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Re: Schärfen
Verfasst: Fr 10. Okt 2003, 11:20
von reinhold
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In Antwort auf #96192]
hallo,
zum Abrichten des Schleifsteins geht auch ganz toll eine Beton-Gehwegplatte. Liegt auf jeder Baustelle rum - wenn sie eine Macke hat, kriegt man sie umsonst.
Der Tipp ist nicht von mir sondern von Toshio Odate. Und funktioniert.
Gruss
reinhold
Re: Schärfen
Verfasst: Fr 10. Okt 2003, 13:38
von Friedrich Kollenrott
Hallo Schärfer!
Da habe ich ja fast einen hochinteressanten thread (heißt so, oder?) versäumt. Der Leidensdruck beim Schärfen scheint nach wie vor sehr groß zu sein.
Ich möchte nur zu ein paar Punkten meinen Senf dazugeben.
Wir arbeiten doch mit Handwerkzeugen nicht, weil wor uns keinen Bandschleifer leisten können, sondern weil es uns mehr Freude macht. (Wegen der manchmal etwas unterentwickelten Produktivität rutscht man dann eben ab und zu mal aus in den Maschinenbereich).Und Schärfen gehört eben zu Hanwerkzeugen, ich mag es sogar. Wie weit man das treibt, ist nun jedermanns eigene Entscheidung. Wenn aber ein sogenannter Fachmann ein Hobeleisen über eine Schmirgelscheibe zieht, dann noch ein paar Striche über den Abziehstein, und sich an der Schärfe freut- das kann ich auch. Das ist aber dann kein gutes Hobeleisen. Insofern ist das nicht Praxis, sondern Ignoranz. Ein normaler Tischler weiss heute gar nicht mehr, was ein guter Hobel ist.
Natürlich ist es eine Frage, ob wir alle Errungenschaften japanischer Wassersteinproduzenten wirklich haben müssen. Jean, Dein Opa wäre vielleicht froh gewesen, so gute Steine zu haben, wie man sie heute kaufen kann. Und Handwerker aus der Dritten Welt mit der Bachkiesel- Schärfmethode? Es ist für die wohl eher bitter, nichts besseres benutzen zu können, und wir wünschen uns ihre Arbeitsbedingungen nicht, oder? Trotzdem muss man sich natürlich ab und zu klarmachen, dass es vielleicht nicht so ganz logisch ist, auf einfache Handwerkzeuge eine exotische Schärftechnologie mit hightech- Diamantsteinen und Ähnlichem aufzusatteln. Das Ganze sollte doch noch so etwas wie eine Beschaulichkeit aufweisen.
Also, jeder soll es so genau und aufwendig machen, wie er mag. Ich bastle derweil weiter an meinem nächsten Beitrag für das Schärfprojekt und wünsche viel Spass am Holz im Wochenende
Friedrich
Re: Schärfen
Verfasst: Fr 10. Okt 2003, 14:26
von Thomas Jacobi
Hallo Friedrich,
"Trotzdem muss man sich natürlich ab und zu klarmachen, dass es vielleicht nicht so ganz logisch ist, auf einfache Handwerkzeuge eine exotische Schärftechnologie mit hightech- Diamantsteinen und Ähnlichem aufzusatteln"
Klingt nach gesundem Menschenverstand, was du da sagst, auch der Rest meine ich.
Ich fing mit ein paar alten Steinen mittelmaessiger Qualitaet an ohne eine Ahnung wie ich die eben kriegen koennte und der Leidensdruck wandelte sich ab scary sharp und Veritas-Fuehrung allmaehlich in Erfolgserlebnis. Ich dachte, ok, das ist es also.
Waeren nur nicht die Profil- und Schweifhobel und Ziehmesser verschiedenster Art hinzugekommen und schwupp war ich wieder bei den Steinen.
Zwischendurch vergreife ich mich auch an einem Diamantstab fuer Messer, mitunter Dechsel und Beile und wenn die Tormek nicht so einen Haufen Geld kosten wuerde waer ich da auch schon lange schwach geworden. Ist das schon wieder Leidensdruck ?
Vielleicht nicht, aber vom total abgeklaerten Schleif-Yoga bin ich noch weit weg.
