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2-3 Fragen zu Wenge

Verfasst: Mi 27. Nov 2013, 18:39
von Wolfgang Kueter

Hallo zusammen,

Ich baue gerade ein Bett, Fuß und Kopfteil Wenge, die Seiten Ahorn. Ich wollte zwei farblich sehr unterschiedliche Hölzer, eigentlich sollte es Nußbaum/Ahorn werden aber als ich beim Holzhändler war, hatte er zufällig eine Bohle Wenge, die von einem anderen Auftrag übrig geblieben war und für Kopf- und Fußteil gerade so ausreichend war. Ich habe die Bohle dann kurzerhand gekauft. also wird das jetzt jetzt Wenge. Ich hätte es lassen sollen (Splitterneigung, jede Menge brauner Staub etc. etc.), egal, ich muß da jetzt durch, habe aber trotzdem einige Fragen, an Leute, die auch schon mal Wenge verarbeitet haben:

1. Beizen, ja oder nein? Die Gelehrten streiten sich ja ein wenig in Bezug auf das Ausbleichen durch Sonne/UV. Das Bett wird am jetzt vorgesehenen Standort kaum viel direkter Sonnenbestrahlung ausgesetzt werden, ein Umzug an einen sonnigeren Standort kann aber nicht ganz ausgeschlossen werden, also doch sicherheitshalber lieber beizen?

2. Die Neigung zum Splittern und zum Ausreißen ist schon heftig, einmal gegen die Faser gehobelt und die Fläche ist übel vermackt. Ja, meine Werkzeuge sind scharf ... Was ist zu tun außer bei der Bearbeitung extreme Vorsicht walten zu lassen? Irgendwelche hilfreichen Hinweise oder Seelenbalsam?

3 Endbehandlung mit Hartöl, OK?

Dank und Gruß
Wolfgang


Re: 2-3 Fragen zu Wenge

Verfasst: Mi 27. Nov 2013, 21:23
von Klaus Kretschmar

Hallo Wolfgang,

mit Wenge habe ich etwas Erfahrung. Nicht nur wegen der Anfertigung von Werkzeuggriffen sondern auch aus dem Bau eines Möbels (Fernsehunterschrank).

Die entsetzliche Splitterneigung des Holzes hast Du schon angesprochen. Die muss bei der Bearbeitung stets berücksichtigt werden. Beispielsweise müssen Fälze o. dgl., die mit der OF gemacht werden sollen, "falsch" herum gefräst werden, weil es sonst garantiert happige Ausbrüche gibt. Mit Handwerkzeug ist Wenge nur sehr aufwändig zu bearbeiten. Nicht nur weil sie splittert und sehr hart ist, sondern weil sie Werkzeugschneiden extrem schnell stumpft.

Ferner empfiehlt es sich, die Oberfläche vor dem Finishen zu behandeln um die Poren zu schließen. Wenge ist extrem offenporig was im Zusammenspiel mit der Splitterneigung zu bösen und schmerzhaften Erfahrungen auch am fertigen Möbel führen kann. Entweder nimmt man einen Porenfüller (im Drechslerzubehör gibt es sehr gute), oder man geht den alten Weg mit Schellack unter Zugabe von Bimsmehl.

Ein Beizen ist absolut überflüssig. Egal welches Finish die Wenge bekommt, sie wird beinahe pechschwarz und die vorher gut sichtbare Maserung verschwindet optisch weitgehend. Mit direkter Sonne auf Wenge habe ich noch keine Erfahrungen gemacht, bei Dir spielt das ja aber sowieso keine Rolle, wie Du schreibst.

Nach all dem Käse gibt es aber auch gutes über Wenge zu berichten. Wenn sie einmal bearbeitet und gefinisht ist, bietet sie eine einmalig dunkle Farbe, sie faßt sich sehr schön an und sie steht wie eine 1. Aufgrund der hohen Härte ist sie außerdem sehr widerstandsfähig gegen mechanische Beeinträchtigung. Das Möbel ist nicht kaputt zu bekommen:-)

Viele Grüße
Klaus


Re: 2-3 Fragen zu Wenge

Verfasst: Mi 27. Nov 2013, 22:37
von Wolfgang Kueter

Hallo Klaus,

Mit Handwerkzeug ist Wenge nur sehr aufwändig zu bearbeiten. Nicht nur weil sie splittert und sehr hart ist, sondern weil sie Werkzeugschneiden extrem schnell stumpft.

Danke für diesen Hinweis, Deine Aussage bestätigt die Aussage eine befreundeten Tischlers/Drechslers, der mir auch auch sagte, dass, wann immer er Wenge in der Drechselbank hatte, er mehr Zeit mit Schärfen als mit Drechseln verbracht hat. Realistisch betrachtet bleibt damit nur Schleifen.

Ferner empfiehlt es sich, die Oberfläche vor dem Finishen zu behandeln um die Poren zu schließen. Wenge ist extrem offenporig was im Zusammenspiel mit der Splitterneigung zu bösen und schmerzhaften Erfahrungen auch am fertigen Möbel führen kann. Entweder nimmt man einen Porenfüller (im Drechslerzubehör gibt es sehr gute), oder man geht den alten Weg mit Schellack unter Zugabe von Bimsmehl.

