Nochmal Hobel- / Buchempfehlung

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Frank Reichert
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Nochmal Hobel- / Buchempfehlung

Beitrag von Frank Reichert »


Hallo Forum,

nach Euren letzten Tips und etwas umschauen tendiere ich gerade stark dazu, mir den Veritas Flachwinkel-Einhandhobel zuzulegen, den es jetzt beim Hausherrn gibt, obwohl mir der Preis schon verdammt weh tut. Es ist aber auch ein besonders schönes Stück und macht einfach schon beim Anschauen Freude...
Dazu aber nocheinmal die (laienhafte) Frage, inwieweit ich mich denn mit dem Flachwinkel einschränke z.B. ggü. dem Standardmodell. Was kann ich mit dem Flachwinkelhobel nicht machen, was ich mit anderen machen könnte? Denn wenn ich mir den wirklich zulege, ist mit Hobelkauf erst mal für lange Zeit Schluss, ich will ja mein Geld irgendwann mal für Holz ausgeben und Projekte angehen...
In dem Zusammenhang auch die Frage, gibt es denn ein gutes Buch, das das ganze beschreibt? Eben mit Angaben wie: welcher Hobel zu welchem Zweck, sinnvolle Spandicken bei verschiedenen Hölzern und Randbedingungen, zugehörige Maulweiten usw.

Gruß
Frank

Muri
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Re: Nochmal Hobel- / Buchempfehlung

Beitrag von Muri »


Hallo Frank,
mit dem Einhand Flachwinkel Hobel von Veritas beim Hausherrn Liebäugle ich auch schon. Ich dneke mit dem Hobel wirst du keinerlei einschränkungen machen müssen. Ganz im gegenteil, wenn ich mir ansehe dass du für paar Euros mehr die schönen Griffe bekommst, hast du einen breitere anwendung, als wie vielleicht mit einem anderen Einhandhobel.
Gruss
Muri



Gerhard
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Re: Nochmal Hobel- / Buchempfehlung

Beitrag von Gerhard »


Hallo Frank,

der Hobel ist mit seinem niedrigen Schnittwinkel (37 oder 38°, mit Microfase etwa 40°)erstmal ideal für Hirnholz und Holz, bei dem Du keine Probleme hast, mit dem Faserverlauf zu hobeln.

Wenn Du ihn wie einen "echten" Putzhobel einsetzen willst, also mit einem Schnittwinkel im Bereich 45° bis 60° - üblich sind hier 50° - hast Du ein kleines Problem. Das läßt sich aber bei einem Flachwinkelhobel recht einfach lösen, indem Du ein zweites Eisen anschaffst und das auf z.B. 38° schleifst. Entweder gibt es das schon mit diesem Anschliff zu kaufen (bei den breiteren Flachwinkelhobeln weiß ich das sicher, bei dem Einhandhobel wahrscheinlich nicht) oder du mußt ein Eisen mit 25° Fase umschleifen. Da reicht auch ein Teil der False, wenn Dir das Schleifen zu lange dauert.

Noch eine kleine Warnung: Wenn Du deinen ersten Veritashobel in der Hand gehalten hast gibt es kein Zurück mehr...

Viele Grüße,
Gerhard



Gerhard
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Nachtrag: Hobelbuch

Beitrag von Gerhard »


Du hattest noch wegen eines Buches gefragt:

Es gibt ein Buch von Leonard Lee, dem Gründer von LeeValley/Veritas und Vater des derzeitigen Chefs mit dem Namen "The Complete Guide to Sharpening", Taunton Press.

Da geht es hauptsächlich um das Schärfen von Werkzeugen, der Schwerpunkt liegt aber auf Hobelmessern. Auch einiges an Theorie zum Thema Schneidengeometrie, Schnittwinkel, Spanform....

Ein anderes Buch, bei dem es nur um Hobel geht ist "The Handplane Book", auch von Taunton Press. Autor weiß ich im Moment nicht. Da geht es um Handhobel. Von der Theorie über die Anwendung, die unterschiedlichen Arten mit ihrer Geschichte bis zum Sammlerwert. Auf jeden Fall auch ein "Coffeetable Book", also ein Buch in dem man einfach mal blättern kann wegen der schönen Bilder.

Viele Grüße,
Gerhard



Frank Reichert
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Re: Nochmal Hobel- / Buchempfehlung

Beitrag von Frank Reichert »


Hallo Gerhard,

worin genau besteht denn das Problem, wenn ich den Hobel als "normalen" Putzhobel nutzen will, also Finish für kleinere Flächen (wegen der Größe) bei unproblematischem Holz? Mir fehlt da ein wenig die Vorstellung, was ein Hobel der mit Hirn- und Problemholz fertig wird, an problemlosem Holz anrichten könnte.

Gruß
Frank

Gerhard
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Re: Nochmal Hobel- / Buchempfehlung

Beitrag von Gerhard »

[In Antwort auf #107665]
Hallo Frank,

beim Hirnholzhobel schneidet der Hobel idealerweise möglichst senkrecht zur Faser, damit dei Fasern nicht umgebogen sonder durchgeschnitten werden --> ideal ist ein flacher Schnittwinkel.

Beim Putzen von Holz mit schwierigem bzw. wechselndem Faserverlauf, oder wenn Du z.B. zwei Liesten mit gegenläufiger Faser miteinander verleimt hast kann es passieren, daß du gegen die Fasr hobelst. Dann kann gräbst sich ein flaches Eisen regelrecht ein und es kommt zu Ausrissen. Schnittwinkel und Faserverlauf sind in dem Fall in etwa gleich, der Hobelspan reißt entlang der Faser aus.