Wie macht ihr es eigentlich bei Ziehmesser und Schweifhobel?
Merci,
Thomas
Re: Schärfen
Verfasst: Fr 10. Okt 2003, 15:03
von Volker Hansen
Also erstmal vielen herzlichen Dank für eure Tips und Anregungen!!!!!!!!
Es ist erfreulich zu lesen das auch andere Holzwürmer sich mit dem Problem
"plagen".
Den Tischler der Stechbeitel und Hobeleisen auf dem Schleifbock schärft, denn kenne ich auch. Das scheint auch bei ihm zu funktionieren, meine Versuche sind leider fehlgeschlagen. Zwar war die Klinge scharf, aber die Ecken ausgeglüht und somit auch genauso schnell wieder stumpf. Das fatale dieser Schärfaktion ist eigenlich das das Eisen damit unbrauchbar wird.
Aus diesem Grund schärfe ich per Hand. Nachdem ich mir von Dieter die Schärfhilfe der Fa. Veritas gekauft habe ist das schärfen von einzelnen Stemmeisen ein Vergnügen! Anfangs habe ich nur auf einem 1000 Wasserstein geschliffen und mit 3000 abgezogen. Gibt ein tolles Ergebnis, ein Siegelblankes Eisen, superscharf und hält! Der Nachteil: der Wasserstein hölt sehr schnell aus.
Vielen Dank für die Tipps für das abrichten, das werde ich probieren und berichten.
Eine effektivere Methode scheint mir das schärfen mit Schleifpapier, gerade auch für die Spiegelseite.
Ich benutze ein 1cm starke Glasplatte als Auflage und 120,600 und 1000 Körnung.
zum Abziehen einen 3000 Wasserstein, geht bei Stechbeiteln ziemlich fix.
Bei der Restauration von Hobeleisen die auch noch Hohlgeschliffen und einen falschen Winkel haben vergeht nach dem 5 Eisen jegliche Freude.
Da schaut man schon mal neidisch auf das Tormek Gerät, auch wenn der Preis natürlich exorbitant hoch ist!
....Aber ich möchte ja auch noch morgen und übermorgen Tischlern.
Ich habe jetzt einen Hobel erworben um Kanten zu runden. Hat jemand schärferfahrung? Ich wollte es mit schleifparier aufgespannt auf einem
Runrholzstiel versuchen.
Re: Schärfen
Verfasst: Sa 11. Okt 2003, 10:27
von Eckhard Pohlmann
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In Antwort auf #96200]
Hallo Friedrich,
ich muß da doch noch mal darauf antworten.
Der ignorante Fachmann baut in seinem Betrieb nach Kundenwunsch wunderschöne Möbel, auch aus Vollholz. Ich glaube seine Kunden interessieren sich nicht dafür wie er seine Hobeleisen geschliffen hat. Die Hauptarbeit erledigt er natürlich mit Maschinen, aber ich weiß, dass er in der Endphase auch noch Handwerkzeug einsetzen muß.
Da dieser Tischlermeister sein Handwerk vor ca. 50 Jahren gelernt hat, weiß er ganz sicher was ein guter Hobel ist. Ich habe seine Hobel gesehen, es sind gute.
Deine Beiträge zum Schärfprojekt finde ich ganz hervorragend und ich schaue auch häufig dort nach, wenn mir mal wieder die Theorie fehlt.
Mein Hobby ist aber unter anderem das Holzwerken mit scharfem Handwerkzeug und nicht das Schärfen des Handwerkzeuges. Deshalb reihe ich mich freiwillig in die Riege der ignoranten Dilettanten ein.
Auch viel Spaß am Holz im Wochenende
Eckhard
nicht ignorant!
Verfasst: Sa 11. Okt 2003, 11:32
von Friedrich Kollenrott
Hallo Eckard,
ich nehme den Begriff Ignoranz ganz feierlich zurück. Ich hatte gestern (es war im Büro) auch nicht die Zeit, genau zu erklären, was ich meinte.
Natürlich kann man einen Hobel auch so, wie es Dein Tischler demonstriert hat, "scharf machen". Das reicht ganz bestimmt auch für die kleinen Anpassarbeiten (da, wo's hinterher keiner sieht), für die auch heute noch Handhobel von allen Tischlern benutzt werden.
