Ist das die Zukunft des Schreinerns???
Re: Ist das die Zukunft des Schreinerns???
Hallo Heiko,
da kann ich Dir nur zustimmen. Manchmal ist die Frage wirklich nur, etwas möglichst automatisiert zu fertigen oder es nicht zu fertigen. Oder in China.
Lieber ein Schreiner an einer CNC-Maschine als ein Schreiner auf dem Arbeitsamt.
Viele Grüße,
Gerhard
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Re: Ist das die Zukunft des Schreinerns???
Hallo
Heiko Recht hast Du, wer sich dieser Entwicklung widersetzt, kann gleich seinen Laden zumachen.
Diese Techniken machen aus der Stückzahl 1 die kleinste Serie, wenn ich nur zurückdenke in meinem Beruf als Konstrukteur, so z.B. mit der Verbindung CAD und Stereolythographie war man in der Lage in wenigen Tagen vom Entwurf zum funktionstüchtigen Geräten zu kommen wo man früher Monate dazu brauchte und genau diese Schnelligkeit war nötig, um im Wettbewerb bestehen zu können.
Gott sei Dank unterliegen wir ja nicht solchen Zwängen, wir suchen den Spaß bei der Arbeit und wenn es uns dann gelingt mit einfachen Mittel brauchbares herzustellen, dann ist das unsere Genugtung und vielleicht auch eine logische Konsequenz wenn man im Beruf mit immer höherwertigen Techniken konfrontiert wird (bei mir war es jedenfalls so).
Heiko, ich denke mein Sohn hat einen Verstärker aus Deiner Firma
Gruß Franz
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Re: Ist das die Zukunft des Schreinerns???
Hallo Franz,
ich denke es ist bei mir ähnlich wie bei dir. Im Berufsalltag habe ich High-Tech Maschinen und Computer um mich herum, beim Design und der Konstruktion spielen die Lohnkosten eine große Rolle. Zuhause habe ich dann zwar auch Maschinen und entwerfe am PC, aber hier führt immer noch die eigene Hand die Maschine und kein Kostendenken im Bezug auf Arbeitszeit steckt hinter den eigenen Entwürfen. Alles geht etwas langsamer und das ist auch gut so.
Gruß
Heiko
P.S. hoffentlich ist dein Sohn mit dem Verstärker zufrieden und es ist auch wirklich einer von uns (Hughes & Kettner / HK Audio):-)
Re: Ist das die Zukunft des Schreinerns???
Hallo,
bei all dem Fortschritt muss man aber auch sehen wie viele Schreiner dabei auf der Strecke bleiben, denn diese Maschinen werden nur zu dem Zweck der Senkung der Lohnstückkosten angeschafft. Immer weniger Schreiner sind in Lohn und Brot, dank dieser Maschinen.
Offenbar verlangt dies die Globalisierung, der Preis dafür, das wir mit Billiglohnländern konkurieren müssen.
Ich mag solche seelenlosen Möbel nicht und mag auch nicht, trotz aller Liebe zum deutschen Maschinenbau, mit dem Preis für ein Möbel lediglich den Abtrag fürs Bearbeitungszentrums mittragen.
Dem Werkstoff Holz wird dieser Verarbeitung, oder ist es eine Vergewaltigung, nicht gerecht.
Gruß Dietrich
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Re: Ist das die Zukunft des Schreinerns???
Hallo Dietrich,
ich glaube das siehst du etwas falsch. Eine Maschine, egal wie sie gebaut ist, ist lediglich ein Werkzeug. Es liegt in der Hand des Bedieners, was diese Maschine macht. Ob da nun ein seelenloses Möbel oder ein schönes Einzelstück herauskommt liegt einzig und allein am Schreiner, der es entwirft und fertigt.
Natürlich werden CNC gesteuerte Maschinen zur rationelleren Fertigung eingesetzt. Aber schau dir doch einmal an, was eine Schreinerei in der heutigen Zeit fertigt. Die meisten leben vom Ladenbau, Messebau und der Montage von fertigteilen. Ich selbst hatte das glück meine ausbildung in einer kleinen Dorfschreinerei zu machen, mit Stammkunden und viel Möbelbau. Aber überleben konnte die Firma nur durch Messebau und einige Hotels, die man als Kunden hatte.
