Erfahrungsbericht Stuhlbaukurs
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Erfahrungsbericht Stuhlbaukurs
Hallo zusammen,
ich war eine Woche zum Stuhlbaukurs bei Mike Abbott in den englischen Midlands. Mit nur vier Teilnehmern haben wir eine Woche lang mit Handwerkzeugen einen Stuhl gebaut.
Der Kurs fand überdacht aber an der frischen Luft statt. Den Stuhl haben wir aus grünem Eschenholz gebaut, das in diesem Winter gefällt worden ist. Vor dem Kurs sind die Stämme nochmal gewässert worden.
Die Komponenten für den Stuhl haben wir durch Spalten gewonnen. Für mich war es überraschend, dass man das Holz gerade für die kurzen Stücke mit sehr wenig Zulage zu den Zielmaßen spalten kann. Wir haben mit verschieden großen Schindelmessern gearbeitet und gelernt, wie man den Verlauf des Risses beim Spalten steuern kann. Mike hat uns immer wieder ermuntert Fehler zu machen, was das Lernen nochmal verbessert hat.
Die Einzelteile wurden mit Ziehmesser auf Maß gebracht. Die hinteren Beine, die Rückenrippen, sowie die Lehne und das Querholz darunter wurden nach Erwärmen mit Wasserdampf gebogen und über Nacht in eine Trockenkammer gelegt. Letzteres ist nur im Kontext eines Kurses notwendig. Man könnte die auch in der Wohnung trocknen lassen.
Nach dem Biegen wurden die Teile mit einem Schweifhobel gesäubert. Ich habe meinen Stuhl so belassen, andere haben Sandpapier verwendet, um die Oberfläche zu glätten.
Alle Holzverbindungen sind als Zapfenverbindung erstellt und werden nicht verleimt, sondern werden nur gesteckt. Die 2,5 cm Zapfen haben soviel Reibung, dass wir nach dem zusammenstecken daran Klimmzüge machen konnten. Da die Beine dicker sind, trocknen diese langsamer als die Stege und Zargen. Die Verbindung wird also noch etwas stärker. Es gibt nur eine Ausnahme: die Lehne wurde mit zwei kleinen Holznägeln fixiert.
Die Sitzfläche haben wir mit dänischer Papierschnur gewebt. Das war deutlich einfacher als ich erwachtet habe. So sieht dann der fertige Stuhl aus.
Die anderen Teilnehmer haben sich für andere Muster entschieden, die mir auch gut gefallen haben.
Spannend war auch noch das Ablängen der Beine. Wir haben verschieden starke Bretter unter die vorderen Stuhlbeine gelegt und mit Sitzproben unseren Lieblingswinkel ermittelt.
Viele Grüße
Sebastian
ich war eine Woche zum Stuhlbaukurs bei Mike Abbott in den englischen Midlands. Mit nur vier Teilnehmern haben wir eine Woche lang mit Handwerkzeugen einen Stuhl gebaut.
Der Kurs fand überdacht aber an der frischen Luft statt. Den Stuhl haben wir aus grünem Eschenholz gebaut, das in diesem Winter gefällt worden ist. Vor dem Kurs sind die Stämme nochmal gewässert worden.
Die Komponenten für den Stuhl haben wir durch Spalten gewonnen. Für mich war es überraschend, dass man das Holz gerade für die kurzen Stücke mit sehr wenig Zulage zu den Zielmaßen spalten kann. Wir haben mit verschieden großen Schindelmessern gearbeitet und gelernt, wie man den Verlauf des Risses beim Spalten steuern kann. Mike hat uns immer wieder ermuntert Fehler zu machen, was das Lernen nochmal verbessert hat.
Die Einzelteile wurden mit Ziehmesser auf Maß gebracht. Die hinteren Beine, die Rückenrippen, sowie die Lehne und das Querholz darunter wurden nach Erwärmen mit Wasserdampf gebogen und über Nacht in eine Trockenkammer gelegt. Letzteres ist nur im Kontext eines Kurses notwendig. Man könnte die auch in der Wohnung trocknen lassen.
Nach dem Biegen wurden die Teile mit einem Schweifhobel gesäubert. Ich habe meinen Stuhl so belassen, andere haben Sandpapier verwendet, um die Oberfläche zu glätten.
Alle Holzverbindungen sind als Zapfenverbindung erstellt und werden nicht verleimt, sondern werden nur gesteckt. Die 2,5 cm Zapfen haben soviel Reibung, dass wir nach dem zusammenstecken daran Klimmzüge machen konnten. Da die Beine dicker sind, trocknen diese langsamer als die Stege und Zargen. Die Verbindung wird also noch etwas stärker. Es gibt nur eine Ausnahme: die Lehne wurde mit zwei kleinen Holznägeln fixiert.