Ich habe mir nach solchen Erfahrungen ein zweites Eisen für den Flachwinkelhobel angeschafft und auf etwa 38° geschliffen. Zusammen mit dem Bettwinkel von 12° bist Du dann bei etwa 50° Schnittwinkel. Damit kann ich "idiotensicher" hobeln. Mit anderen Worten: Auch wenn ich mich mit dem Faserverlauf verschätze passiert nichts schlimmes in Form von Ausrissen.

Du verbaust Dir auf jeden Fall keine Möglichkeiten mit diesem Hobel, Du hast eher den Vorteil, daß Du den Schnittwinkel selbst bestimmen kannst. Bei einem konventionellen "Fase unten" Hobel ist der durch den Hersteller vorgegeben.

Ich hoffe ich konnte mich halbwegs verständlich machen. Falls nicht, einfach nochmal fragen.

Viele Grüße,
Gerhard

Friedrich Kollenrott
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Re: Nochmal Hobel- / Buchempfehlung

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #107664]
Hallo Frank,

das Problem mit den Flachwinkelhobeln ist ein eingebildetes. Immer heißt es: Es ist eigentlich ein Hirnholzhobel, aber...

Vergiss das einfach. Es ist ein Hobel für alle Zwecke. Ein Veritas- Flachwinkelhobel wird mit einem auf 25° Keilwinkel geschliffenen Eisen geliefert. Das ist in der Tat (insbes. mit einer 30°- Mikrofase) das ideale Eisen für einen perfekten leichten Schnitt auf Hirnholz. Aber es ist empfindlich, und wenn man längs zur Faser hobelt, können schon mal kleine Ausrisse vorkommen.

Am besten schleifst Du das Eisen gleich auf einen höheren (Keil-) winkel um. Ich benutze im Veritas - Flachwinkelhobel ein Eisen mit 35° Fase, 40° Mikrofase (und 3° 2. Fase unten). Das arbeitet (wenn scharf, natürlich!) perfekt in allen Lebenslagen, auch auf Hirnholz. Das Herumkaspern mit dem Wechseln zwischen verschieden angeschliffenen Eisen muss man sich normalerweise wirklich nicht antun. Ich habe für den Veritas ein 25°- Eisen (22° Fase, 25° Mikrofase, 2.Fase auf der Spiegelseite). Damit kann ich unglaubliche Späne machen (s. Schärfbeitrag). Aber in Wirklichkeit benutze ich es gar nicht, und ich werde es wohl auch auf 35° / 40° umschleifen.

Also: Du brauchst kein 2. Eisen, wirklich nicht. Und wenn Du Dich nicht traust: Schick es mir mit einem Rückumschlag, dann mach ich das gerne.

Friedrich


Christof Hartge
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Re: Nochmal Hobel- / Buchempfehlung

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #107664]
Hallo Frank,
was die Bücher betrifft, füttere die Suchmaschine dieses Forums mit entsprechenden Begriffen da kommt eine ganze Menge heraus.

Unbedingt empfehlenswert sind alle Bücher von Fritz Spannagel. Leider ist es so, dass zur praktischen Verwendung der Hobel meist wenig zu finden ist. Wußte ja eh jeder. Dazu gibt es z. B. dieses Forum. Und letztens, ich bin so unbescheiden, habe ich zu den grundsätzlichen Dingen hier einen kleinen Artikel geschrieben. http://www.woodworking.de/schaerfprojekt/brett1.html

Viele Grüße, Christof.

Gerhard
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Bücher

Beitrag von Gerhard »


Hallo Frank,

ich kann Christof nur zustimmen. Aber da du ausdrücklich nach Büchern gefragt hast bin ich erstmal nicht aufs Schärfprojekt gekommen.

Zum Beispiel Friedrichs Schärfanleitung geht an vielen Stellen sogar weit über das hinaus, was Leonard Lee schreibt. Und ist praktischerweise sogar auf Deutsch.

Also was das Zähmen von Brettern angeht:

http://www.woodworking.de/schaerfprojekt/brett1.html

Und das Schärfen von Hobeln, sowie einiges zur Hobelphysik:

http://www.woodworking.de/schaerfprojekt/schaerf2.html

Und was das Arbeiten mit zwei unterschiedlichen Hobelmessern angeht: Wenn Du es machst wie Friedrich beschrieben hat, kommst Du auch mit einem Hobelmesser aus. Ich gebe zu, daß ich nicht für jedes kleine Stück Hirnholz die Hobelklinge wechsele. Das geht dann auch mit der mit höhrem Anschliff.

Viele Grüße,
Gerhard

Frank Reichert
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Nochmal Hobel- / Buchempfehlung

Beitrag von Frank Reichert »

[In Antwort auf #107673]
Hallo Friedrich,

herzlichen Dank für das nette Angebot. Evtl. werde ich darauf zurückkommen. Zumindest sind meine Bedenken jetzt erst mal weitgehend zerstreut, ich werd mir also den Hobel wohl mal zulegen, wenn ich mit dem Eisen dann nicht zurechtkomme, werd ich es umschleifen (lassen). Also Dieter, wenn von mir eine Bestellung für den Veritashobel eingeht, die Provision sollte an Friedrich gehen... ;-)

Gruß
Frank

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