Tellerbohrer für dreihändige Holzwerker?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Pedder
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Tellerbohrer für dreihändige Holzwerker?

Beitrag von Pedder »


Hallo Holzwerker

meine kabellose Bohrhilfensammlung hat Zuwachs um so einen Tellerbohrer erfahren, wie Wolfgang Sie auf seiner Seite abgebildet hat. (Meine hat schräg verlaufende Zahnradzähne)



Die Verwendung ist klar: mit einer Hand kurbelt man, mit der anderen hält man den oberen Griff. Aber wozu dient der dritte Griff, der bei meinem Exemplar leider fehlt?



Zum Anbohren kann ich da nach meiner Vorstellung nicht festhalten, das wackelt zu stark. Greift man nach dem Anbohren um, um mehr Druck zu erzeugen?

je länger ich das untere Bild betrachte umso sicherer bin ich mir: Der 3. Griff an Wolfgangs Tellerbohrer scheint mir eine Neuanfertigung oder ein Umbau von einer großen "Handbohrmaschine" zu sein. Die kleinen Tellerbohrer, die ich so gesehen habe , haben immer nur Griffe, die dem Kurbelgriff in der Größe entsprechen.

Lohnt sich die Neu-Anfertigung so eines Griffes für mein beraubtes Exemplar?

Liebe Grüße
Pedder

PS: der Begriff Tellerbohrer stammt aus einem Buch von Emma und Helle, wahrscheinlich in D nicht gebräuchlich. Ich finde ihn aber sehr treffend und exakter als "Handbohrer".


Johannes Müllerheim

Re: Tellerbohrer für dreihändige Holzwerker?

Beitrag von Johannes Müllerheim »


Hallo Pedder,
der dritte Griff macht durchaus Sinn. Er eröffnet die Möglichkeit den Bohrer zu halten während man hinten mit der Schulter dem Bohrer den nötigen Vorschub gibt. Es gibt auch solche Tellerbohrmaschinen, die hinten eine richtige Schulterplatte haben.

Es grüßt Johannes



Joachim Butz
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Re: Tellerbohrer für dreihändige Holzwerker?

Beitrag von Joachim Butz »


Hallo,
der waagerechte Griff dient sicherlich der Drehmomenterhöhung, falls der Schrauber ein selbstarretierendes Bohrfutter hat - oops falsches Forum -
aber im Ernst:
könnte für den "Rückwärtsgang" sein, bei verklemmtem Bohrer. Hält man die Kurbel senkrecht z.B. nach unten fest, ergibt sich mit diesem Griff ein zusätzlicher Hebel.

Gruß Jo



Pedder
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Re: Tellerbohrer für dreihändige Holzwerker?

Beitrag von Pedder »


Hallo Johannes,

man piekst sich also wirklich den oberen Griff in die Schulter und kurbelt sich vorm Gesicht rum? Dann baue ich mir keinen Extra-griff, für Löcher, die soviel Kraft brauchen, habe ich Bohrwinden.

Liebe Grüße
Pedder



Marc Waldbillig
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Re: Tellerbohrer für dreihändige Holzwerker?

Beitrag von Marc Waldbillig »

[In Antwort auf #118988]
Hallo Pedder,

Guckst du mal hier ;-)

http://www.feinewerkzeuge.de/G304045.htm

Oder google mal Bilder unter "hand drill", du wirst staunen.

Gruß ;-)

Marc



Johannes Müllerheim

Re: Tellerbohrer für dreihändige Holzwerker?

Beitrag von Johannes Müllerheim »


Hallo Pedder,
nein natürlich nicht. Man spannt das Brett in die Hobelbank, so das man es in Bauchhöhe hat und sorgt für den nötigen Vorschub durch den gezielten Einsatz des musculus rectus abdominis. Zur Polsterung eignet sich die langfristige Gerstensaftkur. ;o)

Es grüßt Johannes



Wolfgang Jordan
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Re: Tellerbohrer für dreihändige Holzwerker?

Beitrag von Wolfgang Jordan »

[In Antwort auf #118988]
Hallo Pedder,

ich habe meine alten Schreinerbücher durchgeblättert (Bieler, Flocken & Walkling, Bastian) und diese kleinen Handbohrer nirgendwo erwähnt gefunden. Ein richtiger Schreiner nimmt eine Bohrwinde und für kleine Löcher einen Nagelbohrer, das ist mein Eindruck. Ich hatte gehofft irgendwo eine Abbildung zu finden, wie diese Handbohrer gehalten werden. Ich glaube auch, daß man den seitlichen Griff nur sinnvoll nutzen kann, wenn man den Bohrer gleichzeitig oben irgendwie mit dem Körper stützt, also ähnlich wie eine Brustbohrmaschine.

Auf Randy Roeders Seite über die Millers Falls Hand- und Brustbohrer findet man übrigens eine ganze Reihe von verschiedenen Formen für diesen "side handle": pilzförmig, "kochmützenförmig", länglich, eiförmig. Leider habe ich auch da keine näheren Hinweise zur Handhabung gefunden.

Gruß, Wolfgang



justus

Re: Tellerbohrer für dreihändige Holzwerker?

Beitrag von justus »


guude,

spätestens beim horizontalen bohren drückt man mit dem körper gegen den griff der in der bohrachse liegt und fasst mit der nicht kurbelnden hand den griff der seitlich absteht.

gut holz, justus.


Pedder
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Re: Tellerbohrer für dreihändige Holzwerker?

Beitrag von Pedder »


Hallo Wolfgang,

das mit den unterschiedlichen Griffen war mir neu, vielen Dank für den Hinweis.

Irgendwer muss diese Bohrer professionell verwendet haben. Sonst wäre diese Dinger doch nicht schon solange und soweit verbreitet. Aber vielleicht sind das keine klassischen Schreinerwerkzeuge, sondern einem anderen Handwerk zuzuordnen?? Ich mag nicht glauben, dass es sich um den Vorläufer des Billigakkuschraubers gehandelt hat, den nur die Laien hatten.

Die 9mm Bohrerdurchmesser wird man nicht ausnutzen. Mein kleinster Bohrer für die Bohrwinden hat 6mm Durchmesser, für kleinere Bohrer ist so ein Tellerbohrer gut zu gebrauchen.

Guude (?) Justus, hallo Johannes,

spannend finde ich den Profitipp, waagerecht zu bohren. Das muss ich mal ausprobieren. Ich vermute, man spannt sich eine Zulage gegen Ausrisse hinter das Werkstück?

Liebe Grüße, frohes Fest!
Pedder


Jochen
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Re: Tellerbohrer für dreihändige Holzwerker?

Beitrag von Jochen »


Hallo Pedder,

also wenn ich so einen Bohrer schon einmal nutze, halte ich ihn auch am hinteren Griff, wenn ich mit dem Körper Druck gebe. Ich drehe dann die linke Hand mit dem Daumen auf den Körper zu und halte den Griff ziemlich weit hinten, um mit Brust oder Bauch noch am Daumen und Zeigefinger Druck zu geben zu können. So bohrt sich der Griff weniger in den Körper.

Optimal finde ich dieses Werkzeug, um einen Versenker für Schraubenköpfe einzuspannen.

Gruß
Jochen



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