eine Grünholzschale *MIT BILD*

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
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Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

eine Grünholzschale *MIT BILD*

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Ich hab zwar das Thema unter "ein Ast bricht ab" angefangen, ich denke aber die Schale ist ein eigenes Thema wert.

Wie berichtet hab ich am Samstag den abgerissenen Ast klein gesägt und anschließend aus dem grünen Holz eine Schale geformt, ich wollte sehen ob einschlägige Berichte zutreffen, das man bei Grünholz durch dünne Wandstärken Schwundrisse vermeiden kann.
Die Schale hatte ich jeden Tag in der Hand, ich stellte fest, dass sie sehr schnell an Gewicht verlor, dabei hab ich sie noch nicht einmal besonders geschont, ich hatte sie hier auf dem Schreibtisch liegen, wo morgens gelüftet wird und auch schon mal ein Durchzug entsteht.
Durch den großen Stirnholzanteil wurde auch die Feuchtigkeit schnell nach außen geführt.
So traute ich mich gestern, sie fertig zu bearbeiten, ich dachte, durch die Oberflächenbehandlung verliert sie ja noch mal an Wandstärke.
Beim Finish stellte ich fest, dass ich mit der Bandsäge beim Zuschneiden an einer Stelle zu tief geschnitten hatte, im nassen Zustand war das kaum auszumachen, das Holz war viel langfaseriger und überdeckte so den zu tiefen Schnitt.
Den zu tiefen Schnitt musste ich gestern noch ausbessern, so das ich heute noch den 320er Schliff machte und anschließend mit Livosöl behandelte.

Die fertige Schale, wie ich schon im ersten Bericht vermutete, die kräftige Rottönung die sich beim Sägen zeigte und nach kürzester Zeit verblasste, kam beim Ölen wieder zurück.
Die Form finde ich nicht besonders berauschend, ich hatte zu überhastet angefangen, später hatte ich eine bessere Idee, da war es aber zu spät.

Bild 1



Die Unterseite, den Holzanteil durch die dicken Füße verringerte ich durch 12mm Bohrungen, die Schale hat solch dünne Wandstärken, beim notwendig kräftigen zupacken, konnte man schön sehen wie sie sich verformte.

Bild 2



An einer Stelle war die Baumrinde wie eine Blase nach innen gewachsen, an dieser Stelle ist die Wandstärke besonders dünn, im Gegenlicht kann man die Stelle gut ausmachen, komischer Weise schien das Licht im feuchten Zustand wesentlich stärker durch wie später beim trockenen.
Die braune Stelle ist die schwache Stelle, darunter der helle Fleck ist noch ein Rest Baumrinde.

Bild 3



Der kleine Strich im Grund der Schale ist der reparierte Schnitt mit der Bandsäge, dass sich an dieser Stelle keine Verwerfung ergab, hat mich gewundert.

Nun bin ich gespannt, ob mein Optimismus recht behält, oder ob des dicke Ende noch kommt und die Schale noch aus den Fugen gerät, mein Gefühl sagt mir, es bleibt so wie es ist.

Bild 4



Gruß Franz


Andreas Lev
Beiträge: 154
Registriert: Mo 3. Dez 2018, 17:48

Re: eine Grünholzschale

Beitrag von Andreas Lev »


Hallo Franz,

Die Schale ist wunderschön geworden! Die Technik der Grünholz Bearbeitung kenne ich aus der Drechselei, habe aber selbst kaum Erfahrung damit (bis jetzt).

Ich bewundere wirklich Deine Kreativität und Dein handwerkliches können!

Viele Grüße

Andreask

albrecht
Beiträge: 16
Registriert: Do 23. Nov 2017, 18:37

Re: eine Grünholzschale

Beitrag von albrecht »


Hallo Franz,

ich bin vom Anblick der Schale überwältigt.

Das Bearbeiten von Grünholz ist bestimmt schön, da es sehr Naturverbunden ist. Keine großen teuren Maschinen und Ausrüstungen und doch so schöne Objekte. In einer Zeitschrift "Holzwerken" war ein Bericht über das Arbeiten mit einer Dechsel usw.. In meiner Nähe wohnt eine Holzbildhauerin, zu der ich Kontakt habe und diese interessiert sich auch für diese Alten Techniken. Gern möchte ich auch in das Thema "Grünholz" einsteigen. Wie beginnt man da am besten? Welche Bücher oder andere Möglichkeiten zum erlernen dieser Fertigkeiten, kannst du mir nennen?