Damit ist Öl als Finish wohl erledigt, befürchtet hatte ich das auch schon. Ich werde Lackieren, entweder ganz klassisch (Schnellschliffgrund und Nitrolack) oder ich nehme den Parkettlack auf Wasserbasis von Clou. 5-6 Schichten davon sollten die Oberfläche auch halbwegs splittersicher versiegeln.

... Das Möbel ist nicht kaputt zu bekommen:-)

Es wird ein Geschenk zu einem 50. Geburtstag. Aus dem Alter, in dem man Bettsport noch als Extremsportart betreibt, sind die potentiellen Schläfer also langsam raus. :-)

Vielen Dank für Deine Hinweise
Grüße Wolfgang


Re: 2-3 Fragen zu Wenge

Verfasst: Mi 27. Nov 2013, 23:19
von Klaus Kretschmar

Hallo Wolfgang,

ein Ölfinish ist nicht nur möglich sondern kommt bei Wenge sehr gut. Auch wenn zunächst die Poren zu schließen sind und hierfür Schellack mit Bimsmehl verwendet wird, kann anschließend ein Ölfinish erfolgen. Der Schellack wird beim Porenfüllen nur als Klebstoff für das "Füllmaterial" verwendet, er wird nicht etwa aufpoliert. Nach dem Füllern wird das Werkstück nochmal geschliffen, danach ist es nach Belieben zu finishen.

Mit 50 kommt so mancher erst ins beste Alter :-)))

Grüße
Klaus


Re: 2-3 Fragen zu Wenge

Verfasst: Do 28. Nov 2013, 00:06
von Wolfgang Kueter

Hallo,

OK, mal sehen, was ich als Oberflächenbehandlung mache. Eigentlich wollte ich ölen, wurde dann wegen des Schellacks/Bimsmehls und die Neigung zum Splittern verunsichert. Ich mag geölte Oberflächen gern, aber ich habe auch kein Problem mit einer Lackierung, ich bin diesbezüglich recht undogmatisch. Die wasserbasierte Parkett Versiegelung von Clou habe ich schon recht oft benutzt, sie ist nach meiner Erfahrung einfach anzuwenden und funktioniert wirklich gut.

Grüße
Wolfgang


Re: 2-3 Fragen zu Wenge

Verfasst: Do 28. Nov 2013, 15:44
von Michael Hild
[In Antwort auf #136524]
Hallo,

Egal welches Finish die Wenge bekommt, sie wird beinahe pechschwarz und die vorher gut sichtbare Maserung verschwindet optisch weitgehend


kann ich so jetzt nicht bestätigen. Die Wenge wird zwar dunkler, die Maserung ist aber immer noch sehr schön und zu erkennen:



Wenge ist ein wunderschönes Holz, aber die Bearbeitung ist wirklich besch......eiden.


Re: 2-3 Fragen zu Wenge

Verfasst: Do 28. Nov 2013, 19:07
von Konrad Holzkopp

guude,

wird Wenge der Sonne ausgesetzt wird sie hell wie Stroh.
Bearbeitung am besten mit HW, händisch sehr schwierig.
Sägen geht noch, aber dann....??!!!???!!!
Schleifen und Ziehklinge wäre meine Wahl.
Vereinzelt treten Reizungen und allergische Reaktionen
bei der Bearbeitung auf.
Oberfläche m.E. mit stark anfeuernden Mitteln, um
die besondere Farbe zu betonen. Wasserlacke eher nicht.

Gut Holz! J.


Re: 2-3 Fragen zu Wenge

Verfasst: Do 28. Nov 2013, 19:07
von Pedder

Hallo Michael, welches Finish ist es denn geworden?

LG
Pedder


Re: 2-3 Fragen zu Wenge

Verfasst: Do 28. Nov 2013, 19:56
von Michael Hild

Hi Pedder,

bei dem Posthorn ist es eine Behandlung mit Bienenwachs. Geschliffen bis P1000, kein Porenfüller, 5-6 Schichten Wachs und jede mit weißem Pad eingearbeitet und zum Schluß poliert.

Grüße

Michael


Re: 2-3 Fragen zu Wenge

Verfasst: So 1. Dez 2013, 21:02
von TorstenKüpper
[In Antwort auf #136520]
Hallo,

ich habe vor ein paar Jahren mal einen Wohnzimmertisch mit einer massiven Wengé-Platte gebaut.

Der intensive und lange Kontakt mit dem Holz und Holzstaub hat bei mir eine heftige allergische Reaktion ausgelöst (Rötung und Schwellung der Haut, wie nach einem Bad in Brennnesseln...). Das ging dann aber irgend wann wieder weg.

Da man mit Handwerkzeugen an diesem Holz nicht viel Spass hat, habe ich die Platte abgeschliffen und dann mit Klarwachs von Osmo behandelt. Splitter oder Ausbrüche gab es nach dem Schleifen nicht mehr.

Die Oberfläche der fertigen Platte ist extrem robust und unempfindlich. Ebenso hat sie sich kaum verzogen. Als Tischplatte eigentlich ideal, wenn da nicht die Sache mit dem Tropenholz wäre...

Der Tisch steht in unserem Wohnzimmer ziemlich dicht am Süd-West-Fenster, die Sonne hat also ständig "Zugriff" auf die Platte. Bis jetzt hält sich die dunkle Färbung sehr gut.

Grüße
Torsten