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Die Überraschung

Verfasst: Mo 29. Mai 2006, 22:14
von Bernhard

Liebe Holzgemeinde,

bei meinem Besuch bei Marc mußten wir eine unangenehme Überraschung machen. Wir haben mit einem LN #5 und einem Clifton #5 vergleichshobeln gemacht. Beide Hobel habe ich feingetunt und eigentlich bis dato nur dünne Späne abgenommen, da ich ich für das Grobe noch meine ADH haben (paßt nicht hierhin, ich weiß). Marc ist bis auf die Ständerbohrmaschine ein echter Neander und er hat meine Hobel natürlich mit einer gröberen Einstellung gefordert.

Dann kam die Überraschung bei dem LN #5: Zwischen dem Eisen und dem Abweiser setzten sich Späne, die ich aufgrund der feinen Abnahme früher nicht hatte (Allerdings muß ich sagen, der Hobel ist neu und ich habe ihn noch nicht groß im Einsatz gehabt). Also gingen wir der Sache auf den Grund. Zuerst wurde der Abweiser nochmals abgezogen und poliert. Aber keine Veränderung. Dann stellten wir fest, die Rückseite des Eisens ist ballig. Zwei Stunden wurde geschliffen und poliert, deshalb sah ich dabei etwas verkniffen aus. Immer noch nicht gut. Endlich testete Marc die gesamte Länge des Eisens und wir fanden das heraus:



Man sieht recht deutlich den Spalt unter dem Haarlineal:



Hier ist der Spanbrecher montiert:



Nochmals vielen Dank an Marc, ich hätte es nicht so schnell gemerkt.

Da kann der Abweiser auch nicht ordentlich passen. Marc und ich haben uns vorgenommen: jeder Neukauf wird erst einmal ordentlich vermessen. Damit jetzt keiner denkt, wir beide wären ziemlich blöd, die Abweichung sieht auf dem Foto deutlicher aus als in Natura.

Zum guten Schluß die beste Nachricht. Ich habe vor ca. 2 Std. Thomas Lie-Nielsen die Information gegeben. Er hat bereits geantwortet und wird mir ein neues Eisen senden. Ich habe in diesem Haus viel über die Planheit der Sohle geschrieben und Kritik geübt. Jetzt möchte ich uneingeschränkt positiv über den Service von LN schreiben.

Gruß
Bernhard




Re: Die Überraschung

Verfasst: Di 30. Mai 2006, 00:32
von Ernst Kunzmann

Hallo Bernhard
Habt Ihr die Fasenseite auch geprüft?
Die müsste eigendlich hohl sein.
Wenn nicht,dann habt ihr nach 2 Std(?)schleifen die Spiegelseite ballig geschliffen.
Ich hätte mir so geholfen:Die Klappe mit einem passenden,herzhaften Schlag gebogen,so das sie auf jeden Fall vorne dicht auf liegt.
Klingt villeicht brutal,aber das wirkt.
Schönen Gruß
Ernst



Re: Die Überraschung

Verfasst: Di 30. Mai 2006, 07:50
von Wolfgang Jordan

Hallo Bernhard,

mich wundert, daß der Spanbrecher völlig eben ist, das scheint mir das eigentliche Problem zu sein. Ist das bei allen diesen neumodischen Eisenhobeln so oder nur bei LN? Wenn die Klappe am vorderen Ende hohl ist, sitzt sie unter Spannung auf der Spiegelseite auf, auch wenn das Eisen leicht ballig ist.

Gruß, Wolfgang



Re: Die Überraschung *MIT BILD*

Verfasst: Di 30. Mai 2006, 08:40
von Michael Formanek

Hallo Wolfgang,

das von dir angesprochene Problem kann man auf dem Photo recht gut sehen. Der Spanbrecher ist zwar nicht komplett eben bei Lie Nielsen, da er ganz vorne an der Kante eine kleine Stufe hat (sieht man auf dem Bild nicht). Dadurch liegt der Spanbrecher aber nur sehr knapp über dem Eisen.

Bei den Hobeln von Clifton ist der Spanbrecher ja komplett anders gefertigt. Bei denen ist aber der Spalt zum Eisen etwas größer, da der vordere Teil parktisch wie eine Brücke nur an den Außenseiten Aufliegt [ich hoffe mit den Bildern im Shop des Hausherrn versteht man was ich sagen will ;-)]

Soweit ich auf der Homepage von Veritas gesehen habe, dürfte die ihre Spanbrecher wie die bei Stanley üblichen gestalten.

Also ich glaube, dass dieses Problem wirklich nur bei den Lie-Nielsen Spanbrechern auftreten kann.

Gruß Michael




Re: Die Überraschung

Verfasst: Di 30. Mai 2006, 18:35
von Bernhard

Hallo Wolfgang,

wie Michael schon sagte, der Spanbrecher bei LN hat eine kleine Kante, die ich aber beim besten Willen nicht fotografieren kann. Sie ist lediglich 2-3 mm stark. Ich habe aber einige LN Hobel, wo der Spanbrecher ordentlich funktioniert.

Der Clifton Spanbrecher ist etwas anders, als von Michael beschrieben, jedenfalls bei mir. Hier einige Fotos:

Zuerst das Eisen mit dem geteilten Spanbrecher und der Befestigungsklappe


Der geteilte Spanbrecher auseinandergenommen


Das Ganze montiert


Der von Michael gezeigte Spanbrecher würde eher auf meinen Vertitas passen.
Das mit den modernen Eisenhobeln kann ich nicht nachvollziehen. Speziell die LN sind Nachbauten von alten Stanleys mit einigen Verbesserungen. In meinem Fall hat sich eine der Verbesserungen negativ bemerkbar gemacht

@ Ernst

ich hatte es auch schon angedacht, aber die LN Eisen sind schon etwas stärker. Aus diesem Grunde habe ich die Idee verworfen.

