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Feinsäge schränken und schärfen, mit Bildern
Verfasst: Sa 20. Okt 2007, 10:01
von Bernhard Loos
Hallo allerseits,
meine Eberle Feinsäge mit umlegbarem Heft mußte mal wieder geschränkt werden. Sie hat zwar einen sehr feinen Schnitt gemacht, aber auch bei bestimmten Hölzern "gequengt". Tage Frid beschreibt in seinem Buch, das Schränken einer Feinsäge mit einem Schraubenzieher. Ohne sie ausprobiert zu haben, kann ich mich mit dieser Methode nicht anfreunden.
Auf das Abrichten habe ich dieses Mal verzichtet; wie das gemacht wird, beschreibt Friedrich Kollenrott in seinem Schärfprojekt genauestens.
Wie ich vorgegangen bin, möchte ich Euch anhand einiger Bilder zeigen:
Zuerst habe ich die Säge aufgespannt:

Dann habe ich mir jeden zweiten Zahn mit einem Stift auf dem Holz markiert (bereits vorhandene Schränkung natürlich beachten!). Danach die markierten Zähne mit einem Durchlag (Splintentreiber o.ä.) und leichten Hammerschlägen geschränkt. Ist eine Seite geschränkt, die Säge umdrehen und die ander Seite, um einen Zahn versetzt, schränken. Der Abdruck des Durchschlägers ist deutlich zu sehen. Beim zweiten Durchgang nicht in die bereits vorhandene Vertiefung schlagen - der Zahn könnte sonst zu weit umgebogen werden. Die Markierung hilft einem dabei, nicht den Überblick zu verlieren; leicht kann es sonst passieren, einen Zahn zu überspringen bzw. zweimal zu schlagen.

Nach dem Schränken wird die Säge zum Schärfen zwischen zwei Leisten gespannt:

Hier das Profil meiner Schärffeile. Da die Säge ein umlegbares Heft hat, werden die Zähne gerade, ohne Stoß, gefeilt.

Nach dem Schärfen ist die Säge leicht nach rechts verlaufen. Durch drüberfahren mit einem Stück Hartholz habe ich das korrigiert.

Man kann dann noch die Zahnflanken mit einem Abziehstein (möglichst hart) einebnen:

Hier die verschiedenen Probeschnitte in Ramin, nach den einzelnen Bearbeitungsvorgängen.
Der Schnitt rechts außen ist der erste Schnitt nach dem Schränken; die Säge läuft relativ gerade, aber doch noch etwas grob. Nach dem Schärfen hat die Säge rechtsdrall. Im Nachhinein vermute ich, dass beim Feilen an einer Seite ein größerer Grat entstanden ist. Durch richten mit einem Hartholzklotz, habe ich den Verlauf korrigiert.

Probe von Längsschnitten in Ramin:

Abschließender Testschnitt an Fichte (20x40). Für den Schnitt habe ich 8 Sekunden gebraucht (ohne Ansägen).

