Nuthobel selbst bauen *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Marc Waldbillig
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Nuthobel selbst bauen *MIT BILD*

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hallo,

Einen Nuthobel aufzutreiben, der 2 Vorschneider hat, damit man damit auch sauber zur Querfaser hobeln kann, ist nicht einfach. Es gibt da ein käufliches japanisches Modell, da werden die Vorschneider mit einem Keil festgestellt. Ich muss zugeben, das ist nicht meine Stärke. Außerdem gibt es noch jemanden jenseits des großen Teichs, der diese Hobel herstellt, siehe den Link von Steve Knight Toolworks.

Das war mir aber für meinen Zweck zu teuer, deshalb hab ich bei Dieter 2 Vorschneider und ein Eisen von Ulmia (12mm) für den Nuthobel bestellt. Das Holz hatte ich mir auch ausgesucht, es sollte eine 12-mm-Leiste Ipe sein. Leider hatte sie einen Klarlackanstrich auf einer Seite, den ich natürlich abgeschabt habe. Nach ein paar Stunden nach dem Abschaben hat sich die Leiste derart verzogen, dass sie unbrauchbar war.

Da kein geeignetes Bucheholzstück da war, hab ich kurzerhand Nussbaum ausgewählt mit dem Hintergedanken, irgendwann einmal eine Sohle aus Pockholz oder Ipe (Ironwood) nachzufertigen.

Die Bauweise ist eine Sandwichmethode. Das heißt das Mittelteil - 12 mm - wurde abgerichtet und dann wurde für die Eisenführung mit dem Kantenhobel rechtwinklig bestoßen. Der Einstellwinkel beträgt klassische 45°, die ich aber schon bereut habe, da ich hauptsächlich in Hartholz arbeite, ein 50-Grad-Winkel wäre wahrscheinlich besser gewesen.

Die beiden äußeren Leisten sind aus einem Rest Bohle aufgetrennt worden und sind auf das Mittelteil aufgeleimt. Zusätzlich verstärken noch 4 Holzdübel die Konstruktion. Die Dübel halten die Hobelsohle in der korrekten Lage, solange noch nicht geleimt wurde. Am besten dübelt man schon bevor man die Maulöffnung aus dem Mittelteil raussägt. Das erspart einem später viel unnötige Arbeit beim Abrichten der Sohle.

Die Nuten für die Vorschneider kommen in das Mittelteil und stehen bei diesem Hobel senkrecht zur Sohle. Man kann ihnen allerdings auch eine leichte Neigung nach vorne geben. Die Vorschneider werden von einem Edelstahlgewinde und 2 Messing-Hutmuttern geklemmt. Die Nuten und die Aussparungen für die Muttern hab ich mit der Oberfräse gemacht, deshab möchte ich hier nichts weiter dazu sagen.

Nach dem Leimen wurden die Überlängen gesägt, die Seiten nochmal verputzt und die Fasen angehobelt. Die Sohle wurde abgerichtet und der Keil hergestellt. Letzterer muss zur Maulöffnung hin in der Dicke verjüngt werden, sonst verstopfen ganz schnell Späne den Hobel. Anschließend kam noch ein seitlicher Auswurf hinzu, den ich links angeordnet habe, sicher ungewöhnlich, aber ich mag halt lieber mit dem Anschlag rechts hobeln.

Jetzt muss noch einer der Vorschneider genau ausgerichtet werden und geölt wird der Hobel auch noch.

Das Schöne an dieser Arbeit war die Herausforderung ein Werkzeug herzustellen, das ist ein gutes Gefühl. Ein wenig kann ich jetzt nachvollziehen, wie befriedigend das ist, Hobel zu bauen und damit Späne fliegen zu lassen. Ich danke allen, die mir hier vorgemacht haben, wie das geht.

Gruß,

Marc

P.s. Leider weiß ich nicht, wie man mehrere Bilder hier einstellt, sonst hätt ich euch auch noch ein paar weitere Fotos gezeigt.



Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Re: Nuthobel bauen und dann die Ernüchterung *MIT BILD*

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hallo,

Beim Hobeln erstmal längs zur Faser gab's keine Probleme. Aber dann quer zur Faser hat das Eisen Stufen auf der Nutwange hinterlassen und dies auf der Seite an der der Anschlag liegt. Dies sind die Nuten 1 und 2 im Bild, also die mittleren.