Gruß
Bernhard




Re: Die Überraschung

Verfasst: Di 30. Mai 2006, 18:55
von Michael Formanek

Hallo Bernhard,

ich kenne die Clifton Spanbrecher, war nur nicht in der Lage es passend zu beschreiben. Ich meinte, dass der vordere Teil des Spanbrechers eben nur hinten am zweiten Teil des Spanbrechers und vorne aufliegt und dazwischen ein Freiraum ist (das hab ich als Brücke beschrieben, etwas kryptisch aber was solls).

Ich finde es sehr seltsam, dass das Eisen eine derart ballige Spiegelseite hat. Ich würde aber nicht unbedingt daraus schließen, dass der Spanbrecher von L-N schlecht ist, weil er einen Produktionsfehler am Eisen nicht kompensiert.

Gruß Michael




Re: Die Überraschung

Verfasst: Di 30. Mai 2006, 19:35
von Bernhard

Hallo Michael,

ich mag mich täuschen, aber ich hätte niemals gedacht, daß auf der rechten Seite des Photos ein Cliftoneinsen mit Spanbrecher ist. Normal hätte ich es doch dicker in Erinnerung. Deshalb habe ich nochmals ein Foto gemacht.

Nicht das Du es falsch verstehst, die Spiegelseite war minimal ballig, aber entgegen unserer ersten Annahme, nicht das Problem. Das Problem ist das auf der gesamten Längsseite gebogene Eisen. Dadurch liegt der Spanbrecher nicht auf. Deshalb kaum zu Richten und darum sendet Thomas ein neues Eisen.

Wolfgans Meinung ist richtig, herkömmliche Spanbrecher würden das kompensieren, sind aber insgesamt "blechiger". In meinen Augen erhält das ohnehin sehr massive Eisen von LN durch den starken Spanbrecher noch etwas mehr Stabilität.

Gruß
Bernhard




Re: Die Überraschung

Verfasst: Di 30. Mai 2006, 20:21
von Michael Formanek

Hallo Bernhard,

du hast schon recht. Das auf der rechten Seite auf meinem Bild ist ein Anant Eisen mit altem Stanley-Spanbrecher. Ist vielleicht ein wenig verwirrend gewesen. Ich hatte das Bild noch am PC und hab es hauptsächlich wegen dem Vergleich von L-N zu normalem Spanbrecher dazu gestellt (man hätte es auch einfach weglassen können).
Ich habe mit der balligen Spiegelseite das selbe gemeint was du als gebogenes Eisen beschreibst. Normal spricht man von ballig wenn es verschliffen wurde, aber ich dachte es wäre auch ein passender Ausdruck für die konvex gekrümmte Seite des Eisens.

Gruß Michael

P.S: Das Eisen könnte man sicher mit grobem Schleifpapier in halbwegs vernünftiger Zeit wieder brauchbar hinbekommen.



Re: Die Überraschung

Verfasst: Mi 31. Mai 2006, 08:17
von Wolfgang Jordan
[In Antwort auf #111881]
Hallo Bernhard,

zur Erklärung: Mit den "neumodischen Eisenhobeln" meinte ich alle Eisenhobel, auch die von Bailey, bevor er von Stanley aufgekauft wurde. Das ist natürlich nicht negativ gemeint, nur als Ausdruck meiner anders gelagerten Leidenschaft. Als Liebhaber und Sammler von Holzhobeln kommen bei mir Eisenhobel im wesentlichen nur als Beifang vom Flohmarkt in die Werkstatt, aus den USA nur, wenn "Jordan Germany" draufsteht.

Zu den "blechigeren" Spanbrechern möchte ich bemerken, daß das auch nur auf
Spanbrecher in Eisenhobeln zutrifft. In meinen Holzhobeln stecken ziemlich massive Teile, die den Eisen in der Dicke nur wenig (wenn überhaupt) nachstehen.

Gruß, Wolfgang




Hobeleisen

Verfasst: Mi 31. Mai 2006, 17:22
von Bernhard

Hallo Wolfgang,

vielen Dank für die erklärenden Worte zu dem "neumodisch". So hätte ich es wirklich nicht interpretiert. Das Du als Sammler und Liebhaber - primär von Holzhobeln - bekannt bist, war schon im TV zu bestaunen.

Ich jedenfalls finde die Metallhobel a) schöner und b) komme ich damit einfach besser zurecht.

Die Dicke der Eisen und Spanabweiser hat mir jetzt keine Ruhe gelassen und ich habe mal nachgemessen:

LN #5 1/2: 3,54 mm und 3,27
Clifton # 5 1/2: 3,09 und 3,22
Veritas # 4 1/2: 3,31 und 1,82

ECE Raubank: 2,89 und 1,82 (wobei hier der Spanbrecher ähnlich dem LN ist, aber sehr viel kürzer - ca. 1/3 des Eisens)
ECE Reformhobel: 2,3 und 2,55

Ich habe auch den Eindruck, daß bei LN und Clifton die Eisen und auch die Spanbrecher viel hochwertiger sind. Der Spanbrecher von Veritas und vom Reformhobel sind wirklich sehr blechern im Vergleich zu den LN und Clifton.

Jetzt bin ich auf Deine Messung gespannt. Ach ja, der Reformhobel ist ca. 2 Jahre und die Raubank ca. 6 Jahre alt. Die Metallhobel sind max. 1 Jahr alt. Du siehst also, womit ich eingangs zuerst versucht habe.

Gruß Bernhard