Spielgerät im Freien. Fragen zum Holzschutz

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Christoph Nowag
Beiträge: 838
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Spielgerät im Freien. Fragen zum Holzschutz

Beitrag von Christoph Nowag »


Guten Morgen,

für unsere Kinder haben wir eine Art Baumhaus/Schiff/Kletter/Schaukelkonstruktion bauen lassen, die seit Freitag in unserem Garten steht. Auch wenn ich dem Erbauer sehr traue, ist mir doch einige unklar:

Das Ganze ist aus Fichtenholz. An vielen Stellen wird das kein Problem werden, weil konstrukiver Wetterschutz vorhanden ist, an einigen schon, u.a. an den waagerechten Bohlen, auf denen man steht. Es gibt da bereits einige Risse, die nur darauf warten, mit (Regen-) Wasser gefüllt zu werden, damit sie losfaulen können. Sollte ich diese Risse auffüllen? Und wenn ja, mit was?

Der Zimmermann meinte, ich solle den ganzen Bau dreimal streichen mit einer Außenlasur, z.B. von Sikkensen. Reicht das wohl.

Das Ding ist zwar angeblich über 400 kg schwer muß aber noch einbetoniert werden. Mir wurde vorgeschlagen vier 40x40x40 Löcher zu graben. Da kommen dann die vier Beine, dick verpackt mit Dachpappe rein. Wäre das auch Eure Wahl gewesen oder gibt es andere Vorschläge?

Die ganze Konstruktion sollte ca. 10 Jahre bespielbar sein.

Viele Dank für Hinweise.
Christoph



Heinz Kremers
Beiträge: 2802
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Spielgerät im Freien. Fragen zum Holzschutz

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Christoph,

alles nicht imprägniert?? und dann im Erdbereich verbauen? Nein, das kann auch mit Pappe umwickelt kaum gutgehen. Schließlich läuft von oben Wasser zwischen Pappe und Holz und kann nicht abtrocknen!

Setz die Konstruktion auf Pfostenanker auf Betonsockel.

Die oberirdische Konstruktion sollte bei regelmäßiger Behandlung die 10 Jahre aushalten, bedarf aber einer regelmäßigen Sicht-Prüfung. Schließlich wird die Konstruktion mit zunehmendem Alter gefährdeter und gleichzeitig die Belastung durch die herangewachsenen Kinder größer!

Aber 400 kg mal einfach so bewegen? oder ist das Ganze zum auseinanderschrauben? Stell doch mal ein Bild ein.

Schönen Tag

Heinz



Christoph Nowag
Beiträge: 838
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Spielgerät im Freien. Fragen zum Holzschutz

Beitrag von Christoph Nowag »


Hallo Heinz,

vielen Dank für die Hinweise. So ähnlich denke ich mir das auch.

Und wg des Bewegens: Das ist das Problem der Zimmerleute. Und das sind kernige Kerle. Ich halte allerdings auch die 400 kg für etwas übertrieben. Und ein Bild kommt, sobald ich wieder Herr der Kamera bin.

Viele Grüße
Christoph


Christoph Nowag
Beiträge: 838
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Bilder

Beitrag von Christoph Nowag »

[In Antwort auf #43866]
Hallo,

zwei Bilder des Gebaus. Fertig ist das natürlich noch bei weitem nicht. Aber es reicht schon jetzt, dass große Tochter und der Papa ihren Spaß darauf haben.


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.

Vielleicht habt Ihr ja noch ein paar Hinweise.

Viele Grüße
Christoph



Heinz Kremers
Beiträge: 2802
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Bilder

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Christoph,

ich will Deinen Zimmerleuten ja nicht zu nahe treten, aber auf einem öffentlichen Spielplatz dürfte das Gerät nicht stehen! Ein Schaukelbalken darf nicht aus Kanthölzern sein, sondern muß ein Rundholz sein, was allerdings auf gleiches Maß gefräst sein darf. Gleiches gilt für die 4 "Beine". Ein Rundholz ist wesentlich belastbarer als ein Kantholz.

Ich will Dir das optisch ansprechende Spielhaus nicht schlechtreden, aber ich fürchte, daß das nicht hält, was Du Dir davon versprichst. Schau wirklich 2- 3-mal im Jahr genau hin und mach auch mal einen Belatungstest. Es wäre fatal, wenn einem Kind beim Schaukeln der Tragbalken bricht; der kommt dann nämlich ziemlich genau Richtung Kopf hinterher! Ich hätte für die Beine 10er Rundholz und für den Tragbalken mindestens 12er Rundholz genommen. Du willst ja auch mal schaukeln und vielleicht mit Kind/Frau auf dem Schoß drauf sitzen und leicht wippen! Bei mir stand so ein Schaukelgerüst aus salzimprägniertem Holz. Das hat (nur eingegraben) knapp 15 Jahre gehalten - dann waren die Kinder groß und die Balken so, daß die Sache mir zu gefährlich wurde.

Gruß

Heinz



StefanK
Beiträge: 82
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Warum denn kein Kantholz als Tragbalken?

Beitrag von StefanK »


Hallo Heinz,

Du schreibst, dass ein Rundholz wesentlich belastbarer sei als ein Kantholz. Warum?

