Projekt Bucherregal: Vorschläge erwünscht.

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Wolfgang Jordan
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Zahnleistenhobel

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Thomas,

hier sind zwei Abbildungen aus Katalogen, die Zahnleistenhobel zeigen. Aus dem Katalog der Fa. Weiss & Sohn, Wien (1909) stammt diese Version:



Er unterscheidet sich von einem Grathobel der gleichen Firma nur in der Form des Anschlags, der hier einen schrägen Boden hat. Mir ist aufgefallen, daß der Hobel so nicht funktionieren kann, weil der Anschlag auf dem Grund der ersten Zahnreihe aufsitzt, bevor der Hobel tief genug geschnitten hat. Kann aber auch eine ungenaue Zeichnung sein.

Etwas älter noch (1894) sind diese beiden Modelle, die deutlicher erkennen lassen, wozu sie benutzt wurden:




In den Büchern von Spannagel und Flocken/Walkling wird übrigens gezeigt, daß man Zahnleisten auch mit halbrunden Löchern herstellen kann. Eine breite Leiste erhält entlang der Mittellinie eine Reihe von Bohrungen (Forstnerbohrer) und wird dann aufgetrennt. Das geht deutlich schneller und sieht sicher auch gut aus. Die zugehörigen Einlageleisten müssen meiner Meinung nach aber genauer passen als bei den dreieckigen Ausschnitten. Und wie man das ohne Oberfräse hinkriegt, weiß ich nicht.

Gruß, Wolfgang

Berthold Cremer
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Re: Zahnleistenhobel

Beitrag von Berthold Cremer »


Hallo!

Die Idee, Zahnleisten zu hobeln, ist sehr interessant.

Das müßte doch auch eigentlich mit einem Grathobel gehen!?

Übrigens meinte meine Frau, der ich davon erzählt habe, daß es unpraktisch wäre, die Leisten dazu zusammenzuspannen. Sie meinte, es wäre viel einfacher, wenn man die Leisten erst aufsägt, wenn man die Zähne angehobelt hat. Ich finde, da hat sie Recht. Bei meinem aktuellen Projekt werde ich das ausprobieren, wenn ich dann so weit bin.

Berthold

PS. Meine Frau liest und denkt hier auch mit, traut sich nur selber nicht zu schreiben.

Wolfgang Jordan
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Re: Zahnleistenhobel

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Berthold,

im Prinzip ist ein Grathobel geeignet. Tatsächlich wird aber der Anschlag im Weg sein, jedenfalls ist das bei meinen der Fall. Wenn man den entfernt und durch eine aufgespannte Führungsleiste ersetzt, könnte es gehen.

Ich glaube, die Leisten wurden auch so gefertigt, wie deine Frau das vorgeschlagen hat. Bei den gebohrten Leisten wird das auch so beschrieben, daß man ein dickeres Brett bohrt und dann erst auftrennt.

Ich beneide dich um deine holzinteressierte Familie. In dieser Hinsicht wäre ich etwas einsam, wenn es das Internet nicht gäbe;-)

Gruß, Wolfgang

Christof Hartge
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Re: Zahnleistenhobel

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo zusammen,
In dem Buch von "Der Tischhler" von Friedrich Wilhelm Merker ist die Zeichnung eines Zahnleistenhobles zu finden. Es ist ein praktisch ein Grathobel mit seitlichem Spanauswurf und fixer Führungsleiste am linken Rand.
Die Führungsleiste schlägt dann jeweils am Rand des letzten Zahns an. Das erscheint mir weitaus einleuchtender als das Patent von Weiß. Der Hobel muß doch gar nicht verstellbar sein.

Viele Grüße, Christof.

Dieter Schmid
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Re: Zahnleistenhobel

Beitrag von Dieter Schmid »

[In Antwort auf #95488]
Sehr gut die Idee mit dem Brett. Eine Zahnleiste muß ja nicht sehr breit sein, 10 bis 15 mm reichen, 4 Stück für eine Brettreihe ergäbe mit großzügiger Verschnittzugabe eine Brettbreite von 7 cm. Das läßt sich doch lässig mit einer feinen Handsäge machen, da braucht man keinen Grathobel.

Allerdings würde ich auf die Holzart achten, möglichst feinjähriges mit dichter und feiner Maserstuktur, also weder Eiche noch Kiefer, eher Buche oder ein Obstholz. Bei Eiche und Kiefer können die kurzen erhabenen Teile leicht abbrechen.

Grüße
Dieter

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