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In Antwort auf #116327]
Hallo Bernhard,
bin zwar kein Bogenbauer, habe aber am Wochenende einen Eibenast bearbeitet. Dies war die Spitze eines jungen Stamms, ca. 2 bis 3 Jahre getrocknet (in der Wohnung), außer am der Schnittfläche ohne Risse, Durchmesser: ca. 5cm unten bis ca. 3 cm oben.
Also Äste entfernen, entrinden, dünner machen/Splint abtragen, Finish. Zur Verfügung standen mir ein kleines Zugmesser von Pfeil, ähnlich dem von Veritas im Angebot des Hausherrn, und jeweils von Veritas drei Schabhobel: Flachwinkel-Schabhobel, Schabhobel mit gerundeter Sohle, Schabhobel konkav. Außerdem ordinäre Ziehklingen (0,8 mm).
Zunächst mal eine allgemeine Bemerkung zum Veritas-Hobel aus der Packung nehmen und loslegen. Ich hab das aus Ungeduld gemacht, ging auch. Dann habe ich mir doch die Zeit genommen, die gerade Klinge des Schabhobel mit gerundeter Sohle zu schärfen - ein sehr deutlicher Gewinn. Ist ja auch verständlich, wenn man die Klinge im Originalzustand anschaut: feine Riefen und eben nicht so glatt wie nach einem Abziehstein.
Der Einsatz des Flachwinkel-Schabhobels ist insgesamt gewöhnungsbedürftig. Darüberhinaus ist mir anfangs immer die Klinge aus dem Halter geflogen. Meines Erachtens ist die Konstruktion deutlich verbesserungswürdig. Die Halteschrauben sitzen nur zum Teil auf dem seitlichen Keil des Eisens und im Originalzustand sind beide zu glatt. Egal wie fest man die Schraube anzieht ("gleich nach fest kommt ab"), es hält nicht. Abhilfe habe ich dadurch geschaffen, dass ich mit einem Körner auf beide Seiten dieser Keilflächen auf dem Eisen, die zum Befestigen dienen, sehr viele Punkte geschlagen habe. Ist etwas mühsam, aber jetzt kann sich das Eisen in das weichere Material des Hobelkörpers und der Feststellschraube krallen, das Eisen rutscht nicht mehr raus.
Trotzdem, ich habe Mühe im Umgang mit diesem Hobel, würde ihn wahrscheinlich nicht mehr kaufen. Vielleicht fehlt mir auch nur die Übung.
Ums kurz zu sagen: Zugmesser fand ich am effektivsten für die Grobarbeit. Für das Finish, bei dem durchaus auch noch ordentlich Material abgetragen wurde, war die Ziehklinge unschlagbar. Bei den Hobeln gab es (wie natürlich auch mit dem Zugmesser) immer wieder tiefe, lange Ausrisse, wenn ich in meiner Ungeduld einfach so über die Aststellen drübergeratscht bin. Die sind ganz gemein, sind hart und stehen über. Also etwas energischer dagegen und schon hackt die Klinge nach dem Ast (in Zugrichtung gesehen) in die absteigende Faser und es ist passiert. Wahrscheinlich auch eine Eigenheit der Eibe. Das passierte auch mit den Hobeln, nicht aber mit der Ziehklinge.
Mit der Ziehklinge arbeiten kann man ganz gefühlsam, aber auch heftiger, dass Späne fliegen. Man braucht sie hier nicht zu biegen, deshalb geht es mit einer Hand, mit der anderen kann man ganz flexibel das Werkstück halten, das ist ganz angenehm. Bei längerer Arbeitszeit ist sicher ein Halter noch angenehmer.
Fazit: Zugmesser und Ziehklinge reichen, zusammen 60 , gerade 2/3 eines Veritas-Hobels.
Ach ja, einen Kunz-Schabhobel, am Anfang meiner Holzaktivitäten gekauft, habe ich auch noch. Da war nichts mit auspacken und loslegen, die Klinge erforderte viel Arbeit und taugt immer noch nicht so richtig (wenn ich das mit Veritas aus der Schachtel vergleiche).
Ludwig