Lg.Thomas


reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: eine Grünholzschale

Beitrag von reinhold »


hallo Albrecht oder Thomas ?

neu hier? Dann herzlich willkommen!

Deine Frage lässt sich kurz und knapp beantworten . Schau mal da : http://www.feinewerkzeuge.de/buch.html

viele Grüsse
und viel Erfolg mit dem Grünholz!
reinhold

albrecht
Beiträge: 16
Registriert: Do 23. Nov 2017, 18:37

Re: eine Grünholzschale

Beitrag von albrecht »


Danke reinhold für den Link.Kann man Grünholz auch ohne Drechseln bearbeiten? So wie z.B. die Schale von Franz.

Gruß Thomas
albrecht ist nur mein Nickname!


Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

die Schale nach zweitem Schliff *MIT BILD*

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Thomas
Wie hab ich mich dem Thema Grünholz genähert? Bei mir hatte sich festgesetzt, stellst du ein Teil aus frischem Holz her, sollten die Wandstärken sehr gering sein, gibt es keine Holzansammlungen, können auch keine Spannungen sich aufbauen, soweit die Theorie, als ich dann den Apfelast aufsägte und den schönen roten Kern sah, kam ganz spontan die Absicht die Schale zu versuchen, zu dem Zeitpunkt hatte ich keine große Hoffnung, das hier was brauchbares dabei raus kommt, erst an den folgenden Tagen, als ich die schnelle Trocknung erlebte, wurde ich zuversichtlicher.
Man stellt sich vor, Samstag vor acht Tagen war das noch ein Teil unseres Apfelbaumes und heute steht sie als Schale neben mir auf dem Schreibtisch, hätte ich früher nicht für möglich gehalten.

Zur Schale, ich hab sie wieder geschliffen, wollte erst nur mit 320er Korn, stellte dann aber doch kleine Unebenheiten, wie kleine Wellen fest, die doch vom Grünholz herstammen könnten, so hab ich das ganze Teil zuerst mit 150er Korn und dann mit 320er geschliffen, mit der Ziehklinge wollte ich nicht mehr ran gehen, erstens müsste ich die unbedingt neu abziehen, zweiten hab ich die Erfahrung gemacht, überschleife ich nicht jede kleine Fläche, die ich mit der Ziehklinge bearbeitet habe, kommt es beim Ölen zu sehr unschönen Flecken.
Hier einige Bilder:

Es ist immer wieder erstaunlich, wie Obsthölzer sich so gut glätten lassen, das angreifen der Schale macht richtig Spaß.

Bild 1



Ich sagte doch, einige Stellen sind sehr dünn, das Licht scheint durch, als das Holz noch nass war, war der Fleck viel größer und heller.

Bild 2



hier noch einige andere Bilder

Bild 3



Bild 4



Bild 5



Gruß Franz

albrecht
Beiträge: 16
Registriert: Do 23. Nov 2017, 18:37

Re: die Schale nach zweitem Schliff

Beitrag von albrecht »


Hallo Franz,

danke für deine Antwort und die schönen Bilder. Mich interessiert, wie du aus den aufgesägten Ast so eine schöne Schale hergestellt hast. Welche Techniken, um die Form herauszuarbeiten. Schließlich muß ja viel Holz von dem Rohling abgetragen werden. Auch wie du das mit den Füßen gemacht hast. Du siehst, viele Fragen.
Mit der Drechselbank kannst du ja bei solch einer Form nicht arbeiten, oder?

Gruß Thomas


Gerhard
Beiträge: 2465
Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Re: eine Grünholzschale

Beitrag von Gerhard »


Hallo Albrecht/Thomas,

ich gehe mal davon aus daß Du da irgendwo ins falsche Feld gerutscht bist. "Grünholz bearbeiten" soll sicher nicht dein neuer Forumsname werden. Deswegen habe ich das mal freigegeben.

