Neue Hinterzangenkonstruktion (mit vielen Bildern)

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Dirk Vogel
Beiträge: 510
Registriert: Do 6. Okt 2016, 18:01

Sperrholz ?

Beitrag von Dirk Vogel »

[In Antwort auf #27113]
Hallo Rolf !

Also gut, nochmal von vorn. :-)

"Die neue variante [von GF] ist schon besser, - falls die Ringe senkrecht stehen - hat aber am L-förmigen Fortsatz sehr kurzes Holz, das früher oder später abbricht."

Du darfst Dich nicht von den Eigenheiten meiner Software beeinflussen lassen ... die zeichnet Holzmaserung nach Lust und Laune. Hier noch einmal das Modell :



Die L-förmige "Unterstützung" der Zange hatte ich mir schon so vorgestellt, daß der schmale Teil unter dem Zangenkorpus querfaserig ist und auch die beiden Schraubenlöcher daneben noch beinhaltet. Längsfaserig ist dann der Rest. Eine Leimstelle von knapp 17 cm sollte in dieser Hinsicht doch keinen Grund zur Sorge bereiten ? Oder wären da wieder Schwalbenschwänze o. Ä. angesagt ?

"Bei den Zangen von Nyquist und Frid liegt IMHO die Schwachstellen an der Durchführung von E und F durch D, C und G. Letztere haben Faserverlauf quer zur Platte, die Führung E bzw F läuft mit der Platte. Also muss E und F so ausgelegt sein, dass es nie klemmt."

Wenn ich Dich recht verstehe, ist es das Arbeiten von E bzw. F in die Breite, das zum Verklemmen führen würde. Wenn ich nun diese beiden Hölzer aus Sperrholz herstellen würde, wäre damit das Problem gelöst ? (Abgesehen davon, daß es mich beim Gedanken an Sperrholz – bestimmt ganz unnötigerweise – schüttelt. Lohnt es sich eigentlich, so etwas selbst herzustellen ?)

Grüße von Dirk


Dirk Vogel
Beiträge: 510
Registriert: Do 6. Okt 2016, 18:01

Fotos des wirklichen Lebens

Beitrag von Dirk Vogel »

[In Antwort auf #27123]
Hallo Pedder ! :-)

"Ein Problem sehe ich bei der Stärke der Brettes, durch das die Spindel gesteckt wird. Wenn Du dann auch noch die Stärke des Deckels und des Bodens reduzieren willst, kannst Du diese Teile eigentlich genausogut weglassen und Deine Hinterzange als seitenverkehrte deutsche Vorderzange mit einer Vorrichtung für einen Bankhaken betrachten."

Das ist eine witzige Idee ! Allerdings würde die Spindel dann ja wohl sehr leicht dreckig ... Trotzdem, eine dekonstruierte Hinterzange hat bestimmt nicht jeder :-)

"Auch die zwei Führungsschlitze mit nur 1,6cm in der Mitte halte ich nicht mehr für ideal. Also liebe nur einen Schlitz und einen Zapfen."

Klar, das ist machbar und wahrscheinlich sinnvoll.

"Auch die Führungsleisten sind aus meiner Sicht mir einer Stärke von 2-3,2 cm unterdimensioniert."

Da habe ich allerdings nicht mehr viel Spielraum ... Hm. Mal sehen.

"Richtig gelungen finde ich die untere Führungsplatte, in die Richtung kann die Hinterzange auf keinen Fall abhauen."

Na immerhin. :o)

"Zwischenfoto ?"

Also meinetwegen ... Augenblicklich bin ich aber beim Gestell.

So sah die Hainbuche zu Beginn bestenfalls aus :



In gehobeltem Zustand dann so :



Hier ein Bein des Gestells :



Und eine Querstrebe :



Der Apparat macht Fotos selten scharf. Aber ich habe noch nie im Leben fotografiert, daher weiß ich nicht, wie ich das besser hinbekommen könnte ...

Grüße von Dirk



Rolf Richard
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Re: Sperrholz ?

