Kantholz hobeln

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Roland B.

Kantholz hobeln

Beitrag von Roland B. »


Hallo,

ich lese hier schon lange mit und bin nicht zuletzt durch Euch auf den Geschmack gekommen, ohne elektische Werkzeuge zu arbeiten. Das kann ich auch fast nicht mehr, da ich sonst wahrscheinlich meine Nachbarn hochgradig erzürnen würden.

Jetzt habe ich aber eine Anfängerfrage an Euch. Ich baue gerade ein Gerüst aus Kanthölzern für ein stabiles Regal. Ich bin fleissig dabei, die Balken mit einem frisch geschärften Doppelhobel (Tausend Dank, Friedrich!)zu bearbeiten.
Leider gibt es am Balken doch relativ viele Astlöcher (halt ziemlich billiges Holz). Nach den Astlöchern kommt es zu entsprechenden Ausrissen.

Wie geht Ihr Profis denn damit um? Spezielles Werkzeug, anderer Hobel? Auslassen?

Vielen Dank jetzt schon für Eure Antworten,
Roland


Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
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Re: Kantholz hobeln

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Roland,

das Problem mit den Ausrissen beim Hobeln hat jeder schon gehabt. Bei astigem Holz sind Ausrisse beim Abrichten meiner Meinung nach kaum zu vermeiden. Man kann die Ausrisse allerdings durch Wahl des passenden Hobels minimieren. Bei schwierigem Holz erzeugt ein Hobel mit einem grossen Schneidenwinkel weniger und kleinere Ausrisse. Der Schneidenwinkel sollte nicht unter 50° sein.

Beim Putzen sollte ein Hobel mit mindestens 50° Schneidenwinkel und extrem engen Hobelmaul verwendet werden. Wenn du einen (Holz-) Doppelhobel verwendest, hat der wahrscheinlich den Schneidenwinkel von 50°. Das wäre eigentlich passend. Wenn er die Möglichkeit bietet, die Maulweite zu verstellen, sollte das Maul so eng wie möglich eingestellt werden. Dann sollte es eigentlich keine tieferen Ausrisse mehr geben.

Viele Grüsse
Klaus


Dirk Baltzer
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Re: Kantholz hobeln

Beitrag von Dirk Baltzer »


Hallo Klaus,

ich bin bei dem Scheidenwinkel immer wieder verwirrt. Du sagst ein großer Schneidenwinkel führt zu weniger Ausrissen.
Doch die Nutzer der Flachwinkelhobel haben immer gesagt, daß es bei diesen Hobeln kaum Ausrisse gibt. Bei den Hobeln ist doch der Schneidenwinkel sehr klein.
Wo gibt es denn nun die wenigsten Ausrisse. Bei großem oder bei kleinen Schneidenwinkel?

Viele Grüße, Dirk



Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Kantholz hobeln

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Dirk,

die Bezeichnung "Flachwinkel-Hobel" kommt vom flachen Bett-Winkel des Hobels, nicht vom Schneidenwinkel. Das Bett hat nur 12°, während es beim Stanley 45° hat. Aber: Das Eisen liegt beim Stanley mit der Fase nach unten im Bett, sodass der Schneidenwinkel=Bettwinkel=45° ist. Beim Flachwinkler liegt es mit der Fase nach oben, sodass der Schneidenwinkel bei ihm Bettwinkel+Eisenwinkel ist. Bei Verwendung eines 25°-Eisens ergibt sich der Schneidenwinkel vo 37°.

Sowohl LN als auch Veritas bieten für ihre Flachwinkler Eisen mit steilerem Winkel an, die für schwieriges Holz gedacht sind. LN ein Eisen mit 40° (Scnneidenwinkel somit 52°), Veritas eines mit 38° und sogar eines mit 50°. Letzteres gibt den brachialen Schneidenwinkel von 62°! Dieses Eisen soll angeblich auch schwierigstes Holz zähmen, dafür dürfte der Hobel nur noch mit grossem Kraftaufwand zu führen sein. Das 38°-Eisen habe ich selbst im Gebrauch und muss sagen, dass ich mit dem bislang auch bei hartem oder drehwüchsigem Holz gut zurecht kam.

