Doppelschleifer mit Nass-Scheibe (Elektra Beckum) *MIT BILD*

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Bernd Grunwald
Beiträge: 472
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Doppelschleifer mit Nass-Scheibe (Elektra Beckum) *MIT BILD*

Beitrag von Bernd Grunwald »


Liebe Holzwerker,

aus dem Nachlass eines Bekannten bekam ich den unten abgebildeten Doppelschleifer. Er hat eine Nass-Scheibe mit 200 mm Durchmesser, die ich gerne zum Schärfen von diversen Werkzeugen nutzen möchte. Die Scheibe hatte allerdings eine ordentliche Unwucht. Außerdem war die Oberfläche der Scheibe nicht mehr in Form. Mit einem in der Hand an einer Auflage geführten kleinen HM-Drehstahl konnte ich die Unwucht zwar nicht komplett beseitigen aber doch erheblich reduzieren. Danach habe ich eine Diamant-Scheibe (unten links im Foto zu sehen) auf die Nass-Scheibe gehalten und konnte auch so noch einen weiteren Abtrag erzielen. Das Resultat war eine deutliche Verbesserung des Rundlaufs und des optischen Zustandes der Nass-Scheibe. Sie sah wieder aus wie neu.

Dann habe ich mittels einer Schleifhalterung (Prinzip Tormek) das erste Stemmeisen auf der Nass-Scheibe geschärft. Es ist wunderbar scharf geworden - allerdings hat der Schärfvorgang extrem lange gedauert - viel zu lange, sodass ich damit eigentlich kein zweites Eisen mehr schärfen möchte.

Diese Erfahrung hat bei mir zu einigen Fragen geführt, die ich hiermit gerne in die Experten-Runde geben möchte.

1. Was für eine Scheibe ist das? Edelkorund? Sandstein? Naturstein? Edelkorund sollte wohl eher durchgängig weiß (bzw. einfarbig) sein, meine Scheibe ist aber eher gelblich und enthält schwarze Schlieren (dunkle Kornsträhnen), was mich vermuten lässt, dass es sich hierbei nicht um Edelkorund, sondern um irgendeinen Sandstein (Naturprodukt) handeln könnte.

2. Warum hat das Schleifen so lange gedauert? Habe ich die Oberfläche der Scheibe mit dem Diamantstreifen zu glatt gemacht?

3. Wie kann man die Scheibe so konditionieren, dass sie schneller schleift?

Bin gespannt auf eure Antworten. Vielen Dank im Voraus.

Gruß
Bernd







Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Doppelschleifer mit Nass-Scheibe (Elektra Beck

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Bernd,

die Unwucht entsteht, wenn der Stein im Wasser stehen bleibt, also nach dem Schleifen immer das Wasser ablassen.

Gruß
Heinz

Bernd Grunwald
Beiträge: 472
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Re: Doppelschleifer mit Nass-Scheibe (Elektra Beck

Beitrag von Bernd Grunwald »


Hallo Heinz,

vielen Dank für deine Antwort. Dass Unwucht entsteht, wenn nur ein Kreissegment der Scheibe mit Wasser vollgesogen ist, ist mir bekannt. Die Unwucht und die daraus möglicherweise resultierende Unrundheit der Scheibe (wenn man bei Unwucht schleift) stammt aus der Zeit meines Vorgängers. Ich habe versucht, die Scheibe von oval wieder auf rund zu kriegen, was mir mit den bescheidenen Bordmitteln (HM-Drehstahl und Diamantstreifen) auch einigermaßen gelungen ist. Trotzdem würde ich gerne wissen, aus welchem Material die Scheibe besteht und wie ich sie aggressiver machen kann, denn das Schleifen auf dieser vermutlich zu glatten Scheibe ist frustrierend. Es dauert viel zu lange.

Gruß
Bernd


Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Korund oder Quarz?

Beitrag von Philipp »


Hallo Bernd,

anhand des Bildes wird Dir das keiner mit Sicherheit sagen können. Ich halte es aber für sehr unwahrscheinlich, dass bei einem Schleifgerät nach 1945 noch natürlicher Sandstein verwendet wurde. In günstigen Schleifmitteln werden häufig Recyclate aus abgenutzten Schleifwerkzeugen eingesetzt, d.h. da kommen schon gerne mal Brauner Korund (Normalkorund), Edelkorund und SiC-Reste zusammen, und ein paar Körnchen genügen in einer weißen Matrix schon, um einen "schmutzigen" Eindruck zu erwecken.

