Zinken-Problem

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
axel rogge

Re: Ich glaube ihr habt's getroffen

Beitrag von axel rogge »


Hallo Wolfgang,

für diesen Link sollte man Dich zum Bundeskanzler machen!
Vielen Dank!
Axel.

Bernhard Dirr
Beiträge: 91
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Zinken-Problem

Beitrag von Bernhard Dirr »

[In Antwort auf #94154]
Hallo,

ich habe ein interessantes (englisches) Buch, das sich nur mit der perfekten Methode der Dove-tails beschäftigt. Ich würde eigentlich die relevanten Seiten gerne mal einscannen und hier zur Verfügung stellen, halte mich aber aus urheberrechtlichen Gründen zurück.

Eine Sache hat mir auf jeden Fall sehr gut gefallen und passt auch gut zum vorhergehenden Bildbeitrag:
In dem Buch wird zunächst gezeigt, wie man den Grundlinienanriss mit einem speziellen Streichmass in genau definierter, extrem geringer Schnitt-Tiefe ausführt (ich glaube, ungefähr so tief wie die Dicke zweier Zeitungsseiten). Und grundsätzlich gilt, dass jeder Riss heilig ist und nur tangiert, nicht aber "betreten" oder angetastet werden darf.
Jetzt wird vorgeschlagen, beim Austechen der Schwalbenschwänze auf der Aussenseite zu beginnen. Dabei wird der Stechbeitel (etwas breiter als die halbe Breite der abzustechenden Grundlinie) -wie üblich - mit der Fase in Richtung Abfall genau senkrecht in die Risslinie gestellt. Der Schlag mit dem Hammer ist aber kein echter Schlag, sondern nur ein Fallenlassen des Klüpfels aus relativ geringer Höhe. Die Eindringtiefe sollte zusammen mit dem Anriss nur Bruchteile eines Millimeters betragen (genaue Tiefe habe ich jetzt nicht im Kopf, ich denke so 0,5-0,7mm). Und jetzt wird - so ähnlich wie im vorigen Bildbeitrag, aber nicht mit ziehendem Schnitt, sondern wie mit dem Stechbeitel üblich - eine kleine Kerbe angestochen, die dann im weiteren Verlauf als Führung für den Stechbeitel dient. Das heißt, für das weitere Abstechen kann jetzt der Stechbeitel - wieder genau senkrecht - in dieser Kerbe geführt werden, und ein Auswandern aufgrund des Drucks der schrägen Fase wird verhindert odert stark vermindert. Auf diese Weise werden also von der Außenseite beginnend bis zur halben Tiefe die Schwalbenschwänze abgestochen.
Jetzt zur Innenseite:
Der große Unterschied bei der Innenseite ist, dass der erste Schlag nicht leicht, sondern richtig ordentlich ausgeführt wird, mit dem ausdrücklichen Ziel, dass der Stechbeitel durch den stärkeren Schlag und den Druck der Fase etwas (minimal!) auswandert. Letztlich bedeutet das, dass auf diese Art und Weise der Schwalbengrund auf der Innenseite geringfügig tiefer ausgestochen wird als auf der Aussenseite.

Ich habe die Methode an einem Versuchsstück mal ausprobiert, und war überrascht über das gute Ergebnis.

Nur nebenbei: das zitierte Buch, das von einem ältern, sehr erfahrenen Handwerker stammt, enthält noch eine Reihe weiterer Tips. So wird hier vorgeschlagen, wegzukommen von der Idee, die Schwalben und Zinken auf Anhieb richtig auszusägen. Man solle ganz bewusst etwa 1 mm vom Riss entfernt sägen, und den Rest mit dem Stechbeitel ausarbeiten. Dazu mit dem Stechbeitel am besten von allen Seiten her zunächst sauber am Riss arbeiten und dann den Rest in der Mitte abnehmen. Ausserdem wird zu Recht größter Wert darauf gelegt, dass die Schwalbenflanken absolut rechtwinklig gearbeitet werden, weil andernfalls beim Anreisen der pins die größten Fehler entstehen (das muss man sich mal selbst verdeutlichen!). Hier wird übrigens zum Anreissen der pins ein Hobeleisen empfohlen, das eben dann auch völlig plan an der Flanke der Schwalbe anliegen muss und dann nur ins Gegenholz gedrückt wird.

Das ist leider mit Worten alles nicht leicht zu beschreiben, da wären ein paar Bilder einfach besser. Wenn jemand ganz brennendes Interesse an dem Buch hat, kann er mir ja mal mailen.

Zum Trost für alle: Ich habe mir kürzlich noch ein anderes englisches Buch zugelegt, "Complete Woodworking" oder so ähnlich, insgesamt auch ganz nett, aber: Auf 2 Seiten wird dann auch Schritt für Schritt und mit Hochglanzfotos gezeigt, wie man eine ordentliche Schwalbenschwanzzinkung ausführt, und stolz wird dann auch das Ergebnis gezeigt: Ich kann nur sagen, da pfeift der Wind durch alle Ritzen, die Zinkung sieht aus wie ausgefressen. Da bin ich mir sicher, dass jeder von uns - noch mit einer Hand auf den Rücken gebunden -bessere Ergebnisse abliefert!

Das solls für heute gewesen sein,
Gruß,
Bernhard



Dieter Schmid
Beiträge: 668
Registriert: Di 25. Sep 2018, 21:10
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Re: Zinken-Problem

Beitrag von Dieter Schmid »


Danke für die hilfreichen Hinweise. Autoren und Titel der beiden Bücher möchtest Du uns aber doch nicht vorenthalten? Bin neugierig, auch auf das zweite Buch.

Dieter

Bernhard Dirr
Beiträge: 91
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Zinken-Problem

Beitrag von Bernhard Dirr »


Titel und Autor sollten die leichteste Übung sein:
Das erste (und empfehlenswerte) Buch heisst:
"The Precision Handcutting of Dovetails",
Autor: Cecil E. Pierce
Jahr 1995
ISBN 0-9628001-4-7
Monmouth Press, USA

Als Preis ist 20$ angegeben, wobei mein Exemplar offensichtlich aus England stammt, denn es klebt noch ein Preisschild mit 12.95 engl. Pfund darauf.

Das zweite Buch ist neueren Datums, hat insgesammt ein sehr schöne und hochwertige Aufmachung, schöne Fotos. Ist ein typisches "Rundumschlag"-Buch, in den Details dann eher schwach. Insbesondere die vorgestellten Projekte (bis auf ein oder zwei Ausnahmen) haben zum Teil untere Heimwerkerqualität.
"The Complete Practical Woodworker"
Autor: Stephen Corbett
Jahr 2001
Anness Publishing Limited
Preis 20 engl. Pfund.

Ich habe versucht, das besagte Bild der "mustergültigen" Schwalbenschwanzverbindung einzuscannen und werde es Dieter schicken, mit der Bitte es einzustellen. Ich denke, es ist Trost für jeden von uns, zu sehen, was hier von scheinbaren Profis abgeliefert wird.

Gruß,
Bernhard

PS: Vor lauter Einscannen habe ich natürlich die Aktion mit der Schleifführung verpasst...



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