Für Kritik und Verbesserungsvorschläge bin ich gerne empfänglich!
Gruß, Bernhard
Re: Feinsäge schränken und schärfen, mit Bildern
Verfasst: Sa 20. Okt 2007, 10:37
von Jürgen zur Horst
Hallo Bernhard,
vielen Dank für die Bilder. Die Idee mit einem Splintentreiber auf einem Holzklotz zu schränken ist klasse. Wieder etwas gelernt.
Tschüß Jürgen
Re: Feinsäge schränken und schärfen, mit Bildern
Verfasst: Sa 20. Okt 2007, 10:38
von helmut hess
Hi Bernhard,
deine schraenkmethode mit dem durchtreiber kannte ich noch nicht...
interessante und schnelle loesung.
hast du vergleichserfahrungen zu einer schraenkzange (den schrauberverdreher lasse ich auch lieber weg...)
offen bleibt die frage, ob du in einem rutsch alle zaehne gefeilt hast, oder jeden 2. und dann gewendet?
meine ersten versuche (vor vielen jahren...) waren so, dass ich alle zaehne mit einmal gefeilt hatte, woraufhin ein einseitiger grat entstand, der ein seitliches verlaufen des schnittes vorprogrammierte.
gruss
helmut
Re: Feinsäge schränken und schärfen, mit Bildern
Verfasst: Sa 20. Okt 2007, 13:58
von Bernhard Loos
Hallo Helmut,
mit meiner Schränkzange kann ich solch kleine Zahnabstände (1,6 mm) nicht mehr schränken, meine geht erst ab 3 mm.
Die Zähne habe ich alle in einem Rutsch gefeilt, wahrscheinlich ist meine Säge deshalb nach dem Schärfen verlaufen - also besser die Säge zum 2. Durchgang wenden.
Gruß, Bernhard
Ergänzung
Verfasst: Sa 20. Okt 2007, 14:15
von Bernhard Loos
[
In Antwort auf #118244]
Hallo,
ein wichtiger Tip zum Schärfen ist leider untergegangen. Er ist aber auch zu simpel: Nach dem Feilen eines Zahnes, die Feile vorsichtig mit dem Daumen über den Zahn heben, so kann man fast blind feilen! Lässt man den Daumen aus dem Spiel und orientiert sich nur mit dem Auge, so hat man das Gefühl, dass einem die Augen nach zwanzig Zähnen aus dem Kopf fallen, außerdem ist die Gefahr, dass man einen Zahn überspringt oder zweimal feilt zu groß.
Dass meine Säge erst nach dem Schärfen und nicht nach dem Schränken verlaufen ist, ist wohl auf eine einseitige Gratbildung zurückzuführen. Also besser beim ersten Durchgang nur jeden zweiten Zahn feilen und die anderen Zähne nach Wenden der Säge.
Gruß, Bernhard
klassische deutsche Methode
Verfasst: Sa 20. Okt 2007, 21:40
von Pedder
Hallo Bernhard,
vielen Dank für Deine Anleitung mit den "klassichen deutschen" Begriffen und Methoden! Beim Hausherren und an sonstigen bekannten Orten im Netz gibt es auch Schränkzangen für Zahnweiten unter 2mm.
Benutzt (und schärfst) Du eine Säge für Schnitte längs und quer zur Faser?
Liebe Grüße Pedder
Re: Ergänzung
Verfasst: So 21. Okt 2007, 04:53
von t.ost
Hallo Bernhard
Schöne und gute Dokumentation.
Als Anregegung oder Frage ob so was geht?
Es gibt doch diese Automatikkörner,
mit stumpfer Spitze köönte man doch
mit einem Solchen eine gleichmässige
Schränkung hinbekommen.
Gruss Thomas
Automatikkörner zum Schränken?
Verfasst: So 21. Okt 2007, 08:16
von Bernhard Loos
Hallo Thomas,
im Prinzip müsste das funktionieren. Nur hat man dann keinen Automatikkörner mit Körnerspitze mehr - es sei denn, man macht sich eine neue Spitze - oder besser: Eine neue Spitze (stumpf) zum Schränken machen.
Dann kommt Punkt 2 der Angelegenheit: Die Schlagkraft des Automatikkörners!
Was ein Vorteil sein soll, ist dann sein größter Nachteil, nämlich, die immer gleiche und nicht an verschiedene Sägen anzupassenede Schlagkraft. Ein weiteres Problem: Bis der Körner auslöst, muss man schon ganz schön draufdrücken - ob das so ideal ist? Bei so einer Feinsäge soll die Schränkung ja wirklich nur so groß wie nötig sein. Natürlich kann man Schränkung wieder reduzieren, aber man sollte versuchen, die ganze Sache auf ein Minimum von Bearbeitungsschritten zu reduzieren. Und zurückzubiegen, was vorher überbogen wurde - das sollte sich in Grenzen halten.
Das Ganze käme auf einen Versuch an. Ich hab' jetzt nur mal in's Feld geführt, was mich von vornherein an der Methode zweifeln lässt - was nicht heißt, dass sie funktionieren könnte!
Gruß, Bernhard
Re: Automatikkörner z. Schränken? Mit Bild
Verfasst: So 21. Okt 2007, 12:06
von Bernhard Loos
Hallo Thomas,
ich hab's mal an einer alten Feinsäge ausprobiert, die ich zum Trennen von Schleifpapier benutze. Der Körner hab ich dazu aber nicht abgeschliffen.
Der Schlag ist zu stark, der Zahn, wie auf dem Bild zu sehen, definitiv zu weit umgebogen.

Gruß, Bernhard
Meine Handsägen
Verfasst: So 21. Okt 2007, 12:39
von Bernhard Loos
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In Antwort auf #118250]
Hallo Pedder,
neben meinen Feinsägen benutze ich noch eine Rückensäge von Sandvik mit gehärteten Zähnen, einen 400er Fuchsschwanz mit 3,3 mm Zahnteilung und die abgebildeten Gestellsägen. Die kleine im Vordergrund hab' ich selbst gebaut und ein Sägeblatt meiner Gehrungssäge eingesetzt, die Blattlänge beträgt 360 mm, die Zt. 2 mm. Die 2. Säge ist eine gekürzte Ulmia, 450/2,5. Die anderen Gestellsägen sind 600er mit 2,5 und 5 mm Zahnteilung. Die 5er nehm ich ausschließlich für Längsschnitte. Alle Sägen sind an der Zahnbrust gerade gefeilt, also 90° zur Längsrichtung. 700er Sägen sind mir zu lang, da kann ich die Blattlänge nicht ausnutzen, auch nicht beim Fausten.
Gruß, Bernhard

