überwiegend gesägt. Der Grund ist mir auch klar – Schränkung!
3. Welches Holz ich damit überwiegend schneide. Ihm reichte nicht Hart- oder Weichholz, sondern er wollte wissen Eiche, Buche, Nussbaum usw.
Es muss also für einen optimalen Schliff eine Wertetabelle geben für das Zusammenspiel von
Querschnitt, Längsschnitt, Hybrid-Schnitt und der entsprechenden Holzart.
Ich glaube, dass es übertrieben ist, wenn man seine Säge unterschiedlich für Buche oder für Ahorn feilt, aber eine Unterscheidung zwischen Hart und Weichholz leuchtet mir ein.
Meine Frage, habt ihr Erfahrungswerte für diese Konstellationen also…
Querschnitt, Längsschnitt, Hybrid-Schnitt und das für Weich- und Hartholz?
Viele Grüße
Volker


Pedder
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Re: Messbarkeit von rake und fleam

Beitrag von Pedder »


Hallo Volker,

hat da der Sägenbauer Schabernack und Hokuspokus betrieben?
Oder wollte er nur wissen, welches Holz er zum Tetstsägen nehmen muss?
Wahrscheinlich ein wenig von beidem. ICh finde es immer leichter, über Hölzer
zu reden als über Bezahnungen.

Eiche stellt etwas andere Anforderungen als die homogenen Hölzer wie Kirsche, Buche oder Ahorn.
Die Bezahnung sollte für meinen Geschmack etwas weicher sein (mehr Rake, mehr Fleam).

Um herauszufinden, welche Bezahnung eine Säge hat, lege ich den nicht bezahnten Teil der Feile locker
in die Zahnlücke. Dann kann man die Einkel ganz gut abnehmen.

Deine zweite Frage kann ich nur mit "Ja" beantworten. Aber ich führe über sowas keine Tabellen, die ich
hier mal eben einstellen kann. Da antwortet Friedrich hoffentlich noch.

Sägen sind viel universeller, als einem die englischen Namen zu verstehen geben. Tischlerlehrlinge
haben noch sehr lange beigebracht bekommen, wie man mit der Schlitzsäge Schwalben und Zinken
sägt. Das Ding hat 3-4 tpi und ist 70cm lang. Mit ein bisschen Übung ging das wohl.

Liebe Grüße
Pedder


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Volker Hennemann
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Re: Messbarkeit von rake und fleam

Beitrag von Volker Hennemann »


Hallo Pedder,

also, wenn das Messen mit Anlegen der Feile funktioniert und man das dann auch noch deutlich bei einer feinen Bezahnung spüren bzw. sehen kann, muss ich verstärkt an meiner Motorik arbeiten.
Am Freitag war ich auch beim Optiker und hab mir eine neue Brille für die Werkstatt bestellt. Ich hoffe der Durchblick ist mit ihr dann gegeben.
Bei meinen bisherigen Versuchen, die Winkel zuverlässig herauszufinden bin ich gescheitert. Es war eher so ein Gefühl, das könnte in etwa passen. Meine Werkstatt verwettet hätte ich darauf aber nicht!!!

Für die 2. Frage hat mir Gerd Fritsche eine Anleitung von Blackburn Tools gesendet. (Man findet sie auch auf der Homepage von Blackburn unter Articles)
Ich hatte diese Werteunterscheidung zwischen Hart und Weichholz bisher überlesen. Werde mich aber an diesen Werten zunächst mal orientieren.

Viele Grüße
Volker

Pedder
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Re: Messbarkeit von rake und fleam

Beitrag von Pedder »


Hallo Volker,

an Tagen, an denen ich müde bin und schlechter sehe, verwende ich eine überstarke Lesebrille. Also +1 mehr, als ich normal benötige.

Kannst Du oder Gerd den link direkt einstellen? Interessiert bestimmt mehr Menschen (mich auch!)

Liebe Grüße
Pedder

Gerd Fritsche
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Zahngeometrie

Beitrag von Gerd Fritsche »


Hallo Holzwerker,
Hier die Ausarbeitung von der Blackburn Home Page als PDF Datei.

Ich hoffe. keinen Entrüstungssturm zu entfesseln, der Artikel ist nämlich nicht in Deutsch.
Viele Grüsse
Gerd

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Volker Hennemann
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Re: Messbarkeit von rake und fleam

Beitrag von Volker Hennemann »


Hallo Pedder,

die Seite von Blackburn ist generell sehr interessant und bietet auch noch andere Hilfen
z.B. Vorlagen für Sägegriffe und Schablonen für Zahnteilungen.

http://www.blackburntools.com/articles/index.html

Grüße
Volker

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Volker Hennemann
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Übrigens

Beitrag von Volker Hennemann »

[In Antwort auf #140700]
Solle sich jemand von euch zu Weihnachten 2017 eine Säge von Blackburn wünschen, müsstet Ihr eure Ehefrau noch in 2015 davon überzeugen, dass sie diese zügig bestellt.
Aktuelle Wartezeit 24 (vierundzwanzig) Monate!

Grüße
Volker



Friedrich Kollenrott
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Re: Messbarkeit von rake und fleam

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #140696]
Hallo Volker,

ich kann das nicht messen bzw. habe das noch nie gemacht. Wäre bei einer Längsschnittbezahnung im Prinzip möglich, weil der Winkel an der Seite "in echt" sichtbar ist, als mit Lupe Winkel dranhalten. Beiu einer Querschnittbezahnung wäre es schwieriger, weil die Feile in zwei Achsen geneigt bzw. schräggestellt ist. Die Winkelangaben Neigung (rake) und Schrägung (fleam) beziehen sich ja auf die räumliche Positionierung der Feilenfläche, die die Zahnbrust bearbeitet. Am Zahn liegen diese Winkel irgendwo in der Fläche der Zahnbrust. An der Seite der Säge kann man sie jedenfalls nicht genau sehen.

Wenn ich die vorhandene Geometrie erhalten will, schätze ich, feile und sehe ob die Zahnlüchke blank wird, ggf. ist zu korrigieren.

Wenn aber ich eine unbekannte Säge für mich selbst herrichte, bekommt sie sowieso "meine" Zahngeometrie, da ist die alte Geometrie nur von geringem Interesse.

Ich habe die Geometrie meiner Bezahnungen inzwischen standardisiert, bei mir gibt es nur drei:

Querschnitt: Neigung 12°, Schrägung 25°
Längsschnitt: 4°, 0°
Querschnitt, ausrissarm: 30°, 25°

Bei der Feilenwahl mache ich es inzwischen wie Pedder: Wo die Zahnteilung nicht zu groß ist (bis gut 2mm), benutze ich Nadelfeilen, gibts bis 4,5 mm Breite.

Was die Optimierung der Geometrie für verschiedene Holzarten (Hartholzarten!) angeht, sag ich mal: Man kann es auch übertreiben ;-). Hauptsache scharf!

Viel Erfolg beim Schärfen

Friedrich

MarkusB
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:-)

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #140702]
Ein Beitrag meiner Frau, die mir gerade nach ihrer Frühschicht gegenüber sitzt und eigentlich nur ins Bett will.

How much wood would a woodcut could cut, if a woodcut could cut wood.

Noch einen spaßigen Sonntag

Markus

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