Leider ist es heute so, dass Möbel zu Wegwerfgegenständen geworden sind, die einer Mode unterligen. Es gibt halt nicht mehr viele, die eine Möbelstück ein ganzes Leben lang behalten. Wei sonst könnte man solche Fehltritte wie die schwarzen, kunsstoffbeschchteten Möbel aus den 80ern erklären?
Fakt ist nunmal, dass es kaum noch Schreiner gibt, die Möbel für Privatleute anfertigen. Die wenigen Kunden, die sich noch Möbel bauen lassen sind dann meist auch Besserverdienende. Das Gros der Aufträge, die Schreinereien hierzulande haben besteht nunmal aus Kleinserien und Objekteinrichtungen. Durch die immer wilder werdenden Erntwürfe der Architekten geht es nicht mehr ohne CNC. Die Betriebe, die keine eigene CNC haben, gehen Kooperationen ein.
Deine Ansicht, dass die fortschreitende technische Entwicklung im Handwerk Arbeitsplätze kostet teile ich ganz und garnicht. Ich kenne viele Handwerksbetriebe, die früh genug die Chancen erkannt haben, die in der neuen Technik liegen und sich mit hohem finanziellen Risiko vergrößert haben. Der Erfolg gab ihnen Recht. Natürlich ist es für einn Altgesellen, der seit 30 Jahren als Schreiner arbeitet deprimierend zu sehen, wie so ein junger Schnösel fürs Spielen am Computer genausoviel oder gar mehr Geld bekommt als er. Aber genau dieser Altgeselle zog vermutlich schon den Zorn seines Altgesellen aufsich, weil er mit der neuen Tischfräse und den neuen Fräsern viel besser zurechtkam, oder die neuen Beschläge viel besser montieren konnte, weil er genau mit diesen neuen Techniken "groß geworden" ist.
Ich schätze deinen Idealismus und rechne es dir hoch an, dass du so standhaft diesen Weg beschreitest und wünsche dir auch, dass du dies weiter so machen kannst, aber du wirst diese Entwicklung nicht aufhalten können.
Gruß
Heiko
Fortschritt
die "Tischlereien von heute" sind entweder Insustriebetriebe, nichteinmal mehr Manufakturen, oder sie sind Vertriebs- Service, und Montagebetrieb eben dieser Industriebetriebe. Mit Handwerk haben sie allesamt nichts mehr zu tun.
Und daran hat nichtzuletzt der eigenartige Kartellschutz des Handwerks durch eifersüchtig den Markt bewachende Kammern zu tun.
Wer als "Handwerksbetrieb" im Wettbewerb bestehen will, ist gewzungen entweder zu rationalisieren, zu expandieren, und Maschinen statt Hände werken zu lassen (Bauelementefertigung etwa) oder er gibt das Fertigen auf, und spezialisiert sich auf Verkausgespräch (Leistung des Meisters) und einschäumen der aus der Elementenfabrik bezogenen Bauteile. (Leistung der Gesellen)
Für mit den Händen schaffende ist kein Platz in diesem System, schon weil das organsierte Handwerk Stundensätze vorgiebt mit denen handwerkliche Einzelstückfertigung nicht möglich ist. Jedenfalls nicht so das man kein Geld mitbringen müsste um so einen Betrieb am Leben zu erhalten.
Ausserhalb des HWK Systems stehende jedoch werden eifersüchtig verfolgt und Ihnen auf rechtlich Fragwürdige Art und Weise die Existenz unmöglich gemacht. Nicht nur Ungelernten nebenbei. Damit Verfolgt das ordanisierte Handwerk gerade die die seine Kunst noch als Beruf auszuüben bereit wären, anstatt ein Bearbeitungszentrum nach dem nächsten zu finanzieren.
Maschinen* verdienen kein Geld. Hände verdienen Geld. Maschinen werden abgeschrieben, der daran Arbeitende nicht zum Leistungsträger sondern zum zu einer Last, dem leidigen Lohnkostenerzeuger degradiert.
Maschinen bedeuten Abhängigkeit von Banken, erwirtschaften von Systemkosten und Abschreibung. Das Ratiuonalisierung Arbeitsplätze schaffen oder retten könnte ist sehr kurz gedacht. Sie bedeutet Knowhowverlust, und bringt einen Vorsprung nur solange die Wettbewerber nicht nachgezogen, einen überholt, oder aufgegeben haben.