Die Flachwinkler haben den Vorteil, dass ein steilerer Schneidenwinkel sehr einfach und schnell dadurch hergestellt werden kann, dass man am vorhandenen Eisen eine 2. Fase (Mikrofase) anschleift. Die Variabilität eines Flachwinklers ist daher enorm gut. Sein Einsatzbereich geht von der Hirnholzbearbeitung bis zum schwierigen Holz. Das ist für mich auch der entscheidende Vorteil ggü. herkömmlichen Metallhobeln.

Viele Grüsse
Klaus



justus

Re: Kantholz hobeln

Beitrag von justus »


guude,

zur verdeutlichung und als technologische hilfe möchte ich mal die festen begriffe Freiwinkel, Keilwinkel, Schnittwinkel und Spanwinkel einbringen.
eine klare terminologie kann missverständnissen vorbeugen und zeichnet den fachkundigen aus.
bild: http://de.wikipedia.org/wiki/Spanwinkel

gut holz! justus.


Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Autsch !!!!

Beitrag von Klaus Kretschmar »


... da habe ich als nicht fachkundig geoutet! Ganz schön blamabel! Hoffe nur, dass Dirk mein laienhaftes Gefasel trotzdem verstanden hat :-).

Grüsse
Klaus


Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Kantholz hobeln

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #123817]
Hallo Roland,

bevor du über neues Werkzeug nachdenkst:

Das erste, was hilft ist scharfes Werkzeug. Für Astlöcher, besonders in Nadelholz, würde ich den Hobel nochmal nachschärfen bevor ich mich denen widme.

Das zweite: Schau, das die Hobelfläche wirklich eben ist. Versuche Verwindungen, Berge und Täler auf der Fläche gegen null zu reduzieren. Je ebener, desto feiner kannst du abtragen, je feiner wird der Ausriss an problematischen Stellen.

Das dritte ist die Hobeltechnkik Versuch doch mal in einem anderen Winkel, über den Ast zukommen, bei feinstmöglichem Spanabtrag. Auch das kann viel helfen.

Eine Frage noch zum Holz: Ist das Fichte mit vielen Ästen?

Viele Grüße, Christof.



justus

Re: Autsch !!!!

Beitrag von justus »


guude,

war nicht blamierend gemeint. denke nur, daß es für alle einfacher ist, wenn eindeutige begriffe verwendet werden.

gut holz! justus.



Roland Neubauer
Beiträge: 25
Registriert: Mo 4. Mär 2019, 18:12

Re: Kantholz hobeln

Beitrag von Roland Neubauer »

[In Antwort auf #123830]
Hallo Zusammen,

für das spezielle Problem von Roland wurde schon das Wichtigste gesagt. Ich möchte nur die Reihe der Hobel mit ihren unterschiedlichen Winkeln noch fortsetzen mit dem Ziehklingenhobel. Dieser hat eine senkrecht stehende Ziehklinge (möglichst dick) eingebaut. Mit diesem kann man nun auch noch so widerspenstiges Zeug hobeln ohne Ausrisse. Voraussetzung ist auch hier eine korrekt bearbeite und scharfe Schneide.
Aber für Fichte u.a. Weichholz ist er nicht besonders geeignet, ebenso wie auch die Ziehklinge, da er die Fasern mehr reißt. Da schleife ich dann.
Gruß,
Roland Neubauer



Dirk Baltzer
Beiträge: 129
Registriert: Sa 9. Feb 2013, 15:05
Wohnort: 61476 Kronberg

Re: Autsch !!!!

Beitrag von Dirk Baltzer »

[In Antwort auf #123829]
Kein Problem Klaus,
wenn "Schneidenwinkel" = Schnittwinkel und "Eisenwinkel" = Keilwinkel ist, dann habe ich es verstanden.
D.h. aber auch, daß der Flachwinkler außrissfreier arbeitet je weniger flach der Bettwinkel wäre.
Ich dachte immer, daß die Flachwinkler deshalb so gut arbeiten, weil das Eisen flach im Hobel liegt und damit daß Holz auch flach anschneidet. Aber damit hebelt man wohl auch an der Holzoberfläche stärker und reißt damit Holzfasern mit.
Vielen Dank nochmal, Dirk



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