Ich bemühe mich, meine Hobel für Dinge einzusetzen, die heute (aus wirtschaftlichen Gründen, ja!) kaum noch ein Tischler mit einem Handhobel machen würde (Abrichten, Putzen, auf Dicke hobeln, Bestoßen und Ähnliches). Und für sowas, da bin ich sicher, lohnt sich mehr Aufwand beim Schärfen. Wie weit man dabei gehen will- das soll jeder selbst entscheiden.
Also, ich wollte weder Dich noch "Deinen" Tischler kränken.
Lass uns am Wochenende Späne machen!
Friedrich
Und noch mal zur Zeit
Verfasst: Sa 11. Okt 2003, 11:51
von Christof Hartge
Ich vertrete hier mal die These, dass das Nachschärfen auf Wassersteinen nicht länger als 1-2 Minuten dauern muß. Das reicht für unsere Zwecke, vielleicht auch professionelle Anwendungen.
Etwas anderes ist es wenn Eisen erstmal in Schuss gebracht werden müssen. Des kann in der tat dauern und da hätte ich mir auch schon mal eine Maschine gewünscht.
Viele Grüße, Christof.
Schärfen ist was wie'n Glaubensbekenntnis
Verfasst: Mo 13. Okt 2003, 08:56
von Oliver Montue
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In Antwort auf #96178]
Wie man bei diesem Thema gut nachvollziehen kann, gibt es bei den Neanderthalern auch Religionskriege. Seht das alles bitte nicht so eng und vor allem seid vorsichtig damit andere Vorgehensweisen zu kritisieren. Schleifen auf trocken laufenden Schleifmaschinen ist verpönt, trotzdem wird das von vielen Profis getan, wovon einige sogar als Kapazität in der Hobelwelt angesehen werden (Clark & Williams). Wenn das Eisen mal scharf ist (und dabei nicht verglüht) interessiert es das Holz herzlich wenig, wie es geschärft wurde.
Bis dann,
Oliver
Mein Senf geb ich auch noch mal dazu
Verfasst: Di 14. Okt 2003, 21:43
von Christian Siebert
Nach euren vielen tipps zu dem abrichten von brettflächen -wüofür ich mich herzlich bedanke- möchte ich eine preisgünstige alternative zur nassschleifmaschine vorstellen.
ich habe viele hobel bei ebay erstanden und die messer waren durchweg in einem jämmerlichen zustand
das abrichten bzw die formgwebung von hand hätte jahrhunderte gedauert
ich habe einfach eine schleifscheibe vom schleifbock abmontiert und eine gewindestange in die mittelbohrung mit muttern befestigt. den durchmesser der bohrung habe ich mit klebband auf der gewindestange angepasst, sodaß sie rund läuft. dann wird das ganze in die standbohrmaschiene gespannt und ein eimer mit wasser druntergesetzt. nun wird die maschine mit der kleinsten umdrehungszahl gefahren und man hat eine wassergekühlte schleifscheibe.
leztendlich ist diese sache nur zur groben formgebung aber ich habe die meisten messer mit dieser vorrichtung gerettet
es ist sogar gelungen aus einem alten putzhobelmesser ein schrupphobelmesser zu formen.
den zwischen und endschliff muss ´man natürlich weiterhin mit dem handstein geben
und nun noch zu meinen brettflächen:
mein kirschbaumregal in 2 X 1 meter mit acht böden ist nun endlich fertig geworden. nochmal vielen dank für die hilfen und tipps
ich war schon fast am verzweifeln
Re: Mein Senf geb ich auch noch mal dazu
Verfasst: Mi 15. Okt 2003, 10:16
von Thomas Jacobi
Hallo Christian,
Deine improvisierte Nasschleifmaschine hoert sich super an, muss ich mal ausprobieren fuer Grobarbeiten bei denen ich sonst Unmengen Schleifpapier und Zeit verschwende.
Und falls Du zu den helleren Cyberkoepfen gehoerst und eine Digicam hast, willst Du uns nicht ein Bild goennen von Deinem nun fertigen Kirschmoebel ?
Freundlichst,
Thomas