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Dirk!

Genau, das L-Förmige Teil - egal ob aus einem Stück oder zusammengesetzt - darf nicht mit der Faserlage quer zur Längsachse der Bank laufen, deren Lage ja die Faserlage des Zangenkastens bestimmt.

Das kannst Du auch nicht durch Sperrholz ersetzen, denn das Arbeiten kommt fast nur aus dem Arbeiten der Hölzer, die in Längsrichtung der Bank liegen, also der Hölzer des Hobelkastens. Diese müsste man theoretisch durch Sperrholz ersetzen.

Zur Wiederholung: Holz arbeitet
- in Längstrichtung ca. 0,1 % (1 Promille)- vernachlässigbar!
- radial (die Jahresringe schneidend)ca. 2,5% - 0,25 mm pro cm Materialstärke in dieser Richtung
- mit den Ringen 4,5 - 5 % - 0,5 mm pro cm Materialstärke in dieser Richtung

Die Zahlen gelten mehr oder minder als Anhaltspunk für Halthölzer, müssten aber für jede Holzart überprüft werden.

Bei der Stärke meiner Bankplatte aus Rotbuche - Sollmass 75 mm - habe ich übers Jahr Änderungen von 3 mm gemessen und das, obwohl meine Werkstatt ein ziemlich konstantes Klima hat. Die Jahresringe der Plattenhölzer sind auf guten senkrechten Verlauf ausgesucht.

Sperrholz ist ein Produkt des 19. Jahrhunderts. Zwar wurden wohl auch schon zuvor gesperrte Holzschichten aus Sägefurnier von Schreinern hergestellt, - in welchem Ausmass das geschah weiss ich nicht. Es selbst herzustellen wird regelmässig daran scheitern, dass man keine brauchbare Presse zur Verfügung hat.

Es ist halt das übliche Problem. Was ist zu welchem Zeitpunkt historisch? Nimmt man die Verwendung von Metall an Hobelbänken als Beispiel, dann scheint die Abstinenz früherer Jahrhunderte wohl eher am Geldmangel und der schlechten Verfügbarkeit gelegen haben als an der Sinnhaftigkeit mancher reinen Holzkonstruktion. Die Römer z.B. hatten schon zu ihrer Zeit mit Metallen an Werkbänken gearbeitet. Bench Holddowns (oder Holdfasts) wie sie auch der Hausherr anbietet sind bei den Römern schon weit verbreitet gewesen. Natürlich zusammen mit runden Bank"haken"löchern. Die sind ja nun wirklich keine neuzeitliche Erfindung.

Damit will ich nicht dem Metall das Wort reden wo es nicht sein muss und durch kunstvollen Umgang mit Holz mehr als ersetzt wird. Aber beim Werkzeug Werkbank sehe ich das anders.

Warum Bankhakenlöcher rechteckig und nur eine Reihe? Vermutlich deshalb, weil diese beim Bau sehr einfach mit einer Säge und dem Beitel hergestellt werden konnten (oder sogar noch primitiver durch das passende Verleimen von Holzstücken). Das Bohren grosser Löcher in dichen Hartholzschichten mittels Bohrwinde und Schälbohrer war dagegen aufwendig. Also beliess man es wohl bei der einfacheren Variante, auch wenn sie weniger leistungfähig war.

Wahrscheinlich könnte man noch viele Beispiele finden, wie wirtschaftliche Zwänge bestimmte Bauarten entstehen liessen, die vom logischen Standpunkt her gesehen nicht so glücklich sind. Aber man konnte sie sich leisten und das war entscheidend! (Ähnlich wie in den 50er Jahren der Käfer Rekordzulassungen erfuhr. Technisch primitiv, aber bezahlbar!)

Genug abgeschweift!

Gruss

Rolf



pedder

Re: Fotos des wirklichen Lebens

Beitrag von pedder »


Hallo Dirk,

Vielen Dank für die Fotos, ich sehe mir viel lieber echtes Holz an als digitales.

Gruß Pedder



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