Bei einer nochmaligen Messung des Eisens, sah ich, dass die Sohle 3/10 mm breiter als das Eisen war. Ein paar Hobelzüge haben das schnell korrigiert, so dass jetzt das Eisen ein paar Zehntel mm breiter ist, als die Sohle. So entstanden die Nuten 3 und 4 auf dem Brett, also die beiden links auf dem Foto. Jetzt gab's keine Stufen mehr, aber die Nut war immer noch nicht sauber.

Schlussendlich hab ich einen doppelten Anschlag zusamengeschraubt. Der führt den Hobel sehr gut und es entsteht eine saubere Nut, ganz rechts auf dem Foto zu sehen.

Gruß,

Marc



Christian Aufreiter
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Re: Nuthobel bauen und dann die Ernüchterung

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo, Marc,

eine sehr beindruckende, gelungenen Arbeit! Ich kann mir gut vorstellen, dass es ungemein befriedigend ist, nun den perfekten Hobel zu benutzen.
Wie viele Stunden an Arbeit hast du ca. investiert?

Herzliche Grüße

Christian

Marc Waldbillig
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Re: Nuthobel bauen und dann die Ernüchterung

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hallo Christian,

Alles in allem mit Eisen schärfen etwa 10 Stunden.

Gruß,

Marc

Andreas Meisel
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Nuthobel bauen und dann die Ernüchterung

Beitrag von Andreas Meisel »


Hallo Marc!

Du hast ein ausgezeichnetes Werzeug geschaffen! Es ist für mich unglaublich, dass man eine Nut QUER zur Holzfaser in einer derartigen Qualität (wie mit der Oberfräse,- wenn nicht besser) so herstellen kann.

Darf ich fragen, womit du den Hobel geölt hast? (der glänzt auch noch so schön . . .)

Beste Grüße

ANDI

Marc Waldbillig
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Re: Nuthobel bauen und dann die Ernüchterung

Beitrag von Marc Waldbillig »


Andreas,

Ich hab den Hobel mit Kamelienöl eingerieben, weil es sehr hautverträglich ist.

Zur Nut: Sie ist nicht perfekt, denn sie ist um knapp einen Millimeter breiter als das Hobeleisen. Das hab ich heute erst gesehen. Ich weiß nicht, wie ich das beheben kann. Vielleicht kennt ja hier einer eine Lösung.

Gruß,

Marc

Wolfgang Jordan
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Re: Nuthobel bauen und dann die Ernüchterung

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Marc,

die Nut wird genauso breit, wie der Abstand zwischen den beiden Vorschneidern ist, also mußt du den verringern. Mich wundert nur, daß du saubere Ecken bekommen hast, wenn das Hobeleisen so viel schmäler ist. Ich hätte vermutet, daß das Eisen nur eine Winzigkeit schmäler sein darf als der Abstand der Vorschneider.

Gruß, Wolfgang

Marc Waldbillig
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Re: Nuthobel bauen und dann die Ernüchterung *MIT BILD*

Beitrag von Marc Waldbillig »


Wolfgang,

Danke für den Tipp, werde ich bald mal versuchen. Es kann auch sein, dass es am doppelten Anschlag liegt. Der war nämlich nicht korrekt ausgerichtet.

Im Anschluss ein Foto, wie das Eisen übersteht. Ich hab mich nicht gescheut, einige Zehntel Millimeter wegzuhobeln, da bei Metall-Nuthobeln viele verschiedene Breiten bei gleicher minimaler Sohlenstärke verwendet werden.

Gruß,

Marc

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Jens Gartmann
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Re: Nuthobel bauen und dann die Ernüchterung

Beitrag von Jens Gartmann »


Hallo Marc,

ich will hier nicht klug.... aber wenn ich das richtig sehe dann steht der linke Vorschneider auf dem Bild weiter raus als der rechte.
Überprüfe das mal mit einem Anschlag.
Ansonsten hat Wolfgang recht. Der Abstand der Vorschneider darf nicht größer sein als die Eisenbreite.

Gruß
Jens

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