Schärfen auf europäisch?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Bob
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Re: Schärfen auf europäisch?

Beitrag von Bob »

Hallo Friedrich,
danke für die Erklärung, das klingt einleuchtend. Jetzt muss ich beim Strandspaziergang nicht mehr so auf die Steine schielen! :lol:

Viele Grüße,

Bob
Fabi
Beiträge: 135
Registriert: So 5. Sep 2021, 14:39
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Re: Schärfen auf europäisch?

Beitrag von Fabi »

Moin zusammen :-)

Der Wästikivi, ich musste ihn einfach mal ausprobieren.
Der Steinmetz hat mir zwei weitere Steine in das Päckchen gelegt, mit der Bitte sie mal für Werkzeug aus zu probieren.
Der Wästikivi wird mit Körnung 600-1000 angegeben.
Dazu kam ein 'Orivesi' 2500-3000 und einer ca. 5000.

Ich habe mir die Zeit genommen sie ausführlich zu testen.

Mit dem ganz feinen bin ich nicht so gut zurechtgekommen. Ich habe es (noch) nicht geschafft ihn auf seiner gesamten Fläche ab zu richten. Er ist an einer Stelle etwas rauh, und die Klingen neigen zum festsaugen, wie es auch bei harten Wassersteinen vorkommt. Friedrichs Trick mit einer Rasterung habe ich (noch) nicht ausprobiert. Und irgendwie brauche ich einen so feinen Stein eigentlich nicht wirklich für mein Werkzeug. In der Küche ist er allerdings besonders am Fischmesser nützlich.
Zu Natursteinen habe ich den Verglich zum Roszutec: dieser klebt weniger, ergibt aber eine weniger feine, weniger polierte Schneide.

Die zwei anderen Steine nutze ich inzwischen regelmässig - besonders auf der Baustelle kommen sie täglich zum Einsatz.

- Was mir am besten gefällt, ist dass sie in der Körnung 'flexibel' sind: Mit viel Wasser und Druck arbeiten sie der Körnung entsprechend. Mit weniger Wasser und weniger Druck ergeben sie ziemlich fein polierte Schneiden. Bei Stemmeisen für gröbere Zimmererarbeiten finde ich ich den Wästikivi ausreichend. Auf dem 2500er Orivesi abgezogen entstehen fein polierte Schneiden, die Fichten Hirnholz (fast) ausriss-frei schneiden - was will man mehr?
Auch zum Hobeln reicht mir die entstanden Schärfe, solange es nicht 'kompliziertes Holz ist. Für sehr feine Arbeiten, wie beim Schnitzen kommt zum Schluss noch Leder mit Sic-Paste dazu.
- Sie kommen mit sehr wenig Wasser aus. Draufspucken (ein Schluck Tee aus der Thermos geht auch :-) und los funktioniert wirklich. Da sie in meine Metertasche passen kann ich sie also auch bei -20°C benutzen - kein Problem mit Eis.
- Sie sind sehr hart und müssen nicht ständig abgerichtet werden. Besonders auf der Baustelle ein echter Vorteil. Sie können dort ein paar Tage im regelmässigen Einsatz sein, bevor ich sie zum Abrichten nach Hause zu flüssig Wasser bringe.
- Auch wirklich unglücklich geführte, schmale Stemmeisen tuen ihnen keinen Schaden an.
- Langzeiterfahrung habe ich noch keine, aber ich gehe davon aus, dass sie extrem Langlebig sind. Ich würde mich wundern, wenn ich den feinen noch einmal nachkaufen muss. Der Wästikivi ist etwas dünner, mal schauen.
- Mir gefällt das Arbeiten mit ihnen. Sie fühlen sich gut an, klingen gut und sehen schön aus. Echte Handarbeit mit einem Naturmaterial - mir gefällt das.

Die Härte bringt natürlich beim Abrichten Herausforderung mit sich. Der Orivesi war nicht 100% plan. Auf dem Kollenrotschen Klinker war es nicht wirklich möglich, auf Schleifpapier (Mirka schwarz) mit Geduld möglich. Das Schleifpapier bleibt dabei erstaunlich lange griffig. Seit dem sie einmal wirklich flach sind habe ich folgende Methode für mich gefunden:
Erst meinen Shapton 220 auf Klinker, dann die Natursteine am Shapton. Damit komme ich gut zurecht und es dauert keine zwei Minuten.
Sie sind zum Schärfen aber nicht so schnell und effektiv wie die meisten Japanischen Wassersteine die ich kenn.
Wenn in der Klinge ein Ausbruch o.ä ist, dann dauert es auf dem Wästikivi länger als auf meinen Japanischen 1000er Steinen. Da kommt mein 220er Kunststein zum Einsatz. Vielleicht wäre ein etwas feinerer, Körnung 300-500 gut.

Das ist im Moment alles, was mir in den Sinn kommt.

Ein gemütliches Wochenende Euch allen!
chschmitz
Beiträge: 35
Registriert: Fr 29. Apr 2022, 22:42

Re: Schärfen auf europäisch?

Beitrag von chschmitz »

Hallo,

ist vielleicht ein bisschen off topic, aber hier gibt's ein Video, wo gezeigt wird, wie man früher (der Film ist von 1971, der Abbau von Hand scheint mir aber damals schon "von früher" gewesen zu sein) in der Eifel Schleifsteine von Hand abgebaut hat - also die riesigen, tonnenschweren Teile, die man z. B. in der Solinger Schneidwarenindustrie verwendet hat:

https://youtu.be/HtNLEYQnFRs?si=Yvv59WFJMRhwbRfu

Ob man diesen Sandstein auch als Bankstein verwendet hat, weiß ich leider nicht.

Viele Grüße
Christoph
Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Schärfen auf europäisch?

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

Hallo,
ja, das ist ein toller Film, einfach erstaunlich, was mit ganz einfachen Hilfsmitteln aber viel Geschick und Fleiss möglich ist.
Solche großen Steine wurden in den Schleifereien z.B. für Messerklingen, Industriemesser usw. eingesetzt, die Schleifer lagen über dem langsam drehenden, nassen Stein. Das Werkstück wurde freihändig über den Stein geführt. Ich habe mal ein Bild gesehen, da hatte ein Schleifer seinen Hund auf dem Rücken liegen, der hielt ihn warm.

Diese Handwerker haben wirklich allen Respekt verdient.

Aber um zum Theme des threads zurückzukommen: Das waren Sandsteine, aus rundgeriebenen Körnern (Sediment) und entsprechend stumpf, von der Abtragsleistung moderner Schleiftechnik weit entfernt. Vielleicht war das in mancher Hinsicht besser.

Grüße, Friedrich
Tom Priet
Beiträge: 22
Registriert: Sa 29. Sep 2018, 21:13

Re: Schärfen auf europäisch?

Beitrag von Tom Priet »

Hallo zusammen,

ich besitze ein paar gute Thüringer und Franken (also um Sonneberg abgebaut) und die Steine geben eine sehr gute, feine Schneide, je heller der Schiefer ist, desto besser.

Außerdem habe ich eine Thüringer Forelle, das ist ein regionaler Novaculit (wie Arkansas), auch nicht schlecht.

Alte Wetzsteinbrüche (Schiefergebirge) lohnen sich, ich habe meine Steine alle selbst gesammelt.

Nur im niedrigeren Körnungsbereich habe ich keinen Naturstein.
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