Holz zweimal recycled *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Holz zweimal recycled *MIT BILD*

Beitrag von reinhold »


hallo,

wer jetzt ein wunderbares Schreiner-Projekt erwartet, wird enttäuscht werden.
Ich zeige es trotzdem, weil es ein bisschen den Umgang mit Holz in meiner Familie zeigt.
Am Anfang war ein Bett, aus Eiche und ganz glatt gezimmert, Biedermeier? Ich schätze um 1836, da heiratete nämlich meine Ururgrossmutter.
Um 1892 (laut Baugesuch) baute mein Uropa einen Holzschopf (hochdeutsch: Schuppen) und verwendete die Seitenteile des Bettes seiner Mutter als Bodenbretter. Erste Recyclingstufe.
Jetzt; 2015; mussten wir den Schopf räumen, fanden die Bretter und sie schienen noch gut zu sein: keine erkennbare Fäulnis, fast keine Holzwürmer; natürlich fürchterlich verdreckt und durch Begehen abgenutzt.
Und weil ich gerade ein altes Fachwerkhaus renoviere und letzte Woche die neuen Fenster kamen (sorry: man kann nicht ALLES selbst machen), beschloss ich, die alten Bretter zum zweiten Mal zu recyceln.
Davon handelt dieser Bericht.


Die erste Probe ist gemacht: was kommt unter dem Dreck hervor? Sieht eigentlich vielversprechend aus.


Jetzt beginne ich ernsthaft zu hobeln. Der Hobel ist ein Record No5 mit gekrümmtem Eisen.


Zum Schluss kommt mein neu-erworbener Ulmia Reform-Putzhobel zum Einsatz. Mal sehen, was der kann.


Ein Wunder-Span? Naja, für einen nicht eingearbeiteten Hobel auf einem 180 Jahre alten Brett ganz brauchbar.


Mit dem Record No 50 wird noch ein Falz eingehobelt, damit die unvermeidliche dauerelastische Masse sicher hält. Meine schräge Beinzange und der Shaker-inspirierte Bankknecht kommen zum Einsatz.


Die unbehandelte Fensterbank. Muss noch geölt werden.
Die zwei Stunden Arbeit haben sich doch gelohnt, oder nicht?

viele Grüsse
reinhold


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Holz zweimal recycled

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Reinhold,

ein sehr schöner Bericht. Altes Holz wiederzuverwenden ist gut, das zweimal in einem so langen Zeitraum zu tun, und dann noch mit eingewebter Familiengeschichte, ist ganz besonders bemerkenswert.

Das etwas ärgerliche bei solchen Aufarbeitungen: Der Dreck am Holz macht das Hobeleisen sehr schnell stumpf.

Grüße

Friedrich

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Holz zweimal recycled

Beitrag von reinhold »


hallo Friedrich,

Natürlich musste ich die ganzen Eisen anschliessend schärfen.
Übrigens arbeite ich in dem 5er-Hobel mit einem Juuma-Eisen, wenn ich ihn zum Schruppen nutze. Es ist erstaunlich strapazierfähig, was mich immer wieder überrascht.

gruss
reinhold

clauskeller
Beiträge: 5
Registriert: Do 22. Nov 2012, 14:31

Re: Holz zweimal recycled

Beitrag von clauskeller »

[In Antwort auf #140659]
Grüß dich, Reinhold,

sehr schön, alles zeitgenössisch: Material, Werkzeug, Bearbeitung -- und auch noch aus Familienbesitz. Mir schmeißet halt nix weg, gell ...

Herzlich grüßt aus dem Stuttgarter Neandertal

Claus Keller

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Holz zweimal recycled

Beitrag von reinhold »


hallo Claus,

Mir schmeißet halt nix weg, gell ...


ja, genau das ist unser Problem.
In diesem Haus, das die Familie seit 1792 bewohnt, wurde offensichtlich nie etwas weggeschmissen.
Seit 2 Jahren sind wir dabei, auszuräumen....
Auch eine Art, seine Freizeit zu verbringen.

viele Grüsse
reinhold

Rolf Richard
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Re: Holz zweimal recycled

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Reinhold,

tolle Sache so eine Wiederverwendung!

Wir haben im November bei einer Aufräumaktion auf dem Dachboden in einer dunklen Ecke auch Holz - Douglasie - gefunden. So etwas wie eine Eckbank plus?. Das Material ging durch die Dicke, um eine starke Lasung herunterzubekommen. Einen Teil davon habe ich auf dem Dachboden als Rahmen um den Bodentreppendurchbruch verbaut, der Rest lagert erst mal in der Werkstatt. Was daraus wird?

Gruss

Rolf

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