Es ist doch schon eigenartig das das sich in einer Hochrüstungsspirale befindliche "Handwerk" es nötig hat den Händen das Arbeiten zu verbieten, um überleben zu können...
http://www.buhev.de/seiten/index.html
*im Sinne von Automaten
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Re: Fortschritt
Hallo Till,
du scheinst eine sehr verbitterte Meinung zu haben und hast dafür mit Sicherheit einen Grund. Aber wie viele Gegner des Meisterzwanges siehst du nur die Nachteile. Ich selbst habe meinen Meister mit viel Freizeit- und Bargeldverlust gemacht. Ob ich es wieder machen würde kann ich nicht mit Sicherheit sagen.
Aber vieles was du schreibst ist so einfach nicht richtig. Es gibt keinen Zwang für einen bestimmten Stundensatz. Es gibt Empfehlungen von den Innungen (von diesem Verein halte ich nicht sehr viel),es gibt Tarifverträge, die den Lohn der Angestellten regeln, wie es auch sein muss, aber was dem Kunden an Geld abverlangt wird steht jedem Unternehmen frei.
Was die Produktpalette angeht, so folgen die Schreiner auch nur den Gesetzen des Marktes. Leider gibt es keinen großen Markt mehr für "echte" handwerkliche Leistungen.
Ich selbst hätte nichts gegen eine liberalere Haltung und eine Abschaffung des Meisterzwanges. Der Markt würde das selbst regeln und nur die Guten würden am Ende übrigbleiben.
Was ich aber immer wieder beobachte, ist eine ablehnende Haltung gegenüber modernen Techniken, von denen, die sich noch nie eingehend damit beschäftigt haben. Die Zeiten, in denen die Hände das Geld verdienen sind noch nicht vorbei, aber dies gilt derzeit in Ländern wie China und das Geld verdienen nicht die Hände, die sich schmutzg machen. In Deutschland sind die Zeiten, in denen das Geld mit den Händen verdient wurden lange vorbei. Hier ist es der Kopf und die Maschinen, die das Geld verdienen.
Aber so langsam glaube ich geht diese Diskusion in eine Richtung, für die dieses Forum nicht der geeignete Platz ist, da es zu politisch und wirtschaftlich wird. In diesem Forum sollten wir von angenehmeren Dingen reden.
Gruß
Heiko
unsere Eltern haben es verbockt
[In Antwort auf #26970]
Hallo Heiko,
zugegeben etwas überspitzt...........
Vor einige Zeit las ich einen Artikel in dem es um japanisches Verbraucherverhalten in Bezug auf Möbel ging. Dort wurde mitgeteilt das man in Japan sehr teure handgefertigte Möbel mag, die allerdings keiner Mode unterliegen und auch sehr oft vererbt werden.
Wie immer wieder gefordert, Qualität und Beständigkeit machen aus teuren Produkten langfristig die kostengünstigste Variante.
Frage an den Schreinermeister Heiko, gibt es in unserem Raum überhaupt einen Möbelstil der annähernd unverändert seit Jahrzehnten gefertigt wird?
Bauhaus?
Gruß Dietrich
Hallo Heiko,
zugegeben etwas überspitzt...........
Vor einige Zeit las ich einen Artikel in dem es um japanisches Verbraucherverhalten in Bezug auf Möbel ging. Dort wurde mitgeteilt das man in Japan sehr teure handgefertigte Möbel mag, die allerdings keiner Mode unterliegen und auch sehr oft vererbt werden.
Wie immer wieder gefordert, Qualität und Beständigkeit machen aus teuren Produkten langfristig die kostengünstigste Variante.
Frage an den Schreinermeister Heiko, gibt es in unserem Raum überhaupt einen Möbelstil der annähernd unverändert seit Jahrzehnten gefertigt wird?
Bauhaus?
Gruß Dietrich
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Re: nein, das ist nicht die Zukunft des Schreinern
[In Antwort auf #26963]
Hallo Heiko,
selbstverständlich ändert sich jedes Berufsbild, das glaube ich auch. Mit dem Beruf des Schreiners oder Tischlers verbinden wir aber, denke ich, alle eine Tätigkeit, in der zumindestens noch Reste edes alten Berufsbildes erkennbar sind. Wenn ein NC- gesteuertes Laserschneidgerät (das genausogut Metall trennt) aus Plattenmaterial Teile brennt, wo ist da noch dieses Berufsbild? Welche spezifischen Fähigkeiten eines Schreines braucht das noch? Gar keine. Deshalb ist das kein Schreinern mehr. Versteh mich nicht falsch, das muss nichts Schlimmes sein. Aber der Beruf sollte dann auch anders heißen, beispielsweise NC- Strahlschneider.