Man kann das meiner Meinung nach nicht verallgemeinern, aber zumindest für den Tragbalken, der an dem Gerüst oben wie eine Art Firstpfette herausragt, sollte der rechteckige Querschnitt schon die optimale Wahl sein! Das hängt mit dem Flächenträgheitsmoment zusammen, bei dem die Höhe viel stärker eingeht als die Breite ((1/12)*Breite*Höhe^3). Für einen runden Querschnitt gilt: (1/4)*PI*R^4.
Nach den Bildern würde ich auf 8*20 tippen, aber nehmen wir mal an, der Tragbalken sei ein 6*16er Kantholz. Dann errechnet sich das Flächenträgheitsmoment zu 6*16^3/12 = 2048 cm^4
Für Dein vorgeschlagenes 12er Rundholz würde sich folgendes FTM ergeben: 3,1416*6^4/4 = 1017,88 cm^4.

Das Flächenträgheitsmoment des Kantholzes ist also um einiges größer und daher ist der Querschnitt so schon gut gewählt...

Bei den Stützen muss man beachten, in welche Richtung diese belastet werden und aufpassen, dass nichts wegknicken kann oder dergleichen. Aber auch hier spricht erstmal nichts gegen Kanthölzer! (meiner Meinung nach)

Eine andere Geschichte ist dann sicher noch die Haptik und dass man sich an dem eckigen Querschnitt des Kantholzes sicher eher verletzen kann als an einem Rundholz.

Ich glaube nicht, dass man diese Aussage "ein Rundholz ist wesentlich belastbarer als ein Kantholz" so stehen lassen kann.

Viele Grüße
Stefan

PS: Ich lasse mich auch gerne eines Besseren belehren, da ich kein Bauingenieur bin und nicht weiß, welche Faktoren da noch alle mit hineinspielen mögen. Aber vom mechanischen Standpunkt aus sollte obige Überschlagsrechnung auf jeden Fall richtig sein...

PPS: Warum werden denn auch beim Dach immer Kanthölzer als Sparren und Pfetten genommen und keine Rundhölzer? :-)



Joachim Butz
Beiträge: 52
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Warum denn kein Kantholz als Tragbalken?

Beitrag von Joachim Butz »


Hallo,
.. beim Schaukeln treten aber größtenteils dynamische Kräfte auf, deren Richtung in den seltesten Fällen mit der Hauptrichtung des Tragbalkens übereinstimmen wird. Man müsste dann zur Berechnung den ungünstigsten Fall annehmen - Schaukel waagerecht in Richtung der kleineren Balkenachse. --> dann ist das Rundholz wieder im Vorteil.

Gruß Jo



Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Bilder, Konstruktion

Beitrag von Walter Heil »

[In Antwort auf #43872]
Hallo Christoph,

Du hast den Zimmermann hoffentlich noch nicht vollständig bezahlt. Ich bin zwar kein Zimmermann, aber für die Konstruktion des Bodens würde ich ihm erheblich Punkte abziehen. Die beiden Balken, die die Bodenbretter tragen, hat er von unten statt von oben an die schrägen Pfosten angeschraubt. Auf so eine Idee muss man erst mal kommen! Wenn Du auf diesem Boden stehst, dann hast Du Dich ein paar Nägel anvertraut, die auch noch auf Zug beansrucht sind, wenn Du Glück hast, ein paar Schrauben.

Die beiden Leistchen zur Stabilisierung in Giebelrichtung sind rührend. Hat das wirklich ein Zimmermann gemacht?

Wenn der stark auskragende First zur Aufnahme von Schaukeln dienen soll, dann must Du die Pfosten auf genügend schwere Fundamente setzen und mit Zuganker befestigen oder auf Diät achten sonst kann es passieren, dass Du beim Schaukeln eine unfreiwillige Landung machst.

Gruß, Walter


Jürgen zur Horst

Re: Bilder

Beitrag von Jürgen zur Horst »

[In Antwort auf #43872]
Hallo Christoph,

ich würde die Zimmerleute vor der Bezahlung probeschaukeln lassen. Wenn die Schaukel an der freien Arm hängt, wird sich der Balken hin- und herbewegen. Kinder lieben es außerdem auf den Schaukelgerüste zu hüpfen und sie in Querschwingung zu versetzen. Da sehe ich bei der Konstruktion schwarz. Ich kann die Verbindung nicht erkennen. Sind da 10er Bolzen mit Mutter verwendet worden? Spaxe wären mir zu mickrig.

Tschüß Jürgen


Joachim Butz
Beiträge: 52
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Bilder

Beitrag von Joachim Butz »

[In Antwort auf #43872]
Hallo,
ich hab' mir die Bilder jetzt schon mehrmals angesehen. Wenn die Perspektive nicht extrem täuscht, scheint's mir fast in allen sicherheitsrelevanten Teilen etwas unterdimensioniert.
Bis auf das "Dächlein" existiert, wie Walter Heil schon andeutete, praktisch keine Diagonalaussteifung. Beim Schaukeln wird sich die Konstruktion verdrehen, das heißt es kommt Zug in die Auflager, der meines Erachtens durch das Eigengewicht nicht abgedeckt ist.
Würde man nicht schaukeln, statt dessen ein Kletterseil u. eine Strickleiter anbringen, das "Dach" als Scheibe weiter herunterziehen, den Zwischenboden etwas verstärken, das Sportgerät somit etwas mehr zum Häuschen machen..



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