Aber trotzdem hier nochmal eine Erinnerung an die Forumsregeln: Wer sich wundert warum seine Beiträge nicht erscheinen sollte einen Blick in die Regeln werfen.
Hauptgrund für nicht freigegebene Beiträge sind im Moment - eigentlich wie immer - Hinweise auf Ebay oder seltsame Nicknames.

Viele Grüße,
Gerhard

albrecht
Beiträge: 16
Registriert: Do 23. Nov 2017, 18:37

Re: eine Grünholzschale

Beitrag von albrecht »


Hallo Gerhard,

mein Nickname ist albrecht. Normalerweise heiße ich Thomas mit Vornamen, aber da Thomas schon vergeben ist und ich dann Zahlen o.ä. hätte an meinen Nicknamen hängen müßen, habe ich albrecht gewählt ( mein zweiter Vorname).
Trotzdem danke für das Freigeben des Beitrages.

Grüße albrecht Thomas)

Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: eine Grünholzschale

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Thomas

Ich spannte das Teil auf den Kreuztisch und fräste mit einem Halbrundfräser R=12.5mm kräftig ins Volle, eigentlich hatte ich vor das Ganze Innere so zu fräsen, merkte aber dann, dass ich so zu ungenau fräse, man muss bedenken, als nächstes Werkzeug soll die Ziehklinge ran, da sollten die Ungenauigkeiten schon im Rahmen von einem Millimeter oder leicht mehr sein. Ja dann holte ich doch wieder den Woodcarver heraus und hatte so schnell das Innere der Schale so weit, das ich mit der Ziehklinge weiter machen konnte.Die Ziehklingen müsste ich unbedingt neu abziehen, das nasse Holz lies sich weniger gut bearbeiten, aber ich habs dann doch hinbekommen.
Bei diesem Vorgehen muss ich das Innere schon möglichst genau meinen Vorstellungen fertigen, daher die Ziehklinge oder besser gesagt der Schwanenhals, er bringt durch seine harmonischen Formen "Ruhe" in die Oberfläche, bei einer ähnlichen Arbeit sagte ich mal, ich hab jedes Mal den Eindruck, der Schwanenhals ist immer gerade für dieses Teil erfunden worden.
Dann spannte ich wieder einen Abfragefinger auf den Tisch, legte die Schale mit der inneren Fläche auf den Finger und fing von Hand an zu fräsen, in dem ich die Schale unter dem Fräser auf dem Finger rutschend fräste, ich stellte immer wieder neu bei, bis ich etwa bei einer Wandstärke von 4 bis 5mm angekommen war, die Füße sparte ich an vorher gekennzeichneten Stellen aus, als Fräser wieder der genannte Halbrundfräser, als nächstes kam mein alter Festo-Bandschleifer zum Zuge, ihn stelle ich rücklings auf den Tisch und benutze die Bandumführungsrolle als Schleifwalze, kann aber auch auf der Fläche schleifen, je nach dem die Stelle es gerade verlangt, eine Art schnell zu gewünschten Formen zu kommen.
In diesem Rohzustand wartete ich 5 Tage und bearbeitet innen und außen mit der Ziehklinge, mit Stechbeitel und Schnitzmesser, je nach Stelle und Form, auch der alte Festoschleifer ist da wieder dabei, so wird die Oberfläche immer besser, Schleifpapier nehme ich ganz zum Schluss, wenn die Formgebung abgeschlossen ist, hört sich alles etwas kompliziert an, mittlerweile geht das aber recht schnell, ein großer Lernfaktor ist da sicherlich vorhanden.
Das Fräsen von Hand unter dem laufenden Fräser praktizierte ich erstmals bei den kleinen Mulden, um die Hände weit vom Fräser weg zu haben, hab ich damals das Teil in ein längeres Brett gelegt, so hatten die Hände einen großen Abstand zum Fräser, im Nachhinein eine gute Art mich mit dieser Art vertraut zu machen.
Das ich von Hand unter dem Fräser arbeite, die Finger sind immer auf der gegenüberliegende Seite des Fräsers, die Zustellung halte ich bei 2-3 Millimeter, so dass der Fräser immer im mittleren Bereich der Fräsachse zum fräsen kommt, die seitlichen Kräfte sind dann nicht so groß.

Ich hoffe es ist zum Verstehen.

Gruß Franz


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