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In Antwort auf #86208]
Hi Christian.
du hast grundsätzlich nicht unrecht, die Zahl der Schnitte pro Werkstücklänge (bzw. der Zahnvorschub) ist eine wichtige Größe in Bezug auf die erzielbare Oberfläche. Meines Wissens ist die Schnittgeschwindigkeit noch auf eine andere Art und Weise wirksam - Risse (z.B. verursacht durch die ins Material eintretenden Schneiden) breiten sich mit einer gewissen Geschwindigkeit im Holz aus. Wenn die Schnittgeschwindigkeit nun höher ist als die Rissgeschwindigkeit, dann soll das Ergebnis besser werden - so wurde uns zumindest mal in einem Maschinenkurs erklärt.
Wichtig für die Oberfläche ist übrigens auch der Schneidenflugkreis (und damit der Durchmesser der Welle), weil er die Tiefe der entstandenen Täler (jeder Schnitt verursacht bei genauer Betrachtung ein Tal - sieht man gut, wenn man etwas ziemlich schnell über die Abrichte schiebt) mitbestimmt und festlegt, unter welchem Winkel das Messer aufs Werkstück trifft.
Das ist aber alles sehr theoretisches Zeug, über das man sich zwar schon mal Gedanken machen kann (es hilft beim Verständnis), aber letztlich dürfte es schon einen Grund haben, warum die meisten erwachsenen Hobelmaschinen eine Messerwelle mit um die 120mm Durchmesser haben, die bei ungefähr 5000/min dreht.
Was die Motoren betrifft: Das sind eigentlich immer Drehstrom-Asynchronmotoren, also der Standard-Motorentyp für Maschinen schlechthin. Hauptverschleißteile sind die Lager, der Rest ist - bis auf Vibrationsschäden in den Wicklungen oder Überlastung - eigentlich verschleißfrei. Der zweipolige (und damit schnellste) Typ mit knapp 3000/min ist gleichzeitig der einfachste vom Aufbau her und damit der günstigste - ganz einfach und verkürzt gesagt.
Mit einer Bäuerle, Kölle, Martin, usw. kannst du wenig falsch machen, wenn die Maschine nicht vollkommen vernachlässigt oder missbraucht wurde.
Das Aufklappen der Tische an einer 63er ADH kann übrigens ziemlich viel Kraft erfordern, Solo-Maschinen sind da viel komfortabler und haben meist auch längere Abrichttische. Noch ein paar Punkte:
- Achte auf die Vorschubgeschwindigkeit, manche ältere Maschinen sind eher auf Bauholz und damit auf Durchsatz ausgelegt, weniger auf eine perfekte Oberfläche.
- Eine genaue Anzeige der Tischhöhe kann ich sehr empfehlen - das gabs bei Kölle z.B. per Messuhr. Damit schätzt man Zehntel nicht, sondern stellt sie präzise ein.
- Schau dir die Vorschubwalzen an - die sind teils nur aus Stahl, auf der Einzugsseite sehr tief geriffelt und auf der Auszugseite glatt. Ich halte gummierte Walzen für meilenweit überlegen (ordentliche Traktion, keine Abdrücke), die können aber bei dem Alter evtl. schon gelitten haben.
Ansonsten, nachdem du ja glücklicherweise über genügend Platz verfügst: Viel Spaß mit den Maschinen, die sparen teils richtig Arbeit (z.B. falls man Leimholz herstellt) und machen auch so einfach Freude.
Beste Grüße
Max