Re: elektrostatische Aufladung
Verfasst: Mi 19. Mai 2004, 05:39
[In Antwort auf #3385]
Hallo,
ich versuche die Anforderungen aus elektrotechnischer Sicht mal ganz gerafft darzustellen:
Grundanforderung: Berührungsschutz
Jedes (berührbare) leitfähige Teil soll an den allgemeinen Potentialausgleich (kurz "Erdung") angeschlossen werden. Damit ist sichergestellt, dass diese Teile keine gefährlichen Spannungen mehr führen können.
Für eine Absaugung bedeutet das: Kessel, Kanäle etc. aus Metall müssen untereinander leitfähig verbunden werden (notfalls über eine separate Drahtbrücke) und insgesamt mit dem Potentialausgleich (PA) verbunden werden. Das kann, ausreichende Installationsquerschnitte vorausgesetzt, über eine vom Schutzleiter (NIE vom Nulleiter!) abgezweigte Klemme erfolgen, ansonsten über eine separate Leitung mit min. 4mm² Querschnitt.
Bei nicht leitfähigen Bauteilen ist ein Potentialausgleich grundsätzlich nicht vorgeschrieben.
Zusätzlich möglich bzw. in bestimmten Umgebungen nötig: Schutz gegen elektrostatische Entladungen (Electrostatic Discharge - ESD)
Können auf nicht leitenden Öberflächen elektrostatische Aufladungen entstehen, deren Energie entweder dem Menschen gefährden oder aber, abhängig von der Umgebung, zur Gefahr von Folgeschäden führen kann (z.B. explosionsgefährdete Bereiche oder Verarbeitung elektostatisch empfindlicher Materialien), müssen diese Ladungen unschädlich abgeführt werden.
Beispiele wie das erreicht werden kann:
- Saugschläuche mit eingebetteter Drahtspirale oder Kupferlitze (die muss dann aber auch an den PA angeschlossen werden!)
- leitfähige Kunststoffe
- leitfähige Oberflächenbeschichtung
Bei Werkstattsaugern (niedrige Luftvolumina, keine Absaugung explosionsgefährdeter Substanzen) reichen in der Regel die Standardschläuche.
Bei fest installierten Absaugungen sollte man Blechkanäle bzw. -rohre verwenden (PA nicht vergessen) und die flexiblen Schläuche kurz halten. Optimal wären Schläuche mit Drahtwendel.
Zusammengefasst ist ein weitreichender Schutz im Regelfall mit vergleichsweise geringem Aufwand zu schaffen.
Noch ein paar Worte zum Gefährdungspotential durch ESD in der Holzwerkstatt:
Beim Betrieb starker Gebläseanlagen kann es zu derart starken elektrostatischen Aufladungen kommen, dass ihre Energie ausreicht, um leicht brennbare Substanzen zu zünden, speziell wenn diese als Gemisch mit Luft vorliegen.
Und die gibt es in der Holzwerkstatt regelmäßig. Zwei Beispiele:
- Verdünnungen und Lacke. Speziell Nitrozellulose-Lacke, die im Holzbereich gern verwendet werden, sind sehr leicht brennbar. Nitroverdünnung-Luft-Gemisch ist in einem nicht zu kleinen Konzentrationsbereich explosiv. Aber auch Terpentin (und -ersatz) oder Spiritus sind in dieser Hinsicht gefährlich.
- Holzstaub-Luft-Gemische (Ja, die sind auch explosiv. Nicht nur brennbar, nein, sie verpuffen bzw. explodieren richtig.)
Im Gegensatz zur direkt sichtbaren scharfen Schneide unserer Werkzeuge sind diese möglichen Gefahrenquellen nicht sofort sichtbar. Mit geeigneten Maßnahmen sind sie aber genauso beherrschbar.
In diesem Sinne frohes Werken!
Gruß
Stefan
(Elektroingenieur, Sachverständiger für Informationstechnik und Nachrichtentechnik)
Hallo,
ich versuche die Anforderungen aus elektrotechnischer Sicht mal ganz gerafft darzustellen:
Grundanforderung: Berührungsschutz
Jedes (berührbare) leitfähige Teil soll an den allgemeinen Potentialausgleich (kurz "Erdung") angeschlossen werden. Damit ist sichergestellt, dass diese Teile keine gefährlichen Spannungen mehr führen können.
Für eine Absaugung bedeutet das: Kessel, Kanäle etc. aus Metall müssen untereinander leitfähig verbunden werden (notfalls über eine separate Drahtbrücke) und insgesamt mit dem Potentialausgleich (PA) verbunden werden. Das kann, ausreichende Installationsquerschnitte vorausgesetzt, über eine vom Schutzleiter (NIE vom Nulleiter!) abgezweigte Klemme erfolgen, ansonsten über eine separate Leitung mit min. 4mm² Querschnitt.
Bei nicht leitfähigen Bauteilen ist ein Potentialausgleich grundsätzlich nicht vorgeschrieben.
Zusätzlich möglich bzw. in bestimmten Umgebungen nötig: Schutz gegen elektrostatische Entladungen (Electrostatic Discharge - ESD)
Können auf nicht leitenden Öberflächen elektrostatische Aufladungen entstehen, deren Energie entweder dem Menschen gefährden oder aber, abhängig von der Umgebung, zur Gefahr von Folgeschäden führen kann (z.B. explosionsgefährdete Bereiche oder Verarbeitung elektostatisch empfindlicher Materialien), müssen diese Ladungen unschädlich abgeführt werden.
Beispiele wie das erreicht werden kann:
- Saugschläuche mit eingebetteter Drahtspirale oder Kupferlitze (die muss dann aber auch an den PA angeschlossen werden!)
- leitfähige Kunststoffe
- leitfähige Oberflächenbeschichtung
Bei Werkstattsaugern (niedrige Luftvolumina, keine Absaugung explosionsgefährdeter Substanzen) reichen in der Regel die Standardschläuche.
Bei fest installierten Absaugungen sollte man Blechkanäle bzw. -rohre verwenden (PA nicht vergessen) und die flexiblen Schläuche kurz halten. Optimal wären Schläuche mit Drahtwendel.
Zusammengefasst ist ein weitreichender Schutz im Regelfall mit vergleichsweise geringem Aufwand zu schaffen.
Noch ein paar Worte zum Gefährdungspotential durch ESD in der Holzwerkstatt:
Beim Betrieb starker Gebläseanlagen kann es zu derart starken elektrostatischen Aufladungen kommen, dass ihre Energie ausreicht, um leicht brennbare Substanzen zu zünden, speziell wenn diese als Gemisch mit Luft vorliegen.
Und die gibt es in der Holzwerkstatt regelmäßig. Zwei Beispiele:
- Verdünnungen und Lacke. Speziell Nitrozellulose-Lacke, die im Holzbereich gern verwendet werden, sind sehr leicht brennbar. Nitroverdünnung-Luft-Gemisch ist in einem nicht zu kleinen Konzentrationsbereich explosiv. Aber auch Terpentin (und -ersatz) oder Spiritus sind in dieser Hinsicht gefährlich.
- Holzstaub-Luft-Gemische (Ja, die sind auch explosiv. Nicht nur brennbar, nein, sie verpuffen bzw. explodieren richtig.)
Im Gegensatz zur direkt sichtbaren scharfen Schneide unserer Werkzeuge sind diese möglichen Gefahrenquellen nicht sofort sichtbar. Mit geeigneten Maßnahmen sind sie aber genauso beherrschbar.
In diesem Sinne frohes Werken!
Gruß
Stefan
(Elektroingenieur, Sachverständiger für Informationstechnik und Nachrichtentechnik)