Du könntest Dich mal versuchsweise über die Dichte des Steins an Deine Frage annähern. Edelkorund hat, je nach Porosität, eine Dichte von ca. 3,7 bis > 3,8, Quarz von 2,7 g/cm³.
Ermittle mal einfach aus Gewicht und Volumen des Steines seine Dichte, gleiche Porosität des Schleifsteines vorausgesetzt. Liegt die Dichte > 2,7 g/cm³, fällt Quarz schon mal raus und ein synthetisches Schleifmittel ist wahrscheinlich.

Viele Grüße
Philipp

Bernd Grunwald
Beiträge: 472
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Re: Korund oder Quarz?

Beitrag von Bernd Grunwald »


Hallo Philipp,

vielen Dank für den Hinweis auf die Dichte des Materials. Das werde ich prüfen. Für die Gewichtsermittlung der Scheibe muss diese allerdings ausgebaut werden. Außerdem muss sie wohl komplett trocken sein, oder?

Jedenfalls habe ich damit schon mal ein richtungsweisendes Kriterium zur Beantwortung von Frage 1. Guter Vorschlag, danke dafür.

Gruß
Bernd

Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Re: Korund oder Quarz?

Beitrag von Philipp »


Hallo Bernd,

wenn die Dichte - trocken oder nass - über 2,7 g/cm³ liegt, dann kann es kein Quarz sein, denn diese Dichte hätte die Scheibe bei 0 % Porosität, was aber nicht gegeben ist.

Gruß, Philipp



Bernd Grunwald
Beiträge: 472
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Re: Korund oder Quarz?

Beitrag von Bernd Grunwald »


Hallo Philipp,

nach dem Ausbau der Scheibe ergibt sich folgendes Resultat:

Durchmesser: 19,6 cm, d.h. R = D/2 = 9,8 cm (Wellenlochdurchmessser: 2 cm, d.h. rw = 1cm)
Dicke der Scheibe: 4 cm

Volumen V = (Pi x 9,8 x 9,8 x 4) - (Pi x 1 x 4) = 1206,9 - 12,6 = 1194,3 cm3
Gewicht der Scheibe: 2754 Gramm (auf der Küchenwaage gewogen)

Demnach beträgt die Dichte: 2754/1194,3 = 2,3 g/cm3 (also deutlich niedriger als 2,7 g/cm3)

Was nun? Wenn ich richtig gerechnet habe, dann scheint es sich - gemäß deinen Angaben - nicht um Korund, sondern um Quarz (bzw. Sandstein) zu handeln ...

Gruß
Bernd


Andreas Schrader
Beiträge: 10
Registriert: Mo 25. Okt 2021, 23:04

Re: Korund oder Quarz?

Beitrag von Andreas Schrader »


Abend

Wir haben in der Werkstatt Schleifböcke mit feiner & grober Körnung.
Kann es sein das deine Scheibe einfach sehr fein in der Korngröße ist?
Der Abtrag am Stahl ist mit dem feinen sehr gering,
ist eher dazu da das vorgeschliffene Profil sauber zu schleifen.

Jedenfalls liest sich deine Beschreibung für mich so.

Grüße Andreas

Bernd Grunwald
Beiträge: 472
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Re: Korund oder Quarz?

Beitrag von Bernd Grunwald »


Hallo Andreas,

eine sehr feine Korngröße wäre eine mögliche Antwort auf meine Frage Nr. 2 (warum hat das Schleifen so lange gedauert?). Ob es die richtige oder die einzig mögliche Antwort ist, weiß ich allerdings nicht. Wie bzw. anhand welcher Kriterien kann man die Korngröße einer Schleifscheibe erkennen oder ermitteln?

Gruß
Bernd

Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: Korund oder Quarz?

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Hallo Bernd,
ich hab eine identische auch von Elektra Beckum allerdings in Blau mit einer Korrundscheibe 175x25mm und
einer Sandstein 200x40 so wie Du. mit einer Umdrehungszahl von 126 / min und der Wasserkühlung ist das
im Grunde ein guter Schärfstein.
Die braunen Flecken und schwarzen Streifen sind Rückstände vom Schleifen und haben nichts mit der
Zusammensetzung der Scheibe zu tun.
Das Schleifen auf Sandstein muß man mögen oder man steigt auf Tormek um.
Eine Tormekscheibe hab ich auch schon auf der Beckum ausprobiert, allerdings fehl mir noch eine
gute Auflage, damit das richtig Sinn macht. Der schwarze Wasserkasten ist zu unstabil als Auflage.
Ich würde das Maschinchen behalten und pimpen :-)
A.

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