Die Sitzfläche haben wir mit dänischer Papierschnur gewebt. Das war deutlich einfacher als ich erwachtet habe. So sieht dann der fertige Stuhl aus.
Die anderen Teilnehmer haben sich für andere Muster entschieden, die mir auch gut gefallen haben.
Spannend war auch noch das Ablängen der Beine. Wir haben verschieden starke Bretter unter die vorderen Stuhlbeine gelegt und mit Sitzproben unseren Lieblingswinkel ermittelt.
Viele Grüße
Sebastian
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- Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21
Re: Erfahrungsbericht Stuhlbaukurs
Hallo Sebastian,
alle Achtung! Die Resultate können sich sehen lassen. Sehr schöne Bilder! Gefällt mir ausgesprochen gut. Viel Freude mit deinem selbst gebauten Stuhl.
Wirst du jetzt noch mehr Stühle dieser Art bauen? Vielleicht noch 3 oder 5, um damit einen Esstisch zu "bestuhlen"?
Oder bleibt es bei diesem wunderschönen Einzelstück?
Gruß
Bernd
alle Achtung! Die Resultate können sich sehen lassen. Sehr schöne Bilder! Gefällt mir ausgesprochen gut. Viel Freude mit deinem selbst gebauten Stuhl.
Wirst du jetzt noch mehr Stühle dieser Art bauen? Vielleicht noch 3 oder 5, um damit einen Esstisch zu "bestuhlen"?
Oder bleibt es bei diesem wunderschönen Einzelstück?
Gruß
Bernd
Re: Erfahrungsbericht Stuhlbaukurs
Hallo Sebastian,
Stuhlbau, eine besondere Disziplin des Holzwerkens. Da scheint ein guter Lehrmeister sein Wissen im Kurs weitergegeben zu haben. Das Ergebnis kann sich jedenfalls sehen lassen. Würde mich mal interessieren, wie sich freies und gebundenes Wasser weiterhin verhalten.
Well done!
Stuhlbau, eine besondere Disziplin des Holzwerkens. Da scheint ein guter Lehrmeister sein Wissen im Kurs weitergegeben zu haben. Das Ergebnis kann sich jedenfalls sehen lassen. Würde mich mal interessieren, wie sich freies und gebundenes Wasser weiterhin verhalten.
Well done!
Herzliche Grüße
Uwe
Uwe
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Re: Erfahrungsbericht Stuhlbaukurs
Sehr interessant, insbesondere die Erfahrungen mit dem Spalten des Grünholzes.
Ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Vorfahren sehr viel mühevolle Längsschnitte durch geschicktes Spalten erspart haben.
Zusätzlich entsteht der Vorteil, dass die Fasern optimal zur Längsachse des Werkstückes verlaufen.
Grüße, Christof.
Ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Vorfahren sehr viel mühevolle Längsschnitte durch geschicktes Spalten erspart haben.
Zusätzlich entsteht der Vorteil, dass die Fasern optimal zur Längsachse des Werkstückes verlaufen.
Grüße, Christof.
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Re: Erfahrungsbericht Stuhlbaukurs
Hallo,
@alle vielen Dank für die Rückmeldungen.
@Bernd ja ich möchte noch mehr Stühle dieser Art bauen. Die gefallen mir etwas besser als die Windsor bzw. Stick Chairs, von denen ich ja auch schon mal einen gebaut habe. Ich möchte auch noch etwas mehr über das Flechten lernen. Hier gibt es in Deutschland jede Menge Adressen und auch Kursangebote.
@Christoph
So hat man uns das auch erklärt. Wenn Beine und Sprossen genau dem Faserverlauf folgen, insbesondere wenn die auch noch gebogen werden, sind diese deutlich stabiler.
Viele Grüße
Sebastian
@alle vielen Dank für die Rückmeldungen.
@Bernd ja ich möchte noch mehr Stühle dieser Art bauen. Die gefallen mir etwas besser als die Windsor bzw. Stick Chairs, von denen ich ja auch schon mal einen gebaut habe. Ich möchte auch noch etwas mehr über das Flechten lernen. Hier gibt es in Deutschland jede Menge Adressen und auch Kursangebote.
@Christoph
So hat man uns das auch erklärt. Wenn Beine und Sprossen genau dem Faserverlauf folgen, insbesondere wenn die auch noch gebogen werden, sind diese deutlich stabiler.
Viele Grüße
Sebastian
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Re: Erfahrungsbericht Stuhlbaukurs
Hallo Sebastian,
der Stuhl ist wunderschön geworden. Ein tolles Möbel.
Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass er sehr leicht ist.
Das einzige, was mich stört, ist, dass die vorderen Streben sehr tief sind, so dass die Füssen nicht unter die Sitzfläche geschoben werden können.
Fragen:
Könnte man die vorderen Streben höher positionieren? Habe ich bei anderen Bauarten schon gesehen.
Der Stuhl ist aus Grünholz hergestellt.
Das Holz wird also noch schwinden und da die dünnen Streben wie du schon schriebst schneller trocken als die dickeren Beine müssten sich die nur gesteckten Verbindungen doch eigentlich lösen, oder?
Hattet ihr eine Schnitzbank (Hoazlbank)für die Arbeiten mit dem Ziehmesser?
Sind die Verbindungen konisch gearbeitet?
Viele Grüße
Markus
der Stuhl ist wunderschön geworden. Ein tolles Möbel.
Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass er sehr leicht ist.
Das einzige, was mich stört, ist, dass die vorderen Streben sehr tief sind, so dass die Füssen nicht unter die Sitzfläche geschoben werden können.
Fragen:
Könnte man die vorderen Streben höher positionieren? Habe ich bei anderen Bauarten schon gesehen.
Der Stuhl ist aus Grünholz hergestellt.
Das Holz wird also noch schwinden und da die dünnen Streben wie du schon schriebst schneller trocken als die dickeren Beine müssten sich die nur gesteckten Verbindungen doch eigentlich lösen, oder?
Hattet ihr eine Schnitzbank (Hoazlbank)für die Arbeiten mit dem Ziehmesser?
Sind die Verbindungen konisch gearbeitet?
Viele Grüße
Markus
Instagram: https://www.instagram.com/holz_schrat
Re: Erfahrungsbericht Stuhlbaukurs
oh, um den Kurs bin ich dir echt neidisch! Wer weis, wie lange er das noch macht ...
Frage: wie hat er das Holz vor dem Kurs gewässert? Ganze Stämme oder Bloche in einem Wasserbecken aus Beton?
Hintergrund: ich frage mich auch wie wir Stämme über längere Zeit hinweg in Wasser lagern könnten.
Bislang denke ich an Tröge für Tiere (wir haben ein paar alte, ca. 60x50x400cm aus Fichtenbohlen), könnte man auch größer bauen ...
Frage: wie hat er das Holz vor dem Kurs gewässert? Ganze Stämme oder Bloche in einem Wasserbecken aus Beton?
Hintergrund: ich frage mich auch wie wir Stämme über längere Zeit hinweg in Wasser lagern könnten.
Bislang denke ich an Tröge für Tiere (wir haben ein paar alte, ca. 60x50x400cm aus Fichtenbohlen), könnte man auch größer bauen ...
Re: Erfahrungsbericht Stuhlbaukurs
Falls nicht bekannt: Mike Abbott hat einige Bücher geschrieben (https://goingwiththegrain.org/books-by-mike-abbott/) die viele Fragen zu seinen Stühlen beantworten und u.a. das "Abbott Horse" erfunden - eine Schnitzbank, zusammengeschraubt aus Bauholz/Staffeln. Ich habe vor etwa 10 Jahren so eine gebaut: sie verzieht sich unter Last, aber sie hat es bislang überlebt, obwohl sie einige Jahre ohne Dach gestanden ist.MarkusB hat geschrieben: ↑Mi 21. Aug 2024, 12:37 Der Stuhl ist aus Grünholz hergestellt.
Das Holz wird also noch schwinden und da die dünnen Streben wie du schon schriebst schneller trocken als die dickeren Beine müssten sich die nur gesteckten Verbindungen doch eigentlich lösen, oder?
Hattet ihr eine Schnitzbank (Hoazlbank)für die Arbeiten mit dem Ziehmesser?
Sind die Verbindungen konisch gearbeitet?
Re: Erfahrungsbericht Stuhlbaukurs
So wie er auch. In einer alten Badewanne. Zu sehen auf seiner Webseite und Book Upadtes.Lukas M. hat geschrieben: ↑Do 22. Aug 2024, 00:49 oh, um den Kurs bin ich dir echt neidisch! Wer weis, wie lange er das noch macht ...
Frage: wie hat er das Holz vor dem Kurs gewässert? Ganze Stämme oder Bloche in einem Wasserbecken aus Beton?
Hintergrund: ich frage mich auch wie wir Stämme über längere Zeit hinweg in Wasser lagern könnten.
Bislang denke ich an Tröge für Tiere (wir haben ein paar alte, ca. 60x50x400cm aus Fichtenbohlen), könnte man auch größer bauen ...
Grüße Wolfgang