Für mich ist es fast unvorstellbar, dass jemand, der in seiner Freizeit Holz bearbeitet, sich für so etwas erwärmen kann- all das, was er an seiner Freizeitbeschäftigung schätzt, ist verschwunden. Er unterliegt eben nicht, im Gegensatz zu dem gewerblich damit Befassten, dem Zwang, alle Möglichkeiten moderner Techniken (wenn sie denn Gewinn versprechen) mitzumachen. Zum Glück.
Friedrich
Hallo Heiko,
selbstverständlich ändert sich jedes Berufsbild, das glaube ich auch. Mit dem Beruf des Schreiners oder Tischlers verbinden wir aber, denke ich, alle eine Tätigkeit, in der zumindestens noch Reste edes alten Berufsbildes erkennbar sind. Wenn ein NC- gesteuertes Laserschneidgerät (das genausogut Metall trennt) aus Plattenmaterial Teile brennt, wo ist da noch dieses Berufsbild? Welche spezifischen Fähigkeiten eines Schreines braucht das noch? Gar keine. Deshalb ist das kein Schreinern mehr. Versteh mich nicht falsch, das muss nichts Schlimmes sein. Aber der Beruf sollte dann auch anders heißen, beispielsweise NC- Strahlschneider.
Für mich ist es fast unvorstellbar, dass jemand, der in seiner Freizeit Holz bearbeitet, sich für so etwas erwärmen kann- all das, was er an seiner Freizeitbeschäftigung schätzt, ist verschwunden. Er unterliegt eben nicht, im Gegensatz zu dem gewerblich damit Befassten, dem Zwang, alle Möglichkeiten moderner Techniken (wenn sie denn Gewinn versprechen) mitzumachen. Zum Glück.
Friedrich
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Möbelstile
Hallo Dietrich,
ich glaube das Bahaus ist auch in der heutigen Zeit immer noch prägend im Bezug auf Möbel. Gerade bei einem schwedischen Einrichtungshaus finden sich diese Formen meiner Meinung nach immer wieder.
Die ältern Stile wie Jugendstil oder Barrock lassen sich heute leider Aufgrund Ihrem Fertigungsaufwand durch die geschwungenen Formen kaum noch bezahlbar herstellen.
Der Klassizismus ist auch kaum zu finden (obwohl ich mein Meisterstück als klassizistisch bezeichnen würde) und Art-Deko ist nunmal auch nicht Jedermanns Sache und eher bei unseren amerikanischen Freunden und Elvis Fans zu finden.
Was derzeit an Möbeln gebaut wird, wird oftmals einfach nur als Moderne bezeichnet. In der Stilkunde wie ich sie gelernt habe wird dies aber noch nicht als eigenständiger Stil definiert, da hört es zeitlich beim Bauhaus auf.
Natürlich gabe es in späterer Zeit, besonders in den fünfzigern wieder ein wenig Eigenständigkeit (Nierentisch der Fünfziger, grelle Farben der Siebziger etc.) aber das würde ich als Mode bezeichnen, nicht als Stil.
Weiterhin setzte das Bauhaus auch auf Qualität und hochwertige Materialien, dies wurde aber in den Nachkriegsjahren nicht so stark berücksichtigt, da das Geld knapp war.
Ich glaube gerade im Bereich Möbeldesign gibt es von Designern und gerade von Meisterschülern viele gute Ansätze, aber wie ich schon in einem verhergehenden Beitrag schrieb legen die meisten Kunden mehr wert auf Aktualität und Mode, statt auf ein Zeitloses und hochwertiges Möbelstück, das ein Leben lang und länger hällt.
Was du von den Japanern schriebst ist für mich gut nachzuvollziehen. Ich glaube in Japan schaffen die Menschen etwas, das uns in Europa einfach nicht gelingt. Die Zusammenführung von Moderne und Tradition. Ich glaube in keinem anderen Land der Erde findet man solche Gegensätze, die aber für die Menschen dort selbstverständlich sind.
Gruß
Heiko